So weit das Meer uns trennt - Britt Reissmann

  • Britt Reissmann: So weit das Meer uns trennt. Roman, Köln 2021, Emons-Verlag, ISBN 978-3-7408-1144-0, Softcover, 304 Seiten, Format: 13,7 x 2,7 x 20,6 cm, Buch: EUR 13,00 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,49.


    „Es begann in Italien und es endete in Italien, und wie im Zeitraffer zogen die Bilder längst vergangener Tage an meinem geistigen Auge vorbei: die Universita degli Studi in Florenz, die WG in der Via della Colonna, die unverwüstliche Cafetiere, die nur Karsten bedienen konnte (...). Unsere einsame Hochzeit in der Kirche Santa Trinita. Damals hing mein Himmel voller Geigen. Niemals, nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen, hätte ich geglaubt, dass es so enden würde.“ (Seite 184)


    Im Leben von Nina Hoffmann, 44, hat es mehrere traumatisierende Ereignisse gegeben, die ihr eine Todesangst vor Wasser eingejagt haben. Deshalb konnte sie auch das Hobby ihres Ehemanns, eines passionierten Tauchers, nie teilen. Wegen Ninas Wasserphobie haben sie stets getrennt Urlaub gemacht.


    Eine schockierende Nachricht

    Nina war stets überzeugt davon, dass er mit einem Kumpel aus dem Taucherforum ans Meer fährt. Dass das nicht so war, kommt auf dramatische Weise ans Licht: Als sie ihren Mann auf Geschäftsreise wähnt, unternimmt der Architekt in Wahrheit eine Mittelmeerkreuzfahrt mit seiner langjährigen Geliebten Sabine. Das Schiff läuft auf Grund, Sabine wird tot geborgen, Karsten gilt als vermisst.


    Nina glaubt zunächst an eine Verwechslung. Ihr Mann ist doch in Bozen! Als sie schließlich begreift, was geschehen ist, zieht ihr das den Boden unter den Füßen weg. Wieder hat ihr das Meer einen geliebten Menschen genommen. Und dieser Mensch hat sie jahrelang hintergangen!


    Jetzt, sieben Jahre nach diesem Ereignis, ist Nina immer noch in psychotherapeutischer Behandlung. Da erreicht sie aus heiterem Himmel ein anonymer Brief: Ihr Mann, heißt es darin, sei gar nicht tot. Er lebe seit sieben Jahren auf der italienischen Insel Giglio.


    Sieben Jahre vermisst

    Nina ist fassungslos. Kann das stimmen? Geht diese emotionale Berg- und Talfahrt jetzt wieder von vorne los? Was soll sie tun? – Ihre Therapeutin rät ihr, auf die Insel zu reisen und der Sache nachzugehen. Nina zögert. Eine Insel zu besuchen verträgt sich nicht mit ihrer Wasserphobie. Doch schließlich siegt doch ihr Wunsch nach Gewissheit.


    Auf der Fähre lernt sie den Tauchlehrer Tonio kennen – eine Begegnung, die auf beiden Seiten nicht ohne Peinlichkeiten verläuft. Nina findet ihn nett, wenn auch ein wenig tollpatschig, und sie staunt nicht schlecht, als sie ihn wenig später bei ihrer Pensionswirtin Clemenza di Carlo wieder trifft. Er ist für die alte Dame so eine Art Ziehsohn, der sich nach dem Tod ihres eigenen Sohnes um sie kümmert.


    Dass Tonio eine Tauchschule hat, ist für Ninas Nachforschungen ein guter Ausgangspunkt. Vielleicht hat ihr Mann ja mal für ihn gearbeitet – oder für eine andere Tauchschule auf der Insel. So groß ist die ja nicht, man kennt sich.


    Ist Karsten noch am Leben?


    Was will Nina eigentlich tun, wenn sie Karsten tatsächlich aufstöbert? Ihn zur Rede stellen? Ihn zurück haben? Sich an ihm rächen? Die Scheidung? Oder könnte sie ihn einfach seiner Wege ziehen lassen und mit dem Kapitel abschließen? – Sie weiß es nicht.


    Ihre Schuld oder seine Entscheidung?

    Notgedrungen setzt sie sich auf der Insel nicht nur mit ihrer Angst vorm Wasser auseinander, sondern auch mit ihrer Beziehung zu Karsten. Wann ist ihnen ihre Liebe abhanden gekommen? War es überhaupt jemals die große Liebe, oder haben sich da nur zwei Eigenbrötler in einem fremden Land einander angeschlossen? Wären sie noch zusammen, wenn sie ihre Phobie ihm zuliebe früher in den Griff gekriegt hätte? Hat sie ihn in Sabines Arme getrieben? Und wenn der Verfasser des anonymen Briefes falsch liegt und Karsten bei der Havarie damals umgekommen ist: Ist sie dann mitschuldig an seinem Tod?


    Auch ihre Wirtin Clemenza hat ein Schuld-Thema: Sie macht Federico, einen Freund ihres Sohnes, für dessen Unfalltod verantwortlich. Hätte Federico ihn damals nicht um Hilfe gebeten, würde ihr Filippo heute noch leben. Aber kann man das wirklich so sehen? Oder hat Federico Recht, wenn er sagt, dass erwachsene Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen und man nicht mehr tun kann, als sie auf die Konsequenzen ihres Tuns hinzuweisen?


    Keine Zeit für Befindlichkeiten

    Sämtliche (Sinn-)Suchen und Schuldfragen treten jedoch in den Hintergrund, als es zu einem mysteriösen Unfall kommt - und als ein Boot mit zwei Dutzend Geflüchteten verbotenerweise Kurs auf die Insel nimmt. In höchster Not haben individuelle Befindlichkeiten erst einmal Sendepause. Doch die Frage bleibt natürlich: Wird Nina ihren Mann finden – und welche Auswirkungen hat das auf sie und andere? Und fürchten Nina und Clemenza zurecht, dass das Meer nur Schreckliches bringt? Oder hat es auch freundliche Seiten?


    Die Geschichte hat mich aus persönlichen Gründen bis in meine Träume verfolgt. Wie wäre es, wenn ein Verlust, den man betrauert hat, gar nicht real wäre? Wenn man auf einmal doch noch die Chance bekäme, Unausgesprochenes zu klären? Wenn man gar einen Neuanfang wagen könnte, falls man dies wollte? Mit dem Wissen von heute könnte man womöglich einiges besser machen als damals. In wieweit ist man für die Entscheidungen anderer verantwortlich? Und wie geht man damit um, wenn man tatsächlich einen unverzeihlichen Fehler begangen hat?


    Lebensfreude und ernste Fragen

    Trotz dieser ernsten Themen macht das Buch nicht schwermütig. Auf dieser wunderschönen Insel bricht die Lebensfreude auch in schweren Zeiten immer wieder durch. Es wird liebevoll gekocht und mit Genuss gegessen und getrunken, es wird getanzt, geflirtet und gefeiert. Und bei Szenen wie dem Eselrennen muss man als Leser*in schmunzeln, wenn nicht gar laut lachen.


    Okay, dass Nina bei ihrer Anreise ausgerechnet Tonio in die Arme läuft, ist schon ein großer Zufall. Aber es gibt Leute, die bei einer Trekking-Tour in Nepal ihren ehemaligen Englischlehrer treffen. Früher oder später wären sich die zwei bei Ninas Suche sowieso begegnet.


    Es muss nicht immer ein Krimi sein! Dieser Roman stellt interessante Fragen und hat auch ein paar mögliche Antworten parat. Das bringt einen schon ins Grübeln und geht ganz schön ans Eingemachte. Die sture Pensionswirtin mag sich in manchem irren. Aber sie hat Recht, wenn sie sagt: Feiert das Leben, solange ihr es könnt. (...) Verschenkt keinen Tag, den ihr besser genießen könntet. Nutzt eure gemeinsame Zeit, denn sie ist kürzer, als ihr glaubt.“ (Seite 164)


    Die Autorin

    Britt Reissmann, geb. 1963 in Naumburg/Saale, war Intarsienschneiderin und Sängerin, bevor sie nach Baden-Württemberg kam. Seit 1999 arbeitet sie bei der Mordkommission Stuttgart. Sie veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten und Romane. Ihr Krimi »Der Traum vom Tod« wurde 2009 mit dem DELIA-Literaturpreis ausgezeichnet.


    ASIN/ISBN: 3740811447

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Dieses wundervolle Buch von Britt Reissmann ist eine Liebeserklärung an Italien, an das dortige Temperament und an das Leben, welches Überraschungen, Tiefschläge, aber auch die Liebe bereithält.


    Britt selbst hat die LR dazu begleitet und auch hier nochmals vielen lieben Dank dafür. :knuddel1


    Da ich keinen Krimi von ihr gelesen habe, kann ich dazu keinen Vergleich ziehen, aber wenn die Krimis mit der gleichen Hingabe und Liebe geschrieben sind, dann können sie nur spannend und faszinierend sein.


    Dieses Buch hat mir Italien von einer anderen Seite gezeigt. Hin und wieder waren mir die politischen Aspekte - zumindest im letzten Drittel - zu viel des Guten, da ich mir einfach eine andere Handlung gewünscht hätte. Aber trotzdem ist der Hintergrund der politischen Szenen noch immer aktuell und regt zum Nachdenken an.


    Nina und Tonio sind zwei super witzige, liebevolle, sympathische und verliebte Menschen. Hier läuft nichts nach Plan und alles kommt anders als beide denken. Man kann mit den beiden so wundervoll mitfühlen, mit ihnen leiden, mit ihnen streiten, mit ihnen lieben und sich mit ihnen freuen. Sie sind 2 Menschen, die das Beste von dem jeweils anderen zum Vorschein bringen.


    Besonders gut hat mir auch Clemenza gefallen - eine italienische Nonna, wie man sie sich vorstellt. Temperamentvoll, stur und doch mit viel Liebe im Herzen - eine tolle und vor allem starke Frau.


    Neben all diesen Menschen und Schicksalsschlägen spürt man auch die Liebe der Autorin zu der Insel Giglio und zu Italien. Man möchte sofort eine Reise buchen und die Insel kennenlernen. WOW!


    Ich vergebe 9,5 Punkte für dieses tolle Buch. Den halben Punkt ziehe ich für den politischen Aspekt ab.

  • Was für eine schlimme Vorstellung - den geliebten Ehemann bei einem Schiffsunglück zu verlieren und zu erfahren, dass er mit seiner Geliebten auf diesem Schiff war. Nina hadert Jahre später immer noch mit diesem Schicksalschlag als sie erfährt, dass ihr Mann damals angeblich gar nicht gestorben ist, sondern mit neuer Identität auf der italienischen Insel lebt.


    Sie überwindet ihre Ängste und reist auf die Insel und trifft dort auf den sympathischen Tauchlehrer Tonio, der beim Schiffsunglück seinen Freund verloren hat.


    Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Ninas Ehemann und schaffen es schließlich mit der traurigen Vergangenheit ihren Frieden zu machen.


    Eigentlich eine traurige Grundgeschichte, doch sie wird so charmant und mit so viel Italien-Feeling und so vielen stimmigen und amüsanten Momenten erzählt, dass sie doch leicht (ohne seicht zu sein) und schön zu lesen ist.

    Beim Lesen entstand dringende Italien-Reiselust!

  • Feiert das Leben, so lange ihr es könnt



    Freitag, der 13. war für Nina ein einschneidender Tag in ihrem Leben. Ihr Mann und seine Geliebte starben beim Unfall des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia vor der toskanischen Insel Giglio während sie ihn auf einer Konferenz in Bozen wähnte. In den mittlerweile sieben Jahren hat sie ihre Wut und Trauer versucht, mit einer Therapie zu bewältigen. Aktuell erhält sie einen anonymen Brief mit dem Hinweis, daß ihr Ehemann noch auf der Insel lebt. Trotz ihrer Wasserphobie, die sie seit ihrer Kindheit hat, macht sie sich auf den Weg gen Süden, um Karsten zu finden.


    Die Geschichte wird abwechselnd von Nina und dem italienischen Tauchlehrer Tonio erzählt. Es gibt gleich eine Verbindung zwischen den beiden, denn der sympathische, lebenslustige Tonio hat bei dem Unglück einen lieben Freund verloren. Der Leser bekommt im Laufe der Geschichte einen Eindruck davon, wie verschiedene Hinterbliebene mit ihrer Trauer und den Schuldgefühlen bezüglich des Unglücks umgehen bzw. umgegangen sind. Vor allem nimmt die Autorin ihre Leser mit auf diese paradiesische Insel und man merkt, daß es ihre Herzensinsel ist. Sie beschreibt die Landschaft, die Gassen und die Atmosphäre so bildhaft, daß man sich mitgenommen fühlt und am liebsten selbst gleich den Koffer packen möchte.


    Britt Reissmann geht am Rande auch auf die politische Situation bzw. Denkweise von Italien/Italienern ein.


    Die sehr emotionale Geschichte ist teils natürlich sehr traurig, tragisch, aber nicht deprimierend, denn es folgen nach der Trauer, der Wut und der Schuldzuschreibung am Ende Vergebung und Versöhnung. Meine absolute Lieblingsfigur war Nonna Clemenza, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Sie – ihr Leben und ihr Schicksal waren etwas ganz Besonderes!



    Ich habe mit Begeisterung alle Krimis der Autorin gelesen und auch mit diesem Roman konnte sie mich überzeugen. Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung!



    Und an der Stelle nochmals vielen Dank an Britt für die Begleitung der Leserunde :wave

  • Britt Reissmann hat mich noch mit keinem ihrer Krimis enttäuscht.

    Nun wagt sie den Schritt in ein anderes Genre und ich bin ihr gerne gefolgt.

    Tote gibt es hier auch - und zwar die Opfer des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia vor der Insel Giglio.

    Darunter ist Karsten mit seiner heimlichen Freundin; zumindest seine Frau Nina wusste nichts von der Beziehung und wurde mit dieser Nachricht gleich doppelt ins kalte Wasser geworfen.

    Was folgt sind lange Jahre des Selbstzweifels und der Trauer, der Erkenntnis, belogen und betrogen worden zu sein.

    Mit Hilfe einer Therapeutin schafft sie es ihr Leben zu bewältigen.

    Bis eines Tages ein anonymer Brief bei ihr eintrifft - mit der Botschaft, Karsten würde noch leben. Und zwar auf der Insel Giglio.

    Nina macht sich auf den Weg dorthin.

    Dort landet sie bei der herrlich liebevollen Vermieterin Clemenza, lernt weitere Bewohner der Insel kennen und lieben und auch das Rätsel um Karsten wird gelöst.

    Bis dahin muss sich Nina ihren Ängsten stellen und versuchen, diese zu überwinden.

    Britt Reissmann erzählt die Geschichte kurzweilig, witzig und mit ernsten Untertönen.

    Besonders wichtig sind ihr Einschübe in Bezug auf politische Themen wie Flüchtlinge und Migranten und das Verhalten der Inselbewohner zu diesem Thema.

    Diese Themen mag so mancher nicht erwartet haben - aber das Lesen lohnt sich, denn Britt Reissmann schreibt nie mit erhobenen Zeigefinger und auch die Dosierung ist dem Umfang des Buches angepasst.

    Insgesamt wurde ich wieder gut unterhalten und ich freue mich auf das nächste Buch der Autorin.

  • Für mich mein erster Roman von Britt Reißmann und ich muss sagen, dass mich die Autorin hiermit überzeugt hat.


    Unglaublich schön die Beschreibung Italiens, insbesondere Giglios. Hier spürt man die Liebe der Autorin zu diesem Land. Ich habe mich sofort wohl gefühlt, alles direkt vor Augen gesehen, gefühlt, gerochen. So wunderschön beschrieben, dass man am liebsten sofort dorthin fahren möchte. Auch die Leute vor Ort waren alle sehr sympathisch. Normale Menschen mit Ecken und Kanten.


    Ninas Reise in die Vergangenheit nach Italien, wo ihr Mann bei einem Schiffsunglück sein Leben verloren haben soll und nun ein Brief aufgetaucht ist, in dem steht, dass er doch noch leben soll. Sie reist nach Giglio, wo sie sie mit Tonio, einem Tauchlehrer zusammentrifft, der ihr bei der Suche hilft.


    Mit Nina und Tonio hat die Autorin zwei sehr interessante Charaktere erschaffen: sympathisch, nicht ohne Fehler, witzig, und zu keiner Zeit langweilig. Man liebt und leidet mit den beiden. Hier hat es mir besonders gut gefallen, dass das Geschehen aus der Sicht beider Protagonisten geschrieben wurde. So erlebt man noch intensiver die Gefühle, Welten und Leben beider .


    Aber auch mit der Nonna Clemenzia wurde ein toller Charakter erschaffen, den man einfach nur gern haben muss: Trotz ihres Alters voller Herzenswärme, stark und mit viel Temperament.


    Wir erfahren viel vom damaligen Untergang der Costa Condordia, welches die Autorin sehr gut recherchiert hat und mir bei den Beschreibungen oft Gänsehautmomente verpasst hat. Im letzten Drittel geht es noch einmal um ein brisantes politsches Thema. Dieses nimmt mir persönlich etwas zu viel Platz ein, passt aber in die Handlung und lässt einen Nachdenken.


    Ein Buch über Schuld und Vergebung, dass mir sehr gut gefallen hat, spannend und toll geschrieben ist. Ein Roman, der alles enthält, was ich mir als Leser wünsche: tolle Landschaftsbeschreibungen, Humor, Liebe und Leid, Wut und Vergebung.


    Es wird nicht mein letzer Roman der Autorin sein wird. Für mich verdiente 9 Punkte.

    :lesend Cristina di Canio - Die Buchhandlung der Träume

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 319

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  • Der neue Roman "So weit das Meer uns trennt" war das erste Buch der Autorin Britt Reißmann, das ich gelesen habe und mir hat es gut gefallen.


    Das Buch hat mich von den ersten Seiten an in ein wunderbares Italien-Urlaubs-Gefühl versetzt. Ich hatte die ganze Zeit während des Lesens so große Lust sofort meine Koffer zu packen und nach Bella Italia zu reisen. Und das ist doch recht erstaunlich, weil das Buch einige sehr traurige und dramatische Themen anspricht. In der Geschichte wird unter anderem das tragische Unglück der Costa Concordia vor der italienischen Küste im Jahre 2012 thematisiert. Es geht in dem Buch um sehr persöniche Schicksale, die mich auch wirklich berührt und traurig gemacht haben. Trotzdem ist die Geschichte um Nina und Tonio insgesamt so amüsant und lebensfroh geschrieben, dass mich das Buch mit einem sehr positiven Gefühl zurück gelassen hat.

    Ich habe diesen Roman wirklich sehr gerne gelesen und freue mich schon, noch mehr Bücher von dieser sympathischen Autorin entdecken zu dürfen.


    Vielen Dank auch noch mal an Britt Reißmann für die tolle, persönliche Begleitung der Leserunde. :)

  • „So weit das Meer uns trennt“ – mit diesem Titel wusste ich zunächst nichts anzufangen. Für mich ist das Meer ein Sehnsuchtsort, in erster Linie positiv besetzt. Doch wie brutal Wasser von jetzt auf gleich Lebensgrundlagen zerstören kann, das wird dieser Tage besonders deutlich.


    Nina, die Protagonistin dieses Romans, verbindet mit dem Meer und dem Wasser in erster Linie eines: Angst. Ihr Vater ist im Meer umgekommen, sie selbst hat schlechte Erfahrungen bei den ersten Schwimmversuchen gemacht. Und auch ihren Mann, mit dem sie über zwanzig Jahre glücklich war, hat ihr das Meer genommen; er ertrank beim Kreuzfahrtunglück vor der Insel Giglio einige Jahre zuvor. Oder nicht? Nina erhält einen anonymen Brief mit einer unglaublichen Botschaft: Ihr Mann lebt! So beginnt eine spannende Geschichte, die davon handelt, zu sich selbst zu finden und aufgestaute Ängste hinter sich zu lassen.


    Dieser Roman kommt sommerlich-leicht daher. Die perfekte Urlaubslektüre, eine italienische Insel, Sonne, Strand, Meer und ein Urlaubsflirt, der viel verspricht. Was will man mehr? Doch so einfach ist es nicht. Nicht jeder hält Nina auf der Insel willkommen und es gibt einige Missverständnisse, die es zu überwinden gilt. Die Geschichte ist dabei abwechselnd aus Ninas und Tonios Perspektive geschrieben. Tonio ist Tauchlehrer auf Giglio und unterstützt Nina bei der Suche nach ihrem tot geglaubten Mann. Nicht ganz uneigennützig, denn schließlich kann man nur dann etwas Neues beginnen, wenn man mit dem Alten abgeschlossen hat.


    Es hat unheimlich Spaß gemacht, von dieser italienischen Lebensart zu lesen, dem Treiben auf Giglio mit seinen Traditionen beizuwohnen und nebenbei die sich entwickelnden Gefühle zwischen Nina und Tonio zu begleiten. Doch dieser Roman hat nicht nur heitere Töne. Ganz geschickt wird das Kreuzfahrtunglück mit aktuellem Zeitgeschehen verknüpft, das Schicksal der Flüchtlinge, die über das Meer kommen und aus Seenot gerettet werden, wird dem damaligen Unglück gegenübergestellt. Zwei gleiche Notlagen und doch andere Sichtweisen unter den Einwohnern. Ein nachdenklich machendes Thema, das jedoch genauso Platz in diesem Urlaubssetting findet ohne zu gewollt zu wirken. Dies hat mir gut gefallen, insbesondere in Bezug auf Clemenzas Wandlung, die damit einhergeht.


    Dieser Roman ist keine seichte Liebesgeschichte, sondern auf eine Art rund mit Ecken und Kanten. Zuweilen konnte ich Ninas Selbstzweifel nicht gut ertragen. Aber auch ihre Entwicklung ist positiv und am Ende habe ich das Buch zufrieden zugeklappt. Für diesen Roman gibt es von mir 8 Eulenpunkte.

  • Titel: So weit das Meer und trennt

    Autorin: Britt Reissmann

    Verlag: Emons

    Erschienen: April 2021

    Seitenzahl: 304

    ISBN-10: 3740811447

    Preis: 13.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Nina fürchtet das Meer. Als sie Kind war, ertrank ihr Vater bei der Havarie einer Bohrinsel. Viele Jahre später starb ihr Mann beim Unfall eines Kreuzfahrtschiffes vor der toskanischen Insel Giglio, während Nina ihn auf einer Geschäftsreise wähnte. Doch ein anonymer Brief, in dem steht, dass ihr Mann noch am Leben sei, reißt sie aus ihrer Verzweiflung. Nina weiß: Sie muss sich ihren Ängsten stellen, um ihren Mann zu finden. Also macht sie sich auf den Weg nach Italien, in Richtung Meer ...


    Die Autorin:

    Britt Reißmann, geb. 1963 in Naumburg/Saale, war Intarsienschneiderin und Sängerin, bevor sie nach Baden-Württemberg kam. Seit 1999 arbeitet sie bei der Mordkommission Stuttgart. Sie veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten und Romane. Ihr Krimi »Der Traum vom Tod« wurde 2009 mit dem DELIA-Literaturpreis ausgezeichnet.


    Meine Leseeindrücke:

    Die positiven Meinungen zu diesem Buch bei der Büchereule haben mich neugierig gemacht. Also wurde das Buch beschafft. Doch schon nach wenigen Seiten wurde die Neugierde durch Enttäuschung ersetzt.

    Das Buch ist blutleer und oberflächlich. Viele Klischees wurden bedient und es war schon erstaunlich, das die handelnden Personen, so klischeebeladen wie sie waren, überhaupt gehen konnten. Und so plätschert die Handlung ohne Höhepunkte durch die Buchseiten.

    Die Handlung wirkt arg konstruiert und die meisten Abläufe der Geschichte waren vorhersehbar.

    Fazit: Dieser Roman war für mich eine einzige Enttäuschung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.