Beiträge von Titus Müller

    Meine Rezi ist jetzt auch drin. :wave

    Ich danke dir sehr. Man hat ja als Autor insgeheim Dinge, die einem wichtig sind, und mit deiner Bemerkung, "wie wenig Fiktion das Buch letztlich enthält", erwischst du mich voll und ganz. Vielen Lesern wird das egal sein, aber mir (uns) nicht, ha!


    Danke auch, dass Asta ihren eigenen Kopf haben darf, das hast du gut geschrieben. (Auch wenn manches davon sicher geschickter zu lösen gewesen wäre von meiner Seite her.)


    Und dann du als Nürnbergerin, die sich wiederfindet und die Zeit ihrer Großmutter. Stark! Dankedankedanke!

    Die Recherche zu den Verhören war sicherlich nicht einfach. Gerade auch, weil da mehrere Nationen mitspielten. Das ist mit den Russen und ihrem „Überfall“ als Verhörteam auch gut gelungen, finde ich. Da bin ich noch gespannt, wie sich alles weiterentwickelt.

    Frage an Titus: Durftest du für deine Recherche in Verhörprotokolle reinlesen, oder sind diese immer noch unzugänglich unter Verschluss?

    Bei diesem Thema badet man in Material. Die Schwierigkeit ist eher, was lässt man weg. Weil du den "Überfall" der Russen als Verhörteam ansprichst, das ist zum Beispiel alles wirklich so gewesen, die Namen der Beteiligten stimmen und ich zitiere aus dem echten Verhör, ich habe nur kräftig gekürzt.

    Für mich schreit alles nach einer Fortsetzung. :bruell Die Protagonisten Asta und Leo sind noch nicht auserzählt. Wie geht es mit Robert weiter? Kann Charlotte Horst rauswerfen und ihr Leben in die eigene Hand nehmen?

    Ich mochte das Setting sehr, also: :dafuer.

    Der neue Roman, an dem ich gerade schreibe, spielt ja nur drei Jahre später: 1948/49. Es wäre nicht schwer, Asta und Leo wieder auftauchen zu lassen. Trotzdem gelingt mir so etwas nie, und ich werde es diesmal wohl gar nicht erst versuchen. Für "Die Dolmetscherin" zum Beispiel habe ich ein ganzes Kapitel mit Willy Brandt geschrieben (der in meinem Roman "Das zweite Geheimnis" wichtig war), er war ja auch beim Prozess dabei als Berichterstatter für eine norwegische Zeitung. Aber am Ende habe ich's wieder rausgeworfen. Es wirkte wie ein Fremdkörper.


    Ich glaube, ich kriege es besser hin, wenn ich mich ganz auf die neuen Figuren konzentriere. Bin aber ein bisschen neidisch auf die Autoren, die ganze Universen schreiben mit wieder auftauchenden Figuren, und die das gut hinbekommen.

    Das ist mir für diese Figur zu einfach, zu eindimensional. Göring war ein Pilot der aus bürgerlichen Verhältnissen kam und sich von lauter „.von“s in der Luftwaffe umgeben und verachtet sah. Er war keiner von ihnen, er gehörte nicht dazu und dann hat er sich durchgesetzt durch Leistung. Darauf war er- aus seiner Sicht mit vollem Recht- stolz. Er sah sich bis zuletzt als Soldat, als Offizier der seinen Dienst tut. Erschiessen ist für einen Offizier ein ehrenhafter Tod, erhängen eine Schande. Göring glaubte an seine Ehre und wollte nicht wahrhaben, dass er diese schon vor langer Zeit an die falschen verkauft hat. Er wusste aber auch, dass er mit dieser Aktion in der Bevölkerung großen Beifall erzielen würde. Der clevere Göring hat den Siegern ihren Triumph genommen, das war in der Generation meiner Eltern noch eine weit verbreitete Ansicht, verbunden mit Hochachtung. Wie es auch Titus beschreibt, Hitler war der entrückte, die vergötterte Führerfigur. Heute würde man Guru sagen. Göring war Nahbar, war Mensch und wurde geliebt.

    Das hast du gut auf den Punkt gebracht.


    An den Aspekt, dass Göring ein bewundertes Flieger-As war, musste ich mich auch immer wieder erinnern. In seiner Verfassung zur Zeit des Prozesses mochte man das nicht mehr so sehen, aber in den Köpfen war es noch.

    Irgendwo (ich finde die Stelle nicht mehr) habe ich darum gebeten, mit Rezensionen noch zu warten bis zum 13. August. Ich nehm's zurück! Mir melden immer mehr Leute, dass sie das Buch im Laden gekauft haben. Offenbar sind die Läden schon etwas früher beliefert worden.


    Ich lese hier gerne weiter mit und finde es hochspannend, welche Gedanken ihr euch zu den Figuren und zum Prozess macht.


    Danke von Herzen für eure Leseneugier und euer Dabeisein! Ich fühle mich so beschenkt. Vor der Leserunde habe ich gezittert. Aber jetzt gehe ich mit neuem Mut in die vielen Lesungen im Herbst. Euer Gespräch und eure Leseeindrücke lassen mich ganz gut erahnen, wo die Stärken und Schwächen des Romans liegen. Entsprechend suche ich die Lesestellen aus. 8) Nein, im Ernst: Es ist immer eine Freude, hier bei euch zu sein, ich hoffe, wir können das noch ganz oft machen. :knuddel1

    Ich bin gut gestartet in den ersten Teil. Finde Asta als unsere Protagonistin nur irgendwie nicht sonderlich sympathisch, so zumindest in diesem Teil. Sie kommt mir doch ein wenig zu dominat und fordernd rüber. Kann sein, dass man als Frau zu dieser Zeit, um sich in einer Männer dominierten Welt so geben muss, ich finde es allerding doch was überzogen.

    In der ersten Fassung des Romans war sie sanfter – das gefiel aber der Lektorin im Verlag und dem ersten Testleser nicht, also habe ich ihr in der zweiten Fassung mehr Durchsetzungskraft und Mut gegeben. Vielleicht habe ich es damit etwas übertrieben. ;)

    Mich würde interessieren, ob diese Simultanübersetzer hinterher auch eine Kopie von den Dialogen bekommen haben, um wenigstens nachlesen zu können, was sie da eigentlich gesagt hatten.

    Es gab zwölf Stenografen für jede der vier Sprachen und mehr als hundert Übersetzer, die das Mitstenografierte hinterher mit den Tonaufnahmen der Gerichtsverhandlungen verglichen und es bearbeiteten. Ob sich die Simultandolmetscher selber die Aufnahmen nochmal angehört haben, weiß ich nicht.

    Das kann ich nur unterschreiben. Und "Die Sekretärin von Fritz Bauer" wäre sicher ein Buch wert. Schon die Filme sind ja sehr packend und Titus würde das wunderbar auf seine lebendige Weise zu Papier bringen.



    Also wenn ich mir von Titus Müller einen Roman wünschen dürfte hiesse der „Die Sekretärin“ und hätte als Protagonistin die Sekretärin von Fritz Bauer. Auch wenn es über die Geschichte schon Bücher und Filme gibt, so gut wie Titus Müller verwebt keiner Geschichte mit Geschichten. So gut bringt keiner trockene Realität näher indem er Fleisch auf die Knochen packt, das echtem Leben entspringt. Eine Überlast durch die Berichte über den Prozess habe ich so nicht empfunden, schließlich hat die Spannung unter der Asta litt das Ganze getragen. Und auch wenn mir das Ende etwas zu viel offen lässt- (Robert?) Man kann auf eine Zukunft für das Paar hoffen, was doch zuversichtlich stimmt.

    Ich danke euch sehr!


    Und verrückt, über Fritz Bauer als Thema habe ich sogar schon mal nachgedacht. Aber jetzt sind erst mal andere Themen dran. :)

    Ich habe ja parallel zur Lektüre ganz viel recherchiert. Einiges davon hätte mich mir sparen können, weil es im Nachwort steht. :lache Ich finde aber wirklich grandios, wie viele Fakten Du verwendet hast und wie wenig Fiktion Du darum herum gebastelt hast und das Buch liest sich trotzdem so spannend wie ein Roman und nicht wie ein historisches Sachbuch. Chapeau! :anbet

    Das macht mich happy, wenn es gelungen ist. Danke! :knuddel1

    Das fand ich übrigens auch gruselig bei Naujocks, der sich damit gebrüstet hat, der Mann zu sein, der den 2. Weltkrieg begonnen hat. Das ist so furchtbar verquer. Anstatt sich vor Scham, so eine Katastrophe angezettelt zu haben, in ein Loch zu verbuddeln, gibt er damit auch noch an. Leider wurde er ja (viel zu) mild bestraft und kam bereits in den 50ern wieder frei. :rolleyes:

    ... und hat auch weiterhin in etlichen Interviews so getan, als wären seine Taten von damals eine Art Räuberpistole und er ein "James Bond".

    Bei den vielen Fakten und bestimmt auch noch manch faszinierendem Recherchepuzzleteilchen war es bestimmt schwer, dies eingebettet in eine Romanhandlung, auf 400 Seiten Buchumfang zu begrenzen. Das ist dann die Kunst. Du hättest so viel mehr bestimmt noch aufschreiben können. Nun, vielleicht in einem anderen Buch und Du hast ja die Lesungen, bei denen Du über manches noch berichten kannst.

    Da hast du recht, in den Lesungen kann ich noch mehr erzählen.


    Schwer war für mich, abzuwägen, wie viel ich von den Nazis erzähle. Sie sollten nicht die gesamte Bühne bekommen. Deshalb habe ich auch beschlossen, die Urteile und Görings Suizid nicht ausführlich zu schildern, sonst wäre der Schluss des Romans und damit das wichtige, bleibende Bild am Ende von ihnen okkupiert worden. (Auch wenn man spannend hätte erzählen können, wie es Göring gelang, einen US-Soldaten so zu umwerben, dass er ihm am Ende erlaubte, die Zyankali-Kapsel aus seinem Gepäck im Gepäckraum zu holen.) Aber es sollte in die Zukunft gerichtet sein und die "mittlere Etage" beleuchten, wie in "Nachtauge" auch.

    Titus Müller

    Da Du darauf hingewiesen werden wolltest - auf S. 103 ist ein Tippfehler: … WAR ich natürlich verpflichtet... muß es heißen statt „... was ich natürlich verpflichtet“. Der Satz steht im unteren Drittel der Seite

    Sehr, sehr gut. Danke! Das korrigiere ich.


    Und ich bin froh, dass das Faktische dir nicht die Geschichte erdrückt. Ich bin oft selber so von den Recherchen mitgerissen, dass ich zuviel davon in den Roman bringen will. Freue mich, dass hier die Geschichte für dich trotzdem trägt.

    Die letzte Passage habe ich allerdings nicht ganz kapiert. Semjon hat Lichatschow verpfiffen. Doch wer war es, der Naujocks den Auftrag zu seinem Tod erteilte?

    Mist, das hätte ich klarer machen müssen. Lichatschow hat den Auftrag erteilt. (Das ist die Szene, wo neben Naujocks ein Auto hält und jemand auf Russisch die Anweisungen gibt.)

    Rezi kommt dann die Tage. Soll ich damit bis zum 13. warten?

    Ja, das wäre gut. Danke sehr! Und ich freue mich, dass der Roman dir gefallen hat. Er hat seine Schwächen (Asta im Mittelteil zu naiv, beim Andienen an die Russen zu eigenmächtig, manchmal die "Überlast" durch Faktisches und den Prozess -- wobei ich echt froh bin, dass euch das nicht so gestört hat). Die Geschichte hat offenbar trotzdem halbwegs getragen. Ich war mir da diesmal manchmal unsicher und bin umso mehr erleichtert! :S

    Über Fabian von Schlabrendorff habe ich erst einmal nachgelesen. Asta soll seinen Tee vergiften, nur gut, dass sie die richtigen Fragen stellt und sich umbesinnt, bevor er - der Widerstandskämpfer!- ihn trinkt.

    Titus, ist dies Fiktion oder gab es tatsächlich diesen russischen Mordversuch?

    Der Giftanschlag war meine Idee. Aber Schlabrendorff äußerte in Nürnberg tatsächlich, dass er sich durch sowjetische Geheimdienstleute verfolgt fühlte.