Beiträge von Firesong

    Ich würde meine Sammlung auf ca. 300-400 schätzen. Die historischen Kitschromane nicht mitgezählt :grin.
    Ich habe aber auch massiv ausgemistet in den letzten Jahren, durch diverse Umzüge. Außerdem arbeite ich in einem Verlag und da werden einem so viele Bücher um die Ohren geschleudert, dass man zwangsläufig wählerischer wird - sonst würde man in Büchern ersticken. Ich mach das immer so, dass ich die Bücher, die mich interessieren, im Büro zwischenlagere und wenn die da zu lange liegenbleiben, kommen sie wieder zurück auf den Grabbeltisch.

    War ja auch kein Vorwurf :-), ich persönlich finde es nur interessanter, sich ein wenig - soweit es halt überhaupt möglich ist - weiter zu bewegen. Dass man von einem belletristischen Unterhaltsungsroman berührt und gefesselt werden möchte, die Zeit vergessen will, etc. halte ich eigentlich für die Grundvoraussetzung, in der einen oder anderen Weise sollte das jedes Buch erfüllen, das für einen selbst "gut" ist.


    Nur kann man dann einfach nur sagen, es tut das Verlangte oder es tut es nicht. Damit ist dann auch schon die Information erschöpft. Es ist doch viel spannender, dann einmal die Elemente von fiktiver Prosa etwas auseinanderzunehmen und einzeln zu bewerten.

    In erster Linie sollte man bei so einer Frage versuchen, so weit es eben geht von den total subjektiven Statements wegzukommen. Man wird sich nie von Geschmäckern und Vorlieben lösen können, aber um so eine Diskussion zu führen, sollte man sich ein bisschen lösen von:


    Es muss spannend sein, es much mich fesseln, etc.


    Dass das superschwer ist, ist klar. Ich kann das auch selten richtig in Worte fassen.


    Und, wie jemand schon sagte, es sollte klar sein, welchen Anspruch man hat.


    Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich bei Unterhaltungsliteratur ein extrem charakterbezogener Leser bin. Ich sehe schon mal über logische Schwächen in der Handlung oder den Beschreibungen hinweg, wenn mich die Charakterzeichnung und die psychologische Entwicklung überzeugt. Umgekehrt eher weniger. So wäre z.B ein Buch wie der Herr der Ringe theoretisch gar nicht auf meiner Liste - also superviel externe Beschreibung, keine echten Charakteren, sondern nur Archetypen. In der Praxis bin ich froh, es gelesen zu haben, als ich noch jung und weniger überkritisch war :-]


    Ich habe natürlich Vorlieben bei Charakteren. Da ich vor allem Fantasy und historische Romane lese, mag ich gewisse Klischees, wenn sie gut ausgeführt sind. Im Sinne der Fantasy mag ich romantische Charaktere, die in einem realen Setting nicht immer funktionieren würden. So also z.B. den Typ Fantasy-Dieb oder so. Toll sind natürlich Charaktere wie die, die George R.R. Martin so gut beherrscht, also ganz und gar ambivalente Charaktere, die trotzdem so echt und menschlich handeln, dass man fasziniert von ihnen ist. Wenn die Motivation stimmt, ist schon viel gewonnen, nichts finde ich schrecklicher als eine total unglaubwürdige Motivation.


    Neben diesen Kriterien lese ich auch manchmal Bücher, die mich als Frau einfach auf einem ganz primitiven Level ansprechen. Auch da sind es wieder die Charaktere, aber in diesem Fall müssen die nur meine weiblichen Schmachtrezeptoren ansprechen. So funktionieren ja viele Vampirbücher, die ganz klar auf ein weibliches Publikum ausgerichtet sind. Und das muss jetzt nicht zwangsläufig in die Kategorie Nackenbeißer fallen. Auch Anne Rice funktioniert auf diesem Level.

    Ich habe die ganze Serie gelesen und fand sie recht gut, auch wenn es zwischendurch ein paar Längen gab. Kate Forsyth hat natürlich hemmungslos Namen, Motive und Kulturelemente aus dem Gälischen und aus modernen Hexenreligionen verwendet, aber das hat durchaus einen Sinn, da es ja in der Geschichte immer wieder Anspielungen darauf gibt, dass das Volk der Menschen durch eine Art magisches Tor oder so nach Eileanan gekommen ist - wahrscheinlich aus einem mythisch-historischen Schottland. Keine Angst, das ist kein Spoiler, tut zur Geschichte eigentlich weiter nichts.

    Gute Nachricht für alle Nightrunner und Alec & Seregil Fans:


    Lynn Flewelling schreibt seit einer Weile an einem neuen Nightrunner-Band. Er wird auf englisch im Jahr 2008 erscheinen. Die deutschen Leser werden aber wohl leider noch ziemlich lange warten müssen, falls sich der Otherworld-Verlag dieses Bandes überhaupt annimmt.


    Flewellings zweite Trilogie fand ich eigentlich sehr gut, eben genau deshalb, weil sie nicht einfach einen Abklatsch der Nightrunner-Bücher gemacht hat, sondern sich an einem neuen Stil und einer völlig neuen Athmosphäre versucht hat.

    Jetzt muss ich auch hier mal eine Lanze brechen für die Prydain Chronicles - die zu den absoluten Lieblingsbüchern meiner Kindheit und Jugend gehören.


    Es sind Kinder-/Jugendbücher, das darf man nicht vergessen, und dementsprechend ist auch der Stil gehalten. In meiner Jugend habe ich die Bücher alle mehrfach gelesen. Dabei muss man sagen, dass in der fünfbändigen Reihe natürlich einige Bücher stärker sind als andere. Alles in allen ist es für mich eine sehr kraftvolle "Coming of Age"-Geschichte für junge Leser mit teils skurrilen, aber sehr sympathischen Charakteren.


    An den Namen was ausszusetzen, ist übrigens witzlos, da die ganze Geschichte auf Geschichten der walisischen Sagenwelt (Mabinogion)basiert, und die hat Alexander eben übernommen. Sie haben einen eigenen Reiz und sind halt für uns nicht so vertraut, da sie eine andere Phonetik haben als wir.


    Einige der Bücher wurden auch von Otfried Preußler übersetzt, der ja durchaus einer der größten Kinderbuchautoren des 20. Jh. war.

    Hohlbein ist bei mir auch ein klassischer Fall von "Lieber nicht mehr lesen und in guter Erinnerung behalten" Damals, also im Teenageralter, fand ich Drachenfeuer super, genau wie viele andere der Heike & Wolfgang-Titel, heute kann ich leider Hohlbein nicht mehr lesen, ohne mich zu ärgern. Das Druidentor hat mich dermaßen aufgeregt, dass der Mann von meiner Leseliste gestrichen wurde.

    Ah, I see :-] ... auch wenn der Anlass ja nicht dolle ist, Caipi mag ich gern.


    Aber ich kenn da auch so eine Story, in einem anderen Forum, wo sich ein Hörbuchsprecher eine ähnliche Peinlichkeit geleistet hat - da hat es zwar nur der Admin kapiert, weil er die Email-Addy sehen konnte, aber er war entlarvt. Welcher Depp meldet sich für sowas auch mit einer Adresse an, die aus dem eigenen Namen besteht? Und das war eine total offizielle Audio-Publikation.


    Na dann Prost, sage ich mal.

    Ich habe auch schon von Titeln gehört, die über BoD und Amazon irgendwann von einem normalen Verlag entdeckt wurden. Ist natürlich eine ziemliche Ausnahme, aber ich glaube, der Ruf von BoD ist schon besser geworden. Schließlich machen die ja auch nix anderes, als eine klar umrissene Dienstleistung anzubieten, eine Art besserer Copyshop sozusagen. Und BoD bietet ja auch Dienstleistungen für klassische Verlage an, im Bereich der Kleinauflagen.


    Man muss wohl vor allem aus den Köpfen der Leute kriegen, dass ein gebundener Packen beschriebenes Papier nicht automatisch ein Synonym für "Buch" ist"


    Was die Einsendung eines gebundenen Buches beim Verlag angeht - das ist nicht unbedingt ein Vorteil, da man ja eigentlich nur eine Leseprobe mit Exposee schicken soll. Ein nach Anforderung formatierter Computerausdruck ist immer noch besser zu lesen, als ein eventuell kleinbedrucktes Taschenbüchlein. Die Betonung liegt auf "nach Anforderung formatiert" :-] - nichts ist abtörnender als ein Audruck mit Zeilenabstand 1 in Schriftgröße 10 und einer eng stehenden Serifenschrift.


    Mal ne Frage als blutiger Forenneuling - was hat es mit dem Caipi auf sich??

    Da ich sehr viel Fantasy lese, und da sowieso das Meiste aus den USA und England/Australien kommt, lese ich schon ziemlich lange im Original. Einfach auch, weil es so viel mehr Auswahl gibt und mir der Stil der modernen amerikanischen Fantasy mehr zusagt als deutsche. Inzwischen ist bei mir Fantasy so stark mit dem englischen Sprach-Feeling verbunden, dass ich es manchmal fast obskur finde, eine Übersetzung zu lesen. Was auch daran liegen mag, dass in dem Genre viel mit Wortschöpfungen gemacht wird, bzw. Umformen von Vokabular (was die englische Sprache ja sehr flexibel zulässt) und daher wirken die deutschen Entsprechungen im Vergleich oft unhandlich. Deutsch funktioniert halt anders.

    Das ist wohl echt eine Manie, die aus den englischsprachigen Ländern übernommen wird, da hat man ja oft richtig lange "Blurps" von irgenwelchen Autoren vorne drauf, die das Buch gaaaanz toll fanden.


    Ich fürchte aber, das es genug Leute gibt, die auf sowas anspringen. Sogar ich in gewisser Weise. Auf irgendeinem englischen Fantasy-Titel hatte George R.R. Martin sich hergegeben, ein Lob zu schreiben. Den fand ich toll, und später habe ich dann gemerkt, dass ich tatsächlich ein bisschen beeinflusst werde, wenn der Mann auf weiteren Büchern zitiert wird. Ist also wohl eher ein Effekt, der eine gewisse Anlaufzeit braucht.


    Aus der Sicht der Marktforschung funktioniert es wahrscheinlich wirklich ganz gut, aber sch*** aussehen tut es trotzdem.

    :lache das ist echt geil.


    Mit Übersetzungsagenturen, die du beschreibst, arbeiten wir glaub nicht zusammen, eher mit kleineren Textbüros, da hat man dann aber trotzdem meist direkt mit dem Menschen zu tun, der übersetzt.


    Und natürlich setzt sich auch im Massenmarkt die bessere Qualität durch. Und wenn es irgendwie geht, kann man dann einem bewährten Übersetzer auch mal mehr geben. Viele, die mit Taschenbuch anfangen und dann auch erfolgreich HC oder Spitzentitel machen, lassen sich dann auch nicht mehr auf TB-Preise ein. Was natürlich doof ist fürs Taschenbuch, aber ich kann's keinem verdenken.


    Im Endeffekt bestimmen ja die vorauskalkulierten Umsätze das Honorar. Man muss mal überlegen, wenn ein Buch 700 Manuskriptseiten hat, dann zahlt man ca. 7000-9000 Euro für die Übersetzung eines TB , und unter Umständen hat noch nicht mal die Lizenz soviel gekostet. Und wenn sich dann doch nur 3000 oder so davon verkaufen, dann hat man schön Verlust gemacht.


    Übrigens hat sich durch den Druck der Übersetzerklagen durchaus was getan, manche Verlage haben jetzt auch bessere prozentuale Beteiligungen in den Verträgen.

    Ein Gutachten ist sicher die beste Möglichkeit, einen Verlag auf einen fremdsprachigen Titel aufmerksam zu machen.


    Zum Thema Autoren als Übersetzer fallen mir wieder Lloyd Alexanders Prydain Chronicles ein ... die ersten Bände der deutschen Ausgabe hat ja Otfried Preußler übersetzt, was sicher auch dazu beigetragen hat, dass diese Bücher auch im Deutschen so wundervoll sind. Ich weiß gar nicht, wie oft ich die damals gelesen habe ...

    July, wie gesagt, ich finde es ja gar nicht schlimm, wenn man quer einsteigt, ich bin auch Quereinsteiger, ich habe Völkerkunde studiert und bin jetzt halt in der Verlagsbranche gelandet, nachdem ich ein, zwei kleinere Sachen übersetzt habe und Auftragsarbeiten für Verlage geschrieben habe. Was nicht so weit hergeholt war, da ich immer viel gelesen habe und auch gern schreibe.


    Beide Seiten haben ihre Berechtigung.
    Dass die Preise so stark variieren, lässt sich halt einfach kaum vermeiden.
    Kleine Verlage haben weniger finanzielles Polster, zahlen also weniger, große Konzernverlage legen u.U. vielleicht mal mehr hin. Seltene Sprachen werden besser bezahlt, da werden dann aber auch nur Bücher gemacht, die vielversprechend sind. Zufällig sind halt nun mal die skandinavischen Krimis so erfolgreich, da kann man dann auch etwas mehr ausgeben.


    Wenn die Verlagslandschaft nicht so inhomogen wäre, wenn sich Bücher besser kalkulieren ließen, könnte man sicher eher so was wie einen Mindestlohn einfordern.


    @ Ronja - färörisch ist gut :-], klingt sicher cool. Allerdings ist der literarische Output der Insulaner wahrscheinlich eher gering oder? Rein statistisch gesehen ... :grin


    Aber ein Buch auf gut Glück zu übersetzen ist ja schon ziemlich naiv, oder? Zumindest wenn das ein erfahrener Übersetzer täte. Der sicher eh keine Zeit für unbezahlte Arbeit hätte ...

    Das mit der Gewerkschaft war nicht ganz ernst gemeint :-). Ich glaube, es gibt da eine Möglichkeit bei verdi oder so.


    Aber du hast natürlich schon recht, dass Leute ohne Affinität zu Sprache sicher kein Sprachstudium machen. Und der Haufen schlechter Übersetzungen ist sicher auch kein Spaß. Allerdings müsste man da sicher weiter vorn ansetzen, also erst gar nicht diese riesige Masse an seichter Unterhaltungsliteratur einkaufen. Denn faire Preise lassen sich für diese Bücher in der Verlagsbranche durch die wirtschaftliche Situation nur schwer zahlen. Zumindest wüsste ich nicht, was man ändern müsste an der Struktur.


    Zitat

    Eine geschützte Berufsbezeichnung, abgesichert durch einen Übersetzerabschluss oder eine sonstwie nachgewiesene Qualifikation, böte Auftraggebern (nicht nur - und vielleicht sogar am wenigsten - im Literaturbetrieb) eine gewisse Qualitätssicherheit.


    Ich kann auch nur für den Literaturbetrieb, den ich kenne, sprechen. In anderen Bereichen kenne ich mich nicht aus, aber wenn da so viel im Argen liegt, ist es wohl in der Tat ein Problem. Ein neuer Übersetzer wird im Belletristikbereich ja nie ohne Probeübersetzung engagiert. Aber hier ist natürlich auch jemand ein wahrscheinlicherer Kandidat, wenn er was Einschlägiges studiert hat.
    Wenn ich ein Übersetzungsstudium gemacht hätte, wollte ich vielleicht auch eine geschützte Berufsbezeichnung. Aber da ich das nicht habe und mich eigentlich auch ganz gerne wieder als Übersetzer betätigen würde, bin ich natürlich auch ganz froh, dass ich das theoretisch könnte ;)

    Die sprachbegabten Hausfrauen gibt's in der Tat, ist ja auch eine gute Möglichkeit von daheim zu arbeiten :-). Viele der Übersetzer, die ich kenne, sind keine studierten (aber fast ausschließlich Akademiker, denke ich). Was aber nicht viel über ihre Fähigkeiten aussagt. Natürlich ist ein sprachbegabter Mensch mit der Fähigkeit, ordentliche Prosa zu produzieren noch besser dran, wenn er/sie ein Übersetzungsstudium gemacht hat. Aber kein Studium macht aus einem einen Übersetzer, wenn man nicht viel viel liest und partout kein Gefühl für Sprache und Texte hat. Daher isses ganz gut, meiner Meinung nach, dass der Beruf Übersetzer nicht geschützt ist. Abgesehen davon, dass dann wahrscheinlich die Hälfte der Bücher auf dem Markt nie übersetzt würden, weil all die diplomierten Übersetzer in der Gewerkschaft sind und ordentliche Preise wollen


    Aber nicht falsch verstehen, ich hab gar nix gegen die studierten Profis :-]. Manchmal wäre ich auch gern einer.

    Englische Klappentexte, wo nur Zitate draufstehen, finde ich auch schrecklich.


    Allgemein ist das Problem bei Klappentexten einfach, dass es zu viele Bücher gibt, und jeder verzweifelt versucht, irgendwie rauszustechen. Da es oft fast unmöglich ist, in der begrenzten Zeichenzahl das Buch adäquat und reizvoll zu präsentieren, versucht man es halt oft mit Vergleichen - und ich glaube, viele wollen sowas auch, einen Hinweis, der ihnen gleich erlaubt, das Buch irgendwo einzusortieren.


    Dies gilt in noch größerem Maße für die Texte in den Verlagsvorschauen, denn die sind, das darf man nie vergessen, NICHT für den Leser geschrieben. Das richtet sich an die Buchhändler - und die haben echt den Overkill und brauchen Infos, die schnell und eindeutig reinlaufen. Die kriegen einen Tonne von Katalogen und jeder Verlag kämpft darum, zumindest mit einem Teil der Titel Aufmerksamkeit zu bekommen.


    Schlechte oder falsche Klappentexte sind peinlich, aber leider auch mal wieder ein Produkt der modernen Lektoratsarbeit. Tatsache ist, dass Lektoren oft zeitlich gesehen gar nicht alle Titel lesen können, die sie betreuen. Es wird ja auch viel an Gutachter und Außenlektoren rausgegeben.


    Klappentexte sind Werbetexte, werden aber meist von Lektoren geschrieben - und die sind wahrhaftig nicht alle im Werbetexten geschult. Ist auch echt ganz schön schwer, sich auf so knappem Raum Gehör zu verschaffen.


    Zu den Namen: Die von Lloyd Alexander (der ja leider vor kurzem gestorben ist) fand ich immer cool, ganz abgesehen davon, dass es wirklich weitgehend Namen aus der walisischen Mythologie sind. Es muss ja nicht alles unserer Phonetik entsprechen. Fantasy mit exzessiver Verwendung von Apostroph, Akzenten und sonstigen Sonderzeichen finde ich aber auch irritierend.

    Das Verrückte an den Übersetzerklagen gegen die Verlage war ja auch, dass meines Wissens vor allem die geklagt haben, die sowieso am meisten verdienen - also nicht die Heerschar von Leuten, die Kitschromane, Fantasy, Frauenschmöker und Krimis, etc. übersetzt.

    Das Spannungsfeld, das durch Übersetzungen zustande kommt, wird sich nie auflösen lassen. Einerseits durch die bereits erwähnten äußeren Umstände wie Zeitdruck/finanzieller Druck und dann aber auch durch die einfach Tatsache, dass jeder Übersetzer ein individueller Typ ist, der trotz aller fachlichen Kompetenz seine persönlichen Entscheidungen im Text treffen muss.


    Egal ob Übersetzer oder Lektor, irgendwer wird immer was zu meckern haben an der Arbeit, die man tut. Was natürlich grobe Fehler nicht entschuldigt.
    Aber als Verlagsmitarbeiter lernt man einfach Realitäten kennen, die einen doch etwas toleranter machen. Die meisten Leute, die da sitzen und die Massenware durchwinken, hätten auch gern viel Zeit, um alles so perfekt wie möglich zu machen. Haben sie aber nicht, und daher wird eben die meiste Energie in die Titel gesteckt, die auch das Geld reinbringen. Denn viele Titel, die in einem Publikumsverlag erscheinen, erreichen gar nicht die Schwelle, an der die Produktionskosten wieder reinkommen. Nur durch Blockbuster-Titel werden solche Bücher dann mitfinanziert. Ein System, das ein prekäres Gleichgewicht beinhaltet.


    Obwohl die Übersetzer meist schlecht bezahlt sind, ist bei vielen Titeln die Übersetzung einer der größten Kostenfaktoren. Weshalb man zum Beispiel oft dicke Bücher nicht machen kann, weil die Übersetzungskosten den Rahmen sprengen würden (übrigens einer der Hauptgründe, warum Bücher in der Fantasy & Sci Fi geteilt werden). Daher ist die laufende Debatte um höhere Honorare zwar sinnvoll, aber auch extrem problematisch. Tatsächlich haben die diversen Prozesse, die Übersetzer geführt haben, bei manchen Verlagen dazu geführt, dass man erwogen hat, die Zahl der Lizenzen einzuschränken und mehr deutsche Autoren zu machen. Was dann wieder zum Nachteil der Übersetzer wäre, da diese dann noch weniger Aufträge hätten.


    Es kommt halt auch immer sehr darauf an, was man übersetzt. Auch wenn es nicht weniger Arbeit ist, so ist der Anspruch der Leser an die Übersetzung eines virtuosen literarischen Romans sicher höher als an die eines erotischen Liebesromans.