Der Seidenfächer von Lisa See

  • Zitat

    Original von Richie
    :danke für den Tipp und sofort ab auf die Wunschliste


    :write Da schließe ich mich glattweg mit an

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Spät hab ich das Buch entdeckt, aber zum Glück hab ich es entdeckt.
    Ein wirklich schöner Roman der an einem für mich recht neuen Schauplatz spielt. Lisa See schreibt geschmeidig und leichtfüßig, die Personen wachsen einem ans Herz und die Geschichte ist ohne große Rührseligkeit geschrieben. Ein schönes Buch über Freundschaft und Liebe. Volle Punktzahl!

  • Zitat

    Original von Klara
    Ich habe mir das Buch schon lange gewünscht und vor 3 Tagen geschenkt bekommen. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Das Buch las sich spannend, immerhin habe ich die 381 Seiten verschlungen.
    Gefallen hat mir, daß die Autorin gut recherchiert hat. Die Geschichte ist interessant geschrieben, die Mädchen werden charakterlich sehr nahe gebracht. Aber irgendwas hat mir gefehlt.


    Trotzdem kann ich das Buch jedem empfehlen, der mehr über eine harte Zeit der Frauen in China erfahren möchte.
    Übrigens wurden sogar im 20. Jahrhundert in einigen Provinzen noch die Füße gebunden.
    Unvorstellbar.


    Auch ich habe das Buch gerade beendet und sehe es ähnlich wie Klara.
    Igendetwas hat gefehlt.
    Vielleicht tue ich mich schwer mich gedanklich in die "Ideale" der Frauen zu dieser Zeit hineinzuversetzen. Irgendwie bin ich zu keiner der Protagonisten vorgedrungen. Sympathie aufzubauen fiel schwer. Auch ein Spannungsbogen war nicht zu entdecken. Alles dümpelte düster, schwermütig und traurig vor sich hin. - Bis zum Schluss... ;-(

  • Der wunderbare Roman von Lisa See entführt den Leser nach China in das 19. Jh.
    In dieser Zeit ist ein Mädchen von Geburt an wertlos und gilt für die Familie als Last, da es mit „durchgefüttert“ werden muss. Erst wenn es verheiratet ist und mindestens einen Sohn! gebärt, sichert sie sich ihre Stellung in der Familie. Bis dahin ist es aber ein weiter und vor allem schmerzhafter Weg.
    Winzige Füße, die sogenannten goldenen Lilien oder Lotosfüße galten in der damaligen Zeit als Schönheitsideal und je nachdem wie klein die Füße waren, entsprechend gut oder schlecht waren die Mädchen zu verheiraten. Daher wurden den Mädchen im Alter von 6-7 Jahren die Füße mehrmals gebrochen und gebunden. So wurde sichergestellt, dass die Füße klein blieben (auch wenn sie total verkrüppelt waren) und die Frauen später diesen „anmutigen Trippelgang“ hatten. Viel laufen konnten sie damit allerdings nicht aber das war auch nicht notwendig, da sie sich ohnehin überwiegend (am Gitterfenster!) in den Frauengemächern aufhielten, nähten, stickten und Schuhe anfertigten. Damals galt es als unschicklich, das Haus zu verlassen, vor allem bei den wohlhabenderen Familien.


    Für mich war dieses Buch eine Reise in eine sehr fremde Kultur, die mich etwas schockiert hat. Der geringe Wert von Töchtern, das Binden der Füße, die „Mutterliebe“ die sich durch Beschimpfen und Schlagen ihrer Töchter äußert, die Unterwürfigkeit der Mädchen und Frauen… dies alles hat mich sehr mit den Hauptpersonen leiden lassen. Das Füßebinden wird ausführlich geschildert und ist grausam und schmerzhaft. Ich habe beim Lesen unbewusst meine Zehen eingekrallt und hatte das Gefühl, es selbst zu spüren. Als ich dann mit meinem Lineal 7 cm! „goldene Lilien“ abgemessen habe, konnte ich es gar nicht glauben. Im www kann man sich Fotos dieser Lotosfüße anschauen und dies ist so schlimm, dass ich alles andere als Erotik damit verbinden kann. Aber dafür ist es eben eine sehr fremdartige Kultur.


    Die Geschichte der beiden Weggefährtinnen Lilie und Schneerose ist wunderbar einfühlsam und gefühlvoll geschrieben. Die Liebe zwischen den beiden von Kind an, die größer ist als alles andere, hat die Autorin wunderbar geschildert.
    Es werden aber auch Hochzeiten, Beerdigungen und andere „alltägliche“ Festlichkeiten beschrieben, die dem Leser einen Einblick in eine andere Welt vermitteln. Ein großes Thema ist auch Nushu, die geheime Frauenschrift, die nur Frauen lernen und die vor den Männern verborgen bleibt. Lilie und Schneerose verständigen sich mit Hilfe dieser Schrift und können so ständig in Kontakt bleiben.


    Die beiden Protagonisten sind mir während des Lesens sehr ans Herz gewachsen. Beide sind Kinder ihrer Zeit, ordnen sich blind unter, jede auf ihre Weise. Beide Leben entwickeln sich bedingt durch die jeweilige Heirat aber sehr unterschiedlich. Trotzdem versuchen sie ihren lebenslangen Bund als laotong (Weggefährtinnen) zu erhalten.
    Der Roman ist aus Sicht der achtzigjährigen (was doppelt so alt ist, wie die damalige Lebenserwartung) Lilie geschrieben und diese Form der „Ich-Erzählung“ lässt den Leser noch enger mit den Personen zusammenwachsen.


    Ein sehr empfehlenswertes Buch, auch wenn es sehr traurig ist.


    10 von 10 Punkten! :lesend

  • [quote]Original von Jana
    Als ich dann mit meinem Lineal 7 cm! „goldene Lilien“ abgemessen habe, konnte ich es gar nicht glauben. Im www kann man sich Fotos dieser Lotosfüße anschauen und dies ist so schlimm, dass ich alles andere als Erotik damit verbinden kann. Aber dafür ist es eben eine sehr fremdartige Kultur.


    Ich hab mich über die Lotusfüße auch im www informiert. Wirklich unglaublich!
    Wie kann "Mann" an solchen Verkrüppellungen gefallen finden. Eine fast tausendjährige Tradition! Was im Namen der Taditionen und des Glaubens schon für Verstümmellungen an Menschen verübt worden sind...
    Was können wir doch frohsein, im Hier und Jetzt zu leben.

  • Zitat

    Original von Anton
    Wie kann "Mann" an solchen Verkrüppellungen gefallen finden. Eine fast tausendjährige Tradition! Was im Namen der Taditionen und des Glaubens schon für Verstümmellungen an Menschen verübt worden sind...
    Was können wir doch frohsein, im Hier und Jetzt zu leben.


    Wahrscheinlich war das damals selbstverständlich und wurde nicht groß hinterfragt. Die Surma-Frauen mit ihren Lippentellern lösen bei westlich orientierten Menschen ja auch ziemlich beklemmende Gefühle aus, obwohl diese Verunstalung bei ihnen als normal und schön empfunden wird. Ein weiteres Beispiel sind die Giraffenhalsfrauen bei den Padaung. Tattoos und Piercings gibt es dort wie hier. Hierzulande schiebt man sich eben Silikon in die Brüste oder lässt sich ein Stück von der Nase wegmeißeln, um einem Ideal näher zu kommen. Ich glaube, man registriert oft gar nicht, was für abartige Dinge in einer Gesellschaft für die Schönheit unternommen werden, wenn man selbst in ihr lebt.


    Eddie

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

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  • Hallo,


    ich kenne das Buch auch und kann es nur wärmstens empfehlen. Man erfährt sehr viel über die Situation von Frauen im China des 19. Jahrhunderts.


    Zum Füßebinden ist noch zu sagen, dass Männer die nackten, verbogenen Füße normalerweise nicht zu sehen bekamen, denn sie steckten immer in Seidenschuhen, welche die Damen eiftig bestickten.
    Außerdem wirkte angeblich der etwas hilflose Gang der Frauen erotisch anregend. Ich muss da an unsere High Heels denken - okay, das ist nicht ganz dasselbe, aber auch nicht immer ganz schmerzfrei und es kann zu Verformungen der Fußknochen führen, wenn frau jahrelang auf solchen Schuhen herumläuft.


    Viele Grüße


    Tereza

  • auch ich habe dieses buch nun beendet und fand es ganz gut. es hat viele interessante einblicke in das damalige china gegeben. mich hat die geschichte von lilie und schneerose berührt und ich wollte unbedingt wissen wie es zu ende geht. der schreibstil selbst ist etwas anderes, er strotz nicht so vor emotionen, es sind viel mehr leise klänge, die einem die gefühle der figuren nahe bringen.


    von mir gibt es 7 von 10 Punkten.

  • Hab das Buch nach etwa einen einem Viertel abgebrochen. Den Schreibstil fand ich zu blumig.
    Dieses ausschweifende Beschreiben des Füßebindens hat mich sehr gestört. Ich möchte kein Buch lesen in dem so ein Thema so zentral abgehandelt wird. Verstehe natürlich, dass es in der damaligen Zeit ein übliches Frauenschicksal war, aber für mich ergab sich keine Spannung daraus.


    Die Hauptfigur war mir nicht besonders sympathisch, ich fand sie irgendwo sehr blaß und angepasst. Obwohl sie alles im Rückblick erzählt, schien sich in ihr zum Beispiel kein Funken Missbilligung über die Tradition des Füßebindens zu regen.

  • Zitat

    Original von EllaBella


    Dieses ausschweifende Beschreiben des Füßebindens hat mich sehr gestört. Ich möchte kein Buch lesen in dem so ein Thema so zentral abgehandelt wird. Verstehe natürlich, dass es in der damaligen Zeit ein übliches Frauenschicksal war, aber für mich ergab sich keine Spannung daraus.


    So ähnlich hab ich das auch empfunden.
    Ich habe das Buch auch nicht gerne gelesen, und es war mir zu bedrückend.

  • KLAPPENTEXT:


    China im 19. Jahrhundert: Lilie und Schneerose wachsen in einer Welt auf, in der Mädchen als Last gelten und in der mit dem Binden der Füße auch ihr Herz gefesselt werden soll. Mit siebzehn Jahren werden beide verheiratet. Dank der Geheimschrift Nushu, die nur Frauen vorbehalten ist, gelingt es den Freundinnen, in Kontakt zu bleiben. Zu besonderen Anlässen schreiben sich die beiden Mädchen sogar Gedichte in Nushu auf einen Seidenfächer, der immer zwischen ihnen hin und her wandert. Doch die Sehnsucht nach Liebe, Glück und Freiheit kann ihnen niemand nehmen ...


    AUTORIN:
    (Quelle: Blanvalet)
    Lisa See, geboren in Paris, aufgewachsen in Los Angeles in Chinatown, entstammt einer chinesisch-amerikanischen Familie. Sie arbeitete dreizehn Jahre lang als Journalistin. Ihr erstes Buch »On Gold Mountain« (dt. »Auf dem Goldenen Berge«, 1997) war ein internationaler Bestseller und erhielt 1995 die »Notable Book«-Auszeichnung der New York Times. Als Kuratorin betreut sie mehrere große Ausstellungen, die sich mit interkulturellen Beziehungen zwischen Amerika und China beschäftigen. Im Jahr 2001 wurde sie von der Organisation Chinesisch-Amerikanischer Frauen als »National Woman of the Year« ausgezeichnet; im Herbst 2003 erhielt sie den »Chinese American Museum´s History Makers Award«. Vor vier Jahren hat sie mit ihrem Roman »Der Seidenfächer« einen Weltbestseller geschrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Los Angeles.


    EIGENE MEINUNG:


    „Ich bin, was sie in unserem Dorf `eine, die noch nicht gestorben ist´ nennen – eine Witwe von achtzig Jahren. Ohne meinen Mann gehen die Tage langsamer vorüber. An den besonderen Speisen, die Päonie und die anderen zubereiten, liegt mir nichts mehr. Auf die vielen glücklichen Ereignisse unter unserem Dach freue ich mich nicht mehr. Mich interessiert allein die Vergangenheit. Nach all dieser Zeit kann ich nun endlich all das aussprechen, was ich früher nicht sagen durfte – als ich noch abhängig von meiner eigenen Familie war oder mich darauf verlassen musste, dass mich die Familie meines Mannes ernährte. Ich habe ein ganzes Leben zu erzählen; zu verlieren habe ich nichts mehr, und es gibt nur noch wenige, die sich daran stoßen könnten.“


    Dieser Abschnitt, der der erste im Buch ist und aus Lilies derzeitigem Leben stammt, ist bezeichnend für all das was ihr während ihres Lebens, aus dem sie in den weiteren Kapiteln des Romans erzählt, widerfährt. Es spiegelt die Hilflosigkeit der Frauen zur damaligen Zeit, ihre „Nutzung“ und ihre Abhängigkeit von ihrer Familie, der Familie in die sie verheiratet wird, von Schicksalen und Gottesgefügen.


    Lilie ist noch ein Kind, gerade sechs Jahr alt, als zuerst ein Wahrsager und dann eine Heiratsvermittlerin ins Haus kommen, um über ihr weiteres Leben zu bestimmen. Sie soll wie alle jungen Mädchen in China die Füße gebunden bekommen, damit sie den damals herrschenden Schönheitsidealen entspricht und die Chance bekommt mit einem wohlhabenden und angesehenen Mann verheiratet zu werden. Obwohl eins von zehn Mädchen beim Prozess des „Füße bindens“, bei dem unter anderem der Knochen gebrochen wird, stirbt, hält man an dieser Tradition fest. Auch Lilie lässt dies über sich ergehen und es passiert das, was man für sie vorhergesehen hatte: sie findet einen wohlhabenden Mann, gebiert ihm Söhne und steigt im Ansehen der Gesellschaft. Doch welchen Preis muss sie dafür zahlen? Schmerzen, Kummer und Ärger beherrschen ihren Alltag, doch zum Glück hat sie Schneerose, ein Mädchen, mit dem sie eine innige Freundschaft, die schon fast einem Liebesverhältnis gleicht, führt. Auf einem Seidenfächer schicken sie sich Briefe, Liebesbekundungen und Worte die ihnen helfen durch zu halten. Geschrieben in Nushu, der Schrift, die nur Frauen lesen können.


    Lisa See schreibt sehr authentisch, aber auch sehr eindringlich, eine Geschichte, wie sie im China des 19. Jahrhunderts sicher Alltag war. Nicht immer hatten die Mädchen so viel Glück im Unglück wie Lilie. Sie hat trotz aller Qualen und der Tatsache, dass sie immer gehorchen muss und keinen wirklich eigenen Willen hat, wenigstens ausreichend essen und eine Freundin, die ihr immer den Rücken stärkt, doch dann stößt Lilie ausgerechnet diese Freundin vor den Kopf …


    Es ist erschreckend und schockierend was im damaligen China Gang und Gäbe war und wo die Tradition hinführte. Zu Qual, Leid und Unterdrückung. Schon gleich zu Anfang erfährt man wie wenig ein Mädchen in der Familie bedeutet. Es ist ein weiteres Maul, das gestopft werden muss. Einzige Möglichkeit Anerkennung zu bekommen besteht darin einen Mann zu heiraten, der wohlhabend ist. Es hat mich regelrecht erschüttert wie kalt die eigene Mutter zur kleinen Lilie war und durch welche Qualen sie ihre Tochter hat gehen lassen. Qualen, die sie am eigenen Leib erfahren hat.


    Die geschichtlichen Aspekte werden im Roman sehr gut dargestellt. Man lernt einiges über chinesische Tradition, Religion und das Leben dort in früheren Zeiten. Ich selbst habe China immer irgendwie mit etwas mystischem verbunden, doch das hat Lisa See mir genommen und für Klarheit gesorgt.


    Zu Lilie und Schneerose bekommt man sehr leicht einen Zugang und trotz der kühlen Atmosphäre der Umgebung, in der die beiden aufwachsen, ist ihr inniges, warmes Verhältnis für den Leser deutlich spürbar. Die Schreibe der Autorin ist sehr schön, lässt sich jedoch nicht so ganz leicht lesen, da ihre Sätze so voller Erlebnisse stecken und doch sehr poetisch angehaucht sind.


    FAZIT:
    „Der Seidenfächer“ ist ein Roman über Freundschaft im China des 19. Jahrhunderts. Schockierend, fesselnd und bewegend erzählt Lisa See die Geschichte zweier Frauen, die wie viele Frauen ihrer Zeit, den Fesseln von Tradition und Unterdrückung ausgeliefert waren, und genau dort etwas sehr wertvolles gefunden haben. Interessant, spannend und bewegend.

  • Ich habe das Buch auch vor kurzem gelesen und bin immer noch total hin und weg. Schon während ich es las, erzählte ich allen ständig davon und nun verleihe ich es hin und her.
    Schon lange kein so stimmungsvolles Buch gelesen.

    Ein Tier zu retten verändert nicht die Welt. Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier


    Aktuell: Schwarze Nacht / Die Herren der Unterwelt Bd.1 s