'Eines Menschen Flügel' - Seiten 0200 - 0388

  • Luksil - den Kräutermann habe ich nicht verstanden. Erst meint er, Oris könnte sein Sohn sein und ist von Gefühlen fast übermannt. Und am nächsten Tag schickt er einen Kuriervogel zur Bruderschaft um ihn zu verraten. Man merkt ja, er hat Angst vor der Bruderschaft. Das bedeutet aber, er verrät Oris und ihm muss doch klar sein, dass die beiden jungen Männer damit in Gefahr geraten. Warum tut er es also? Hat er Angst um sein eigenes Leben? Den Eindruck hatte ich eigentlch nicht. Sein Verhalten ist mir unverständlich, denn er gehört ja nicht zur Bruderschaft, was ja hätte sein können, da er auch nur Flügelstummel hat. :gruebel


    Ích bin durch den Abschnitt noch nicht durch. Ich lese gemütlich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Dieses Verhalten hat mich auch gewundert. Ich hätte eher erwartet, dass er Oris alles erzählt was er über die Bruderschaft weiß, weil er in ihm eine Art Erben sieht.

    Eine gewisse Abhängigkeit besteht wohl zu der Geheimorganisation: regelmäßig kommt ein Bruder zur "Leberkur" - vielleicht haben wiederholte Gespräche Luksil überzeugt, dass die Brüder zum Wohl der Menschheit operieren. Dass sie dabei auch über Leichen gehen, ist ihm wohl schon klar, weshalb er sich für seinen Verrat schon irgendwie schämt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ich habe mir überlegt, wieso es mal wieder eine Bruderschaft ist, die das wichtige Wissen verwaltet. Liegt es daran, dass der Autor ein Mann ist? Sind Frauen nicht zu solchen Geheimbünden fähig? Ansonsten scheinen doch die Geschlechter recht gleichberechtigt in dieser Welt - gerade was Führungskräfte angeht. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ich finde den Spannungsbogen in diesem Abschnitt sehr gelungen.

    Daneben findet der Autor aber immer noch genügend Zeit seine Charaktere zu vertiefen und diese Welt mit Farben und Besonderheiten schön auszugestalten. Gefällt mir richtig gut!

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ein wenig vorhersehbar war die Falle, in die die Jugendlichen getappt sind, schon. Typisch, dass sie sich nicht vor ihrem Aufbruch in den Norden die nötigen Informationen von den Älteren und Erfahrenen geholt haben. Dergleichen ärgert mich immer ein bisschen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ein wenig vorhersehbar war die Falle, in die die Jugendlichen getappt sind, schon. Typisch, dass sie sich nicht vor ihrem Aufbruch in den Norden die nötigen Informationen von den Älteren und Erfahrenen geholt haben. Dergleichen ärgert mich immer ein bisschen.

    Was ärgert dich, dass sie nicht gefragt haben? Ich finde sie ja alle noch recht kindlich und naiv. Das passte schon. Und irgendwie haben alle - auch die Erwachsenen - so ein Urvertrauen und es gibt ja auch scheinbar wenig Verbrechen, Lügen, Hinterhältigkeiten, Selbstsucht ect. Ich komme nochmal mit den Paradiesvergleich. Sie rechnen einfach nicht damit.

    Vorhersehbar für uns als Leser war es natürlich total. Ich war aber gespannt, was sie am Ende ihrer Nestsuche erwarten würde. Dass das Nest leer ist, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Wie sie sich doch noch herauslavieren aus der bedrohlichen Situation fand ich nicht schlecht.


    Das Tempo ist ja immer noch sehr geruhsam. Aber es schreitet dennoch voran. Noch immer gefällt mir das Buch gut. Ich bin gespannt, ob das so bleibt.

    Das Buch EMA mit den Weltuntergangsszenarien fand ich interessant. Gab es da in dieser Welt tatsächlich alles schon. Also nicht nur auf der Erde? Und was hat es mit diesen Ahninnen und den diversen Zwillingsgeburten auf sich. Waren das alles Retortenbabys?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Was ärgert dich, dass sie nicht gefragt haben? Ich finde sie ja alle noch recht kindlich und naiv. Das passte schon. Und irgendwie haben alle - auch die Erwachsenen - so ein Urvertrauen und es gibt ja auch scheinbar wenig Verbrechen, Lügen, Hinterhältigkeiten, Selbstsucht ect. Ich komme nochmal mit den Paradiesvergleich. Sie rechnen einfach nicht damit.

    Ja, genau! Mir ist das in dieser Hinsicht an dieser Stelle etwas zu sehr "Jugendbuchmäßig": Jugendliche, die ihre Reife überschätzen und blindlings in ein Abenteuer starten ...

    Dabei wird doch eigentlich von Anfang an betont, wie lebensnotwendig es ist, dass die Jungen auf die Erfahrenen hören und wie harmonisch das Eltern-Kind-Verhältnis generell ist. Das passt hier nicht ganz zusammen. Ich vermisse da eine Art Aragorn-Figur, die die Unerfahrenen in ihren Unternehmungen unterstützt und berät.



    Das Buch EMA mit den Weltuntergangsszenarien fand ich interessant. Gab es da in dieser Welt tatsächlich alles schon. Also nicht nur auf der Erde? Und was hat es mit diesen Ahninnen und den diversen Zwillingsgeburten auf sich. Waren das alles Retortenbabys?

    Ich verstehe das so, dass die Ahnen, die bekanntermaßen von einer anderen Welt kamen, aus den Erfahrungen, die sie dort gemacht haben, allgemeinverständliche Warnungen formuliert haben, um diese neue Welt vor allen möglichen Gefahren zu wappnen. Der Erfolg der Warnung hängt aber von der Interpretation der Buchkundigen und deren eigenen Absichten ab.


    Die Zwillingsgeburten klingen tatsächlich nach künstlicher Zeugung - wie sonst, sollten Genmanipulationen gemacht worden sein? Viel Zeit für Experimente in natürlicher Auslese oder Züchtung blieb wohl nicht.

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    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Besonders gut hat mir der Abschnitt von Jehris und den Nestlosen gefallen. Da stecken einige neue Infos drin - und ein fieses Ende. Weder weiß man, was das große Geheimnis ist, noch wie Jehris jetzt heißt. Sicherlich taucht er doch nochmal auf.


    Noch immer lese ich jeden Abschnitt mit Genuss - obwohl es so geruhsam ist. Ich lese es übrigens auch in greruhsamen Tempo.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

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  • Ja, dieser Cliffhanger ließ mich schnell weiterlesen.

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    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ich bin völlig begeistert. Schon lange hatte ich nicht mehr so krasses Kopfkino wie hier.

    Schon alleine die Beschreibung der Flügel lassen mich immer wieder kurz überlegen, ob ich auch welche habe :lache Ich bin jetzt schon völlig in diese Welt eingetaucht und finde das Tempo total passend, da man ja Unmengen an Informationen, die manchmal nur so eingestreut werden, bekommt.

    Ich habe mich beispielsweise gefragt, woher die wissen, in welche Richtung sie fliegen müssen. Es wurde nie von einem Sonnenstand oder ähnlichem gesprochen und dann kam der hinweis auf das Magnet-Dings (-gen?), das den Weg in eine Himmelsrichtung weist. Ganz großartig gemacht.


    Luksil habe ich auch nicht wirklich verstanden. Ich habe mir das kurz so erklärt, dass er einfach durch seine lange Einsamkeit und Verbitterung nicht mehr weiß wer er ist und was sich gehört. Aber das habe ich jetzt gerade wieder verworfen.


    Jehris Reise mit den Nestlosen hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich habe irgendwo gelesen, dass der Autor schon seit den 90ern an dem Buch schreibt und das merkt man auch. Es ist alles so detailliert beschrieben.

    Der Vergleich mit dem Paradies passt für mich noch, vermutlich nicht mehr, wenn wir das Geheimnis der Nestlosen erfahren.


    Ich bin jetzt leider total müde, sonst würde ich einfach weiter lesen.

  • Das Magnetgen ist wohl ein Erbe der Pfeilfalken, die das wohl ebenso wie die Kuriervögel haben.


    Luksil spricht selber von seinen schlechten Genen und meint damit nicht nur seine verkrüppelten Flügel sondern auch seinen asozialen Charakter, der ihn sogar einen Mord begehen ließ. Dazu kommt dann noch seine Vereinsamung und Verbitterung.


    Der Gedanke an ein Paradies wurde deutlich als Kalsul in der Schrift Ema mit dem Begriff "Soldaten" so gar nichts anfangen konnte. Wie glücklich müssen Kinder aufwachsen, wenn Kampf und Krieg gar nicht vorkommen?

    Jehris muss ja auch erst mühsam lernen zu kämpfen.

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    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Das ist ja oft so, dass die Leute gar nicht zu schätzen wissen, wenn es ihnen so gut geht.

    Kalsul ist ihr Nest einfach zu harmonisch und langweilig. Ihre Aufgaben erledigt sie dort nur widerwillig und versucht die Schule zu schwänzen.

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    :lesend Virginia Woolf: Orlando

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  • Kalsul ist ein sehr unzufriedener Charakter. Sie sucht immer nach etwas noch besserem (Männer) oder nach einem neuen Kick (Parties). Sie ragt aus dem Personal in der Geschichte hervor, da die meisten anderen wahnsinnig zufrieden scheinen. Nur bei den jungen merkt man manchmal eine Sehnsucht nach etwas anderem. Die Jungs können ja zumindest durch "versprechen" das Nest zu wechseln und zur Auserwählten ziehen zu können.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

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  • Ich habe irgendwo gelesen, dass der Autor schon seit den 90ern an dem Buch schreibt und das merkt man auch.

    Wenn er echt soo lange daran gefeilt hat, dann ist das ja ein Lebenswerk. Liest sich auch so ähnlich. Angenehm finde ich, dass man es mit einer gewissen Langsamkeit lesen kann, kein schlechtes Gewissen dabei hat und auch nix vergisst, wenn man mal einen Tag nicht drin lesen kann.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


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  • Ein sehr spannender Abschnitt! Ich sterbe ja vor Neugier, was denn nun das Buch Wilian enthält ... Und ich wüsste zu gern, was mit den Rauk passiert ist. Den Nestbaum haben sie aufgegeben, schön und gut, aber irgendwo müssen sie ja abgeblieben sein. Aber es scheint sich ja kein einziger irgendeinem anderen Nest angeschlossen zu haben, denn dann müsste doch bekannt sein, dass sie ihr Nest aufgegeben haben. Ich mein, wenn nicht mal die Nestlosen was wissen, die kommen ja nun wirklich weit herum!
    Das der Kräutermann Oris verrät, ist für mich nachvollziehbar geschildert, denn am nächsten Morgen war Luksil ja nicht mehr davon überzeugt, dass Oris wirklich sein Sohn sein könnte. Er weiß, dass das, was er tut, nicht richtig sein könnte, aber trotzdem tut er es - weil er überzeugt davon ist, ein schlechter Mensch zu sein (er selbst spricht ja von „schlechten Genen“).

    Das Buch EMA mit den Weltuntergangsszenarien fand ich interessant. Gab es da in dieser Welt tatsächlich alles schon. Also nicht nur auf der Erde? Und was hat es mit diesen Ahninnen und den diversen Zwillingsgeburten auf sich. Waren das alles Retortenbabys?

    Ich denke eher, dass das Buch Ema Prophezeiungen enthält. Eteris scheint ebenfalls gewiise seherische Fähigkeiten zu haben und ist überzeugt davon, dass den Menschen Schlimmes bevorsteht.

    Was die Zwillingsgeburten angeht - ja, das sind Retortenbabys. Kasuls Vater sagt doch „Im Buch Pihr heißt es, die Kinder der Ahnen – also wir – seien im Labor entstanden.“

    Ich habe mir überlegt, wieso es mal wieder eine Bruderschaft ist, die das wichtige Wissen verwaltet. Liegt es daran, dass der Autor ein Mann ist? Sind Frauen nicht zu solchen Geheimbünden fähig? Ansonsten scheinen doch die Geschlechter recht gleichberechtigt in dieser Welt - gerade was Führungskräfte angeht. :gruebel

    Vielleicht ist der Begriff gewählt worden, weil das ganze Konstrukt ein überkommenes Konzept aus der Welt der Ahnen ist? Immerhin hat einer der Ahnen die Bruderschaft gegründet und damit im Grunde einen Kern dessen, was die Menschheit auf der Erde ins Unglück gestürzt hat, mit in die neue Welt, „ins Paradies“ gebracht. Die Bruderschaft scheint sich seit 1000 Jahren nicht entwickelt zu haben, da passt es doch, dass sie im Vergleich zum Rest der Welt antiquiert und rückständig wirkt - schon vom Namen her!


    Das Buch ist einfach großartig. Allein, wie die unterschiedlichen Personen und ihre Handlungsfäden mit einander verwoben sind, so dass sich daraus für uns Leser eine stetig weiterlaufende Geschichte ohne große Wiederholungen ergibt und gleichzeitig trotz Perspektivwechsel der Kern der Hauptfiguren nicht aus dem Blick geraten.

    :love: Ich denke, ich werde mir das Buch noch als Printausgabe zulegen müssen. Das muss ich im Regal stehen haben!