Beiträge von Googol

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    Original von Vulkan


    Kannst Du mir einen Tipp geben, was Du mit diesen Gründen genauer meinst? Oder wo ich nachschauen kann, um es herauszufinden?


    Ist das so wichtig? Ich denke, dass es da vielleicht einen subjektiven Faktor gibt, den ich nicht unbedingt benennen können muss. Ich muss ihn noch nicht einmal kennen. MRR hat z.B. den Preis für Imre Kertesz sehr begrüsst. Kertesz war in Auschwitz und MRR hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Nun gibt es mit der Atemschaukel einen Lagerroman, aber in einem anderen Kontext.

    Zwei kurze Gedanken zu den bereits angesprochenen Themen:


    Es ist ja schon fast unmöglich nach objektiven Maßstäben den wichtigsten lebenden, noch nicht ausgezeichneten, Autoren für einen Preis auszuwählen. Dem Literaturnobelpreis wird da sehr viel Bedeutung verliehen und im Grunde kann man diesem Anspruch doch überhaupt nicht gerecht werden. Man hat oft den Eindruck, das Nobelpreiskomittee würde es gar nicht erst versuchen... aber ist das so schlimm? Für mich z.B. war die beste Wahl der letzten Jahre Jose Saramago und gerade weil ich ihn vorher noch nie gelesen habe. Wenn einem Autoren, der vorher international nur eine literarische Randexistenz geführt hat, wie jetzt z.B. Herta Müller, dadurch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, dann denke ich, ist das eine gute Sache. Natürlich darf das nicht zu stark in die andere Richtung gehen und den ganzen Preis ad absurdum führen. Aber was - mal abgesehen von der Million - hätte z.B. Haruki Murakami, der zufälligerweise einer meiner Lieblingsautoren ist, davon und was hätten seine Leser davon? Es würden kaum mehr Bücher verkauft, kaum neue Leser gefunden. Thomas Pynchon würde ich es vor allem gönnen, weil ich gerne wüsste wen er nach Stockholm schicken würde, um den Preis abzuholen.


    Und kurz zu MRR und Herta Müller. Thematisch sind die Atemschaukel und der "Roman eines Schicksalslosen" von Imre Kertesz verwandt und auch stilistisch könnte Herta Müller in sein Beuteschema passen. Ich gehe daher stark davon aus, dass es persönliche/politische Gründe für MRRs Ablehnung gibt, die man durchaus akzeptieren kann.

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    Original von kero-chan
    Ich muss mir das Buch unbedingt einmal kaufen und lesen, wenn du auch sagst, dass es noch besser als er Film ist.


    Der Film setzt den Roman schon sehr gut um, insofern fällt der Film jetzt nicht so extrem gegenüber dem Buch ab wie bei vielen anderen Literaturverfilmungen. Die Erzähltechnik ist sehr ungewöhnlich: es wird viel mit unglaubwürdigen Erzählern und Überraschungen gearbeitet, d.h. mit literarischen Mitteln da wo der Film eben mit typisch filmischen Mitteln arbeitet (Rückblenden, visuelle Effekte etc.).

    Ich bin gerade 50 Seiten in der Atemschaukel und bin doch sehr beeindruckt. Ich hatte ihren Schreibstil viel umständlicher und verquerer in Erinnerung, aber sprachlich ist dieser Roman gleichzeitig klar und kunstvoll und inhaltlich ist der Roman ohnehin beeindruckend. Ausser einem Essay-Band "Der König verneigt sich und tötet" und einen gescheiterten Leseversuch vor vielen Jahren habe ich bisher nichts von ihr gelesen.

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    Original von buzzaldrin
    Ich wäre schon froh, wenn ich den, der es dann wird auch kenne ... :grin


    Philip Roth wäre toll, aber ich glaube nicht so richtig daran. Thomas Pynchon oder Cormac McCarthy könnte ich mir auch als Gewinner vorstellen.


    Philip Roth würde ich es auch wünschen. Er hätte es einfach verdient. Thomas Pynchons Chancen könnten dieses Jahr tatsächlich höher sein als in den letzten Jahren, schließlich ist sein aktuelles Buch viel dünner als die Vorgänger ;)


    Aus irgendeinem, komischen Grund würde ich, wenn eine dieser Amerikaner gewinnt, was ich nicht wirklich glaube, am ehesten tatsächlich auf McCarthy tippen.

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    Original von buzzaldrin
    Die Zusammenfassung von Blumenbach habe ich auch als hilfreich empfunden, auch wenn es etwas schade war, dass Iris Raddisch ihn unterbrochen hat.


    Fand ich in diesem Fall gar nicht mal so schlimm. Im Vergleich zu den "Vorlesern" war es schon mal angenehm wie sehr man in die Details gehen konnte. Normalerweise besprechen die, glaube ich, auch noch ein viertes Buch, und da war es angemessen, dass man diesen Buch etwas mehr Platz eingeräumt hat. Ich bin schon gespannt auf die Besprechung von Bolanos 2666 in der nächsten Folge.

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    Original von Eddie Poe
    Worum geht es in dem Buch eigentlich? Der Klappentext war nicht so aufschlußreich und wenn ich nicht weiß, wie die Handlung in etwa aussieht, wäre das ja wie die Katze im Sack zu kaufen :gruebel.


    Die Handlung spielt nicht wirklich die Hauptrolle in dem Roman. Grob spielt die Handlung (so wie ich sie bisher beurteilen kann) im Umfeld einer elitären Tennis-Akadamie (eine Art Sportinternat) und einer Nervenheilanstalt. Der Geisteszustand der jeweiligen Bewohner ist sehr ähnlich. Drogen in jeglicher Form werden oft und gerne konsumiert.


    Es gibt sehr viele verschiedene Personen und Erzählperspektiven, aber die wichtigste Person ist ein 17-jähriges allgemein hochbegabtes Tennis-Talent und alter ego des Autors. Das Ganze spielt in der nahen Zukunft, in dem das Fernsehen, durch eine neue Art von Medium abgelöst wurde, eine Art Alternativweltroman in dem es kein Internet gibt. Einer dieser "Filme", die über dieses Medium verbreitet werden, heißt wie dieser Roman auch "Unendlicher Spaß" und bespaßt die Zuschauer zu Tode. Die Zuschauer verenden buchstäblich vor ihren Fernsehern. Sie vergessen zu Essen, zu Schlafen und ihre Notdurft zu verrichten.

    Ich habe jetzt ungefähr 300 Seiten geschafft und werde heute erst einmal eine Pause machen.


    Gleich (in 10 Minuten?) kommt auf 3sat eine Wiederholung des Literaturclubs. Dort wird der Roman besprochen, zusammen mit dem Übersetzter Ulrich Blumenbach, und die Besprechung ist sehr interessant:


    Ein Zitat: "Der Buch ist kein Kunstwerk, sondern ein Bewusstseinszustand" (nicht sicher, ob ich zustimme, aber ein interessanter Gedankengang). Blumenbach versucht sich außerdem an einer 3-minütigen Zusammenfassung des Plots, die für mich sehr hilfreich war. Allgemein wird der Roman als eine Qual und tieftraurig beschrieben (stimme zu).

    Berliner Seele : ich kann dir nicht wirklich folgen. Ein Verlag arbeitet also marktorientiert (verstehe ich). Ein unbekannter Autor braucht einen starken Verlag hinter sich (verstehe ich). Wie kommt nun ein Verlag zu einem unbekannten Autoren, für den es sich lohnt Marketing zu betreiben? (Qualität des Textes? Außer-literarische Qualitäten? Beruf, Aussehen, was auch immer). Wenn ein Autor (außer-literarisch) prominent ist hat der Verlag es vielleicht einfacher und vielleicht hat dann auch der Lektor etwas mehr zu tun (macht Sinn). An diesen ganzen Sachverhalten erscheint mir nichts Überraschendes dabei zu sein.

    Definitiv Cory Doctorow. Am besten Little Brother, bisher leider nur auf Englisch. Ältere Romane gibt es auch auf Deutsch (z.B. Backup).


    Ansonsten Neal Stephenson, Hari Kunzrus Grayday fand ich gut (Autor ist nicht gerade ein Computerfreak, trotzdem gut), Clifford Stolls Kuckucksei ist ein Klassiker (Non-Fiction, aber spannend wie ein Thriller), Ellen Ullmans The Bug usw.

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    Original von veronika
    die könnten mehr Bücher vorstellen.
    :wave


    Noch mehr Bücher in 25 Minuten? Vielleicht die Kurz-Besprechungen weglassen und die persönlichen Anekdoten. Weiterhin Gäste einladen. Und das vorgefertigte Drehbuch weglassen. Wenn jemand mal überzieht improvisieren (möglicherweise das Konzept den Moderatoren erst einmal näher bringen) und ggf. einen anderen Block dafür weglassen. Wozu wird das aufgezeichnet, wenn nicht wenn nötig geschnitten wird.

    60 Seiten bisher und ich bin begeistert (gut, ein oder zwei Mal wollte ich es bereits gegen die Wand schmeißen). Der Schreibstil ist erfrischend unkonventionell, manchmal anstrengend (Endlossätze, Vokabular, verschrobene Perspektiven), manchmal spassig (Dialoge). Ich habe mir eigentlich vorgenommen etwas Leichteres oder vor allem Positiveres, weniger drogenschwangeres, parallel zu lesen, bisher sehe ich aber keinen Bedarf und werde mich erst einmal auf dieses Buch konzentrieren.

    Über die Jahre hat sich da was angesammelt:


    Günter Grass (Erstausgabe von Ein weites Feld), Harry Mulisch, Kenzaburo Oe, Tschingis Aitmatow, Orhan Pamuk, Imre Kertesz, Peter Esterhaszy, Margaret Atwood, Don DeLillo, Ian McEwan, Haruki Murakami, Michael Chabon, Jonathan Lethem, Jonathan Safran Foer, T.C. Boyle, Neal Stephenson, Cory Doctorow, Neil Gaiman, Iain Banks, Yann Martel, Arundhati Roy, Cees Nooteboom, Anita Desai, Kazuo Ishiguro, Martin Amis, John Banville, Peter Carey, Rick Moody, Sven Regener, Wladimir Kaminer, Judy Budnitz, Leila Marouane, Richard Ford, Antonio Lobo Antunes, Stewart O'Nan, Jeffrey Euginides, Rohinton Mistry, Yoko Tawada, Judith Hermann, Herta Müller, Bragi Olafsson, Will Self, Nick Hornby, Scott Bradfield, Zusza Bank, Connie Palmen, Joe R. Lansdale, Peter Stamm, Marisha Pessl, Magnus Mills, Tatjana Tolstoja, Helen Oyoyemi, A.L. Kennedy, William Boyd, Zadie Smith, Denis Johnson, Elizabeth McCracken, Ha Jin, Julian Barnes, Jan Kjaerstad, Chuck Palahniuk

    Ich würde empfehlen:


    Etgar Keret (vielleicht Mond im Sonderangebot): schreibt sehr kurze, aber pointierte Kurzgeschichten.


    Vielleicht etwas von Ephraim Kishon. Hat mir als Jugendlicher gefallen.


    Haruki Murakami (vielleicht Der Elefant verschwindet oder Blinde Weihe, Schlafende Frau): mysteriös, japanisch...


    Judy Budnitz (Große Sprünge)


    Jonathan Lethem (Menschen und Superhelden).


    Alle recht gut lesbar.