ASIN/ISBN: 346205256X |
Sprecher: Valery Tscheplanowa, Christian Brückner
Verlag: Argon Hörbuch
Erscheinungsdatum: 10. September 2020
Dauer: 7 Stunden 55 Minuten
ASIN: B08H2FJQXS
Der Autor (Verlag):
Der Romancier Thomas Hettche gehört seit 1989, seit seinem Debut »Ludwig muß sterben«, zu den oft polarisierenden, stets überraschenden literarischen Stimmen dieses Landes. »Der Fall Arbogast« wurde in 13 Sprachen übersetzt, sein Bestseller »Pfaueninsel«, der die atmosphärische Geschichte einer Kleinwüchsigen im Preussen des 19. Jahrhunderts erzählt, wurde u.a. mit dem Wilhelm-Raabe-, dem Wolfgang-Koeppen-Preis, dem Solothurner Literaturpreis und dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet.
Klappentext (Verlag):
Ein zwölfjähriges Mädchen entdeckt nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste im Foyer des Theaters eine kleine Holztür, öffnet sie und gerät wie Alice im Wunderland in eine Märchenwelt, in der viele Freunde warten: die Prinzessin Li Si, Kater Mikesch, Lukas, der Lokomotivführer und viele andere. Vor allem aber trifft es dort Hatü, die Frau, die einst mit ihrem Vater all diese Marionettenfiguren geschnitzt und gebaut hatte und die eine große Geschichte zu erzählen hat: die Geschichte dieses einmaligen Theaters und der Familie, die es erfunden, gegründet und berühmt gemacht hat. Es ist die Geschichte eines deutschen Kultur-Mythos, die weit zurückreicht in die ersten Jahre des Zweiten Weltkriegs, als Walter Oehmichen, ein Schauspieler des Augsburger Theaters, im Lazarett einen Puppenschnitzer kennenlernt...
Meine Meinung:
Als Kind haben wir uns doch fast alle von Jim Knopf oder von Urmel aus dem Eis verzaubern lassen. Habt ihr euch jemals überlegt, wie die Augsburger Puppenkiste entstanden ist? Nein? Ich auch nicht. Aber dafür haben wir ja jetzt Herrn Hettche, der uns diese Geschichte so zauberhaft vermittelt.
„Der Herzfaden ist der wichtigste Faden einer Marionette. Er macht uns glauben, sie sei lebendig, denn er ist am Herzen der Zuschauer festgemacht.“
In “Herzfaden” geht es vor allem um Hatü, wie Hannelore Marschall-Oehmichen, die Mitbegründerin der Augsburger Puppenkiste, genannt wird. Sie und ihre Familie erleben den zweiten Weltkrieg und vor allem seine Auswirkungen mit und der Vater, Walter Oehmichen, hat den großen Traum ein Puppentheater aufzubauen. Anfangs ziehen sie noch mit einer Kiste, dem Puppenschrein durch die Lande, später wird die Puppenkiste nicht nur sesshaft, sondern auch fürs Fernsehen verfilmt. Obwohl es hier um eine der dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte geht und dies auch oft Thema ist, wirkt das Buch nie traurig oder düster. Die Rahmengeschichte über das Mädchen, das sich auf dem Dachboden des Theaters verläuft und sowohl die junge Hatü als auch ihre Marionetten trifft, hätte ich persönlich nicht zwingend gebraucht, aber es hat der ganzen Geschichte etwas Märchenhaftes gegeben. Wahrscheinlich war das auch genau die Intention des Autors.
Da ich mir bisher weder über die Augsburger Puppenkiste noch über Marionetten Gedanken gemacht habe, war es total interessant die Entstehung mitzuerleben. Thomas Hettches Interpretation von Hatüs Leben besteht aus der großen Liebe zu Marionetten. Diese Begeisterung, die Thomas Hettche ihr angedichtet hat, scheint tatsächlich vorhanden gewesen zu sein. Denn sie hat in ihrem Leben um die 6000 Puppen geschnitzt, die zum Teil heute noch auf der Bühne stehen.
Valery Tscheplanowa und Christian Brückner haben das Hörbuch zu einem wunderschönen Erlebnis gemacht. Christian Brückner erzählt die Geschichte des Mädchens aus dem Dachboden und Valery Tscheplanowa hat den Hauptteil des Buches übernommen. Beide haben für mich “Märchenstimmen”, die ich immer noch im Ohr habe und eigentlich auch gar nicht gehen lassen wollte. Von mir aus hätte das Buch gerne noch länger sein dürfen.