Beiträge von Glass

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    Original von Faraday
    Ich fand das Buch kurzweilig und unterhaltsam zu lesen. Mit den ZUkunftssprüngen hatte ich keine Mühe, wenn ich hier lese, dass "diese hätten aufgeklärt werden sollen" verstehe ich nicht ganz wie das gemeint ist...?


    Ich denke, es ist gemeint, dass nicht aufgeklärt wurde, ob das ganze nun ein Traum war, eine Vision, oder hinterher irgendwie zusammenphantasiert.


    Mich haben die Zukunftsvisionen auch irgendwie gestört. Vor allem,



    Interesant fand ich deshalb eher die erste Hälfte, den Teil in dem Sam und Alicia sich kennen lernen und wie sie mit der neuen Situation umgehen. Nach und nach wurde das dann aber langweilig.


    Sprachlich ist es aber wirklich toll, ich habe über viele Dinge herzlich gelacht.

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    Original von Tannenbernie
    Daher bezog sich mein OP eigentlich explizit auf Sex. Wobei ich sagen muß, daß die Betrachtung anderer "Lücken" im Leben unserer Fantasy-Helden wie Notdurft, Essen, etc. eigentlich genauso gut ins Thema passen. Ich fand die bisherigen Antworten jedenfalls interessant und eine Bereicherung der Diskussion.



    Die Notdurft finde ich irgendwie nicht so interessant. Essen dagegen sehr, ich finde aber auch nicht, dass das in der Fantasy-Literatur zu kurz kommt. Wenn ich da mal an "Der Herr der Ringe" denke - ausgedehnte Beschreibungen des Schmauses der Hobbits und dessen, was Frodo und Sam so alles auf ihrer Reise essen, als die Nahrung knapp wird - oder "Harry Potter" - Festessen in Hogwarts - oder auch "Der Name des Windes" - die Hauptfigur führt eine Gaststätte, schon alleine deswegen geht das nicht ohne Essen....dafür gibt es viel Platz, zumindest im Fantasy-Bereich, bei den historischen Romanen denke ich auch. Das ist ja auch total interessant, was die Leute so früher gegessen haben bzw. in der jeweiligen Fantasy-Welt zu sich nehmen. Sie essen ja ganz anders als wir. Die Notdurft dagegen ist denke ich immer ziemlich gleich geblieben und auch in der Fantasy-Welt gibts da wohl keine großen Unterschiede. :grin

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    Original von Dieter Neumann


    Das ist doch mal ´ne klare Ansage! :lache
    Ich stell mir nur gerade vor, in einen Buchladen zu gehen und den o. a. Satz wörtlich dem dortigen Personal vorzutragen - natürlich mit todernster Miene ...
    Die Reaktion könnte so aussehen: :yikes


    Ich glaube, das mit der todernsten Miene krieg ich dann doch nicht hin. :grin

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    Original von Dieter Neumann


    Nachdem wir nun sogar bei der Notdurft angekommen sind :fetch, scheint mir ein zarter Hinweis auf die Eingangsfrage des Threads angebracht. Hier wird nämlich Erotik thematisiert, nicht Geschlechtsverkehr.
    Faszinierend, dass alle, sogar der Theadstarter selbst, über dieses Thema kaum ein Wort verlieren, sondern über Sex in Büchern reden. Das ist aber etwas anderes, wie wohl jeder weiss.
    Es gibt großartige Romane, die vor Erotik prickeln, in denen aber weder das menschliche Genitale, noch die Vielfalt seiner aktiven Nutzung näher beschrieben werden. Und so was zu schreiben, erfordert weitaus mehr Können, als unter dem Deckmantel besonderer Progressivität die Dinge (am besten gleich mit Gossenausdrücken - man ist ja modern und aufgeklärt, nicht wahr ... - explizit beim Namen zu nennen und detailliert zu beschreiben.
    Ein Trugschluss, dass Erotik in der Literatur Details zum Geschlechtsverkehr erfordert! Natürlich ist das jederzeit erlaubt, wenn es denn in die Geschichte und zum Stil des Buches passt, aber dann muss es auch richtig gut gemacht sein.



    Natürlich ist es überhaupt kein MUSS, irgendwas über Geschlechtsteile zu schreiben und Erotik ist natürlich auch nicht das gleiche wie Sex. Trotzdem habe ich manchmal einfach das Gefühl, dass zwanghaft drumrumgeschrieben wird - das Zwanghafte ist das Problem, nicht, dass die Geschlechtsteile fehlen - aber dann ist es halt vielleicht auch einfach schlecht geschrieben.


    Und gerade deswegen, weil es gut gemacht sein muss und bestimmt sehr, sehr schwierig ist, würde mich eine mit Geschlechtsteilen versehene Erotikpassage sehr interessieren. ;-) Und Geschlechtsteile kann man ja auch mit Nicht-Gossenausdrücken beschreiben...

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    Original von Supervictor


    Empfiehlst du es eher auf englisch oder die Übersetzung? Mit schlecht übersetzten Büchern tue ich mich im Nornmalfall eher schwer.



    Ich habe es auf Englisch gelesen. Die Sprache ist toll, deswegen könnte ich mir schon vorstellen, dass die Übersetzung etwas verliert - ich kenne sie aber nicht, vielleicht ist die auch gut!
    Das Englisch ist durch die Detailverliebtheit des Autors auch nicht total einfach - also ich konnte der Handlung schon gut folgen, aber die kleinen Details und Beschreibungen von Orten oder Gegenständen habe ich nicht immer verstanden.

    Dass ich gar nicht mehr weiß, ob ich ein Buch gelesen habe oder nicht, ist mir glaube ich noch nicht passiert. Aber die Einzelheiten vergesse ich schon recht oft. Manchmal kann das aber auch positiv sein. Ich hab das mal bei einem Film erlebt - es war "Robin Hood", der mit Kevin Costner. Ich hatte den bestimmt schon 3mal gesehen, aber jedesmal vergessen, dass...



    Fand ich aber irgendwie cool, weil ich jedesmal wieder freudig überrascht davon war. :lache

    Tannenbernie, kennst du schon "Der Name des Windes"? Ich finde dort (oder eher im zweiten Teil der Trilogie, im ersten glaube ich noch nicht so sehr) findet Sex in der richtigen Dosis statt, nicht dominierend, aber er ist da. :grin


    Zu Sexszenen allgemein: Ich glaube auch, dass es unheimlich schwierig ist, gute Sexszenen zu schreiben. Klar sollte es nicht zu platt und abgedroschen sein. Ich finde es aber auch nervig, wenn krampfhaft um gewisse Körperteile herumgeschrieben wird und sich die Autoren nicht trauen zu sagen, was die Protagonisten mit ihren Geschlechtsteilen tun. Das gehört zum Sex eben auch einfach dazu. :grin Andererseits ist es natürlich sehr schwierig, dafür die richtigen Worte zu finden und aufzupassen, dass die Szene sich nicht zu pornohaft liest. Ich warte jedenfalls noch auf die Sexszene, die explizit die Geschlechtsteile und eine Beschreibung dessen, was damit getan wird, enthält und nicht bescheuert klingt...

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    Original von Tilia Salix


    Beowulf schrieb es bereits - auch Janosch transportiert in seinen Büchern oft ein sehr rückständiges Frauenbild. Gefährlich ist das vielleicht nicht, aber auch nicht unbedingt wünschenswert.


    Achso, ich dachte, das mit dem Frauenbild bezog sich nur auf das Osterhasenbuch. Ich überlege gerade, wie das mit dem negativen Frauenbild ist. Ich glaube, ich muss Janosch nochmal lesen. :gruebel

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    Original von beowulf
    Das war so ein Osterhasenbuch, das ein sehr traditionelles Frauenbild verbreitet oder Janosch (kenne ich kaum) soll auch so negativ sein.


    Kannst du zu Janosch sagen, was daran verkehrt sein soll? Ich hab das als Kind geliebt. :-D Rückblickend finde ich manche Sachen etwas gaga (weil Janosch etwas gaga ist, vermutlich), aber eher liebenswert-verrückt, nicht gefährlich.


    Ansonsten habe ich mich beim lesen gefragt, inwiefern Kinderbücher uns beeinflussen und in wiefern schon Kindern sich genau das raussuchen, was sie wollen und was zu den Moralvorstellungen/Vorlieben/Interessen passt, die sie sowieso schon (durch die Eltern, Freunde,...keine Ahnung woher) haben. "Sofies Welt" wurde hier schon erwähnt. Ich habe es auch gelesen und dadurch mehr Lust auf Philosophie bekommen, aber ich hab es eben auch nur gelesen, weil mich das Thema vorher schon fasziniert hat.


    Andererseits merke ich, wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dass ich einfach soooo viele verschiedene Dinge gelesen habe, von Heidi (recht konservative, christliche Moral) bis Pippi Langstrumpf (Anarchie in der Villa Kunterbunt?). Was hat mich denn nun am Ende geprägt? Finde ich sehr schwer zu sagen, bei diesem Sammelsurium.


    Ein Wort zu "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Ich habe es gelesen und auch verstanden, so mit 12/13, trotzdem glaube ich, dass ich ein Kind bzw. Jugendliche war, die mit den falschen Freunden sehr wahrscheinlich auch Drogen genommen hätte, einfach weil ich recht unsicher war und mich meinen Freunden immer anpassen wollte. Da hätte mich auch dieses Buch nicht vor geschützt, auch wenn es sehr drastisch war, sondern ich hatte eben einfach Glück.


    Also einen Einfluss haben Bücher sicher, aber manchmal sicher nicht so (stark), wie es von Erziehern/Eltern/Lehrern/Autoren geplant war.

    Nach fast drei Jahren habe ich es nun geschafft, das Buch zu lesen. :grin Die "langsame Erzählweise", wie Herr Palomar es nannte, hat mir teilweise etwas zu schaffen gemacht. Die Handlung plätschert teilweise eher vor sich hin. Die Gedanken der Protagonisten bewegen sich oft im Kreis - was sicher gewollt ist und auch zum Charakter der Personen gehört, mir hat es aber das Lesen teilweise etwas unangenehm gemacht.


    Der Älteste der Geschwister, Faruk, blieb für mich etwas blass. Metin ging mir zwar ziemlich auf die Nerven mit seiner Sucht nach Anerkennung und seiner Pseudo-Verliebtheit, aber das war auch ok, weil es seine Orientierungslosigkeit zeigt. Die Gedanken der Großmutter fand ich am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, nach und nach aber immer interessanter. Ihre Strategien, vor ihrer eigenen bzw. der Familienvergangenheit davon zu laufen, haben in mir gleichzeitig Ärger und Mitleid geweckt. Ähnlich ging es mir mit Hasan. Auch er tat mir Leid und ich habe gehofft, dass es für ihn vielleicht noch eine positive Wendung gibt.


    Im letzten Drittel des Buches nahm die Handlung nochmal an Fahrt auf und vor allem



    Ich habe für den Roman - der mit 366 Seiten ja noch relativ überschaubar ist - 6 oder 7 Wochen gebraucht. Es kann an meiner längeren Lese-Abstinenz liegen, aber sicherlich auch daran, dass der Roman keine leichte Kost war, so dass ich längere Lesepausen von Tagen oder Wochen gebraucht habe. Erst zum Schluss ging es dann ziemlich schnell. Rückblickend bin ich trotzdem sehr beeindruckt. Dass Faruk etwas blass blieb habe ich schon erwähnt, aber davon abgesehen sind die Innenansichten der Charaktere grandios beschrieben. Ich habe zwar etwas Angst vor den längeren und komplexeren Werken des Autors, trotzdem hoffe ich, dass "Das stille Haus" nicht mein einziger Pamuk bleiben wird.



    Edit: Kann mir vielleicht jemand sagen, ob die anderen Romane Pamuks genauso sind, was die Erzählweise angeht, also sehr viel aus der Sicht der Protagonisten geschildert wird, ihre Gedanken und Gefühle in den Mittelpunkt gerückt werden?

    Die Kommentare waren das, was mich erst skeptisch gemacht hat...so was plumpes hab ich dann selbst dem rechtesten Piraten nicht zugetraut. :-) Und mich dann gefragt, ob ich nicht auch beim drüber stehenden Text zu blauäugig war.


    Darf Satire das? Warum nicht. Aber ich frage mich auch, was das Ganze bezwecken soll und, wie magali schon sagte, von wem und für wen das kommt.

    Dass es Diskussionen bei den Piraten in Sachen Nazis gibt und gab, hatte ich mitbekommen, aber das setzt für mich noch mal einen drauf. Haben die im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst? Ich kann es nicht mal richtig "schlimm" finden, weil ich die Position überhaupt nicht ernst nehmen kann.


    Mag sein, dass sie ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse sind, aber das liefert dann ja auch ein recht ernüchterndes Bild über die Gesellschaft. :grin

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    Original von Herr Palomar
    Erst spät bekommt der Junge den Namen Eric


    Gibt es mehrere Übersetzungen oder so? Bei mir hieß der Junge "Victor".


    Das Buch gibt es inzwischen als Taschenbuch für 7,90. Akzeptabel, finde ich. Ich habe es gerade gelesen und den Kauf nicht bereut - ich mag die Sprache einfach sehr sehr gerne, und auch wenn das Buch recht kurz ist hat es mir doch große Freude bereitet. Trotz der wenigen Seiten schafft es Boyle, vielschichtige Hauptcharaktere zu schaffen. Vor allem die Beschreibung des Arztes Itard hat mir sehr gut gefallen.