Beiträge von Maarten

    Kap. 18-24...

    Zitat

    Drei Monate später war Lieselotte verheiratet, natürlich nicht wegen des motorisierten Versprechens, sondern weil sie endlich eine weitere Ausbildung in Hamburg beendet hatte.

    Während Lieselotte bei Berta eine Ausbildung von einer Frau für Frauen genossen hatte und es Almut war, die sie gefördert hatte, begibt sie sich jetzt in eine Männerwelt. Die Ausbildung wird von ihrem Onkel bezahlt, ein Kredit, den sie zurückzahlen muss. Es ist eine Ausbildung beim großen Rudolf, Rudolf Laban (Laban). Sie lebt in Hamburg bei seinem Bruder und hilft dafür in der Hauswirtschaft. Sie heiratet dann Erwin, weil ... eine Ausbildung geendet hatte. Das alles passiert, als der Gagat verschwunden ist.


    Zitat

    Es war schade, aber Else hatte sich entfernt.

    Für mich sieht es so aus, als wäre es genau andersherum.


    Zitat

    Seit sie wieder in Hannover war, hatte sie beschlossen, sich häufiger um Else zu kümmern. Das Uferlose in ihrer Art beunruhigte sie.


    Mir kommt es so vor, als wäre es vielmehr Lotte, die weiterhin die Unterstützung von Else braucht. Auf eine ganz andere Art.

    Lotte lernt Aenne Heise kennen (sie ist eine historische Person), gleichzeitig taucht hin und wieder der Gagat wieder auf. Aenne Heise hat braune Augen und nennt Lieselotte Lilo.

    Ansonsten bin ich gespannt, auf ein späteres Treffen zwischen Lieselotte und Irma Dorn.
    Ich finde ihre Frage spannend: Dem bergeversetzenden Glauben von der Macht des Tanzes sind nun also auch Sie verfallen?
    Das kann ein interessantes Treffen werden...

    Und bei einem Buch von einer 42er-Autorin halte ich natürlich die Augen auf:
    ... - Alice im Wunderland.
    Ehrfürchtig schob Lieselotte die Fahrstuhltür zu und drückte auf die Ziffer Vier.
    ...
    Zwei Hosenbeine über glänzenden Schuhen fuhren senkrecht in die Tiefe.
    8)

    Ich bin mit diesem Abschnitt auch noch nicht durch, möchte aber auch schon mal was dazu schreiben, weil für mich mit Kapitel 17 sowas wie ein erster Teil zu enden scheint und mit Kapitel 18 ein Sprung stattfindet.

    Zunächst ein paar Worte zur Gagat-Brosche. Sie passt so wunderbar in diese Geschichte:

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    Das daumennagelgroße Oval aus schwarzem Gestein mit Anstecknadel hatte sie bekommen, kurz bevor sie zu den Brostels zog. "Großmamas Auge", hatte Mutter gesagt, "vielleicht wacht es besser über dich als ich." Selten hatte die Mutter so warme Worte für sie übriggehabt.


    Nichts braucht Lieselotte wohl weniger, als "Großmamas Auge", ein Edelstein aus Braunkohle im Übergang zur Steinkohle der über ihren rechten Weg wacht. Ein Trauerstein. Was für eine Last. Er symbolisiert für mich ihr Leben im Umgang mit den erstarrten Gepflogenheiten der Gesellschaft und den Erwartungen der Familie.

    Sie verliert den Stein kurz nach der Kussszene mit Berta, bekommt ihn aber verbunden mit einer Lügengeschichte wieder zurück.
    Um ihn dann später mit einem sehr aufrichtigen Brief Berta zu geben. Sie vertraut sich damit Berta an, scheint damit aber auch die Verantwortung für sich selbst an Berta zu übertragen.
    Die offensichtlich nicht in der Lage ist damit umzugehen. Eigentlich genau das Gegenteil will, sie als Nachfolgerin von sich selbst sieht.

    Berta ist in dieser Situation überfordert. Wie heißt es schon bei den Schulstunden? Auf Irma Dorn ist Verlass, es ist Berta, die die Einsätze verpasst und auf Improvisation angewiesen ist. Mit Harschheit ihre Unsicherheit überspielt. So auch hier.
    (Irma Dorn hingegen lässt mit ihrer Art alles in einem besseren Licht erscheinen (auch Lottes Prüfung)).

    Ab Kapitel 11 wechselt die Erzählstimme häufiger weg von Lieselotte, wir bekommen mehr Einblicke in die Beziehung zwischen Berta und Dorothea. Dabei wird deutlicher, dass auch Berta in einem Korsett feststeckt. Das Buch auf dem Kopf, mit dem sie ihre Haltung bewahren möchte, sichert ihr keine ewige Jugend. Die Grenzen ihres Körpers werden deutlicher und damit auch die Grenzen ihres Lebensentwurfs, der so stark auf Haltung fixiert ist.

    Großmamas Auge verbleibt derweil in ihrem Besitz...

    Ich bin jetzt auch durch die ersten 10 Kapitel durch und es hat mir sehr gefallen.

    Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

    Die Sequenz der Erzählung fand ich bisher sehr gelungen. Der Prolog greift ja erst mal weit vor und lässt auch schon einiges für die Zeit nach der Denunziation erahnen.
    Wie die Sequenz in den Kapiteln danach dann erst mal ist, kann ich im Nachhinein nicht wirklich sagen, sie war jedenfalls nicht chronologisch, sondern zumindest durchsetzt mit Rückblenden. Ich müsste es nochmal nachlesen, um es für mich zu ordnen, aber jedenfalls: Für mich war das sehr gelungen. Es wirkte auf mich erst mal, als ginge es vor und zurück, wie es ja auch bei Lieselotte vor und zurück geht in ihrer Erkenntnis, wie sie jetzt zu Berta steht. Eine verschlungene Erzählung, die mich aber nie verwirrt hat, sondern sehr gut Personen und Situationen (trotz auktorialer Erzählstimme fast immer aus Lieselottes Sicht meine ich) nahegebracht hat.

    Der Höhepunkt in diesen ersten 10 Kapiteln war für mich der Kuss vor der Windmühlendiele. Wunderbar beschrieben diese Szene, die mich als Leser genauso verwirrte, wie sie Lieselotte verwirrte. War sie real oder nur ein Wunschtraum? Ist sie wirklich geküsst worden? Nun, der Kuss war wohl echt, aber von Berta wird er wohl vollkommen anders intendiert gewesen sein, als von Lieselotte erhofft. Eher eine Art Erweckungskuss, in dem eine gewisse Verbundenheit und Ermutigung liegt, aber auf eine ganz andere Art als von Lieselotte interpretiert.

    Mir scheint Berta erkennt in Lieselotte sehr viel von sich selbst. Diese Härte der Haltung. Die beiden sind sich in vielem ähnlich und sie werden sich womöglich nie mehr so nahe sein, wie in diesem kurzen Moment. In dem wir nicht ganz wissen, was Berta wirklich zu Lotte gesagt hat. In dem Lotte auch nicht wirklich weiß, was Berta zu ihr gesagt hat.
    Diese kurze Szene der Annäherung, die aber dazu führt, dass Lieselotte anders abbiegt, einen anderen Weg geht, als Berta ihn in ihrem eigenen Leben gegangen ist.

    Berta, die auf eine ganz andere Art den äußeren Anschein wahrt, als Lieselotte das tut. Berta schafft sich mit ihrer harschen Art, ihrer Haltung eine Umgebung, in der sie ihren Willen durchsetzen kann. Sie selbst ist Frau, die anderen bleiben Fräuleins. Sie macht das über Diziplin und Führung der anderen und sehr viel über Körperlichkeit, zum Teil auch auf eine Art, die ich als verbissen empfinde. Es scheint mir auch eine Rolle zu sein, in der sie in gewissem Sinne gefangen ist, die ihr aber die Möglichkeit gibt, auf eine andere Art mit sich selbst im Reinen zu sein. Sie definiert die Gesetze, die in ihrer Umgebung gelten. Das zwingt sie allerdings in die Rolle, diese auch durchzusetzen.
    Und sie glaubt die Veranlagung für diesen Weg auch in Lieselotte zu sehen.

    Lieselotte ist fasziniert von Berta, ihren Augen und ihrer Möglichkeit die Welt für sich passend zu gestalten. Sie selbst gestaltet ihre Welt aber nicht, ordnet sich ihr vielmehr unter. Die eiserne Disziplin, die Berta in ihr sieht, richtet sie gegen sich selbst. Sie diszipliniert sich in die Welt, wie sie von außen vorgegeben wird, hinein, akzeptiert die Anforderungen, die an ihr gestellt werden. Deswegen benötigt sie Berta. Sie sieht sich nicht in der Lage, ihre Umgebung selbst zu gestalten, braucht in Berta eine Partnerin, die das für sie passend macht.

    Der Kuss scheint mir eine Wende zu sein. Aus Sicht von Berta ein Kuss der Erweckung, ein Stups in die richtige Richtung. Der Lieselotte aber komplett aus der Bahn wirft.

    Neben Berta und Lieselotte gibt es noch viele andere spannende Personen. Irma Dorn hat offensichtlich für sich eine ganz andere Lösung gefunden als Berta und Lieselotte. Fräulein Bragge ebenfalls (Dorothea? Den Vornamen habe ich gerade nicht präsent).
    Die Eltern von Lieselotte geben sie quasi als Tochter weg, obwohl sie ihr einziges verbliebenes Kind ist (3 verstorbene Brüder). Lieselotte gilt als arm und bürgerlich, dabei wächst sie bei Onkel und Tante auf, die selbst keine eigenen Kinder haben und gutsituiert sind.
    Else Marie finde ich ebenfalls eine sehr interessante Person.

    Das Buch spielt in diesen ersten Kapiteln in den 20ern und schafft es sowohl diese Zeit (von der ich nur wenig weiß und die fast 100 Jahre her ist) in meiner Vorstellung aufleben zu lassen als auch gleichzeitig sehr aktuell zu wirken. Sprachlich wie thematisch.

    Ich freue mich schon auf den nächsten Teil...

    Ich habe mich bisher ja nicht für diese Leserunde angemeldet und weiß auch nicht, ob ich es zeitlich untergebracht bekomme. Aber tatsächlich lese ich auch gerade den 1. Teil und ich versuch's mal, ob ich es hinbekomme.

    Kurz zum Prolog:
    Ich hasse Prologe geradezu. Sie sind meist fürchterlich schlecht und stereotyp geschrieben. Irgendwas mit einer anonymen Person, die irgendwas Schreckliches macht oder so. Solche Bücher schlage ich dann direkt zu.

    Deswegen war ich so überrascht hier einen zu lesen, der mir richtig gut gefallen hat

    Zitat

    Die Luft war gesättigt vom Duft der Auspuffgase. Dem Geruch der Zukunft. Ihrer Zukunft. Einer Zukunft ohne Berta.

    Das verspricht einiges.
    Da lese ich gerne weiter.

    Kurze Ergänzung zu dem Vorherigen:
    Bei einem Buch wie diesem, frage ich mich wieviel in der Übersetzung verloren geht, deswegen habe ich hin und her überlegt, ob ich die deutsche Übersetzung oder das englische Original lese. In meinem Fall geht dann entweder etwas beim Übersetzen beim Übersetzer verloren oder bei mir selbst, weil mein Englisch für dieses Buch sicherlich nicht ausreichen wird.
    Ich habe mich für die deutsche Version entschieden und sie scheint mir sehr gut gelungen zu sein.
    Aber es gibt unübersetzbare Stellen, die zentral sind. Der Titel wurde im Deutschen übersetzt zu Das Haus, der Originaltitel bleibt aber sinnvollerweise auch erhalten: House of Leaves. Die mehrfache Bedeutung von Leaves ist nicht übersetzbar.

    Besonders gelungen ist im Englischen aber die Stelle, die ich im letzten Beitrag angesprochen habe, an der nur noch 1 verdrehter Buchstabe übrigbleibt. Im Deutschen ist es der Buchstabe a als Teil des Wortes Klatsch, verteilt auf 3 Seiten Kl-a-tsch.

    Im Englischen ist es das Wort snaps verteilt auf 3 Seiten sn-a-ps. Es ist eine Stelle an der ein Seil reißt, the rope sn-a-ps. Das Wort zerreißt wie das Seil auch.


    Rückwärts gelesen ist es sp-a-ns. Also das Gegenteil von snaps, eine Verbindung schaffend. Das Wort schafft rückwärts gelesen eine Verbindung über die 3 Seiten.

    Es verdeutlicht sehr schön Derridas Begriff Dekonstruktion, einer künstlichen Verschmelzung der Wörter Destruktion und Konstruktion, ist aber leider nicht ins Deutsche übertragbar.

    Eine Rezension zu Danielewskis House of leaves zu schreiben ist schwierig.

    Wie schreibt man eine Rezension zu einem Buch, das Metaebenen stapelt, ohne zu viel zu verraten?


    Was passiert also vordergründig?


    Es gibt eine Familie bestehend aus Will Navidson, Karen und den Kindern Chad und Daisy.

    Will Navidson ist ein Fotograf, der für seine Fotos bereits einen Pulitzerpreis gewonnen hat.

    Sein neues Projekt ist ein Dokumentarfilm über seine Familie, die in ihr neues Haus einzieht. Hierzu montiert er im Haus überall Kameras.

    Hierbei entstehen 2 Filme, die ein merkwürdiges Phänomen im Haus dokumentieren. Es handelt sich dabei um einen zunächst kleinen dunklen Flur, der sich schließlich zu einem unendlich groß erscheinenden dunklen Labyrinth mit zum Teil riesigen Hallen entwickelt. Die Filme sind

    - Der Fünfeinhalb-Minuten-Flur

    - The Navidson Record


    Diese Filme werden auf akademische Weise ausführlich von Zampanò kommentiert. Einem alten Blinden, der sich bei seinen Kommentaren auf die Hilfe einer Vielzahl von Frauen stützt, von denen er sich Texte vorlesen lässt, Verweise suchen lässt usw.

    Er hinterlässt ein Konvolut aus Notizen, Dokumenten usw. gespickt mit unzähligen Fußnoten in einer Truhe.


    Dieser Nachlass fällt Johnny Truant in die Hände, der verbissen darin nach der Wahrheit sucht, selbst dabei aber immer mehr in eine Art Wahnsinn verfällt.

    Die durch Johnny Truant sortierten und kommentierten Notizen von Zampanò werden als Buch herausgegeben und dabei durch diesen anonymen Herausgeber ebenfalls wieder um Fußnoten ergänzt.


    Im Anhang des Buches finden sich außerdem Briefe seiner Mutter Pelafina an Johnny Truant. Sie schreibt diese aus dem Irrenhaus.


    Diese unterschiedlichen Erzähler/Erzählebenen werden jeweils durch eigene Schrifttypen dargestellt.


    Das Buch lässt sich auf verschiedene Art lesen. So kann z.B. die vordergründige Horrorstory gelesen werden, also die Geschehnisse um Will Navidson und seiner Familie in dem Haus.

    Zum anderen kann die künstlerische Umsetzung des Buches gesehen werden, die Metaebenen, die Dekonstruktion, bei der unterschiedliche Erzählstimmen unterschiedliche Interessen an der Wahrheit haben und auch einen unterschiedlichen Anspruch an der Wahrheit mit sich bringen (vom preisgekrönten Dokumentarfilmer bis zur im Irrenhaus sitzenden Mutter von Johnny Truant).


    Ich selbst konnte mich beim Lesen nicht wirklich auf die Horrorgeschichte einlassen, sie war für mich zu offensichtlich eine Metaebene.

    Was mir gut gefallen hat, war tatsächlich die Übernahme der Metaebene auch im Layout, die Dekonstruktion der Wahrheit in Form von Labyrinthen die den Text förmlich durchlöchern, eine riesige schwarze Halle in Form einer Fußnote oder auch ein fast vollständiges Verschwinden von allem, bis nur noch 1 einziger Buchstabe auf einer Seite übrig ist und auch der ist verdreht.


    Eine häufig im Internet verbreitete Erklärung dafür dass das Haus in blau gedruckt ist, ist ein Verweis auf das Bluescreen-Verfahren, es soll verdeutlichen, dass jeder in das Buch hineindeuten kann, was immer er möchte.

    Aus meiner Sicht steckt mit dieser Farbe was anderes dahinter, aber das gehört wohl zum Teil, den man selbst erlesen und empfinden sollte.


    In Foren zum Buch wird nach tieferen Erkenntnissen zu dem Buch gesucht. Nach versteckten Codes, übersehenen Anspielungen usw. Es wird da mit Sicherheit vieles zu finden geben, aber ich verstehe das Buch auf eine andere Weise, die die Suche nach Codes usw. überflüssig macht (wobei es sicherlich trotzdem Spaß macht, danach zu suchen und welche zu finden.)

    Für mich ist es ein Buch, das wie ich vermute, Dekonstruktion ala Derrida erlebbar macht (ich habe Derrida nie gelesen, es ist also eine gewagte These von mir...).

    Und für Danielewski ist es sicherlich auch ein sehr persönliches Anliegen, das er in diesem Buch verarbeitet hat.

    House of leaves ist ein Buch das eine eigene Kategorie bildet (mit wenigen anderen wie S oder Gedankenhaie). Es macht deswegen aus meiner Sicht keinen Sinn ihm Punkte zu geben. Es zu lesen war für mich mehr Erlebnis als eine Lesefreude. Es ist ein besonderes Buch. Ich werde es sicher wieder in die Hand nehmen und zumindest darin blättern.

    Hat jemand von Euch schon die Serie "His Dark Materials" gesehen?

    Ich wusste gar nicht, dass es dazu eine Serie gibt, das habe ich gerade zufällig beim Stöbern entdeckt.

    Lohnt sich die Serie?:)

    Sie wurde mir sehr empfohlen von jemandem, dessen Geschmack ich traue. Es wäre sehr viel besser als die Kinoverfilmung.
    Wird aber weder bei Amazon Prime, noch bei Nextflix gestreamt, daher habe ich es noch nicht gesehen.

    Maarten Dann vergiss aber nicht dass die muslimischen Kinder außerhalb der Schule Koranunterricht erhalten und die Eltern Religionsunterricht großteils abgelehnt hätten. Das lässt sich dann nur durch Ethikunterricht für alle so hinbiegen, wie du es gerne hättest. Und an einer katholischen Grundschule fände ich das etwas seltsam, schließlich ist es so ziemlich das einzige was sie katholisch macht. Es gibt hier im Ortsteil mindestens fünf Grundschulen, da gibt's durchaus Alternativen die auch nicht weiter weg sind. Alle paar Wochen waren die Kinder ab der dritten Klasse sogar in der Kirche - in einer evangelischen, weil die direkt nebenan ist. Religion wurde ökumenisch gehandhabt.

    Dass die muslimischen Kinder lediglich Koranunterricht außerhalb der Schule haben und keinen gemeinsamen Unterricht zu den wichtigen Fragen des Lebens zusammen mit Kindern anderer Glaubensbekenntnisse ist doch gerade Teil des Problems (genauso wie andersherum).

    Teil eines Problems, dass sich tatsächlich über einen gemeinsamen Unterricht zu den wichtigen Fragen des Lebens lösen ließe. Dieser Unterricht würde es ermöglichen Gemeinsamkeiten zu erkennen, ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln und Antworten auf wichtige Fragen diskutieren zu können.

    Es gibt keine anderen Fächer in denen solche Fragestellungen in den Mittelpunkt gestellt werden. Es ist eine Chance, die nicht wirklich genutzt wird.

    In der Grundschule ist Religionsunterricht Geschichten hören (die schon etwas von Fantasy haben und selbst von Grundschülern nicht unbedingt geglaubt werden)

    Das die Geschichten eher Fantasy sind, ist schon eine persönliche Sicht. Andere sehen das tatsächlich anders.

    Jedenfalls: Gerade deswegen macht es Sinn in diesem Alter die Kinder nicht nach Religionen zu trennen, sondern sie gemeinsam zu unterrichten. Und das funktioniert nur, indem der Unterricht nicht starken Bezug zur jeweiligen Religion nimmt, sondern eben Ethikunterricht mit anderen Beispielen ist. Auf diese Weise würden Gemeinsamkeiten zwischen Angehörigen verschiedener Religionen gestärkt. Und warum sollte man das in der weiterführenden Schule nicht ebenso machen?

    Stattdessen wurden bei euch bereits in der Grundschule die Kinder in verschiedene Gruppierungen aufgeteilt.
    Die einen unterrichtet, die anderen hingegen nicht.

    Wir diskutieren hier über Inklusion via Sprache, sortieren aber gleichzeitig Kinder beim Unterricht schon auseinander und schließen sie dabei zum Teil vom Unterricht aus.
    Wie gesagt, Religion darf exkludieren, wie es gerade passt.

    In der (katholischen) Grundschule hatten die muslimischen Kinder einfach Freistunde und alle anderen gemeinsam Religionsunterricht.

    Hier hatten in der städtischen Grundschule alle muslimischen Kinder einfach katholischen Religionsunterricht. Etwas anderes gab es nicht und da wurde auch erst gar nicht bei den Eltern nachgefragt, sondern einfach so gemacht. Abmelden geht dann sowieso erst wieder zum nächsten Schuljahr.

    Es ist ein Alter, in dem Kinder sehr beeinflussbar sind. Gerade deswegen wären Fragen nach dem Selbst, dem Anderen und dem guten Handeln, wie sie weiter oben die ersten 3 Punkte von praktischer Philosophie Lehrplan NRW sind, sinnvoll.
    Und das gemeinsame Unterrichten in diesen Fragen von Kindern unterschiedlicher Glaubensbekenntnisse sowieso.

    BTW, hierzubundeslande ist der Religionsunterricht an der Grundschule fakultativ, alternativ kann (ebenfalls fakultativ) "Lebenskunde" gewählt werden, veranstaltet von der Humanistischen Union.

    Hmm...

    Katholische und evangelische Grundschulen setzen voraus, dass man sich nicht vom Religionsunterricht abmeldet (auch wenn diese zum größten Teil von Steuergeldern finanziert werden). Sind aber ggfls. trotzdem die Schule der Wahl, z.B. weil das Kind zu Fuss zur Schule gehen können soll.

    Und auch in städtischen Schulen wird häufig keine Alternative zum Religionsunterricht angeboten. Dein Kind hat dann die Wahl einfach trotzdem mit im Unterricht zu sitzen oder auf dem Gang.
    (Zumindest wird der Religionsunterricht automatisch dadurch lustig, dass da dann ein Mischmasch aus verschiedensten Kindern sitzt, die dann darüber diskutieren können, ob Weihnachten tatsächlich ein Christkind oder doch ein Weihnachtsmann kommt. Und wie die Schnullerfee in das Ganze reinpasst...).

    Auch im normalen Relionsunterricht waren andere Glaubensvorstellungen mit im Lehrplan.


    Hier mal zum Vergleich die 7 'Inhaltsfelder' katholische Religion S1 in NRW:

    Zitat

    Inhaltsfeld 1: Menschsein in Freiheit und Verantwortung

    Inhaltsfeld 2: Sprechen von und mit Gott
    Inhaltsfeld 3: Jesus, der Christus
    Inhaltsfeld 4: Kirche als Nachfolgegemeinschaft
    Inhaltsfeld 5: Bibel als „Ur-kunde“ des Glaubens
    Inhaltsfeld 6: Weltreligionen im Dialog
    Inhaltsfeld 7: Religion in einer pluralen Gesellschaft

    Meine Jüngste hat keinen Religionsunterricht sondern "Praktische Philosophie". Sie hat sich schon beschwert, dass sie lieber etwas über die verschiedenen Religionen lernen würde...

    Das ist merkwürdig, zumindest im Lehrplan von NRW ist das explizit enthalten:


    Eine argumentativ-diskursive Reflexion von Religionen im Sinne einer sittlich-moralischen Orientierung ist ein in meinen Augen sehr wichtiger Bestandteil des Unterrichtsfachs.

    (Und ich persönlich empfinde es tatsächlich als anachronistisch, dass ausgerechnet diese Werte nicht automatisch in einem Fach wie 'Praktische Philosophie' an der Schule in den Mittelpunkt gestellt werden, sondern es stattdessen i.d.R. mit Religionsunterricht getan ist.)

    Einige meiner Religionslehrer haben mehr Ethik vermittelt als Glaubensinhalte.

    Einer meiner hat vor allem gerne seine Kriegswunden gezeigt.
    Ein anderer ist die Schüler angegangen, die nicht in der Kirche waren.
    Ein Freund von mir wurde in der Grundschule in einen dunklen Schrank gesperrt mit dem Hinweis, er soll am Rand stehen, weil in der Mitte des Schrankes sich ein Loch öffnet, durch das er direkt in die Hölle stürzt. ;-)

    Hmm, aber ich schweife vom Thema Gendern gerade etwas ab... :-)

    Es gibt ja einige Versuche weibliche Religionen zu etablieren, wie z.B. Schamaninen oder weiße Hexen; oder einzelnen Frauen der jüdisch-christlichen Geschichte deutlich mehr Bedeutung zu geben, wie z.B. Maria Magdalena. Aber selbst großen Marienverehrern unter den Päpsten ist es nicht gelungen, Frauen entsprechend an ihren Machtstrukturen zu beteiligen.

    Wahrscheinlich hilft doch nur ein vernünftiger Atheismus und die Anerkennung allgemeiner Menschenrechte.

    Der Atheismus ist in einigen Ländern stark im Aufkommen. 2015 zählten sich in der Niederlande 58% der Bevölkerung zu Atheismus/Agnostizismus. In Deutschland sind es mittlerweile mehr als Viertel. Würde man Religionsunterricht dann irgendwann durch Ethik ersetzen...

    ich frage mich, warum in der Debatte immer nur über den Begriff Frau diskutiert wird und nicht über den Begriff Mann. Wenn ich schon die Geschlechterbezeichnungen ablösen möchte dann doch bitte alle.....


    Aber vermutlich geht das nicht, weil man dann nicht mehr über alte, weiße Männer diskutieren kann.

    Das ist tatsächlich ein Aspekt, der mich auch sehr stört. Patriarchalische Strukturen sind durch Religionsfreiheit sehr gut abgesichert. Religionen können weitgehend excludieren, wie es ihnen Spaß macht.


    Feminismus hingegen ist "nur" eine Philosophie. Es sind Frauen, die eine Stimme in dieser Welt haben, die da gerade im Sinne einer gerechteren Welt zerlegt werden.

    Ich glaube eher, dass noch mehr Sonderzeichen in das normale Schriftbild einziehen.

    Inzwischen hat man sich doch schon so an Imogies ;) (Emojis) gewöhnt, dass man sich wundert, wenn mal ein Text ohne sie erscheint.


    Das wäre wohl sehr unangenehm, eine Zeitung voller Emojis. Ich würde sie sofort abbestellen.
    Oder Bedienungsanleitungen oder gar Fachtexte.

    Der Tagesspiegel gibt sich jetzt Leitlinien. Generisches Maskulinum wird dabei weiterhin verwendet, wenn es um "schnelle" Texte geht:
    Tagesspiegel: Leitlinien für geschlechtergerechte Sprache

    Um zu verdeutlichen, was ich mit "Selbstverherrlichung" meine, hier ein Artikel zum Begriff Latinx. Die Verwendung dieses Begriffs durch die Demokraten könnte ein Grund sein, warum die Republikaner bei der letzten Wahl im Vergleich zu 2016 bei Latino-Wählern hinzugewonnen haben. Trotz Trumps offensichtlicher Feindlichkeit.
    Es macht wenig Sinn Menschen mit Begriffen zu benennen, die sie ablehnen. Ob es jetzt Latinx ist oder "Menschen mit Uterus" oder "Menschen die menstruieren". Es wundert mich nicht, dass diese Menschen sich dann ggfls. in einem 2-Parteien-System der jeweils anderen Partei zuwenden oder nicht wählen gehen. Selbst wenn die offensichtlich gegen sie ist, immerhin bezeichnet sie sie nicht mit irgendwelchen merkwürdigen Begriffen:

    Why the term latinx hasn't taken off among latins

    Hispanics are not 'Latinx'