'Die Kinder von Nebra' - Seiten 216 - 340

  • Seit gut vier Wochen ist dies heute der erste Tag, ab dem (vorausgesetzt, wir bleiben hier alle gesund) wieder ein normaler Tages- und Wochenrhythmus herrscht. Drum bin ich in dem Abschnitt bin ich auch noch nicht so weit, aber ab jetzt sollte ich wieder ein normales Lesetempo einschlagen können und das Buch in absehbarer Zeit durch haben (und hier nicht mehr so hinterher hinken). „Durch haben“ heißt aber nicht, daß ich es fertig bekommen möchte, um es endlich gelesen zu haben, sondern weil ich das Buch gut finde und ich dringend den Fortgang der Geschichte erfahren möchte.


    Es war ja fast zu erwarten, daß Arrak bei dem Fest auftaucht. Er kennt also Morganas Geheimnis - das dürfte noch zu Problemen führen; er wird das sicherlich zu gegebener Stunde zu seinen Gunsten einsetzen. Denn ihm ist klar, sollte Morgana einen Sohn gebären, wäre seine Stellung - um Arraks Ausdrucksweise zu gebrauchen - am Ars.. .


    Die Feierlichkeiten zu Destartes Fest haben mich an Beschreibungen von Beltane u. a. in den MZB-Büchern erinnert. Kein Wunder, da dürfte vom Glauben und Kult auch eine gewisse Verwandtschaft bestehen bzw. bestanden haben. Gut gefallen hat mir, daß die Beschreibungen zwar deutlich sagen, was passiert, die Ereignisse selbst, beispielsweise zwischen dem Flötenspieler und Rana oder später in der Nacht, aber nicht weiter ausführen. Das hebt das Buch für meine Begriffe positiv über so manches andere hinaus; es muß nicht immer alles im Detail beschrieben werden (das trifft für mich auch für Kämpfe, Folterungen etc. zu), wenn sich auch so aus der Erzählung ergibt, was geschieht. Die Kunst besteht da für mich darin, daß eben nicht alles im Einzelnen beschrieben wird und man dennoch weiß, was passiert. Das finde ich hier großartig dargestellt (hoffentlich bleibt es weiterhin im Buch so).


    Interessant die Bemerkung von Gejlir auf S. 253 zu den Waffenaufträgen seines Vaters. Das stimmt mit dem überein, was ich im ersten Abschnitt geschrieben habe: Drengis will auf alle Fälle gerüstet sein, was auf Weitblick schließen läßt.


    Das Gespräch zwischen Rana und den Drengis-Zwillingen dürfte erste Verbindungen für Rana zum Fürstenhof gebracht haben, zumal die Zwillinge auch ihrer Meinung sind.


    Ada gehört also zum Volk der Alben - ob das noch eine Rolle spielen wird? Und Orkon ist auch zufrieden - vorerst wenigstens.


    Apropos: die Familie Ranas gehört doch zu Drengis Clan. Weshalb kann Arrak dann solche Ansprüche (wie im vorigen Abschnitt, als er Rana entführen will) stellen - das müßte doch zum Krieg zwischen den Clans führen?


    Mehr, wenn ich weiter bin.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was ich mich die ganze Zeit frage: auf Seite 258 unten ist von „kupfernen Kriegsäxten“ zu lesen. Kupfer ist recht weich, was jeder an einem einfachen Kupferkabel ausprobieren kann. Kriegsäxte und andere Waffen aus Kupfer müßten dann doch auch ziemlich weich sein. Wenn da Waffe auf Waffe trifft, verbiegen die sich nicht und werden schlimmstenfalls sogar zur Gefahr für den Waffenschwinger?


    Rana diskutiert mit ihrem Vater über die Scheibe. Es sind interessante Gedanken, die sie vorbringt, doch Utrik überzeugen die nicht.


    Unterwegs zu Drengis „Hof“ spricht sie mit ihrem Bruder über ihre „Träume“. Hier wäre noch nachzutragen, daß ich ihren „Besuch“ bei den Göttern während des Festes recht realistisch empfand und auch von der Beschreibung her bei mir nie das Gefühl von Fantasy aufkam. Das mag allerdings mit daran liegen, daß ich die letzten Monate relativ viele Bücher gelesen habe, die bei den Indianern (19. Jahrhundert) spielen und meist aus deren Sicht der Dinge geschrieben sind. Dort spielten Visionen, Visionssuche und Tiersymbole auch eine große Rolle, ganz ähnlich wie hier (für mein Empfinden). Das hat also eine wahrhaft jahrtausendealte Tradition. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie die Umwelt - z. B. Drengis - darauf reagieren wird.


    „Urbar machen“. S. 268. Ich kann so ungefähr nachfühlen, was sich hinter diesen beiden nüchternen Wörtern verbirgt. Auf unserem Grundstück wurde seit Jahren kaum noch etwas gemacht, und wenn wir jetzt etwas anlegen wollen, kommt das einem „urbar machen“ recht nahe. Weswegen vieles eine Wildnis bleibt. Meine Bewunderung für Menschen, die Wildnis urbar machten, ist jedenfalls ziemlich groß.


    S. 273 (als Beispiel): hier (und anderswo) taucht als veralteter Begriff das Wort „Weib“ auf. Das sticht mir immer besonders ins Auge, weil das so ziemlich das einzige Wort ist, welches auf die Vergangenheit hinweist. Ansonsten ist das Buch in (für mich) moderner Sprache geschrieben. Ich bin nun kein Autor, sondern Leser und ggf. noch Laienkritiker, muß es also nicht besser machen, sondern kann mich mit dem Anmerken begnügen. ;-) Dadurch, daß dies der einzige ältere Begriff ist, kommt er mir wie ein Fremdkörper, der nicht paßt (auch wenn das damals möglicherweise das ganz normale Wort, wie heute „Frau“, war) vor.


    Auf Drengis Hof dann ein Zusammentreffen. Rana trifft Hakun wieder und beginnt langsam einzusehen, daß sie ihn falsch eingeschätzt hat. Drengis kann Rana von ihren Plänen und Vorstellungen nicht so ganz überzeugen - es geht immerhin um Krieg oder Frieden, das will nicht leichtfertig entschieden sein. Doch der Same ist gesät, und beim Fest der Epona wird er aufgehen.


    Ich hätte nicht gedacht, daß Arrak so weit geht, und Gejlir ganz offen ermordet. Klar ist, daß Orkon ihn unterstützt - und sich gewaltig verrechnet. Der Funke ist ans Pulverfaß gelegt, und das beginnt zu explodieren. Den letzten Rest gab wohl die Drohung gegenüber Rana, damit hat er auch beim Volk den letzten Respekt verloren. Zusammen mit der schon aufgestauten Wut, dürfte die Explosion und der Krieg nicht mehr vermeidbar sein.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was ich mich die ganze Zeit frage: auf Seite 258 unten ist von „kupfernen Kriegsäxten“ zu lesen. Kupfer ist recht weich, was jeder an einem einfachen Kupferkabel ausprobierenkann. Kriegsäxte und andere Waffen aus Kupfer müßten dann doch auch ziemlich weich sein. Wenn da Waffe auf Waffe trifft, verbiegen die sich nicht und werden schlimmstenfalls sogar zur Gefahr für den Waffenschwinger?

    Du hast recht, Kupfer ist vergleichsweise weich und biegsam. Für ein Messer gut genug, für ein Schwert auf keinen Fall. Aber eine Axtklinge ist breit und etwas klobig. Das geht schon. Der Ötzi (die Leiche im Gletscher) hatte so ein Kupferbeil dabei. Ich hatte mal eine Replik in der Hand. Damit kann man schon jemand den Schädel einschlagen.


    Bronze ist wesentlich härter (mit 10% Zinn-Beigabe) und eignet sich für Schwerter, obwohl es zur Zeit Utriks erst wenige gab, denn es verlangt eine gute Schmiedetechnik. Zur Hochzeit der Bronzekultur waren dann die meisten Waffen aus Bronze. Zu Utriks Zeiten - das hat die Archäologie festgestellt - hatten nur die Anführer und Offiziere einer Hundertschaft Waffen aus Bronze.


    Unterwegs zu Drengis „Hof“ spricht sie mit ihrem Bruder über ihre „Träume“. Hier wäre noch nachzutragen, daß ich ihren „Besuch“ beiden Göttern während des Festes recht realistisch empfand und auch von der Beschreibung her bei mir nie das Gefühl von Fantasy aufkam. Das mag allerdings mit daran liegen, daß ich die letzten Monate relativviele Bücher gelesen habe, die bei den Indianern (19. Jahrhundert) spielen und meist aus deren Sicht der Dinge geschrieben sind. Dort spielten Visionen, Visionssuche und Tiersymbole auch eine große Rolle, ganz ähnlichwie hier (für mein Empfinden). Das hat also eine wahrhaft jahrtausendealte Tradition. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie die Umwelt - z. B. Drengis - darauf reagieren wird.


    In früheren Zeiten hat man ja viel mehrt auf Träume gegeben als heute. Traumdeuterei war weit verbreitet. Sogar Sigmund Freud beschäftigte sich noch mit Träumen. Heute weiß man, dass das Unsinn ist. Aber auch in allen antiken Kulturen spielten Träume eine Rolle. Genauso auch wie Weissagungen von Priesterinnen, die im Rausch Worte von sich gaben.


    S. 273 (als Beispiel): hier (und anderswo) taucht als veralteter Begriff das Wort „Weib“ auf. Das sticht mir immer besonders ins Auge, weil das so ziemlich das einzige Wort ist,welches auf die Vergangenheit hinweist. Ansonsten ist das Buch in (für mich) moderner Sprache geschrieben. Ich bin nun kein Autor, sondern Leser und ggf. noch Laienkritiker, muß es also nicht besser machen, sondernkann mich mit dem Anmerken begnügen. Dadurch, daß dies der einzige ältere Begriff ist, kommt er mir wie ein Fremdkörper, der nicht paßt (auch wenn das damals möglicherweise das ganz normaleWort, wie heute „Frau“, war) vor.


    "Weib" ist einfach Frau. Daher auch das Adjektiv "weiblich". Das Wort "Frau" kommt von "Frouwe", was Herrin bedeutet. Das Respektwort ist zum Gebrauchswort geworden. So wie das lateinische "Domina" zum italienischen "donna" wurde, was auch nur Frau bedeutet und nicht mehr Herrin.


    Was die Sprache angeht, so schreibe ich in meinen Büchern nicht "altertümlich". Ich finde es lächerlich, das zu versuchen. Meine Figuren haben in ihrer Zeit eine normale Alltagssprache gesprochen, und das tun sie auch in meinen Büchern. Ich vermeide allerdings Anachronismen und allzu moderne Begriffe und verwende hier und da ein Wort, wie "Weib", das aus der Mode gekommen ist. :)

    Der Bastard von Tolosa, Die Comtessa, Die Hure Babylon, Das Schwert des Normannen, Die Rache des Normannen, Der Schwur des Normannen, Der Sturm der Normannen, Bucht der Schmuggler, Thors Hammer, Odins Blutraben, Die letzte Schlacht, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters
    www.ulfschiewe.de

  • Was die Sprache angeht, so schreibe ich in meinen Büchern nicht "altertümlich". Ich finde es lächerlich, das zu versuchen. Meine Figuren haben in ihrer Zeit eine normale Alltagssprache gesprochen, und das tun sie auch in meinen Büchern. Ich vermeide allerdings Anachronismen und allzu moderne Begriffe und verwende hier und da ein Wort, wie "Weib", das aus der Mode gekommen ist.

    Eigentlich richtig. Ich nehme an, daß die Menschen, die eine "altertümliche" Sprache erwarten bzw. lesen würden, eine aussterbende Spezies sind, weshalb sich solche Bücher vermutlich in nur geringer Stückzahl verkaufen ließen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das war ein extrem ereignisreicher Abschnitt. Vieles, was wir uns vorab schon gefragt hatten, hat sich geklärt, beispielsweise was aus Gisla geworden ist.

    Rana ist nun Priesterin und hält zwei flammende Reden. Sie weiß was sie will und was ihr die Göttin aufgetragen hat, aber manchmal schießt sie nun doch übers Ziel hinaus. Ich denke mal, bei ihr ist das der Überschwang der Jugend. In jungen Jahren ist man meist extremer und weniger kompromissbereit, zumindest ist das meine Erfahrung, und ich denke, das war schon zu allen Zeiten so.

    Zwischendurch hatte ich ja die Befürchtung, sie könnte das Geheimnis ihres Vaters womöglich ausplaudern, aber glücklicherweise hat sie es doch erst einmal für sich behalten. Wie sie ihm gegenüber reagiert hat, war schon ganz schön trotzig, denn eigentlich hält Utrik ja große Stücke auf seine Tochter, aber die Himmelsscheibe ist sein Ding, und da finde ich, er hat auch das Recht, zu entscheiden, wer davon erfährt und wer nicht. Ob die Idee so gut war, das Geheimnis zumindest teilweise vor dem Gesinde zu besprechen, bezweifle ich mittlerweile, nachdem Aiko ja anscheinend bei dem Wagenrennen zugegen war.

    Tja, das Wagenrennen endete tragisch, und Arrak hat sein wahres Gesicht gezeigt (naja, das tut er ja eigentlich meistens:/)

    Sein Vater spielt den Mord an Gejlir herunter, was m. E. zu erwarten war, denn wie heißt es so schön, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das trifft hier auf Vater und Sohn total zu.

    Hakun und Rana kommen sich näher, was ich gut finde, denn ihre Abfuhr hatte er nicht verdient, obwohl ich ihre Reaktion schon verstehen konnte, da die erste Begegnung ja unter etwas unglücklichen Bedingungen stattgefunden hat und Rana der Meinung war, Hakun sei ein Freund von Arrak.


    Was mir neben der Handlung sehr gefällt, sind die intensiven Einblicke in die damaligen Sitten und Rituale. Ulf, du bringst uns diese alte Kultur wieder sehr lebendig nahe.

  • Du bist der Wahnsinn! Du hast so toll recherchiert. Dein Buch zu Lesen ist mir ein richtiges Fest.

  • Ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher, ob es Orkon war, ich würde es eher Arrak zutrauen. So lange ist das ja gar nicht her, da müsste Arrak schon ein Mann gewesen sein.

    Es wird ja beschrieben, dass sie Orkon meidet und bei seinem Anblick zittert und merklich Angst hat. Das fällt ja der Tochter auf, die sie unter die Fittiche genommen hat. Bei Arrak zeigt sich die Reaktion nicht.

  • Ich bin sehr angetan von dem Schreibstil. Anfangs war ich verwundert über den normalen Sprachgebrauch, doch das macht das Buch auch einfacher zu lesen. Die Eigentümlichkeiten der Charaktere kommen auch so sehr gut zur Geltung.


    Über Utriks Auffassung bin ich etwas verwundert. Rana hat - wie ich finde - sehr gute Argumente die Scheibe für Destarte und das Wissen für jedermann zugänglich zu machen. Natürlich wird es die Gier der anderen anstacheln, wenn sie sie sehen, doch das war von vornherein klar. Selbst Utrik. Dass Rana jetzt den Wunsch des Vaters respektiert und Drengi nichts davon verrät, zeigt ihre Reife. Ich finde, sie schlägt sich außerordentlich gut. Auch gefällt mir, dass sie mit Hakun flirtet. Zwar noch verhalten, aber das passt zu den Beiden. Ganz großes Kino.


    Apropos ganz großes Kino: Arrak hatte ja einen Wahnsinns-Auftritt. Es war schon unglaublich, dass er so einfach abgezogen ist. Zumal er ja beworfen wurde. Das hätte schlimm ausgehen können. Zu dumm, dass Morgana gezeigt hat, dass sie von ihm ertappt wurde. Ich bin gespannt, ob sie es Urdo sagt. Auf der anderen Seite hat Morgana an dem Fest teilgenommen und wer weiß, von wem sie nun ein Kind bekommt. Schöne Doppelmoral. Ich mag es, dass die Szenen offen bleiben.


    Herrlich fand ich den Ausspruch von Panos:


    "Ich kann Hador ohnehin nicht ausstehen. Schlimm genug, dass die Seelen der Toten ihn ertragen müssen."

    - Seite 245 -


    Recht hat er ja. ;)


    Ich denke Rana hat ein sehr feines Gespür dafür, was sie verrät oder lieber für sich behält. Sie ist zwar ungestüm, doch mit ihrem Wissen geht sie sorgsam um.

    Dass sie über die Alben gesprochen hat, war für Ada sicher sehr wichtig und von Bedeutung. Das empfinde ich als richtig, dass sie da nicht geschwiegen hat. Ganz im Gegensatz zu dem Geheimnis um die Scheibe, die ihr Vater angefertigt hat.

    Bei Aiko hatte ich gleich ein ungutes Gefühl. Das Wissen ist nicht gut für ihn. Ich könnte mir vorstellen, dass er es Orkon oder Arrak "steckt".


    Schön spannend geschrieben.

  • Orkon *will* seinem Sohn einfach glaube das es ein Unfall war, den wenn er es bezeifelt müßte er seinen Sohn auch entsprechend bestrafen , vermutlich töten. Da er ja noch keinen männlichen Nachkommen hat der die Nachfolge gewährleistet kann er es sich gar nicht erlauben den einen Sohn zu verlieren wenn er die Macht für sich und seine Nachkommen erhalten will.


    Er scheint sehr sicher zu sein das seine Angstherrschaft gewährleistet das alle kuschen und sich nicht trauen gegen ihn an zu gehen. In der Regel ist es aber so dass bei solchen Angstherrschaften es oft nur noch einen Tropfen in den Krug braucht und dann läuft er über und die Rebellion nimmt ihren Lauf.