'Unorthodox' - Kapitel 8 - Epilog

  • Kap. 8:

    Eli entpuppt sich als jemand, der jedem Risiko aus dem Weg geht und sich Änderungen schlecht anpassen kann, es gelingt ihr aber, ihn von einem Umzug in eine größere Wohnung und Weg aus der Stadt zu überzeugen. Außerdem macht sie ihre Fahrerlaubnis (das ist Frauen also erlaubt).

    Sie lässt sogar ihr Haar wachsen, da sie während der Schwangerschaft nicht zur "Mikweh" muss. Das würden andere Frauen mit Sicherheit nicht machen.


    Familiär erschwerend ist, dass Elis Schwester verleumderische Gerüchte verbreitet. Sie haben Mitleid mit ihr, da sie wohl aus Eifersucht handelt.

    Also ich hätte da kein Mitleid, sondern würde sie zur Rede stellen, auch wenn das vielleicht nichts bringt. Ich würde mir das nicht gefallen lassen.


    Sex findet jetzt als "Trockensexsitzungen" statt, bis das Baby so groß geworden ist, dass das als Entschuldigung gilt, ihn zu vermeiden. Allerdings nutzt sie ihn dazu, dass Eli sie Dinge auf ihre Weise machen lässt.

    Es kommt ein berühmter Kabbalist aus Jerusalem nach Williamsburg, sie bekommen einen Termin, und er sagte, dass es ein Geheimnis gibt, dass um ihre Geburt kreist, das nach der Geburt enthüllt wird - ich bin ja gespannt, was das sein soll.

    Dieses Kind soll ihr Leben ändern, ihr Weg ist vorbestimmt, sie ist eine sehr alte Seele. Die Zahl 9 ist eine wichtige Zahl für sie.

    Außerdem hängt die Verbitterung ihrer Kupplerin wie ein schlechtes Omen über ihnen, da diese sich unterbezahlt fühlt, was auf Nachfrage auch stimmt.


    Ein Junge aus der Nachbarschaft wurde von der Schule geworfen, weil er sexuell belästigt wurde. Er würde die anderen Kinder verderben. Es soll natürlich nicht öffentlich gemacht werden. Es kommt heraus, dass er es (natürlich) sein ganzes Leben schon macht. Er lebt nach wie vor unter ihnen, da er zu alt für das Gefängnis ist - ach nee, aber für den Missbrauch ist er nicht zu alt.

    Vor allem, es gibt laut Torah Bestrafungen für alle möglichen Verbrechen, aber nicht für Kindesmissbrauch, was laut Eli daran liegt, dass die Menschen früher sehr jung verheiratet wurden (Mädchen schon mit 9 Jahren).


    Der nächste Skandal ist, dass Elis Bruder Yossi das sephardische Mädchen Kayla liebt. Beide Familien gehen dagegen vor. Am Ende geben sie aber nach, und sie heiraten sehr schnell.

    Selbst ein Mord eines Vaters an seinem Sohn, nur weil dieser masturbierte, endet damit, dass er schnell begraben wird, ohne dass ein Totenschein ausgestellt wird - wie furchtbar.


    Deborah geht es während ihrer Schwangerschaft meistens nicht gut, so dass sie wochenlang das Bett hüten muss, und sie macht sie Sorgen, wie sie mit ihrem bisschen Geld ein Kind unterhalten wollen - wie soll das dann bei noch mehr Kindern sein? Kindergeld gibt es anscheinend nicht.

    Sie kann nur einen besseren Job bekommen, wenn sie einen Abschluss macht, was sie vor hat.


    Dann wird das Baby geholt, weil sie eine Präesklampsie hat, was dann anscheinen rasend schnell geht. Aber es gelingt ihr nicht, eine Verbindung aufzubauen, sie hat keine mütterlichen Gefühle. Sie bleibt für 2 Wochen im Haus der jungen Mütter, und es wird wieder ein Ritual abgehalten.

    Sie bekommt von ihrer Ärztin unter der Hand einige Proben zur Schwangerschaftsverhütung, weil Eli wieder auf Sex drängt, bis er sie mit einer Infektion ansteckt, die er sich sonst wo geholt hat. Aber das ist ihr egal, so lange ihn es von ihr ablenkt.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Deborah hat ja alle Komplikationen in der Schwangerschaft, die es gibt. Kein Wunder, dass sie eine Abneigung gegen den ehelichen Verkehr hat. Zumal der eheliche Verkehr nur zur Zeugung von Kindern dient. Lust und Gefühle sind nicht erwünscht, diese Auffassung gibt es z.T. noch in der christlichen Kirche.

    Die Unzufriedenheit zwischen den Eheleuten wird immer größer und endet in einer Scheidung.

    Vertuschung von Straftaten ist wohl üblich und wird nicht geahndet. Dies gilt wohl auch für psychisch Kranke.

    Handy und Computer sind vorhanden und Deborah nabelt sich immer mehr ab und ist auf der Suche nach Unabhängigkeit. Durch ihre Kontakte am College bemerkt sie aber auch, dass es keinen großen Unterschied zwischen ihren Leben und dem weltlichen Leben gibt. nur die Prioritäten werden anders gesetzt.


    Wie schwierig ihr Weg ist um volle Zufriedenheit zu finden wird ziemlich schnell beschrieben Es gibt einen Folgeband:


    Überbitten


    ASIN/ISBN: 3906910008


    Das dieses Buch in den USA auf die Bestsellerliste gelandet ist wundert mich nicht, denn es gibt eine große jüdische Gemeinde.

  • Ich war sehr geschockt, von den vertuschten Straftaten (Kindesmissbrauch, Mord) zu lesen. So haben sich meine schlimmen Befürchtungen bewahrheitet...


    Deborah Leben ist nach dem Umzug etwas freier, weil in dem neuen Ort die Satmarer nicht so gedrängt wohnen und überhaupt in der Nachbarschaft viele (auch jüdisch-orthodoxe) junge Menschen leben, die alle ihr Leben leben möchten und hin und wieder ein paar Regeln brechen.

    Es gilt der Grundsatz: es wird nicht darüber gesprochen. So kommt Deborah an den Führerschein und mit Eli geht sie hin und wieder ins Kino.

    Eli, der ein besserer/liebevollerer Vater sein möchte, als sein Vater es war, scheitert an der Aufgabe.

  • Eli, der ein besserer/liebevollerer Vater sein möchte, als sein Vater es war, scheitert an der Aufgabe.

    Eli ist ja keine allzu starke Persönlichkeit und klar war der Wunsch da, aber er weiß nicht, wie er ein besserer Vater sein soll, was das beinhaltet. Er fällt in die alten Muster zurück, die ihm anerzogen wurden. Das finde ich sehr schade.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • jusch , danke für den Hinweis, da ist der Kauf ja quasi ein Muss.


    Und die Vertuschung von Straftaten (gerade Kindesmissbrauch) gibt es ja auch bei den Christen, wie man leider immer wieder erfährt, und mit Sicherheit auch bei den Muslimen.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Eli ist ja keine allzu starke Persönlichkeit und klar war der Wunsch da, aber er weiß nicht, wie er ein besserer Vater sein soll, was das beinhaltet. Er fällt in die alten Muster zurück, die ihm anerzogen wurden. Das finde ich sehr schade.

    Ja. Und auch das ist nicht spezifisch für nur bestimmte Gruppen.

    Gruselig fand ich bei dieser Szene vor allem die Vorstellung, dass Kinder in diesem Umfeld automatisch zurückbleiben, wenn die Mutter geht.

    Es wird im Epilog erwähnt, dass es vor Deborah noch nie gelungen ist, dass in diesen Fällen das Kind der Mutter zugesprochen wird.

  • Ja, das fand ich auch sehr bemerkenswert, dass es ihr tatsächlich gelungen ist, das Sorgerecht zugesprochen zu bekommen. Vielleicht hat sie damit den Weg geebnet, dass es auch anderen Frauen gelingt.

    Interessant ist auch, dass sie erst eine Bindung zu ihrem Kind aufbauen kann (immerhin), als sie die Chassiden verlassen hat und mit ihm alleine war. Sie hatten/haben eine sehr starke Bindung.

    Sie hat auch heimlich verhütet, das fand ich sehr mutig - aber so lange es ihr nicht nachzuweisen war...

    Jeder Schritt, selbst der kleinste, in die Unabhängigkeit hat Konsequenzen.

    Eli und sie entfremden sich immer mehr, er wird immer schneller wütend, bietet aber nach außen hin ein anderes Bild, so dass alle denken, er wäre ein sehr zuvorkommender Ehemann. Auch mit seinem Sohn kommt er nicht klar. Auch übernahm er nicht die Verantwortung dafür, dass er die Reifen nicht wechseln ließ und Deborah einen Autounfall hatte - der der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte, die Motivation, die sie noch brauchte, zu gehen.


    Jetzt ist auch der Grund klar, warum ihre Mutter gegangen ist bzw. gehen musste, da sie lesbisch ist. Unklar ist nur, ob sie ihre Tochter freiwillig zurückgelassen hat. Ich vermute aber, nicht.


    Gewundert habe ich mich nur, dass sie ja einen Abschluss machen wollte, um einen guten Beruf ergreifen zu können, die Ausbildung, die sie dann gemacht hat, war aber eine Schreibschule, und das nur, weil das College eine telefonische Terminabsprache anbot und sie dadurch als Erstes darauf angesprungen ist?

    Dass es im Endeffekt gut war, weil sie dann Schriftstellerin wurde, konnte sie anfangs ja noch nicht wissen und hatte sie wahrscheinlich auch nicht vor. Eli sagte sie, dass sie Wirtschaftskunde, Buchhaltung und Marketing lernt.


    Ich konnte so gut nachvollziehen, dass das Tragen von Hosen, speziell Jeans, für sie dann befreiend war.


    Immerhin steht es jedem frei, diese Gemeinde verlassen und woandershin ziehen, wenn er will, das Gebiet ist nicht eingezäunt, und die Menschen sind nicht eingesperrt und werden nicht verfolgt.


    Dass unter den strengen Chassiden ein Shitstorm losbrach, als ihr Buch veröffentlicht war, war klar.


    Alles in allem ist es ein unglaublich gutes, authentisches Buch. Ich freue mich, dass sie inzwischen angekommen ist (in Berlin), dort Freunde und Angehörige gefunden hat.

    Gerne würde ich dieser Frau mal persönlich begegnen.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • werden nicht verfolgt.

    Sie schreibt doch, dass sie ihre neue Adresse nicht mitgeteilt , ein neues Handy erworben hat, damit sie nicht aufgespürt wird. Genaueres wird man darüber im Folgeband lesen.


    Bei Elli hatte ich mir auch gewünscht, dass er aufgeschlossener wird. Lorelle und Irri haben es auf den Punkt gebracht, er kennt es nicht anders. Vielleicht war er auch überfordert, als er merkte, dass Deborah ihm überlegen ist.


    Ohne Breumel wäre ich nicht auf dieses Buch aufmerksam geworden, vielen Dank.

  • Ja, ich meinte, ganz "normales" Aussteigen. Die Verfolgung bei Deborah hatte ja mit der Veröffentlichung des Buchs zu tun.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Ja, ich meinte, ganz "normales" Aussteigen. Die Verfolgung bei Deborah hatte ja mit der Veröffentlichung des Buchs zu tun.

    Ich denke, dass bei solchen religiösen Gruppierungen generell ein Aussteigen schwierig ist. Die "Abtrünnigen" werden verfolgt und bekniet wieder in die Gemeinschaft zurückzukehren.

    Dies gibt es ja auch in der Zivilgesellschaft, siehe Frauenhäuser.

  • Hmm, kann natürlich sein, aber in dem Buch klang das so, als hätte das keine Konsequenzen, außer natürlich, sich ein neues Leben aufbauen zu müssen.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Als Deborah erfährt, was mit ihrer Mutter los war, ist sie sehr überrascht und fasst es nicht, dass sie es nicht gewusst hat. Aber die Gemeinschaft ist offenbar gut darin, manche Dinge zu verschweigen.


    Mich freut, dass Deborah beschließt, sich am College zu bewerben. Englische Literatur ist genau das richtige für sie. Sie ist intelligent, belesen und begabt. Es wäre schade gewesen, wenn sie darauf hätte verzichten müssen.

    Besonders interessiert sie der Poetikkurs. Da wäre ich gerne mit hingegangen.:)

  • Ich habe das Buch gestern Abend beendet (diese Woche war einfach zuviel zu tun...). Mehr als die Behandlung der Frauen hat mich die Vertuschung der Straftaten entsetzt. Insgesamt fand ich das Buch nicht ganz so heftig wie ich es erwartet hatte - vermutlich, weil die Unterdrückung der Frauen bei einigen anderen Religionsgemeinschaften kaum anders ist. Was unter den Taliban in Afghanistan passiert ist war weitaus heftiger, und nur wegen der Frauenrechte wäre da - leider - niemand einmarschiert, um sie zu befreien.


    Das Ende kam mir zu schnell. Ich hätte gerne mehr darüber gelesen, wie Deborah jetzt finanziell zurecht kommt - arbeitet sie noch (wo?) oder kriegt sie einen Vorschuss für das Buch? Ob sie Yitzy in einem Kinderhort untergebracht hat wenn sie alleine unterwegs ist, wie sie das mit der Wohnungssuche auf die Reihe gekriegt hat, wie hat sie ihren Auszug geregelt (wenigstens ihre und Yitzis Kleidung muss sie ja mitgenommen haben? Ob in der Fortsetzung noch etwas zur Scheidung steht?


    Ihre Telefonnummer und Adresse hat sie von Anfang an geheim gehalten, nicht erst nach der Veröffentlichung. Vermutlich hatte sie Angst, dass sonst jemand ihrer Gemeinde vor der Tür stehen oder jemand Yitzy entführen könnte. So ganz klar ist mir nicht, warum das Sorgerecht zuvor nie den Müttern zugesprochen wurde - haben die Richter die religiöse Gemeinschaft immer als wichtiger erachtet als die Mutterliebe? Traurig.


    Bevor ich die Fortsetzung lese, brauche ich erst einmal Abwechslung.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Das Ende der Ehe war klar absehbar. Eli hat sich irgendwo eine Geschlechtskrankheit eingefangen, wohl er wohl war?? Deborah hat für eine Ehe schon sehr viele Heimlichkeiten, aber nur so schafft sie den Absprung.


    Auch in diesem Abschnitt liest es sich für mich wie das Leben/Vorkommnisse einer Sekte. Es gleicht auch den Büchern von Aussteigern der Zeugen Jehovas oder Scientologen. Auch dort muß eine Persönlichkeit schon stark sein, um das zu schaffen. Denn deren Leben ist nur anlegt, auf diese kleine, begrenzte Welt. Bekanntschaften oder Freundschaften mit Außenstehenden gibt es praktisch nicht. Und auf so ein unbekanntes Leben kann sich ein(e) Aussteiger(in) auch nicht vorbereiten. Hut ab, daß sie das schafft und ich bin auf den Folgeband und ihr weiteres Leben sehr gespannt.


    Danke Breumel für deine Initiative zu dieser LR. Die Chani Kaufman hat mir ja schon sehr gut gefallen, das hier war für mich detaillierter und härter, aber sehr interessant. Deshalb freue ich mich schon auf den nächsten Band, der heute in der Post war.

  • Es wurde viel schon angesprochen, was ich beim Lesen der letzten zwei Kapitel auch empfunden habe. Ich habe mich gefreut, dass nach der Zeit der versuchten Anpassung jetzt die kämpferische Deborah wieder zum Vorschein kommt, die endlich merkt, dass sie aus diesem vorgezeichneten Leben ausbrechen muss. Und auch welchen Weg sie dazu gehen kann. Schön, dass die Geburt ihres Sohnes dieses Umdenken ermöglicht hat, gerade weil sie am Anfang Probleme hat, ihre Mutterliebe zeigen zu können. Die Abnabelung macht sie sehr behutsam und mit Strategie, nicht von heute auf morgen, sondern mit viel Überlegung und auch Zeit.


    Auch mit Eli bricht sie nicht von heute auf morgen sondern geht sogar mit ihm zum Eheberater, auch wenn zumindest Deborah klar ist, dass sie die Ehe gar nicht fortsetzen will. Ist eine Scheidung eigentlich "üblich" bei den Juden? Das klang für mich irgendwie so, als wäre es gar nichts soooo Besonderes.

    Ich denke, dass bei solchen religiösen Gruppierungen generell ein Aussteigen schwierig ist. Die "Abtrünnigen" werden verfolgt und bekniet wieder in die Gemeinschaft zurückzukehren.

    Dies gibt es ja auch in der Zivilgesellschaft, siehe Frauenhäuser.

    Ich weiß nicht, ob es wirklich so schlimm mit den "Abtrünnigen" ist - zumindest lese ich das auch nicht so raus. Schließlich ist ja auch Deborahs Mutter gegangen, ohne größere Probleme zu bekommen. Die Mutter hat ja auch noch Kontakt, wenn wohl auch sehr losen, zur Familie. Und das Wegziehen in eine andere Gegend war ja auch kein Problem, wurde sogar von mehreren Personen positiv aufgenommen.


    Wer hätte sie auch zurückhalten sollen? Eli? Der hat der Scheidung ja auch zugestimmt und auch zum Sohn hatte er kein so gutes Verhältnis. Deobrahs ursprüngliche Familie spielt wohl zu der Zeit keine so große Rolle mehr, zumindest ist von ihr fast nicht mehr die Rede. Von daher gab es wohl auch kein Umfeld, dass sie aufhalten hätte können. Mut und viel Durchsetzungsvermögen braucht es naütrlich trotzdem, sein gewohntes Leben hinter sich zu lassen und neue, ganz andere Wege zu beschreiben. Ich fand es sehr schön dargestellt, wie sich Deborah dieses neue Leben schrittweise erorbert und guckt, wie sie damit zurechtkommt und ob es ihr gefällt. Das passt für mich.


    Als Deborah erfährt, was mit ihrer Mutter los war, ist sie sehr überrascht und fasst es nicht, dass sie es nicht gewusst hat. Aber die Gemeinschaft ist offenbar gut darin, manche Dinge zu verschweigen.

    Mich hat die Homosexualität von Deborahs Mutter sehr erstaunt. Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet (Wieder ein Vorurteil :(). Aber es ist natürlich eine gute Erklärung. Schade fand ich nur, dass es zumindest im Buch nicht zu einer klärenden Aussprache zwischen Mutter und Tochter kommt.


    Überhaupt kann ich da breumel nur zustimmen:

    Das Ende kam mir zu schnell.

    Mir auch, da hätte ich gerne noch weitaus mehr darüber erfahren. Wobei es dafür ja den Folgeband gibt, den ich sicher einmal lesen werde. Doch auch da kann ich breumel nur zustimmen:

    Bevor ich die Fortsetzung lese, brauche ich erst einmal Abwechslung.

    Fraglich bleibt für mich momentan auch die finanzielle Seite. Es wird ja immer wieder betont, dass Eli und Deborah schon als Paar nicht genügend hatten - wie will sich Deborah dann als Alleinerziehende durchschlagen, schon allein, da sie ja wohl auch nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten konnte???


    Überhaupt haben sich in diesem letzten Abschnitt doch noch einmal ganz andere Einblicke in das Leben der chassidischen Juden ergeben. Die Berufstätigkeit der verheirateten Frauen war also durchaus denkbar (auch außerhalb der Gemeinde), auch gab es den Zugang zu modernen Medien. Und es gibt wohl viele (junge) Paare, die die Regeln nicht so streng auslegen wie ihre Eltern und Großeltern.

    Gewundert habe ich mich nur, dass sie ja einen Abschluss machen wollte, um einen guten Beruf ergreifen zu können, die Ausbildung, die sie dann gemacht hat, war aber eine Schreibschule, und das nur, weil das College eine telefonische Terminabsprache anbot und sie dadurch als Erstes darauf angesprungen ist?


    Dass es im Endeffekt gut war, weil sie dann Schriftstellerin wurde, konnte sie anfangs ja noch nicht wissen und hatte sie wahrscheinlich auch nicht vor. Eli sagte sie, dass sie Wirtschaftskunde, Buchhaltung und Marketing lernt.

    Die Studienwahl hat mich auch sehr gewundert, auch wenn ich Herr Palomar recht gebe: für sie war es die perfekte Wahl. Nur mit dem Hintergedanken, einen besseren Beruf zu finden, ist diese Wahl für mich nicht stimmig - da wäre sie mit Buchhaltung sicher besser dran gewesen. Oder hatte sie die Schriftstellerkarriere schon im Hinterkopf?


    Auf alle Fälle hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es hat mir eine ganz andere Lebensart gezeigt und war zudem toll geschrieben! Ein Buch, das zu Recht an der Spitze der Bestseller-Listen stand!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Über die Homosexualität von Deborahs Mutter war ich auch überrascht. Sexualität, ein Thema, das in dieser Gemeinde einfach nicht existiert und wenn, dann nur hinter vorgehaltener Hand. Der Umgang damit und auch das Wissen um den eigenen Körper hat mich erschreckt. Auf der anderen Seite muß der Rabbi wissen, wann die Frauen rein bzw. unrein sind!