Hörbücher im Radio

  • Gerade liegt der fünfte Teil von "Alle meine Geister" hinter mir und ich möchte allen Eulen das Buch von Uwe Timm dringend ans Herz legen.

    Selten habe ich eine so kluge, detaillierte und intensive Schilderung einer Lehrzeit und den damit verbundenen Begegnungen sowie die Reflexion darüber gehört bzw. gelesen.

    Auch die Einschübe, wie die Gesellen ihm einen Zugang zu Literatur und Musik vermittelten, erzählt Uwe Timm beeindruckend. Zugleich gewinnt der Zuhörer einen Eindruck vom Hamburg der 1950-er Jahre, von den Nachkriegswehen, von der Aufbruchsstimmung und auch Rückblicke in die Zeit des Krieges. Immer sind dabei die Pelze, an denen entlang die Geschichten der Figuren erzählt werden, gleich ob Kürschner oder Pelzträger.

    Ich freue mich unglaublich, dieses Hörbuch entdeckt zu haben und darauf, dass es zwei weitere Wochen Folgen geben wird.


    https://www.ndr.de/kultur/buch…von-Uwe-Timm,timm138.html

  • Gerade liegt die sechste Folge von "Alle meine Geister" hinter mir.

    Zweifelslos ist die "Reeperbahn" Situation irritierend bis komisch und die Schilderung der Besuche im Zoo beim Orang Utan berührend, doch irgendwie steht diese Folge nicht im Zusammenhang mit den vorhergehenden Folgen.

    Ob es an der Kürzung des Hörbuchs liegt? Nach der heutigen Folge bin ich jedenfalls ratlos und hoffe, dass ich (wir) nicht noch mehr Überraschungen erleben.

  • Folgt noch jemand Uwe Timms "Geistern"?

    Inzwischen habe ich Folge 10 gehört und meine restlose Begeisterung hält an.

    Bislang wusste ich wenig über das Kürschnerhandwerk und Uwe Timms Art zu erzählen, nicht nur über die heutzutage aus der Zeit gefallene Pelzmode, sondern auch über die Menschen hinter den Kleidungsstücken ist beeindruckend und berührend.

    In der heutigen Folge wird noch einmal deutlich wie eng ein Menschen mit einem Pelz und der Pelz mit der Lebensgeschichte verwoben sein kann. Sowohl die Nachhaltigkeit als auch der Nachhall der vom Krieg und Vertreibung geprägten Frauen beeindrucken Uwe Timm, der in seinem Buch immer wieder betont wie nah Erinnern und Vergessen beieinander liegen.

    Wenn auch interessant, aber für mich weniger bedeutsam, sind Uwe Timms Ausführungen zu seiner Lektüre und wie Menschen ihn zu einzelnen Büchern bringen. Überrascht dagegen haben mich sein Drang, Altgriechisch zu lernen und seine Entwicklung vom "ungewollten" Kleinunternehmer zu seiner politischen Entwicklung, über die wir sicherlich in den nächsten Hörabschnitten mehr erfahren werden.


    Im Ergebnis bedauere ich zutiefst, dass an dieser Stelle bislang kein Austausch zum Hörbuch passiert, denn es gäbe viel zu diskutieren.

  • Ich habe gerade die siebte Folge der "Geister" gehört.

    Diese tiefe Verbindung zur eigenen Tätigkeit beeindruckt mich sehr. Da schweife ich leicht zu Erzählungen aus der eigenen Familie ab. Ein Onkel ist Schreiner und der liebte sein Handwerk auch sehr. Selbst heute noch - 90 Jahre alt und dement - zeigt er voller Stolz sein Gesellenstück, das noch heute im Wohnzimmer steht.


    Interessant finde ich auch, wie viel gelesen wird und wie intensiv mit manchen Kollegen der Austausch ist.

    Und dann die leider verpatzte "Liebesgeschichte".


    Interessant war am Wochenende ein Interview mit einem Kürschner aus Lage, dem besonders die Verwertung alter, nicht mehr getragener Pelze am Herzen liegt. Das hat mich an Timms Kollegen, der besonderen Respekt vor den getöteten Tieren angemahnt hat.

  • Vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

    Auch wenn ich meine Begeisterung an dieser Stelle möglicherweise auf Euch nicht übertragen kann, höre ich enthusiastisch weiter.


    Rumpelstilzchen : Kann ich Dir Thomas Hettches "Sinkende Sterne" andienen bzw. empfehlen? Ich öre es gerade parallel. Es geht auch ums Erinnern und es ist schade, dass Sequana und ich das Buch auf dem Eulentreffen aus Zeitmangel nur kurz ansprechen konnten.

  • Rumpelstilzchen : Irgendwo in den Weiten des Internets sind bereits negative Besprechungen zu "Sinkende Sterne" aufgetaucht.

    Was mich an diesem kurzen Roman tatsächlich verwundert, sind seine menschlichen und naturgegebenen Grausamkeiten; letztere insbesondere aufgrund des Klimawandels.

    Dann kommen die Beschreibungen des Kantons Wallis hinzu, von dem ich überhaupt keine Vorstellungen habe. Eine Karte sollte hierfür bereit liegen.

  • Salonlöwin Thomas Hettche beschreibt das verbleibende Oberwallis nach einer Naturkatastrophe, die aus dem Rhonetal einen See gemacht hat. Das ist eine Geisteskonstruktion, die keiner Karte bedarf. Es genügt dem Text zu folgen und sich im Kopf seine eigene Landkarte zu zeichnen. So habe ich es jedenfalls empfunden.

    Im gedruckten Buch findest Du auf dem Vorsatz eine alte Reliefkarte des Rhonetals und der Alpen. MMn verwirrt sie mehr als dass sie den Text begleitet.

    Viele Grüsse, Sequana :)


    Paris ist ein grosser Bibliothekssaal, der von der Seine durchströmt wird. (Walter Benjamin)

  • Salonlöwin Thomas Hettche beschreibt das verbleibende Oberwallis nach einer Naturkatastrophe, die aus dem Rhonetal einen See gemacht hat. Das ist eine Geisteskonstruktion, die keiner Karte bedarf. Es genügt dem Text zu folgen und sich im Kopf seine eigene Landkarte zu zeichnen. So habe ich es jedenfalls empfunden.

    Im gedruckten Buch findest Du auf dem Vorsatz eine alte Reliefkarte des Rhonetals und der Alpen. MMn verwirrt sie mehr als dass sie den Text begleitet.

    Darf ich widersprechen ;)? Mit Sicherheit kann man den Roman lesen bzw. wie ich hören, ohne auch nur eine Idee vom Wallis zu haben.

    Über die Aufzählung der Berge, ihre Höhen und Formen, die namentliche Erwähnung der Kantonshauptstadt u.a. plaudert Thomas Hettche so, als würde der Leser ebenso wie der Autor bestens vertraut mit den örtlichen Gegebenheiten sein, was auf mich keineswgs zutrifft. Durch Karte und Fotos wird dieser Südschweizer Landstrich erst vorstellbar, zumal ich mit Gebirgen kaum vertraut bin.

    Mit der politischen Gliederung von Kantonen und ihren Zuständigkeiten will ich gar nicht erst anfangen. Ich verfolge Schweizer Politik aus der Ferne und habe mich in das Thema vor langer Zeit versucht einzulesen. Eine grobe Idee habe ich, doch auch mein Tag hat nur 24 Stunden und Steckenpferd wird die dortige Politik nicht.

    Nichtsdestotrotz möchte ich aus diesem Roman - wie auch aus anderen Büchern - so viel wie möglich mitnehmen.