'Die Hyperion-Gesänge' - Seiten 0838 - 0920

  • Wie im vorigen Abschnitt:das Buch macht mich fertig...;)


    Ich will gar nicht so auf den Inhalt eingehen. Zentral sind immer noch die Pilger. Einer nach dem Anderen verschwindet, manche kommen zurück...

    Auffällig finde ich, dass die Pilgerebene jetzt nicht mehr im Präsens geschrieben ist, sondern im Präteritum, und sie wird auch nicht mehr von Servern geträumt. Ich denke, dass das mit seinem Kurzbesuch auf Hyperion zusammenhängt. Vielleicht. Lamia Traumverbindung scheint aber auch in die andere Richtung zu funktionieren, denn sie sieht Teile einer Sitzung, bei der Severn zugegen ist.


    Scheinbar lag ich gar nicht so schlecht mit meiner Vermutung, dass die Ousters ihren Plan vielleicht schon seit Hunderten Jahren verfolgen, geheim, denn sie brechen im Netz ein, weit weg von Hyperion.

    Insgesamt fiel es mir schwer, Gladstone auf ihrer Reihenstippvisite in verschiedenen Welten des Netzes zu folgen, was an meiner Aufmerksamkeit liegen kann. Ich will das Lesen genießen, und dabei bekomme ich möglicherweise manchen Zusammenhang nicht mit. Aber es scheinen Orte zu sein, wo die Pilger herkommen, außer bei Silenius, weil G. Alte Erde nicht bereisen kann und statt dessen gefährlicherweise auf den Mond farcastet.


    Es wird klarer, was die Pilger eigentlich von Hyperion erwarteten. Silenius will sein Gedicht beenden, endlich, aber nein, es ist Zeit...

    Kassad will das Shrike und Moneta töten und fordert den Zweikampf, den er nicht gewinnen kann, denn er hat sich und Silenius damals nach der Schlacht am Dornenbaum gesehen.

    Ob Sol Rachel noch retten kann und wie, weiß ich nicht. Sie ist jetzt 2 Tage alt...

    Und Lamia? Was will das Shrike in ihrem Kopf?

    Und der Konsul?

    Und Pater Duré?

  • Es geht hier Schlag auf Schlag und so geht es auch im nächsten Abschnitt weiter (ich habe den 3. Teil komplett gelesen, ohne Unterbrechung). Deshalb will ich zum Inhalt auch nicht zu viel schreiben, denn die Übergänge von einem Abschnitt zum nächsten verschwimmen.


    Die veränderte Erzählweise über die Pilger ist mir auch sofort aufgefallen. Ich denke, dass das damit zusammenhängt, dass Johnny Schlafmittel genommen hat, weil er nicht für Gladstone träumen wollte.


    Gladstone konnte nicht zu Silenus Geburtsort, war aber stattdessen auf dem Planeten, auf dem er als Sklave gehalten und als Dichter entdeckt wurde. Zum Mond ist sie gereist, um einen Blick auf die zerstörte alte Erde zu werfen, um über ihre risikoreichen Pläne und ihrem eigenen Spiel mit dem Feuer (mehreren Feuern) zu reflektieren, was ja dann unterbrochen wird.


    Fertig macht mich das Buch nicht, ich genieße den "Lesesog", den es bei mir auslöst sehr. Ich finde es so spannend und mir ist egal, dass ich nicht alles verstehe.

  • Vielleicht hätte ich hinter "macht mich fertig" noch ein Augenzwinkern machen sollen;)

    Ich lese es nach wie vor mit Begeisterung, aber die Flut an Ereignissen überrollt mich regelrecht. Ich muss möglicherweise aufhören, alles verstehen zu wollen...


    Dass Severn Schlafmittel genommen hat, hab ich nicht gelesen oder überlesen. Dass er sich über kurz oder lang verweigern würde, war aber klar.

  • Nachdem er vergeblich darum gebeten hat, die Historiker an den Gräbern arbeiten zu lassen, hat er beschlossen, sich mit Schlafmittel zuzudröhnen, um nicht zu träumen oder sich nicht an Träume zu erinnern.

  • Die veränderte Erzählweise über die Pilger ist mir auch sofort aufgefallen. Ich denke, dass das damit zusammenhängt, dass Johnny Schlafmittel genommen hat, weil er nicht für Gladstone träumen wollte.

    Spannend - der Wechsel in der Schreibe ist mir aufgefallen, den Kniff, dass es mit Johnnys Schlafmittel zu tun haben könnte, kam mir nicht.


    Wieder ein sehr eindrucksvoller Abschnitt. Die Kruziform bringt nicht Hoyt zurück, sondern Duré; Martin Silenus will sein Gedicht vollenden und begegnet dem Shrike, das ihn mit zum Baum nimmt. Kassad begegnet seiner Moneta und stellt sich auf einen Zweikampf mit dem Shrike ein. Interessant fand ich hier vor allem, dass Moneta nicht mit dem Shrike identisch ist, sondern ist eine Art Begleiterin. Und Moneta erwähnt auch, dass das Shrike in der Zukunft geschaffen worden ist.


    Letztlich ganz viel Details, seltsamer Input, aber noch kein Gesamtbild.


    Gespannt bin ich darauf, ob das Shrike über Lamia, in dessen Kopf es eindringt, Kontakt zu Severn aufnimmt bzw. ob Severn spürt, dass das Shrike mit Lamia verbunden wird. Als beschrieben wird, dass sich das Shrike an ihrem Kopf zu schaffen macht, war das mein erster Gedanke.


    Und dann ist da noch Gladstones Verrat - bin gespannt, wie konkret der aussieht. Verrät sie den Core an die Ousters, damit die Menschheit nicht endgültig der KI unterliegt...


    Fragen über Fragen.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Kassad begegnet seiner Moneta und stellt sich auf einen Zweikampf mit dem Shrike ein. Interessant fand ich hier vor allem, dass Moneta nicht mit dem Shrike identisch ist, sondern ist eine Art Begleiterin. Und Moneta erwähnt auch, dass das Shrike in der Zukunft geschaffen worden ist.

    Das finde ich auch einen sehr tollen Kniff an diesem Buch - es ist ja eh schon komplex genug, und dann noch den Begriff der Zeit zu beleuchten. Das zieht sich ja durch verschiedene Punkte im Buch, siehe Kassad und Moneta, aber auch das Rückwärts-Altern von Rachel, oder die verschiedenen Antriebe und die dadurch aufgebaute Zeitschuld.

  • Ich kann mich euch nur anschließend: in dem Abschnitt geht es Schlag auf Schlag. Nach der langen Einleitung durch die Vor- und Hintergrundgeschichten überschlagen sich jetzt die Ereignisse. Wahnsinn, welches Tempo das Buch jetzt aufnimmt. Das erfordert schon einige Konzentration, macht aber riesigen Spaß beim Lesen. :anbetEs ist schon viel zu lage her, dass ich ein derart komplexes Buch gelesen habe.


    Und dann ist da noch Gladstones Verrat - bin gespannt, wie konkret der aussieht. Verrät sie den Core an die Ousters, damit die Menschheit nicht endgültig der KI unterliegt..

    Ich lese es so, dass sie die Hegemonie an die Ousters verrät, um den Core wie auch immer loszuwerden und die Menschheit zu retten. Was ihr Plan ist, kann ich momentan überhaupt nicht erkennen.


    Wie Simmons so ganz nebenbei diesen Verrat erklärt, fand ich wirklich grandios gemacht. Da muss man fast aufpassen, dass man ihn nicht überliest. :grin Aber Gladstone arbeitet wohl auch schon sehr, sehr lange daran - nicht nur die Ousters haben also Langzeitpläne. Überhaupt gefallen mir die Kapitel mit Gladstone immer besser. Anfangs habe ich sie immer lästig empfunden, weil sie von den Pilgern wegführten, deren Geschichte mich doch viel mehr interessierte, aber mittlerweile gehören die Gladstone-Abschnitt für mich dazu und ergänzen das Ganze aus einer ganz neuen, anderen Sichtweise. Die Reise durch die verschiedenen Welten habe ich sehr genoßen, nicht nur der neuen Hintergrundinformationen wegen, sondern auch als "Erholung" zwischen den ganzen Kämpfen und Zerstörungen.


    Ja, die Ousters. So kanns also gehen. Ob Gladstone davon gewusst hat?

    Scheinbar lag ich gar nicht so schlecht mit meiner Vermutung, dass die Ousters ihren Plan vielleicht schon seit Hunderten Jahren verfolgen, geheim, denn sie brechen im Netz ein, weit weg von Hyperion.

    :anbet Das klingt alles sehr dramatisch. Ich bin sehr gespannt, wie das mal ausgeht.


    Glücklicherweise verpassen wir unterschiedliche Dinge :grin

    :writeDas kann ich wirklich nur unterschreiben. :grin Mir wäre nicht mal aufgefallen, dass bei der Pilgergeschichte die Zeitform wechselt. Über solche "formalen" Sachen lese ich leider immer gnadenlos drüber (genauso wie über Namen). Aber hier macht die Zeitform wirklich Sinn, danke für diesen Hinweis!


    Mir ist nur aufgefallen, dass Severn in diesen Abschnitt gar nicht vorkommt. Ok, er pennt - vermisst habe ich ihn aber trotzdem!


    Auch bei den Pilgern überschlagen sich die Ereignisse. Kassad liefert sich einen Zweikampf mit Moneta und wird anschließend von ihr zum Sex zumindest genötigt. Sehr seltsame Beziehung zwischen den beiden. Aber sie ist ja auch ein seltsames Geschöpf. Und jetzt zieht er den Zweikampf mit dem Shrike durch, auch wenn es keine Aussicht auf Erfolg gibt. Oder ist das eine veränderbare Zukunft???


    Dass es den Dornenbaum "wirklich" gibt fand ich sehr erschreckend. Und auch wenn Martin Silenus ein echtes Ekel ist - dieses Ende hat er wirklich nicht verdient. Vor allem nicht so kurz vor Vollendung seines Lebenswerkes! Mir hat da auch gut gefallen, wie sich seine Gesänge plötzlich verselbstständigt haben und es ganz anders wurde als von ihm geplant - was das wohl für unsere Geschichte bedeutet?


    Sehr überraschend wird Pater Duré wiedergeboren. Mich hat ja überrascht, wie viel (kritisches) Hintergrundwissen der Mann hat. Auf alle Fälle ist es nochmal eine ganz neue, aber auch wichtige und passende Sichtweise, die durch ihn ins Spiel kommt. Auch die Debatte über die deus ex machina fand ich total interessant. Es gibt ja immer wieder solche "Exkurse" über verschiedene Gedanken, die das Buch auf alle Fälle über die eigentliche Geschichte hinaus sehr bereichern.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Auch bei den Pilgern überschlagen sich die Ereignisse. Kassad liefert sich einen Zweikampf mit Moneta und wird anschließend von ihr zum Sex zumindest genötigt. Sehr seltsame Beziehung zwischen den beiden. Aber sie ist ja auch ein seltsames Geschöpf. Und jetzt zieht er den Zweikampf mit dem Shrike durch, auch wenn es keine Aussicht auf Erfolg gibt. Oder ist das eine veränderbare Zukunft???

    Das Shrike kommt aus der Zukunft, die Zukunft des Shrike ist die Vergangenheit. Da bekommt das Zeitparadoxum nochmal eine neue Ebene. Wenn nicht alles vorbestimmt ist und es eine Wahl gäbe - wird dann die Vergangenheit oder die Zukunft geändert?

  • In diesem Abschnitt hatte ich so ein "zehn kleine Negerlein" Gefühl. Nach und nach begegnet jeder dem Shrike, und nicht alle überleben das...


    Dieses Rückwärts durch die Zeit leben finde ich irgendwie unlogisch. Moneta lebt ja linear mit Kassad, solange sie bei ihm ist. Wann bewegt sie sich also rückwärts? Bei Sols Tochter gingen die Erinnerungen im Schlaf verloren. Ob das bei Moneta ähnlich ist? Eigentlich stelle ich es mir wie einen Film vor, der zurückgespult wird, aber hier läuft es ja anders.


    Gladstone wird mir immer unsympathischer. Überhaupt scheint jeder zu meinen, er/sie wisse was das Beste ist, und zieht alles im Alleingang durch. Teamfähigkeit ist Mangelware außerhalb der Pilgergruppe (und teilweise auch dort).

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Das Shrike kommt aus der Zukunft, die Zukunft des Shrike ist die Vergangenheit. Da bekommt das Zeitparadoxum nochmal eine neue Ebene. Wenn nicht alles vorbestimmt ist und es eine Wahl gäbe - wird dann die Vergangenheit oder die Zukunft geändert?

    Eine sehr interessante Frage - die mich aber leider vollends verwirrt. :staun Ich tue mich schon schwer, mir diese rückwärtslaufende Zeit überhaupt vorstellen zu können. So wie Breumel schreibt mit dem rückwärtslaufenden Film kann es ja wirklich nicht sein, denn sonst würden sich das Shrike und Moneta ja ständig rückwärts bewegen und auch nicht mit den Menschen im Jetzt agieren können. Wahrscheinlich also wirklich auf eine etwas längere Zeiteinheit gesehen, wie z. B. den Tag und der dreht sich dann in die "verkehrte" Richtung - so wie bei Rachel (nur ohne Gedächtnisverlust).


    Nochmal zur Vorbestimmung: heißt das jetzt, es muss wirklich so ablaufen, wie es in der Vergangenheit des Shrike/Moneta war? Die Zeitgräber öffnen sich ja jetzt, sprich, die Zeiten laufen wieder parallel - heißt das, jetzt ist die Zukunft auf für den Shrike/Moneta wieder Zukunft und nicht mehr Vergangenheit? Doppelte Zukunft also? Sehr verwirrend alles, da darf ich gar nicht länger drüber nachdenken! :pc

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Ich habe die Frage extra offen gestellt, da habe ich keine Antwort drauf. Aber das Thema Zeit ist einfach über so schön über mehrere Ebenen eingebaut :)


    Wie genau das rückwärts passiert gute Frage. Bei Rachel war es ja immer von Tag zu Tag. Oder von Schlaf zu Schlaf?

  • Ich habe die Frage extra offen gestellt, da habe ich keine Antwort drauf. Aber das Thema Zeit ist einfach über so schön über mehrere Ebenen eingebaut :)


    Wie genau das rückwärts passiert gute Frage. Bei Rachel war es ja immer von Tag zu Tag. Oder von Schlaf zu Schlaf?

    Von Schlaf zu Schlaf. Irgendwo im ersten Teil wird erwähnt, sie hätte zwei Tage "durchgemacht", um länger Zeit zu haben, ohne ihre Erinnerungen zu verlieren - das hat auch funktioniert. Nur leider muss sie ja igendwann einmal schlafen.


    Du hast recht - das Thema Zeit kommt immer wieder in verschiedenen Facetten vor. Das gefällt mir auch sehr gut! Vor allem, wenn Zeit wirklich eine nicht lineare Dimension ist, wie wir sie uns heute vorstellen, sondern tatsächlich "gekrümmt" werden kann. Das passt dann sehr gut in einem Zukunftsroman, wo die Zeit vielleicht tatsächlich eine anderer Dimension besitzt als heute.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021