Erotik in Büchern . warum Alles oder Nichts?

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Wenn du meinst. :gruebel


    Ich entnehme deinem Kommentar einfach mal ganz frech, daß du anderer Meinung bist. Würde dann aber auch ganz gern deine Argumentation dazu vernehmen.


    Meine ist recht einfach - auch Zufriedenheit ist eine Meßgröße. Wenn du mit etwas zufrieden oder nicht bist, hast du es nach deinen Parametern bemessen. Damit ist es ein bemessbares Produkt und kann verbessert werden.

  • Tannenbernie, kennst du schon "Der Name des Windes"? Ich finde dort (oder eher im zweiten Teil der Trilogie, im ersten glaube ich noch nicht so sehr) findet Sex in der richtigen Dosis statt, nicht dominierend, aber er ist da. :grin


    Zu Sexszenen allgemein: Ich glaube auch, dass es unheimlich schwierig ist, gute Sexszenen zu schreiben. Klar sollte es nicht zu platt und abgedroschen sein. Ich finde es aber auch nervig, wenn krampfhaft um gewisse Körperteile herumgeschrieben wird und sich die Autoren nicht trauen zu sagen, was die Protagonisten mit ihren Geschlechtsteilen tun. Das gehört zum Sex eben auch einfach dazu. :grin Andererseits ist es natürlich sehr schwierig, dafür die richtigen Worte zu finden und aufzupassen, dass die Szene sich nicht zu pornohaft liest. Ich warte jedenfalls noch auf die Sexszene, die explizit die Geschlechtsteile und eine Beschreibung dessen, was damit getan wird, enthält und nicht bescheuert klingt...

  • Ah, Tannenbernie, schön dass du die Notdurft erwähnst. Die hätte ich jetzt auch ins Feld geführt. Romanhelden pinkeln und kacken fast nie, aber wenn, dann ist es wichtig für die Geschichte: Sie können ihre Flucht nicht mehr weiter fortsetzen, weil die Blase zwackt, hocken sich hintern Busch und werden prompt von den Verfolgern mit runtergelassener Hose erwischt. Oder sie finden, versteckt in der Klorolle, einen weiteren Hinweis darauf, was der Mörder vorhat. Oder sie brauchen jemanden, der ihnen das Kleid aufschnürt, weil's pressiert, und das kann dann in der Folge zu weiteren natürlichen Handlungen führen :grin und, und, und.
    Ich sehe es mit Sex in Romanen ebenso. Entweder, er wird hergeleitet und ist der krönende Abschluss einer Entwicklung; eine spannende Handlung entlädt sich wortwörtlich im Orgasmus.
    Oder aber er ist zwingend, weil er die Geschichte in eine andere Bahn lenkt.
    Wie alles in einem Buch, das ja nur aus so und so viel Szenen besteht, muss auch Sex passen und bedeutungsgeladen sein, sonst wird's langweilig und überflüssig (Erotik-Literatur ausgenommen, die unterliegt anderen Regeln).


    Wie die Szene ausgestaltet ist, ergibt sich zwingend aus der bisherigen Handlung und dem Stil des Buchs. Wenn ich vorher drastisch war, muss ich's auch jetzt sein, wenn's vorher sachte war, dann bitte auch die Beschreibung der Sexszene. (Natürlich können auch in diesem Fall die heißesten Dinge geschehen, aber das Vokabular darf eben nicht (porno)grafisch sein.)


    Mal am Rande: Porno ist viel leichter als die zärtliche Variante.


    Liebe Grüße von SteffiB

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Ah, Tannenbernie, schön dass du die Notdurft erwähnst. Die hätte ich jetzt auch ins Feld geführt. Romanhelden pinkeln und kacken fast nie, aber wenn, dann ist es wichtig für die Geschichte: Sie können ihre Flucht nicht mehr weiter fortsetzen, weil die Blase zwackt, hocken sich hintern Busch und werden prompt von den Verfolgern mit runtergelassener Hose erwischt. Oder sie finden, versteckt in der Klorolle, einen weiteren Hinweis darauf, was der Mörder vorhat. Oder sie brauchen jemanden, der ihnen das Kleid aufschnürt, weil's pressiert, und das kann dann in der Folge zu weiteren natürlichen Handlungen führen :grin und, und, und.


    So witzig :-]


    Da muss ich doch zugeben, daß ich daran noch gar nicht gedacht habe. Derart Dinge kann ich mir zwar prinzipiell eher in einem Krimi vorstellen als im klassischen Fantasy, aber ist schon ein Thema, daß ich noch nicht aus diesem Blickwinkel gesehen habe.


    Zitat

    Original von SteffiB


    Mal am Rande: Porno ist viel leichter als die zärtliche Variante.


    Liebe Grüße von SteffiB


    Absolute Zustimmung!

  • Zitat

    Original von Glass
    Tannenbernie, kennst du schon "Der Name des Windes"? Ich finde dort (oder eher im zweiten Teil der Trilogie, im ersten glaube ich noch nicht so sehr) findet Sex in der richtigen Dosis statt, nicht dominierend, aber er ist da. :grin


    Empfiehlst du es eher auf englisch oder die Übersetzung? Mit schlecht übersetzten Büchern tue ich mich im Nornmalfall eher schwer.


    Zitat

    Original von Glass
    Ich warte jedenfalls noch auf die Sexszene, die explizit die Geschlechtsteile und eine Beschreibung dessen, was damit getan wird, enthält und nicht bescheuert klingt...


    So wahr :lache

  • Zitat

    Original von Supervictor


    Empfiehlst du es eher auf englisch oder die Übersetzung? Mit schlecht übersetzten Büchern tue ich mich im Nornmalfall eher schwer.



    Ich habe es auf Englisch gelesen. Die Sprache ist toll, deswegen könnte ich mir schon vorstellen, dass die Übersetzung etwas verliert - ich kenne sie aber nicht, vielleicht ist die auch gut!
    Das Englisch ist durch die Detailverliebtheit des Autors auch nicht total einfach - also ich konnte der Handlung schon gut folgen, aber die kleinen Details und Beschreibungen von Orten oder Gegenständen habe ich nicht immer verstanden.

  • Zitat

    Original von Tannenbernie
    Warum also traut sich niemand, Erotik als normalen Bestandteil in eine Geschichte aufzunehmen? Warum sie nicht an passender Stelle platzieren, so wie sie im normalen Leben ja auch nur ein normaler Bestandteil ist?


    Nachdem wir nun sogar bei der Notdurft angekommen sind :fetch, scheint mir ein zarter Hinweis auf die Eingangsfrage des Threads angebracht. Hier wird nämlich Erotik thematisiert, nicht Geschlechtsverkehr.
    Faszinierend, dass alle, sogar der Theadstarter selbst, über dieses Thema kaum ein Wort verlieren, sondern über Sex in Büchern reden. Das ist aber etwas anderes, wie wohl jeder weiss.
    Es gibt großartige Romane, die vor Erotik prickeln, in denen aber weder das menschliche Genitale, noch die Vielfalt seiner aktiven Nutzung näher beschrieben werden. Und so was zu schreiben, erfordert weitaus mehr Können, als unter dem Deckmantel besonderer Progressivität die Dinge (am besten gleich mit Gossenausdrücken - man ist ja modern und aufgeklärt, nicht wahr ... - explizit beim Namen zu nennen und detailliert zu beschreiben.
    Ein Trugschluss, dass Erotik in der Literatur Details zum Geschlechtsverkehr erfordert! Natürlich ist das jederzeit erlaubt, wenn es denn in die Geschichte und zum Stil des Buches passt, aber dann muss es auch richtig gut gemacht sein.

  • Jetzt eine Antwort auf den Eingangspost ohne dass ich die übrigen Kommentare gelesen hab.


    Also es gibt schon auch Fantasybücher wo Geschichte und Erotik auch mal beides wieder spiegelt oder auch manchmal Erotik sogar mehr.


    Bei Sookie Stackhouse kommt zum Beispiel ganz viel Erotik vor und mir ist das teilweise schon zu viel. Ich finde romantische Bücher schöner wo nur wenig oder gar keine Erotik drin vorkommt. Denn ja, es gehört zum Leben dazu, aber deshalb muss ich noch lange nicht überwiegend darüber in Büchern lesen. Ich find diese Bücher wo mehr Erotik als wirkliche Geschichte drin vorkommt eben eher oberflächlich, zumindest meistens. Das wirkt dann halt einfach so. Bin aber nicht total dagegen abgeneigt von diesem Thema.


    Ist zwar kein Fantasy, aber in die Mischung aus Erotik und Geschichte find ich ist das beste was ich bisher gelesen hab die Bücher von Nora Roberts. Das wirkt dann sogar meist auch wirklich romantisch und nicht oberflächlich.


    Und bei Romanen wie Eragon und HDR und so kann ich mir Erotik einfach nicht u vorstellen. Das passt zu diesen Romanen nicht so. Bei Eragon vielleicht noch mehr als bei HDR, aber in erster Linie geht es in den beiden Romanen halt nicht wirklich um die Liebe find ich auch wenn es ein großes Thmea ist in beiden Romanen.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Nachdem wir nun sogar bei der Notdurft angekommen sind :fetch, scheint mir ein zarter Hinweis auf die Eingangsfrage des Threads angebracht. Hier wird nämlich Erotik thematisiert, nicht Geschlechtsverkehr.
    Faszinierend, dass alle, sogar der Theadstarter selbst, über dieses Thema kaum ein Wort verlieren, sondern über Sex in Büchern reden. Das ist aber etwas anderes, wie wohl jeder weiss.
    Es gibt großartige Romane, die vor Erotik prickeln, in denen aber weder das menschliche Genitale, noch die Vielfalt seiner aktiven Nutzung näher beschrieben werden. Und so was zu schreiben, erfordert weitaus mehr Können, als unter dem Deckmantel besonderer Progressivität die Dinge (am besten gleich mit Gossenausdrücken - man ist ja modern und aufgeklärt, nicht wahr ... - explizit beim Namen zu nennen und detailliert zu beschreiben.
    Ein Trugschluss, dass Erotik in der Literatur Details zum Geschlechtsverkehr erfordert! Natürlich ist das jederzeit erlaubt, wenn es denn in die Geschichte und zum Stil des Buches passt, aber dann muss es auch richtig gut gemacht sein.



    Natürlich ist es überhaupt kein MUSS, irgendwas über Geschlechtsteile zu schreiben und Erotik ist natürlich auch nicht das gleiche wie Sex. Trotzdem habe ich manchmal einfach das Gefühl, dass zwanghaft drumrumgeschrieben wird - das Zwanghafte ist das Problem, nicht, dass die Geschlechtsteile fehlen - aber dann ist es halt vielleicht auch einfach schlecht geschrieben.


    Und gerade deswegen, weil es gut gemacht sein muss und bestimmt sehr, sehr schwierig ist, würde mich eine mit Geschlechtsteilen versehene Erotikpassage sehr interessieren. ;-) Und Geschlechtsteile kann man ja auch mit Nicht-Gossenausdrücken beschreiben...

  • Zitat

    Original von Glass
    ... würde mich eine mit Geschlechtsteilen versehene Erotikpassage sehr interessieren. ...


    Das ist doch mal ´ne klare Ansage! :lache
    Ich stell mir nur gerade vor, in einen Buchladen zu gehen und den o. a. Satz wörtlich dem dortigen Personal vorzutragen - natürlich mit todernster Miene ...
    Die Reaktion könnte so aussehen: :yikes

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Das ist doch mal ´ne klare Ansage! :lache
    Ich stell mir nur gerade vor, in einen Buchladen zu gehen und den o. a. Satz wörtlich dem dortigen Personal vorzutragen - natürlich mit todernster Miene ...
    Die Reaktion könnte so aussehen: :yikes


    Ich glaube, das mit der todernsten Miene krieg ich dann doch nicht hin. :grin

  • Ok das muss ich auf meine Kappe nehmen. Hätte explizit nur das Wort "Sex" verwenden sollen, denn wie ja schon richtig bemerkt wurde, kommt Erotik auch mit wenigen Andeutungen aus (und entsteht meiner Meinung nach vor allem rein subjektiv in den Köpfen der Leser).


    Schließlich empfindet ja jeder Mensch etwas anderes als erotisch. Der eine hat einen Schuhfetisch und erfährt ein Prickeln, wenn beschrieben wird wie ein Held seine Schuhe wechselt, beim Nächsten ist es etwas anderes.


    Daher bezog sich mein OP eigentlich explizit auf Sex. Wobei ich sagen muß, daß die Betrachtung anderer "Lücken" im Leben unserer Fantasy-Helden wie Notdurft, Essen, etc. eigentlich genauso gut ins Thema passen. Ich fand die bisherigen Antworten jedenfalls interessant und eine Bereicherung der Diskussion.

  • das nervt mich auch an den büchern von karen rose & co. - denn darin geht es fast nur darum, wie und wann und wo die beiden hauptfiguren rumvögeln. :rolleyes ich wusste vorher nicht, dass sie zum genre "romantic suspense" gehört und hatte daher laut klappentext einen spannenden thriller erwartet. naja pustekuchen. und ich muss zugeben, dass ich mich manchmal echt schäme, wenn das mit den liebesspielbeschreibungen ausufert.

  • Zitat

    Original von Glass: Und gerade deswegen, weil es gut gemacht sein muss und bestimmt sehr, sehr schwierig ist, würde mich eine mit Geschlechtsteilen versehene Erotikpassage sehr interessieren. Augenzwinkern Und Geschlechtsteile kann man ja auch mit Nicht-Gossenausdrücken beschreiben...


    Zur Not liegt man mit anatomischen Ausdrücken richtig ;-).
    So ering/ergeht es mir zumindest mit dem aktuellen Murakami. Die Sache wird beim Namen genannt und erspart Leser, Übersetzerin und Schriftsteller jegliche Peinlichkeit.

  • Ich kann im Grunde auf die Beschreibung erotischer Passagen in Büchern komplett verzichten. Sicher gibt es Autoren, die das passend beschreiben können, ohne dass man vor allzu viel Kitsch und Peinlichkeiten zusammenzuckt, aber wirklich essentiell ist sowas für mich nicht. Wenn ich ein Buch lese, dann versetze ich mich meist als unbeteiligter Beobachter in die Geschichte. Deswegen kommt es mir eventuell ein wenig voyeuristisch vor, wenn ich das dann beobachte. :wow

  • Zitat

    Original von Moloko
    Wenn ich ein Buch lese, dann versetze ich mich meist als unbeteiligter Beobachter in die Geschichte. Deswegen kommt es mir eventuell ein wenig voyeuristisch vor, wenn ich das dann beobachte. :wow


    Dann ist man jeder Szene in einem Buch in der Position des Voyeurs, da man egal was beschrieben wird, als Außenstehender beobachtet.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Moloko
    Ich meine eben, dass es gewisse Unterschiede gibt, ob ich Leute nun beim Essen oder beim Liebesspiel beobachte.


    Das stimmt allerdings. Menschen beim Essen zu beobachten finde ich zumeist sehr abstossend (im Gegensatz zur Beobachtung beim Liebesspiel :grin) - aber das Beobachten als solches, egal was jetzt beobachtet wird, ist immer eine Form des Voyerismus.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Moloko
    Ich meine eben, dass es gewisse Unterschiede gibt, ob ich Leute nun beim Essen oder beim Liebesspiel beobachte.


    Unterschiede bei dir als Beobachter? Welche denn - und wie äußern sich die?


    Dass das Verhalten der Beobachteten "gewisse Unterschiede" aufweisen dürfte, je nachdem, ob sie mampfen oder bumsen, leuchtet mir hingegen durchaus ein. :grin

  • Zitat

    Original von Tannenbernie
    Daher bezog sich mein OP eigentlich explizit auf Sex. Wobei ich sagen muß, daß die Betrachtung anderer "Lücken" im Leben unserer Fantasy-Helden wie Notdurft, Essen, etc. eigentlich genauso gut ins Thema passen. Ich fand die bisherigen Antworten jedenfalls interessant und eine Bereicherung der Diskussion.



    Die Notdurft finde ich irgendwie nicht so interessant. Essen dagegen sehr, ich finde aber auch nicht, dass das in der Fantasy-Literatur zu kurz kommt. Wenn ich da mal an "Der Herr der Ringe" denke - ausgedehnte Beschreibungen des Schmauses der Hobbits und dessen, was Frodo und Sam so alles auf ihrer Reise essen, als die Nahrung knapp wird - oder "Harry Potter" - Festessen in Hogwarts - oder auch "Der Name des Windes" - die Hauptfigur führt eine Gaststätte, schon alleine deswegen geht das nicht ohne Essen....dafür gibt es viel Platz, zumindest im Fantasy-Bereich, bei den historischen Romanen denke ich auch. Das ist ja auch total interessant, was die Leute so früher gegessen haben bzw. in der jeweiligen Fantasy-Welt zu sich nehmen. Sie essen ja ganz anders als wir. Die Notdurft dagegen ist denke ich immer ziemlich gleich geblieben und auch in der Fantasy-Welt gibts da wohl keine großen Unterschiede. :grin