Buchhandlung - Was für ein Warenangebot erwartet ihr?

  • Ich finde, daß Buchhandlungen das führen, was der Name sagt, nämlich Bücher. Und die allerdings dann wirklich in einem ordentlichen Sortiment. Das ist einer der Gründe, weshalb ich so gerne bei Gondrom kaufe, denn hier finde wirklich Bücher satt und nicht nur die 08/15-Schinken, wie sie Großmärkte etc. anbieten. Für allen anderen Schnickschnack gibt es genug Geschäfte, die darauf auch noch meist spezialisiert sind.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Ich finde die Tendenz sehr schade, aus Buchhandlungen ganze Supermärkte zu machen?


    Ich gehe in die Buchhandlung, um in Bücher zu stöbern, und ab und zu eines zu kaufen.


    Einst waren Buchhandlungen noch ein Fort gegen die Belanglosigkeiten da draußen.


    Nun dringen die Belanglosigkeiten schon in Buchhandlungen ... :-(

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

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  • Das mit dem Franchise war falsch, stimmt -- ziehe ich zurück. Es sind letztendlich Filialketten.


    Zitat

    Original von SueTown
    Das mit dem Verdrängen stimmt nicht immer ganz. Es gibt auch viele mittelständische Unternehmen, die sich gerne aufkaufen lassen. Die kleinen Buchhandlungen haben bei uns in Mannheim sogar keine Probleme weiter zu bestehen. Im Gegenteil, sie erfreuen sich sogar manches Mal über den einen oder anderen Kunden.


    Das trifft auch für Krefeld zu. Aber es hängt eben von der Kollegialität der Großen ab. Und wenn mehrere Große in einem Ort konkurrieren, wird es haarig!


    Zitat

    Das mit dem Einheitslook ist natürlich wirklich so. Mir geht es manchmal auch schon auf den Keks, denn es geht jede Menge Individualität dabei verloren. Aber das ist die Entwicklung. Nur so können Marken entstehen (siehe Douglas).


    Und es ist Schwachsinn! ;-)
    Produkte (Nivea, Persil, Tom Tailor, Golf, Swatch etc.) können Marken werden, Personen (Dieter Bohlen, Sarah O'Connor etc.), manchmal auch Herstellerfirmen (VW, Bayer etc.) -- Handelsketten nur sehr bedingt! Man kann Logo usw. überall angleichen, aber da sowieso alle Großen denselben Massenkram anbieten, sieht es mit der thematischen Profilierung bitter aus.
    Und in der Tat passiert es mir zu oft, daß ich in diesen großen Buchhandlungen mit vollkommen ahnungslosem und unmotiviertem Personal zu tun habe. In diesem Ausmaß liegt die Verantwortung bei den Vorgesetzten! Und Peitsche wäre sicherlich die falsche Methode.


    Zitat

    Wir haben definitiv ein Riesenangebot. Aber auch hier gilt: Die Nachfrage regelt das Angebot! Unser Sortiment ist immer ein etwas breiter als die Nachfrage, aber eben nicht mit Pennern gefüllt um zu behaupten man hätte alles da. Das würde man im Einzelhandel nicht lange überstehen...


    Es ist ein ganz fataler Irrtum zu glauben, die Nachfrage regele einseitig das Angebot! Nachfrage wird sehr stark gesteuert: Die Marketing und Werbung, z.B. durch Bestsellerlisten, aber auch durch die Platzierung der Stapelware. Wovon viel rumliegt, davon wird viel gekauft. Eine Million Fliegen können schließlich nicht irren. :grin


    Zitat

    Aber für Thalia kann ich dir versichern, dass das dort so nicht ist!


    Ich verstehe, wenn du für deinen Laden die Hand ins Feuer legst. Aber die Hand für die ganze Holding ins Feuer legen? Für jeden Laden?
    Ich kann sicher nicht für jeden Buchsupermarkt sprechen -- aber diese Erfahrungen mache ich nun mal auch in Thalia-Läden! Und wie du hier lesen kannst, geht es anderen ähnlich.
    Möglich, daß die Douglas-Holding inzwischen auf den Trichter gekommen ist, daß da Handlungsbedarf besteht, weil wahnsinnig viele Bücher im Angebot noch lange keine Kundenbindung erzeugen. :-)


    Ich gehe z.B. in meinen Alltagssupermarkt nicht wegen der Preise, sondern weil ich mich da wohlfühle, weil ich bestens beraten werde und man sich gelegentlich auch schon mal ein Bein für mich ausgerissen hat. Dasselbe erwarte ich eigentlich von meinem Buchhändler. :grin

  • Außer den genannten "Buchnebenprodukten" will ich keinen Krimskrams im Buchladen - über ein Zeitungssortiment dagegen freue ich mich schon.


    Ich kaufe sehr gerne beim Buchladen um die Ecke und bestelle da auch schon mal was, das nicht vorrätig ist. Hugendubel etc. kaufe ich weniger. Dann schon lieber bei Amazon stöbern.


    Ich würde aber sagen, daß ich meine Bücher größtenteils "in echt" kaufe und nur max. 20% übers Internet beziehe. Allerdings arbeite ich auch in der Innenstadt und komme täglich an mehreren Buchläden vorbei.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • In meiner näheren Umgebung gibt es leider keine guten Buchläden. Auch das Personal dort hat wenig Ahnung. Schade. :-(
    Darum bin ich auch eher zum informieren hier unterwegs und nutze auch gern Ebay oder Buchticket. Die finde ich praktisch und da werde ich auch meine ausrangierten Bücher wieder los.


    Allerdings habe ich bei uns in Kreuzberg einen tollen Krimi-Buchladen gefunden. Klein, aber oho! Und der ist sogar online sehr interessant. :-)
    Leider komme ich da aber zu selten hin, habe ihn aber schon per Buchbestellung im Net genutzt. :-)


    Weiteres Angebot interessiert mich in Buchläden eigentlich nicht. Den bekommt man doch eh überall.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

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  • Ich befürchte, mich findet man selten in Buchhandlungen. Da kann ich nicht in Ruhe stöbern, weil ich immer eines meiner drei Kinder im Schlepptau habe...
    Aber wenn, dann erwarte ich nur Bücher - sonst nichts!


    Und lieber gehe ich online Bücher kaufen, Weltbild, Bertelsmann und so ;-)! Da muss ich mich an keine Öffnungszeiten halten und kann stöbern, wenn die Kinder im Bett liegen...
    Bei uns gibt es auch Hugendubel, und wenn ich meine Kinder mal abschieben kann, dann gehe ich auch gerne da hin!

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Ich arbeite selber in einer relativ großen Buchhandlung unserer Stadt (kleinstadt), wir haben u.a. eine große Papeterie-Abteilung (in der ich arbeite). Sowas finde ich toll: Bücher, Schreibwaren, Geschenkartikel,Grußkarten,......
    Das wird auch von den Leuten sehr gut angenommen.
    Zeitschriften suche ich in einer Buchhandlung nicht, auch nicht Spielwaren oder Tabak. Das, finde ich, gehört nicht in eine Buchandlung!


    LG Nimmersatt

  • Iris :

    Zitat

    Und es ist Schwachsinn!


    Nein, Schwachsinn ist das nicht (vielleicht aus deiner Sicht - über Marketing lässt sich streiten, über Tatsachen weniger). Tatsächlich wäre der Douglas Konzern nicht so erfolgreich wie er ist und es würden nicht ein Haufen Leute schon seit geraumer Zeit dafür bezahlt werden, dafür zu sorgen, dass es so bleibt :-).
    Eine Marke kann nicht nur über ein Produkt gesteuert werden, sondern auch, wie du ja schreibst, über Hersteller oder sogar über den Vertriebsbereich. Und Douglas ist mittlerweile eine Marke. Das mag dir schwachsinnig vorkommen, weil es nicht deiner Definiton "Marke" entspricht (aber das sprengt - glaube ich - den Rahmen :-) ).
    Natürlich kann man sich mit vielen Menschen über dieses Thema unterhalten und natürlich wird auch ein jeder einen anderen Standpunkt vertreten. Letztendlich zählt was jeweiligen Marketingexperten zustande bringen - egal welcher Definition sie folgen :-).


    Zitat

    aber da sowieso alle Großen denselben Massenkram anbieten, sieht es mit der thematischen Profilierung bitter aus.


    Da bin ich deiner Meinung, vor allem für die Bereiche, in denen es wirklich sehr viele Großanbieter gibt (insbesondere Baumärkte).


    Zitat

    Und in der Tat passiert es mir zu oft, daß ich in diesen großen Buchhandlungen mit vollkommen ahnungslosem und unmotiviertem Personal zu tun habe. In diesem Ausmaß liegt die Verantwortung bei den Vorgesetzten! Und Peitsche wäre sicherlich die falsche Methode.


    Peitsche :wow? Ich glaube, das behält sich mittlerweile nur noch LIDL vor...


    Zitat

    Es ist ein ganz fataler Irrtum zu glauben, die Nachfrage regele einseitig das Angebot! Nachfrage wird sehr stark gesteuert: Die Marketing und Werbung, z.B. durch Bestsellerlisten, aber auch durch die Platzierung der Stapelware. Wovon viel rumliegt, davon wird viel gekauft. Eine Million Fliegen können schließlich nicht irren. Grinsen


    Stimmt, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Aber ein ganz fataler Irrtum? Nein, den Verkäufer-Markt haben wir schon lange verlassen! Wow, wenn wir in der Position wären, bräuchten wir uns wirklich keine Sorgen mehr zu machen. Wir im Buchhandel sind letztendlich auf das angewiesen was vermarktet wird. Bei uns steuert definitiv die Nachfrage das Angebot (auch in allen anderen Handelsbereichen). Natürlich werden dem Kunden "Kaufvorschläge" unterbreitet. Aber: Wovon viel rumliegt, davon wird viel verkauft? Es muss schon das "Richtige" in großen Mengen da liegen. Ganz so anspruchslos sind die Menschen nicht mehr. Das haben wir momentan bitter selbst erleben müssen. Das stimmt so nicht. Da verallgemeinerst du alle Städte, alle Menschen usw. Die Bestsellerlisten entstehen ja auch nach dem Kauf nicht davor. Sie dienen dann als Zusatzlenkung.
    Und genauso gibt es Bücher, die trotz größter Marketingaktionen nicht verkauft worden sind (extremster aktueller Fall: Thomas Gottschalk, aber Naddels Buch hat auch nicht so eingeschlagen wie gedacht!)


    Und doch, wir handeln nach dem Prinzip "Die Nachfrage regelt das Angebot". Einseitig habe ich nicht behauptet :-). So kaufen wir ein. Ich werde nur so viele Bücher reinstellen, wie ich denke zu verkaufen. Und wir kaufen auch nur so viel und nicht wesentlich mehr nach wie wir verkaufen! Aber vor allem im Buchhandel wäre dies schwer anders zu steuern.


    In den seltensten Fällen weiß ich im Voraus, dass durch bestimmte Marketingaktionen ein Roman oder ein sonstiges Buch ein Bestseller wird (ich meine jetzt unbekannte Romane/Autoren, natürlich nicht HP oder Dan Brown).


    Zitat

    Ich verstehe, wenn du für deinen Laden die Hand ins Feuer legst. Aber die Hand für die ganze Holding ins Feuer legen? Für jeden Laden?


    Ich habe keinen Laden. Ich arbeite weder in einem noch führe ich einen. Und ich lege nicht die Hand für die einzelnen Menschen der Thalia-Holding ins Feuer! Sondern ich schreibe, dass wir definitiv keine Billigjobs im Buchbereich vergeben. An den Kassen und an Weihnachten natürlich. Aber unsere Buchhändler sind allesamt ausgebildete Buchhändler, die auch weiterhin Schulungen erhalten und sich selbst schulen. DAS zumindest kann ich versichern. Wie sich jeder einzelne dort draussen benimmt, liegt natürlich nicht in meinem Ermessen.
    Und da gebe ich jedem, der die Läden meidet, weil er sich dort nicht aufgehoben fühlt, vollkommen Recht. Ich würde dort auch nicht mehr hingehen.


    Zitat

    Möglich, daß die Douglas-Holding inzwischen auf den Trichter gekommen ist, daß da Handlungsbedarf besteht, weil wahnsinnig viele Bücher im Angebot noch lange keine Kundenbindung erzeugen. smile


    Die Douglas-Holding ist schon vor langem auf den Trichter gekommen. Aber die Douglas-Holding beinhaltet ja nicht nur Douglas und Thalia...
    Ich sehe auch nicht, warum die "Großen" sich nicht verbessern sollten. Natürlich leiden die kleinen Geschäfte darunter. Natürlich ist das die Entwicklung, die uns allen Leid tut für die Kleinen. Aber mal ehrlich: Bist du nicht auch froh, deine Bücher über die größte Verlagsanstalt verkaufen zu dürfen anstatt über einen Kleinverleger? Und da werden die Mitarbeiter auch nicht allesamt überfreundlich sein.
    Und das sage ich nicht, weil ich meine, die haben das nicht nötig, sondern weil es einfach wesentlich schwieriger ist, in einem so großen Unternehmen alle unter einen Hut zu bringen. Aber deswegen machen sie an sich keine schlechte Arbeit (was sich ja daran zeigt, dass Random-House ziemlich erfolgreich ist!).

  • Zitat

    Heaven:
    Allerdings habe ich bei uns in Kreuzberg einen tollen Krimi-Buchladen gefunden. Klein, aber oho! Und der ist sogar online sehr interessant.
    Leider komme ich da aber zu selten hin, habe ihn aber schon per Buchbestellung im Net genutzt.


    :hop Ja, der Laden ist wirklich gut. Bei einem Berlinbesuch bin ich dort gewesen. Auch auf den Internetseiten erfährt man immer das aktuelleste der Krimiszene.


    LG
    Caren
    :wave

  • Ein breites Büchersortiment ist mir wichtig, ansonsten hab ich auch nichts gegen Karten oder Zeitschriften, aber alles andere hat dort nichts verloren. Ich sehe in manchen Buchhandlungen immer mehr Jahreszeitliche Dekoration die man kaufen kann...... zum Valentinstag Herzelchen und so.... das bräuchte ich dort nicht. Den Platz kann man sicher besser nutzen.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner


  • Na dann sind wir ja mal einer Meinung. ;-) :wave

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Sue, ich bin nicht hauptberuflich Autorin, weil ich niemals vom Schreiben leben müssen will. Außerdem liebe ich meinen Beruf. :-) Mit dem Schreiben habe ich mir einen Traum erfüllt -- einen bislang allerdings noch recht teuren Traum. ;-)
    Hauptberuflich arbeite ich gemeinsam mit meinem Mann selbständig als Unternehmensberaterin und neudeutsch "Eventmanagerin", meine aktuell wichtigste Branche (Gastronomie/Hotellerie) ist vermutlich die Krisenbranche überhaupt -- aber das behauptet heutzutage eigentlich nahezu jede Branche von sich ;-)
    Ich bin keineswegs ahnungslos, schöpfe im Gegenteil aus mehr als zwanzigjähriger Erfahrung in der mittelständischen Wirtschaft, einige Jahre "nur" indirekt (als "Büromaus", um mein Studium mitzufinanzieren), aber inzwischen schon etliche Jahre direkt.


    Marketing, PR/PÖ und Werbung sind extrem wichtige Bestandteile des aktiven Verkaufs, d.i. der Schaffung und Stärkung von Nachfrage -- wären sie so wenig wirksam, wie es nach deiner Aussage erscheint, würden sie nicht so vehement betrieben. ;-)
    Das Problem ist, daß sie häufig so konfus, so unsystematisch und inkonsequent betrieben werden, so reaktiv und rein "nach dem Gefühl" oder kurzlebigen Moden folgend. Man probiert etwas, und wenn 's nicht klappt, liegt 's am Kunden. Häufig glauben Anbieter, sich an der Nachfrage zu orientieren, während sie ebenso am Nasenring des Produktmarketings herumgeführt werden wie die Kunden auch -- bloß daß die Kunden meist schneller darauf reagieren als der Händler, der dann auf zu hohen Vorbestellungen sitzenbleibt.


    Du sagst, daß du weder einen Laden hast, noch in einem arbeitest, noch einen führst, andererseits aber andererseits schreibst:

    Zitat

    Ich werde nur so viele Bücher reinstellen, wie ich denke zu verkaufen.


    Das ist insgesamt etwas verwirrend, da ich so keine Zugehörigkeit zu Thalia erkennen kann, die zu dieser vehementen Verteidigung führt. Andererseits ging es von vornherein gar nicht speziell um Thalia, sondern grundsätzlich um das Problem des massiven Verdrängungswettbewerbes. Mag dieser nun als freundliche Übernahme erfolgen oder in aggressiver Konkurrenz, das Ergebnis ist das gleiche. (Und das gilt nicht nur für den Buchhandel!)
    Auch die Vorgabe, alle Mitarbeiter im Verkauf müßten ausgebildete Buchhändler sein und würden ständig geschult und weitergebildet, trifft nur den Anspruch, den die Kette an sich selbst stellt. Ob das in der Betriebsrealität sich dann in freundlich-kompetentem Service widerspiegelt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Meine Erfahrungen in einigen Läden, die zu großen Ketten gehören, waren gut, in anderen schlecht. Leider mehrheitlich schlecht.
    Es liegt sicherlich auch daran, was man sucht: Wer Mainstream und Massenwaren braucht, wird in diesen Läden eine breite Auswahl finden von der üblichen Stapelwaren hin zum Grabbeltisch. Diese Kunden brauchen eigentlich auch keine Beratung, viele lehnen es sogar ab, angesprochen zu werden. Das scheint derzeit ein verbreiteter Trend zu sein: Man "bedient" sich selbst und geht zur Kasse.
    Aber es ist wie immer bei einer Konzentration auf eine bestimmte Zielgruppe -- führt die Konzentration zu Scheuklappen, verprellt man den Rest. Und meist übersieht man, daß die größte Zielgruppe per se auch nur eine Minderheit ist. Durch entsprechende, meist vollkommen unbewußte, reaktive Nachregulierung des Angebotes wird man den Kundenstamm immer weiter auf eine Zielgruppe reduzieren.
    Wo gehen denn die anderen hin? ;-)
    Die Konkurrenz im Internet ist jedenfalls stark genug, den Unzufriedenen als Alternative zu dienen.


    Aber zurück zum Verdrängungswettbewerb: Mein Sorge über diese Entwicklung ist weniger nostalgisch geprägt oder von Mitleid mit den armen kleinen Tante-Emma-Läden, sondern von der Erkenntnis, daß das Wegbrechen der Basiswirtschaft (Betriebe mit weniger als 30 Mitarbeitern) einen Großteil des heutigen Arbeits- und Lehrstellenmangels ausmacht. Durch Pleiten in im Mittelstand gehen alljährlich und nahezu unbemerkt weitaus mehr Arbeitsstellen verloren, als durch Entlassungen in der Industrie, und die Jungen Bundesländer kranken vor allem daran, daß ihnen nach der Entwicklung in den 1990er Jahren eine gesunde Basis fehlt.

  • Hallo Iris,


    eins noch vorab: Ich finde es toll, dass wir so darüber diskutieren können. Mir macht das wirklich Spaß und ich finde, es bringt auch immer ein bisschen weitsichtigeres Denken mit sich .


    Zitat

    Ich bin keineswegs ahnungslos, schöpfe im Gegenteil aus mehr als zwanzigjähriger Erfahrung in der mittelständischen Wirtschaft, einige Jahre "nur" indirekt (als "Büromaus", um mein Studium mitzufinanzieren), aber inzwischen schon etliche Jahre direkt.


    Ich hatte nicht das Gefühl, dass du ahnungslos bist und hätte/wollte dies auch nicht behauptet :-). Das die meisten Autoren/innen nicht nur vom Schreiben allein leben ist ja allgemein bekannt.
    Deinen Job finde ich auch sehr interessant und würde gerne auch mehr erfahren!


    Zitat

    Das Problem ist, daß sie häufig so konfus, so unsystematisch und inkonsequent betrieben werden, so reaktiv und rein "nach dem Gefühl" oder kurzlebigen Moden folgend.


    Absolut. Deswegen gibt es ja in Deutschland mehr als genug "schlechte" Marketingrezepte.


    Zitat

    Man probiert etwas, und wenn 's nicht klappt, liegt 's am Kunden.


    Hmm...eine ziemlich naive Einstellung mit der man wohl gemeinhin nicht weit kommen wird. Unternehmen die so arbeiten haben definitiv ein Problem...


    Zitat

    Häufig glauben Anbieter, sich an der Nachfrage zu orientieren, während sie ebenso am Nasenring des Produktmarketings herumgeführt werden wie die Kunden auch -- bloß daß die Kunden meist schneller darauf reagieren als der Händler, der dann auf zu hohen Vorbestellungen sitzenbleibt.


    Das sehe ich auch so. Man kann nur für diejenigen, die diese Strategie konsequent verfolgen hoffen, dass sie ein wenig kompetenter werden :-). Andererseits, warum nicht? Ist für die "Besseren" auch nicht schlecht :grin


    Zitat

    Das ist insgesamt etwas verwirrend, da ich so keine Zugehörigkeit zu Thalia erkennen kann, die zu dieser vehementen Verteidigung führt.


    Ich arbeite in der Geschäftsführung eines von der Thalia-Holding aufgekauften Mittelständers :-). Ich habe früher sowohl in einer Filiale gearbeitet als auch eine geführt, das jedoch noch vor der Thalia-Zugehörigkeit.
    Auch im Einkauf bin ich tätig.
    Vehement verteidigen? Richtig stellen wollte ich nur die Vorstellung, dass im allgemeinen Billigjobs im Verkauf vergeben werden.
    Ich schrieb, dass das eben bei Thalia nicht zutrifft.
    Das die Qualität auf einem anderen Blatt steht, darüber brauchen wir ja nicht zu reden.
    Ich hoffe nicht, dass es jemals so weit kommt, Thalia oder den Douglas-Konzern verteidigen zu müssen :-). Auch hier spricht der Erfolg für sich.


    Zitat

    Mag dieser nun als freundliche Übernahme erfolgen oder in aggressiver Konkurrenz, das Ergebnis ist das gleiche. (Und das gilt nicht nur für den Buchhandel!)


    Ja, das stimmt allerdings.


    Zitat

    Auch die Vorgabe, alle Mitarbeiter im Verkauf müßten ausgebildete Buchhändler sein und würden ständig geschult und weitergebildet, trifft nur den Anspruch, den die Kette an sich selbst stellt. Ob das in der Betriebsrealität sich dann in freundlich-kompetentem Service widerspiegelt, steht auf einem ganz anderen Blatt.


    Eben. Schulungen und gut ausgebildete Buchhändler eine klare und mitarbeiterfreundliche Führungsstruktur sind eben ein Schritt in die Richtung des freundlich-kompetenten Services.
    Ich würde mich hüten zu behaupten, unsere Läden wären ausschließlich mit freundlich-kompetenten Mitarbeitern gefüllt (das wäre nicht nur überheblich sondern schlichtweg einfach dumm).


    Zitat

    Meine Erfahrungen in einigen Läden, die zu großen Ketten gehören, waren gut, in anderen schlecht. Leider mehrheitlich schlecht.


    Die Erfahrung teile ich ebenfalls. Gerade Buchhändler sind ja ein Fall für sich :-). Aber mich ärgern Klein-Betriebe mit ihrer Non-Kulanten und überheblichen Art oftmals noch mehr. In den großen Häusern denke ich mir oft nur: "Na ja, die Leute wissen eben noch nicht, dass ein Job keine Selbstverständlichkeit ist."
    Aber in den kleineren Läden, die es besser wissen sollte, in denen oftmals aber sehr schroff mit Kunden umgegangen wird, müssten es ja besser wissen. Ich denke auch, dass das der Grund dafür ist, warum manche Läden immer klein bleiben und andere eben nicht.


    Zitat

    Und meist übersieht man, daß die größte Zielgruppe per se auch nur eine Minderheit ist.


    Diese Diskussion wurde bzw. wird bei uns auch in großem Maße geführt. Und, oh je, da gibt es so viele verschiedene Standpunkte, Erhebungen, Statistiken etc., dass es einfach auch kein richtig oder falsch geben kann.
    Wobei ich wirklich auch eher deine Meinung als die der anderen Seite vertrete :-).


    Zitat

    Durch entsprechende, meist vollkommen unbewußte, reaktive Nachregulierung des Angebotes wird man den Kundenstamm immer weiter auf eine Zielgruppe reduzieren.


    Unbewußte, reaktive Nachregulierung? Damit kann ich jetzt für den Buchhandel so gar nichts anfangen :-( . Die Zielgruppe wird eigentlich über Erhebungen und Befragungen definiert (zumindest in unserem Unternehmen). Wir versuchen es erst gar nicht, uns unsere "Lieblingszielgruppe" zu backen. Das ist doch reine Zeitvergeudung, wenn doch die Mensch, die kaufen, schon vor der Tür stehen.


    Zitat

    Wo gehen denn die anderen hin?


    Welche anderen? Der Rest, der unzufrieden ist, oder der Rest, der seine Bücher bei den "Großen" nicht findet, weil sie schlechter sortiert sind als die "Kleinen" und nur Bestseller und Massenware verkaufen?


    Zitat

    Die Konkurrenz im Internet ist jedenfalls stark genug, den Unzufriedenen als Alternative zu dienen.


    Allerdings. Wobei der stationäre Buchhandel in keinster Weise mit Internet-Buchhändlern wie Amazon konkurrieren will (jeder nach seinen Fähigkeiten und Kompetenzen). Das wäre Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
    Der stationäre Buchhandel macht ja auch einen nicht unerheblichen Umsatz sowohl mit Firmenkunden und Rechnungsgeschäft als auch mit Abo-Verkäufen.
    Aber ich finde auch, wir müssen uns mächtig anstrengen und vor allem servicemäßig noch vieles lernen um Amazon nicht noch "unter die Arme zu greifen".


    Zitat

    Mein Sorge über diese Entwicklung ist weniger nostalgisch geprägt oder von Mitleid mit den armen kleinen Tante-Emma-Läden, sondern von der Erkenntnis, daß das Wegbrechen der Basiswirtschaft (Betriebe mit weniger als 30 Mitarbeitern) einen Großteil des heutigen Arbeits- und Lehrstellenmangels ausmacht. Durch Pleiten in im Mittelstand gehen alljährlich und nahezu unbemerkt weitaus mehr Arbeitsstellen verloren, als durch Entlassungen in der Industrie, und die Jungen Bundesländer kranken vor allem daran, daß ihnen nach der Entwicklung in den 1990er Jahren eine gesunde Basis fehlt.


    Das ist leider wahr. Dennoch, wir haben durch die Verbindung zu Thalia und dem dazugehörigen Konzern profitiert und konnten und können ad hoc mehr qualifiziertes Personal einstellen und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.
    Aber leider ist da viel zu viel Politik im Spiel...

  • Zitat

    Original von SueTown
    Ich finde es toll, dass wir so darüber diskutieren können. Mir macht das wirklich Spaß und ich finde, es bringt auch immer ein bisschen weitsichtigeres Denken mit sich .


    Volle Zustimmung meinerseits! Natürlich war ich auch pauschal -- aber diese verflixte Zeichenbegrenzung läßt einen ja auch nicht ausreden! :lache


    Zitat

    Deinen Job finde ich auch sehr interessant und würde gerne auch mehr erfahren!


    Da können wir uns gerne auch per PN/Mail drüber austauschen, ehe es zu sehr off topic wird. :-)


    Zitat


    Hmm...eine ziemlich naive Einstellung mit der man wohl gemeinhin nicht weit kommen wird. Unternehmen die so arbeiten haben definitiv ein Problem...


    Es sind leider mehr als man denkt, und man findet diese Einstellung erstaunlicherweise nicht nur bei sehr kleinen Betrieben.


    Zitat

    Gerade Buchhändler sind ja ein Fall für sich :-). Aber mich ärgern Klein-Betriebe mit ihrer Non-Kulanten und überheblichen Art oftmals noch mehr.


    Die gibt es, zweifellos. Man kann hier nicht einfach nach der Größe des Ladens in "gut" und "schlecht" aufteilen. Manchmal ist der Stolz auch ein Ausdruck der (geschäftlichen) Verzweiflung. Allerdings geht das jedesmal nach hinten los ...


    Zitat


    Diese Diskussion wurde bzw. wird bei uns auch in großem Maße geführt. Und, oh je, da gibt es so viele verschiedene Standpunkte, Erhebungen, Statistiken etc., dass es einfach auch kein richtig oder falsch geben kann.


    Das dürfte des Pudels Kern sein: Das Verabsolutieren einer Zielgruppe. Wenn ich mir z.B. die aktuellen Vorschauen der Publikumsverlage anschaue, dann frage ich mich ernsthaft, wie man die Umverteilung des Wohlstandes auf die nahezu einzig angepeilte Zielgruppe bewerkstelligen will. Denn soviel Geld, wie man aus den Portemonnaies bestenfalls teilzeitarbeitender Familienfrauen zwischen 25 und 45 leiern will, bringt diese soziale Gruppe einfach nicht auf!


    Zitat

    Unbewußte, reaktive Nachregulierung? Damit kann ich jetzt für den Buchhandel so gar nichts anfangen :-( .


    Eine Methode der "self-fulfilling prophecy": Man "selektiert" das Angebot immer mehr auf die Gruppe, die man als seine Hauptkundengruppe identifiziert hat, während das Programm für die übrigen auf immer weniger Titel reduziert wird, meist auf "Bewährtes", d.h. Bücher, die man immer wieder verkauft. Da die vermeintlichen Randgruppen aber nicht dieselben Bücher x-mal kaufen, die Angebotsvielfalt für sie plötzlich fehlt, bleiben sie weg. Auf diese Weise reduziert sich der Kundenstamm immer mehr auf die Hauptzielgruppe, ohne daß die sich zahlenmäßig vergrößert oder dadurch mehr Geld ausgeben kann. Im Endeffekt verliert man mit dieser Methode Kunden und damit Umsatz.
    In der Gastronomie läuft das häufig genauso ... :rolleyes


    Zitat


    Welche anderen? Der Rest, der unzufrieden ist, oder der Rest, der seine Bücher bei den "Großen" nicht findet, weil sie schlechter sortiert sind als die "Kleinen" und nur Bestseller und Massenware verkaufen?


    So simpel hab ich das ja nun nicht gemeint.
    Mir ging es um die Kunden, die durch die oben beschriebene zunehmende Angebotsselektion wegbleiben. Die finden ihr Glück nämlich spätestens im online-Buchhandel, wo man alles ruckzuck geliefert bekommt, ohne in den Laden tigern zu müssen -- und zudem dienen die "Leserreaktionen" als Beratungsersatz (übrigens ein hochproblematischer Beratungsersatz, wie eine Computerpanne bei amazon.ca einmal zeigte).


    Zitat

    Aber ich finde auch, wir müssen uns mächtig anstrengen und vor allem servicemäßig noch vieles lernen um Amazon nicht noch "unter die Arme zu greifen".


    Es ist ja eben das menschliche, individuelle Element von direkter Kommunikation, das die Leute allmählich offenbar wieder zu schätzen beginnen. Man merkt das auch im Gastgewerbe - der Kunde/Gast will nicht "nur" versorgt werden, er möchte das Gefühl haben, dort gut aufgehoben zu sein. Dann kommt er auch gerne wieder und murrt nicht über die Preise.

  • @ SueTown & Iris


    Ich verfolge Eure Diskussion sehr interessiert!


    @ SueTown


    Mich würde interessieren, ob es von Eurer Seite Rückkopplung an die Verlage gibt, wenn sich das Angebot am Markt zu sehr auf eine Zielgruppe reduziert. Dazu ein Beispiel: Ich lese gerne historische Romane, in den letzten beiden Jahren stelle ich aber eine deutliche Konzentration fest auf historische Romane à la "eine Frau steht Ihren Mann" oder "eine Frau wird als Hexe bezichtigt" oder " eine Frau muß sich als Mann verkleiden" und findet dabei die Liebe Ihres Lebens. Diese Romane kann es von mir aus gerne geben - allerdings fehlen mir die Alternativen. Und ich glaube derzeit kaum, daß die nicht geschrieben werden, sondern daß die Verlage sich einfach auf ein bestimmtes Genre fixiert haben.


    Bye
    Pelican :wave