'Die Dolmetscherin' - Seiten 348 - Ende

  • Vielen Dank für die tolle Rezension! Beim Lesen dachte ich: Oh nein, oh nein, sie wird doch nicht ... Nein, sie hat nicht. (Immer diese Angst vor Spoilern. ^^) Klasse hinbekommen, den "Geist" und Inhalt der Geschichte wiederzugeben, ohne zuviel zu verraten.

  • Danke dir! Da freue ich mich sehr drüber. Ich mach mir ja auch immer Gedanken, ob ich schon zuviel verraten. Aber irgendwie muss ich auch immer meinen eigenen Klappentext schreiben.

  • Meine Rezi ist jetzt auch drin. :wave

    Ich danke dir sehr. Man hat ja als Autor insgeheim Dinge, die einem wichtig sind, und mit deiner Bemerkung, "wie wenig Fiktion das Buch letztlich enthält", erwischst du mich voll und ganz. Vielen Lesern wird das egal sein, aber mir (uns) nicht, ha!


    Danke auch, dass Asta ihren eigenen Kopf haben darf, das hast du gut geschrieben. (Auch wenn manches davon sicher geschickter zu lösen gewesen wäre von meiner Seite her.)


    Und dann du als Nürnbergerin, die sich wiederfindet und die Zeit ihrer Großmutter. Stark! Dankedankedanke!

  • Nun bin ich auch durch - leider... ich hätte gerne direkt weitergelesen, so war ich in der Geschichte drin. Das Buch hat mich wirklich auf mehreren Ebenen gepackt und trotz des schwierigen Themas und der doch harten Kost, mit der man beim Lesen konfrontiert wird, gefällt mir das Buch außerordentlich gut. Das liegt auf jeden Fall an der Umsetzung und der für mich perfekten Dosierungen zwischen dem geschichtlichen Hintergrund und der fiktiven Geschichte rund um Asta und Leo.

    :write Am Anfang habe ich genüsslich jeden Satz gelesen und mir gesagt, dass ich mir Zeit nehmen will das Buch in Ruhe weiterzulesen. Leider habe ich das nicht durchgehalten, die Spannung war schuld, dass ich auch über Dinge hinweggelesen habe oder mir gesagt habe "wer jetzt mit wem? Ist der gut oder böse? Was weiß ich über die Person?"..."Ach, egal, ich will jetzt nicht zurückblättern."

    Genauso erging es mir auch. :-] Und ich wäre auch schon länger durch gewesen, wenn wir am Wochenende nicht mit der Familie unterwegs gewesen wären. Daher habe ich das Buch für meine Verhältnisse als bekennende Leseschnecke sehr schnell durchgelesen. Das ging hier einfach nicht anders. :schuechtern

    Asta ist ja auch nur ein Mensch mit Fehlern. Beim Andienen an die Russen war sie einfach zu idealistisch, es erschien ihr als probates Mittel zum Zweck (um in Görings Nähe zu kommen)... das waren zwar Punkte, die ich kritischer gesehen habe. Aber ich muss in einem Roman auch nicht immer mit den Handlungen der Protagonisten konform gehen.em so spannend wie ein Roman und nicht wie ein historisches Sachbuch. Chapeau! :anbet

    Ich sehe Asta auch so. Sie hatte ja absolut keine Erfahrung als Spionin und hat sich auf sehr unsicherem und brandgefährlichen Terrain bewegt. Ich denke, da würde jeder Mal "falsch" handeln. Und genau wie Batcat , muss ich die Protagonisten nicht immer verstehen oder alles nachvollziehen können, was sie tun und denken. Es ist doch gerade das Spannende, sich mit den Protagonisten auseinanderzusetzen - wie mit den realen Mitmenschen auch. :-)


    An dieser Stelle würde ich gerne eine kleine Lanze für Charlotte brechen. Ja, es stimmt, ich bin auch kein Fan von ihr und wie streifi schon angemerkt hat, kann ich ihr nicht verzeihen, dass sie es zulässt, wie Horst mit Robert umgeht. Aber ich mag dennoch nicht über sie urteilen, ob sie zu wenig lange auf Leo gewartet hat oder wie sie über die Geschehnisse denkt. Sie hat auch sehr viel durchgemacht und sehnte sich einfach nur ein bisschen nach Geborgenheit und Sicherheit - auch für Robert. Daher kann ich nicht so streng mit ihr sein. :zwinker

  • Danke von Herzen für eure Leseneugier und euer Dabeisein! Ich fühle mich so beschenkt. Vor der Leserunde habe ich gezittert. Aber jetzt gehe ich mit neuem Mut in die vielen Lesungen im Herbst. Euer Gespräch und eure Leseeindrücke lassen mich ganz gut erahnen, wo die Stärken und Schwächen des Romans liegen. Entsprechend suche ich die Lesestellen aus. 8) Nein, im Ernst: Es ist immer eine Freude, hier bei euch zu sein, ich hoffe, wir können das noch ganz oft machen. :knuddel1

    Andersrum: ich sage herzlichen Dank für das tolle Buch und deine engagierte Begleitung der Leserunde, die das Lesen deines Buches noch besonderer gemacht hat! :knuddel1


    Einem lieben Nachbarn - ein Nürnberger älteren Semesters - habe ich vom Buch vorgeschwärmt und er scharrt schon mit den Hufen, das Buch endlich lesen zu dürfen. Und sogar meinen Mann, der wenig liest, hat Interesse angemeldet. :-]


    Mein Leseeindruck folgt natürlich auch noch. Allerdings habe ich fast ein wenig Hemmungen über dieses ganz besondere Buch zu schreiben. Da werde ich tief in mich gehen. :schuechtern

  • Ich bin jetzt auch durch. Obwohl das Buch spannend ist, wollte ich mich nicht jeden Tag mit diesen unangenehmen Themen beschäftigen.

    Schön fand ich, dass es viele Anregungen gab, sich nebenher noch mit den geschichtlichen Fakten und den historischen Personen zu beschäftigen. Auch wenn die fiktive Hauptperson dagegen etwas blas ausfiel. Leider kann man über Asta nicht einfach bei Wikipedia ihren Lebenslauf nachlesen.

    Zudem lässt mich dieser rote Faden am Ende etwas unbefriedigt zurück. Schön, dass sie ihr privates Glück mit Leo findet, aber war ihr Hauptanliegen nicht die Verurteilung Görings? Ich hätte gern gesehen, wie sie auf die gerichtliche Urteilsverkündung reagiert und dann auch auf Görings Selbstmord.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Titus Müller: Die Dolmetscherin

  • Emmy Göring fand ich irgendwie seltsam. Einerseits weinerlich und dann wieder knall hart. Und von ihrem Mann sieht se nur was ihr in den Kram passt. Edda tut mir wirklich leid, das Mädchen wird kein leichtes Leben gehabt haben. Schön von Asta ihr Malsachen zu besorgen.

    Irgendwie erfüllt sie das Klischee der oberflächlichen Schauspielerin, die ihren Erfolg ihrem hübschen Gesicht und ihrer leichten Habhaftigkeit zu verdanken hatte. Sie hat sich ihrem erfolgreichen Mann auch ideologisch angepasst und biegt sich ihre Wahrheit entsprechend zurecht.

    Edda muss ihren Weg in den veränderten Umständen finden. Das wird nicht leicht. Aber so ging es vielen Kindern, die von Kleinauf mit der Nazipropaganda erzogen wurden und plötzlich andere Werte präsentiert bekamen, die den Einstellungen des nächsten Umfelds entgegenstanden.


    Immerhin besucht Asta Emmy Göring, um ihr den Abschiedsbrief ihres Mannes zu übergeben. Emmy Göring – das zeigt auch die Geschichte – hat nichts verstanden, was die Geschichte angeht. Auch nicht, was sie Clara Mandel wegen ein paar unbedachten Äußerungen angetan hat.

    Ja, das ist im Roman gut dargestellt.

    Was mich doch etwas wundert, ist, dass ihr der Besuch bei ihrem Mann nicht gestattet wurde. :/ War das generelle Praxis bei diesen Prozessen? Oder waren da die Görings die spezielle Ausnahme?

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  • Weil sie fiktiv ist. :lache Aber wenn Du etwas nachlesen möchtest: ihr reales Vorbild war wohl Margot Bortlin, vielleicht wirst Du da fündig.


    Geburtsstunde des Simultandolmetschens

    Danke für den Link - das ist schon interessant!

    Aber in diesem Fall hätte doch mehr der fiktive Lebenslauf der Hauptperson zur Abrundung des fiktiven Handlungsstrangs beigetragen.

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  • Mir hat das Buch auch richtig gut gefallen, genau die richtige Mischung aus Fakten und Fiktion.

    Mein erster Gedanke beim Lesen war, dass Naujocks den Mord an Semjon begangen hat, um Zwietracht zwischen den "Noch" Verbündeten zu säen. Wer den Auftrag gegeben hat ist mir aber auch nicht klar.

    Ja, das fand ich auch etwas undurchsichtig und habe es als nicht so relevant abgehakt - irgendwas mit Geheimdienstzeug.

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  • Danke für die Verlinkungen.


    Ich habe mir mittlerweile den Spielfilm Urteil von Nürnberg mit Spencer Tracy in der Hauptrolle angesehen. Da geht es um die Schuldigkeit der Richter während der Nazi-Zeit. Kann ich echt empfehlen.

    ASIN/ISBN: B07GJJKM2Q

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  • Plus keinerlei Unrechtsbewussstsein, schuld sind und waren immer nur die anderen.

    So tönen zumindest die Lauten und Großsprecher.

    Ich denke, die die sich echt schuldig gefühlt haben, haben das nicht an die große Glocke gehängt. Die haben Jahrzehntelang geschwiegen, so dass nicht mal die engste Familie davon etwas mitbekommen hat.

    Was meine Großväter im Krieg verbrochen haben, kam nie auf den Tisch - zumindest nicht in meiner Gegenwart. Jedenfalls habe ich erst lange nach seinem Tod erfahren, dass einer davon bei der SS war. Von dem anderen weiß ich nur, dass er in die Psychatrie musste, um mit den Grausamkeiten fertig zu werden und nahe am Suizid war.

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  • Ist vielleicht auch die Ängstliche in mir, die über kaltblütige Morde nicht zu detailliert lesen will, gerade, wenn sie nicht nur fiktiv sind/ waren.

    Geht mir auch so.

    Das ist teilweise auch Selbstschutz, um mir den Glauben an die Menschheit nicht völlig zerstören zu lassen.

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  • Charlotte hat es sich einfach gemacht, in allem: nachdem ihr Mann weg war und sie zumindest die berechtigte Sorge haben musste, dass er gefallen ist, weil sie nichts mehr von ihm hörte, suchte sie sich Hilfe, damit sie nicht allein mit allem zurecht kommen muß. Da kam ihr Horst gerade recht.


    Da kreide ich ihr zum einen ebenfalls an, dass sie sich so schnell schon einen anderen Mann ins Haus (und Bett ;)) geholt hat und zum anderen, dass sie das einfach so hin nimmt, dass er sich Robert gegenüber oft fies benimmt.

    Wir erfahren hier einfach zu wenig über Charlottes Leben. Ich nehme an, dass sie einfach so erzogen wurde, dass es einen Mann im Haus braucht und der dann auch das Sagen hat. Wahrscheinlich hat sie in ihrem Elternhaus väterliche Gewalt als normalen Alltag erlebt. Die Nazi-Propaganda war ja auch in diese Richtung: die Frau soll schön brav sein und möglichst viele Kinder (vorzugsweise Söhne zum Kriegsdienst) produzieren. Da konnte Charlotte von Glück sagen, dass Leo so bald eingezogen wurde, dass er ihr nicht noch mehr Kinder aufhalsen konnte.

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  • Danke für den Link - das ist schon interessant!

    Aber in diesem Fall hätte doch mehr der fiktive Lebenslauf der Hauptperson zur Abrundung des fiktiven Handlungsstrangs beigetragen.

    Für mich nicht unbedingt. Dafür habe ich meine Fantasie. :grin


    Ich muss in einem Roman nicht jede Lebenswendung der Protagonisten von der Geburt bis zum Tod erzählt bekommen. Bei Lücken stelle ich mir dann einfach vor, wie es gewesen sein könnte - was mir an dieser Stelle gefallen würde oder was in meinen Augen auch in diese Lücke passen würde. Es ist Fiktion - alles ist möglich.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Für mich nicht unbedingt. Dafür habe ich meine Fantasie. :grin


    Ich muss in einem Roman nicht jede Lebenswendung der Protagonisten von der Geburt bis zum Tod erzählt bekommen. Bei Lücken stelle ich mir dann einfach vor, wie es gewesen sein könnte - was mir an dieser Stelle gefallen würde oder was in meinen Augen auch in diese Lücke passen würde. Es ist Fiktion - alles ist möglich.

    Natürlich brauche ich nicht jede Lebenswendung und meine Fantasie kann so manche Lücke füllen - aber so eine Titelfigur wie Asta hätte schon etwas mehr mit Details ausgestattet werden können.

    Warum heißt denn dieser Roman "Die Dolmetscherin" und nicht "Nazis in Nürnberg" oder etwas ähnliches?

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  • Das heißt dennoch nicht, dass ihr Leben von der Wiege bis zur Bahre erzählt werden muss. ;) Aber darüber darf man ja unterschiedlicher Meinung sein.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das heißt dennoch nicht, dass ihr Leben von der Wiege bis zur Bahre erzählt werden muss. ;) Aber darüber darf man ja unterschiedlicher Meinung sein.

    :unverstanden Habe ich das irgendwo behauptet?

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