'Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher' - Seiten 384 - Ende

  • Ich habe den Roman gestern noch beendet und mir Notizen gemacht.


    Die Beweise ggü Rosalie waren fadenscheinig und haltlos. Der Bogen zum Beweisfoto war geschickt gesponnen, aber in diesem Leseabschnitt geht es mir zu schnell. Prozess gewonnen, Scheidung eingereicht, Franz hat schon neue Begleiterin.


    Ich frage mich auch, warum Rosalies Köchin auftaucht und wenige Seiten später sterben muss. Dann hätte die Nebenfigur gar nicht erst auftauchen müssen.


    Erhofft hatte ich mir, zu erfahren, wie Lilis erstes Buch/Fortsetzungsgeschichte bei den Leserinnen ankommt.


    Mein Wunsch aus dem ersten Leseabschnitt wurde erfüllt. Wir erleben wie Rosalie mit ihrem ersten Gatten, dem Gyn umgeht.... und die Szene gefällt mir wirklich gut.


    Tja, so richtig warm bin ich nicht mit Franz und Rosalie geworden. Natürlich ist Franz wichtig, wieder im Ullstein-Clan aufgenommen zu sein und sich beruflich zu rehabilitieren. Die große Liebe war es auch nicht zwischen Rosalie und ihm, doch eine schmückende junge Frau möchte er doch an seiner Seite haben, dafür bewundert werden... so dass er tatsächlich schon bald ein drittes Mal geheiratet hat. Das wird das Verhältnis zu seinen Kindern kaum verbessert haben, keine fünf Jahre nach dem Tod der Mutter, dass der Vater ein zweites und drittes Mal heiratet. Die Ehen sind Fakten, da kann auch kein Autor das Geschehene beschönigen.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich frage mich auch, warum Rosalies Köchin auftaucht und wenige Seiten später sterben muss. Dann hätte die Nebenfigur gar nicht erst auftauchen müssen.

    Das habe ich in den Roman aufgenommen, weil das tatsächlich genau so passiert ist. Und zwar am selben Tag, an dem Rosalie die Intrige bekannt wurde. Ich finde, das zeigt, in welchem Stress Rosalie sich da befunden hat. Auch der Verlauf der Ehe entspricht in grobenZügen der Wirklichkeit - da mag uns manches nicht gefallen, aber das Leben hat seine eigenen Gesetze. So ist das, wenn man einen Roman über historische Ereignisse schreibt. Wenn ich den Roman frei erfunden hätte, wäre ich vermutlich nie darauf gekommen, die Köchin auftreten und bald darauf sterben lassen. Aber die Szene während des Empfangs in der Villa, wo die Polizisten kommen und die Leiche freigeben - ehrlich, das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen und meinen LeserInnen auch nicht.

  • Vielen Dank für die Erklärung und dieses Detail zeigt, wie gründlich Du recherchiert hast und abgewogen hast, welche Fakten Du verwendest. Dafür RESPEKT. Solche Dinge muss man erstenmal hervorkramen/ aus dem Recherchematerial herauslesen.


    Das ist das Schöne bei LR mit Autor, man erfährt so manches noch und bekommt Antworten auf seine Fragen. Der Autor hat die Möglichkeit seine Beweggründe auf Nachfrage loszuwerden.


    Autor von Büchern zu sein, die auf historischen Fakten beruhen, ist wahrlich nicht einfach. Der Eigendynamik der Figuren sind Grenzen gesetzt und dann ist es bestimmt ein guter Ausgleich, wenn man durch Emil und Blümchens Familie fiktive Personen hat, die einem gehören und die man frei gestalten kann.


    Es ist ein gutes Zeichen, wenn das was mich und vielleicht auch andere im Verhalten der Personen stört, auch tatsächlich so geschehen ist. Daran ist dann nicht der Geschichtenaufschreiber schuld.


    Ich mag trotzdem sehr gern Bücher, die einem wahre Geschichten erzählen, die sich zugetragen und von Personen berichten, die gelebt haben.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Mir geht es ähnlich wie Gucci. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, vor allem die Teile um Lili und Emil, aber auch über Vicki Baum habe ich sehr gerne gelesen, nur mit Franz bin ich auch nicht richtig warm geworden. Der Teil rund um den Prozess, das ging mir auch alles viel zu schnell.

  • Franz große Liebe war wohl einfach der Verlag, dem hat sich in seinem Leben alles unterordnen müssen. Die Frauen, die Kinder und der Rest der Familie. Und wenn die nicht gewesen wäre, hätte das aus Rosalie und ihm vielleicht auch was werden können, denke ich. Sie hätte ihre Freiheit gehabt, er seinen Verlag und in den freien Stunden hätten sie sich gut ergänzt.


    Aber nach dieser infamen Intrige wäre es eh schwierig gewesen, vielleicht war es wirklich besser einen Schlußstrich zu ziehen.

    Die Sache mit dem monierten Bild war ja wirklich heftig, gut das Emil vor Ort war und die Beweise sichern konnte.

    Ich fand es schön, dass er und Lili heiraten konnten und dann auch bald eine kleine Familie werden konnten, mit eigener Wohnung. Die folgenden Jahre werden schwer genug für sie werden, da ist die Wohnung in der Nähe zu ihren Eltern sicher Gold wert.


    Den Auftritt von Emmi fand ich durchaus passend. Auch um Rosalies Zweifel zu untermauern, als sie sich denkt, dass ihre Liebe nur Unglück bringt.


    Ich fand das Buch ganz wunderbar, ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt und jetzt freue ich mich auf das Buch über Vicky Baum, die ist mir hier mit ihrer Art auch ans Herz gewachsen. Interessant, dass Du auch Kontakt zu Heidi Rehn hattest und dich mit ihr über Vicky Baum austauschen konntest. Jetzt bin ich gespannt, wie sie sie schildert.

  • Ich fand das Buch ganz wunderbar, ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt und jetzt freue ich mich auf das Buch über Vicky Baum, die ist mir hier mit ihrer Art auch ans Herz gewachsen. Interessant, dass Du auch Kontakt zu Heidi Rehn hattest und dich mit ihr über Vicky Baum austauschen konntest. Jetzt bin ich gespannt, wie sie sie schildert.

    Ja, es war sehr schön, mich mit Heidi Rehn auszutauschen. Sie ist eine sehr nette Kollegin und wir schätzen gegenseitig unsere Arbeit sehr.

  • Ja, es ist wirklich wunderbar, wenn Eulenautoren miteinander vernetzt sind und man in den LR Anregung erhält, dass im Charlotte Roth "Königin von Berlin" das Boxtraining erwähnt wird und Heidi Rehn gerade erst "Vicki Baums Geschichte" erzählt hat. Verlängert die imaginäre Liste...

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Franz große Liebe war wohl einfach der Verlag, dem hat sich in seinem Leben alles unterordnen müssen. Die Frauen, die Kinder und der Rest der Familie. Und wenn die nicht gewesen wäre, hätte das aus Rosalie und ihm vielleicht auch was werden können, denke ich. Sie hätte ihre Freiheit gehabt, er seinen Verlag und in den freien Stunden hätten sie sich gut ergänzt.

    Ehrlich gesagt, hat mich Franz furchtbar enttäuscht. Er will eine unabhängige Frau? Sich in ihrem Glanz sonnen? Ihr ihre Freiheit lassen? Tut mir leid, bei der ersten Belastung schmeißt er alles hin und jammert.

    Rosalie ist zu gut für ihn, sie tut alles, wirklich, um ihm entgegen zu kommen, und wie dankt er es ihr? Mit Misstrauen und Vorwürfen, er zieht sich zurück.

    Rosalie ist eine zu kluge Frau und tut das einzig Richtige.

    Der letzte Abschnitt war wirklich nochmal sehr spannend, auch was die Blumefamilie anbelangt. Witzig die Kommentare zur Geburt, wie effektiv Lilli sie hinter sich bringt.

    Sehr anständig, wie sich Dr. Gräfenberg verhält und bezeichnend, wie die ehemaligen Eheleute miteinander umgehen. Wie wirklich Erwachsene, sie erkannt haben, dass sie nicht zusammen passen und ihre eigenen Wege gehen müssen. Ganz anders als Franz das mit Rosalie praktiziert.

    Egal, ich habe jede Leseminute genossen und freue mich ein weiteres Buch der Autorin als sehr gut abhaken kann.


    Danke für die Einblicke in die Recherche und in den Ullsteinverlag, ich war zwar schon in dem Gebäude in der Friedrichstraße, die Eule hängt da immer noch am Haus, aber hab mir über die Institution keine großen Gedanken gemacht.

  • Heute früh habe ich den letzten Abschnitt genossen. Passiert ja noch so einiges.


    Das Franz sich dann doch scheiden lassen wollte fand ich schade aber auch irgendwie nicht so schlimm. Es war einfach nicht die große Liebe zwischen den beiden und doch mehr eine Vernunftehe. Sie mochten sich aber konnten auch gut ohne einander.

    Franz große Liebe war wohl einfach der Verlag, dem hat sich in seinem Leben alles unterordnen müssen.

    Ich schätze, Franz wurde das auch erst in dem Augenblick so richtig bewusst, da er des Verlages verwiesen wurde. Er ist ein Arbeitstier und wusste nichts mehr mit sich anzufangen. Das geht ja so manchem erfolgreichen Mann (und vielleicht auch Frau) so, wenn er in Rente gehen muss/kann/soll. Einerseits scheint das traurig zu sein, wenn man keinen anderen Lebensinhalt hat. Andererseits ist es wohl auch ein großes Glück, wenn man seinen Traumjob lebt. Nur für die Familie und Freunde ist sowas oft schwierig zu akzeptieren.

    Ehrlich gesagt, hat mich Franz furchtbar enttäuscht. Er will eine unabhängige Frau? Sich in ihrem Glanz sonnen? Ihr ihre Freiheit lassen? Tut mir leid, bei der ersten Belastung schmeißt er alles hin und jammert.

    Rosalie ist zu gut für ihn, sie tut alles, wirklich, um ihm entgegen zu kommen, und wie dankt er es ihr? Mit Misstrauen und Vorwürfen, er zieht sich zurück.

    Ich sehe durchaus das Dilemma, in dem Franz sich befunden hat. Menschen die er sein Leben lang kennt (Familie, Freunde) kehren sich wegen seiner Frau von ihm ab und erheben sogar schwere Vorwürfe. Dem gegenüber steht eine Frau, die er zwar zu lieben glaubt, aber doch noch nicht so lange kennt und die durchaus ihre Geheimnisse hat (Kobra) oder hatte. Wäre Rosalie wirklich Spionin gewesen, hätte sie es ihm ja wohl nicht gebeichtet. Es stand also Wort gegen Wort. Dazu kam, dass er für sie sehr viel von dem aufgeben sollte, was ihm lieb und wichtig war. Das er da ins straucheln kommt kann ich verstehen. Ich hatte auch irgendwie den Eindruck, dass am Ende auch Rosalie nicht unglücklich über die Trennung war. Sie wollte doch schon lange weg aus Deutschland und ich bin mir sicher, wäre sie noch weiter Jahre geblieben, wäre sie irgendwann mit ihm unglücklich geworden - von der Nazisache mal ganz abgesehen.

    Sehr anständig, wie sich Dr. Gräfenberg verhält und bezeichnend, wie die ehemaligen Eheleute miteinander umgehen. Wie wirklich Erwachsene, sie erkannt haben, dass sie nicht zusammen passen und ihre eigenen Wege gehen müssen. Ganz anders als Franz das mit Rosalie praktiziert.

    Habe ich anders empfunden. Die Sache mit ihrem ersten Ehemann ist ja schon eine Weile her. Jeder ist wieder neu verheiratet und "glücklich" warum soll man sich da die Köpfe einschlagen? Gab wohl auch keinen Rosenkrieg, keine Kinder, kein Geld um das man gestritten hat. Auch mit Franz kann sie später durchaus so ein Verhältnis gehabt haben. Sie trennen sich ja auch im Guten Einvernehmen. Wo ist da der Unterschied? Und Franz und Rosalie haben doch auch erkannt, dass sie nicht zusammenpassen.


    Ich schätze, dies liegt auch an Rosalie, die ihre Beziehungen schon sehr pragmatisch sieht. Dass sie sich immer wieder Männer sucht, die nicht wirklich zu ihr passen (oder wie Kobra nichts ernstes wollen) stimmt ja schon irgendwie.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Besonders gefallen haben mir die vielen Kleinigkeiten in der Geschichte. Wie z.B. dass Gundi Schreibmaschine lernt und die Anschläge zählt. Das erinnert mich echt noch an meine Ausbildung auf einer Wirtschaftsschule. :lache Da hatten wir noch fürchtlerlich alte schwere Schreibmaschinen und es wurden auch bei Test Anschläge gezählt. Oh Mann bin ich alt.


    Und wie man ein Foto fälscht war auch interessant. Dass das damals auch schon ging war mir gar nicht so klar.


    Toll auch das Nachwort, und was aus dem Darstellern später geworden ist. Dass der erste Mann von Rosalie quasi die Spirale erfunden hat8| Und tragisch, dass Franz von einem Bus in New York überfahren wird und stirbt. Nachdem seine nächste Frau noch jünger war, finde ich, er ist schon so eine Art Shugar-Daddy. So was mag ich nicht besonders. Und auch seine Schreierei fand ich fürchterlich. Da hätte ich irgendwann zurückgeschrieen oder wahlweise mit Türen geknallt. Das geht gar nicht bei mir.


    Irgendwann gegen Ende des Romanes habe ich mich auch gefragt, ob der Ullstein-Verlag wusste, dass in dieser Geschichte durchaus auch negative Seiten der Verlagsgeschichte deutlich werden. Haben eigentlich die Ullsteins gar nichts mehr mit dem Verlag zu tun? Also nach dem Krieg wurde nichts zurückgegeben? Oder doch?

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich hatte am Ende durchaus auch das Gefühl, dass auch Rosalie nicht unglücklich war über das Ende der Ehe. Sie hat ja auch gesehen, was der Streit mit der Familie mit Franz gemacht hat und am Ende hätte er ihr das nur vorgeworfen. Da ist es doch besser, dass jeder seiner Weg geht.

    Und da sie sich ja uneins waren, ob sie Deutschland nun verlassen sollen oder nicht, war es auch gut so. Franz hat ja deutlich gezeigt, dass er den Verlag nicht im Stich lassen wollte und Rosalie wollte einfach gehen und auch ihre Freiheit wieder haben. Die ist ja nicht unbedingt von Franz eingeschränkt worden, aber doch vom Rest seiner Familie

  • Ich hatte am Ende durchaus auch das Gefühl, dass auch Rosalie nicht unglücklich war über das Ende der Ehe. Sie hat ja auch gesehen, was der Streit mit der Familie mit Franz gemacht hat und am Ende hätte er ihr das nur vorgeworfen. Da ist es doch besser, dass jeder seiner Weg geht.

    Ja, ich an Rosalies Stelle wäre auch froh gewesen, dem ganzen Stress zu entgehen. Wie sagt man, besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Die Ehe wäre nicht glücklich geworden. Klar kann ich Franz irgendwo verstehen, allerdings kannte er die Strukturen der Familie und des Verlags und hätte sich denken können, dass da eine junge Frau evtl. als Gefahr gesehen werden könnte.

    Das setze ich bei seinem Alter und der Lebenserfahrung voraus.

  • Jetzt bin ich nun doch fertig. Und traurig. Ich habe Rosalie sehr lieb gewonnen.


    Ich bin ein bisschen froh, dass hier das immer näher rücken der Rechten nur am Rande erwähnt wurde. Es wäre mir sonst zu viel gewesen.


    Ich muss zugeben, so richtig habe ich nicht damit gerechnet, dass Franz sich jetzt doch scheiden lassen möchte. Er hat Rosalie damit ja eiskalt erwischt. Andererseits, wenn er den Verlag so sehr vermisst, wäre keine andere Lösung möglich gewesen. Schlimm, wenn ein Mensch keine neuen Wege finden kann.


    Schön fand ich, dass Lili ihr Kind nach Rosalie und Vicki benannt hat. Das passte so gut zur Story.


    Jetzt bin ich wirklich traurig, dass ich die Leutchen gehen lassen muss.

  • Ich muss zugeben, so richtig habe ich nicht damit gerechnet, dass Franz sich jetzt doch scheiden lassen möchte. Er hat Rosalie damit ja eiskalt erwischt. Andererseits, wenn er den Verlag so sehr vermisst, wäre keine andere Lösung möglich gewesen. Schlimm, wenn ein Mensch keine neuen Wege finden kann.

    Natürlich ist Franz wichtig, wieder im Ullstein-Clan aufgenommen zu sein und sich beruflich zu rehabilitieren. Auf der anderen Seite liegen auch gar nicht mehr so viele Berufsjahren vor ihm, ist er 62 und das Renteneintrittsalter dürfte bald auch für einen Chef erreicht sein... seine Brüder werden immer wieder Wege finden, ihm das Leben schwer zu machen.*


    ...dass er tatsächlich schon bald ein drittes Mal geheiratet hat, wieder eine junge Frau, wird das Verhältnis zu seinen Kindern kaum verbessert haben. Ob es da nicht schon wieder Spannungen im Ullsteinbrüdergefüge gab? Auch wenn die Neue sich aus dem Verlag raushält.


    *Allerdings kommt die braune Politik warscheinlich möglichen neuen Intrigen zuvor.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Irgendwann gegen Ende des Romanes habe ich mich auch gefragt, ob der Ullstein-Verlag wusste, dass in dieser Geschichte durchaus auch negative Seiten der Verlagsgeschichte deutlich werden. Haben eigentlich die Ullsteins gar nichts mehr mit dem Verlag zu tun? Also nach dem Krieg wurde nichts zurückgegeben? Oder doch?

    Das ist ein interessanter Punkt, hollyhollunder . Ich habe den Verlag ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Ullsteins nicht ganz so toll wegkommen in dieser Geschichte. Tatsächlich hat sogar der Justiziar des Verlags das Manuskript überprüft, ob es eventuell zu Klagen kommen könnte. Von den Ullsteins ist niemand mehr im Verlag. Nach dem Krieg haben Kurt (Franz' Sohn) und Rudolf (der Bruder) um Rückgabe gekämpft, das ist ein Krimi für sich. Wenn dich das interessiert dann kannst du das googeln. Da den Ullsteins von den Nazis ein sehr geringer Preis für das Unternehmen bezahlt wurde, hat die Gegenseite (ich kann jetzt nicht mehr genau sagen, in welchen Besitz das Unternehmen nach dem Krieg übergegangen ist) sich lange gewehrt und es war ein langer Rechtsstreit. Schließlich haben die Ullsteins den Verlag zurückerhalten, aber nach einiger Zeit haben sie alles an den Springer Verlag verkauft. Der Buchverlag ist inzwischen von Springer wieder abgelöst ... also das ist sehr kompliziert, wie Ihr lesen könnt. Nach meiner Recherche lebt ein Nachfahre von Franz in Portugal, inzwischen ein älterer Herr. Alle anderen wurden in alle Winde zerstreut, weil die einzelnen Familien während des Nazi-Regimes in unterschiedliche Länder ausgewandert sind, in die Schweiz, nach England, USA und so viel ich weiß gibt es sogar noch Nachfahren in Israel. Aber da das alles nicht zu meinem Buch gehört, habe ich das nicht sehr gründlich recherchiert.

  • Ach, ich bewundere es immer wieder wie Autoren es schaffen sich in Figuren oder reale Personen hinein zu versetzen. Hier speziell in Franz, der ja nun wirklich kein einfacher Charakter ist.

    Danke!!! Aber ich mag Franz trotz allem sehr, auch wenn er am Ende feige ist. Gerade diese Figuren, die so wenig perfekt sind, so gerne etwas wollen und dann doch nicht über ihren Schatten springen können - das reizt mich immer total. Rosalie oder Vicki lebendig werden zu lassen ist vergleichsweise einfacher. So wären wir doch alle gerne, oder? Eine stille Genugtuung war es mir, dass es ihm nicht viel genützt hat, Rosalie fallen zu lassen. Man hat ihn nicht mehr zum Generaldirektor gemacht. Er konnte froh sein, dass er überhaupt noch "mitspielen" durfte. Das hab ich ja auch durch Rosalies Gedanken angedeutet.