'Mehr als die Erinnerung' - Seiten 080 - 168

  • boah, der Dr. Weiß geht mir ja was auf den Keks! Phrasen dreschen und Angst verbreiten, das kann er gut. Und Rieke lässt sich tatsächlich verunsichern. Und zu blöden Aktionen verleiten. Das wird noch Ärger geben fürchte ich.
    Ich glaube nicht an Walter als Täter, habe ein bisschen die Befürchtung, das Bernhard irgendwas weiß.


    ich geh weiter lesen….

  • So, jetzt bin ich durch den Rest des Abschnitts geflogen, war ja sehr spannend!

    Und hier meine Theorie, mal völlig aus dem Bauch heraus:


    Weiß ist der Spion oder hat irgendwas mit dem Ursprung der Explosion zu tun und Adler alias Walter weiss etwas darüber. Deswegen versucht Weiß ihm was anzuhängen, um ihn loszuwerden.

    Bernhard hat Walter vermutlich tatsächlich instinktiv erkannt, deswegen hat er Rieke gefragt, ob man ihm denn im Zweifel glauben würde....

    Wie der Bursche Breuer da reinpasst weiss ich noch nicht so genau...


    Die Zustände in der Anstalt sind echt schlimm und da sieht man mal, dass die Ärzte auch vor den Nazis im Prinzip schon Menschenversuche gemacht haben. Die Kriegsversehrten werden ja echt wie Versuchskaninchen behandelt. Insulinbehandlung, Quasiertrinken und Kältebäder bis die Leute ruhig sind, das ist doch wirklich eher Folter als der Versuch der Heilung. All das hinterlässt ja auch körperliche Schäden.

    Und der arme Kuno wird wohl nicht mehr nach Mohlenberg zurückkehren und in Langenhagen wird es niemanden interessieren.


    Mir haben ja die beiden jungen Männer gut gefallen, besonders Richard Hellmer, ist er der junge Mann, den du im ersten Abschnitt erwähnt hattest Melanie_M ? Ich würde mich sehr freuen, seinen weiteren Lebensweg verfolgen zu können. Wie mit ihm umgegangen wird ist echt unter aller Würde.

    Wobei auch Dr. Lessings Auftritt gegenüber Rieke sehr daneben war, wobei es sicher auch heute noch solche Menschen gibt....


    Und Julianes Tanzpartner fand ich auch sehr erfrischend, das hat dem Ausflug nach Hannover für Juliane den perfekten Abschluß gegeben. Ich frage mich nur, was ihre FAmilie zu neuer Frisur und Kleidung sagen will. Der Vater wird das sicher missbilligen. Ihren Bruder mag sie ja mit dem Tipp, wie er vielleicht doch an ein Auto kommt, besänftigen können.

  • Ich mache mir auch langsam Sorgen, ob Bernhard nicht doch einiges zu den Vorgängen weiß..............ich hoffe sehr, dass er nicht irgendwie involviert ist.


    Ja, der Besuch in der Klinik/Anstalt bei Kuno war deprimierend. Und traurig.

    Ich frage mich, ob Ärzte, die solche Methoden anwenden, tatsächlich denken, dass sie etwas Gutes tun?:/Dass sie hier den Kranken helfen?

    Oder was sind die Gedanken dahinter?

    Es sind ja immerhin Ärzte/Psychiater etc. - da müsste man zuallererst ja eigentlich davon ausgehen können, dass sie das Beste für ihre Patienten wollen.

  • Weiß ist der Spion oder hat irgendwas mit dem Ursprung der Explosion zu tun und Adler alias Walter weiss etwas darüber. Deswegen versucht Weiß ihm was anzuhängen, um ihn loszuwerden.

    Bernhard hat Walter vermutlich tatsächlich instinktiv erkannt, deswegen hat er Rieke gefragt, ob man ihm denn im Zweifel glauben würde....

    Wie der Bursche Breuer da reinpasst weiss ich noch nicht so genau...

    Sehr interessant für mich, dass ich hier mitverfolgen darf, welche Gedanken dir dazu kommen. Ich äußere mich aus spoilertechnischen Gründen nicht näher dazu :-)

    Insulinbehandlung, Quasiertrinken und Kältebäder bis die Leute ruhig sind, das ist doch wirklich eher Folter als der Versuch der Heilung. All das hinterlässt ja auch körperliche Schäden.

    Und leider wirklich historisch belegt

    Mir haben ja die beiden jungen Männer gut gefallen, besonders Richard Hellmer, ist er der junge Mann, den du im ersten Abschnitt erwähnt hattest Melanie_M ? Ich würde mich sehr freuen, seinen weiteren Lebensweg verfolgen zu können. Wie mit ihm umgegangen wird ist echt unter aller Würde.

    Ja, Richard Hellmer ist der Held aus "Im Lautlosen" und "Die Stimmlosen". Die Bücher gab es ja vorher schon und ich fand diesen kleinen Besuch ganz schön.

    Ich frage mich, ob Ärzte, die solche Methoden anwenden, tatsächlich denken, dass sie etwas Gutes tun?

    Ja, dachten sie. Das Problem ist, dass man bis zur Entwicklung der Neuroleptika nach dem 2. WK nichts tun konnte. Man nannte die Schizophrenie damals auch noch Dementia praecox, weil unbehandelte Schizophrene oft so sehr abbauen, dass sie wie geistig Behinderte wirken. Das liegt an dem Dopaminüberschuss im Gehirn. Wenn man den mit Medikamenten beseitigt, können die Menschen ein ganz normales Leben führen. Aber wenn es zu spät ist, ist das Gehirn schon geschädigt. Deshalb sind Antipsychotika so wichtig. Leider machten die ersten Antipsychotika sehr starke Nebenwirkungen und auch jetzt gibt es immer noch einige unangenehme Nebenwirkungen. Deshalb wird weiterhin an gut verträglichen Antipsychotika geforscht. Fakt ist aber, dass die Schizophrenie durch diese Medikamente gut behandelbar ist. Früher landeten die meisten betroffenen dauerhaft in Pflegeanstalten. Heute können die Betroffenen studieren und jeden Beruf ergreifen, wenn sie rechtzeitig behandelt werden. Leider ist die Schizophrenie noch immer die am meisten missverstandene Erkrankung und viele Romane stellen das auch immer völlig falsch dar.

  • Über den Besuch von Richard Hellmer habe ich mich auch sehr gefreut. Genau wie durch den kleinen Spaziergang durch Hannover, meiner Wahlheimat ;-)

    Also ist es tatsächlich so, dass die Ärzte zur damaligen Zeit nach bestem Wissen und Gewissen die Behandlungen bei Kuno vorgenommen haben............

    Zum großen Teil sicher - aber damals wie heute haben einige Ärzte im Wesentlichen ihren eigenen Ruf und ihre eigene Karriere im Blick.

    Leider ist die Schizophrenie noch immer die am meisten missverstandene Erkrankung und viele Romane stellen das auch immer völlig falsch dar.

    Da würde ich mich über Leseempfehlungen von dir freuen - also gut dargestellte psychische Erkrankungen in Romanen, nicht beschränkt auf Schizophrenie.

  • Da würde ich mich über Leseempfehlungen von dir freuen - also gut dargestellte psychische Erkrankungen in Romanen, nicht beschränkt auf Schizophrenie.

    Das ist echt schwierig - es gibt leider sehr viele, die Klischees bedienen. Ich werde mir in den nächsten Tagen mal ein paar Gedanken machen, welche mir einfallen. Spontan wäre es von Margaret Atwood "alias Grace", der mir gut gefallen hat.

  • Den zweiten Abschnitt habe ich auch sehr rasch gelesen, das Buch macht mir weiterhin Freude.


    Richard kommt dann in der Reihe um die Leisen Helden vor, nicht?

    Als diese doch sehr wohltuende Figur auftritt, habe ich mich gleich an Gespräche mit meiner Mama erinnert. Ich hatte ihr die zwei Bücher "Im Lautlosen" und "Die Stimmlosen" auch geschenkt und sie hat mir dann immer erzählt, wie, wer und was. Da kam mir der Richard irgendwie bekannt vor.


    Ich bin sehr gespannt, wie die weitere Entwicklung um Juliane sein wird. Ich gehe auch davon aus, dass irgendein Trauma, vermutliche sexueller Missbrauch, ihre dunklen Phasen hervorruft.

    Hier finde ich auch interessant, wie diese Erscheinung "Hysterie" bei jungen Damen, gerade aus dem adligen oder gut bürgerlichen Umfeld, immer eingestuft und auch abgetan wird. Also jegliches Symptom wird der Hysterie zugeschrieben und dann wurde man aufs Abstellgleis verschoben. Schrecklich ....

    Unter die Hysterie werden doch auch bestimmt zahlreiche neurologische Auffälligkeiten gefallen sein, die man heute ganz facettenreichen Krankheiten zuordnen kann? Aber eigentlich ist der Neurologe ja ein Nervenarzt, bloß in einer anderen Bedeutung, als man damals Nervenarzt gebraucht hat.


    Das Vorgehen in der Anstalt Langenhagen .... das ist ganz heftig, wenn man das bedenkt und mal darüber nachdenkt. Diese Behandlungen sind an sich schon gesehen Folter, gleich wie und was. Aber wenn man bedenkt, da werden Männer behandelt, die ihre Auffälligkeiten/Einschränkungen durch den Krieg bekamen, dann macht das wütend. Das waren größtenteils junge, gesunde Männer, die in einen Krieg geschickt wurden und für ihr Vterland kämpften, dann kamen sie zerstört und gebrochen nach Hause und mussten so was erleiden. Eine wahre Idiotie .... Und nun stellt sich die Frage, wer ist eigentlich der Idiot???

  • Das waren größtenteils junge, gesunde Männer, die in einen Krieg geschickt wurden und für ihr Vterland kämpften, dann kamen sie zerstört und gebrochen nach Hause und mussten so was erleiden. Eine wahre Idiotie .... Und nun stellt sich die Frage, wer ist eigentlich der Idiot???

    Dieses Schicksal vieler Kriegsrückkehrer kann einen wirklich traurig und wütend machen.

    Wie viele sind traumatisiert und fürs Leben gezeichnet.

  • Auch eine Frage: Was ist mit Ludwig Breuer?


    Die Eltern tun mir unendlich leid. Da überlebt der Sohn das Grauen des Krieges, aber wie er das überlebt, bleibt fraglich. Zudem glaubt man ihn, verloren zu haben, bekommt ihn "gesund" wieder, um ihn erneut zu verlieren. ;( Warum hat er diese Persönlichkeitsveränderung? Durch den Krieg und das, was er hier erlebt hat? Was alleine ja schon absolut ausreichend wäre. Oder war es die Explosion? Inwiefern und warum hat Ludwig Doktor Weiß geschützt? Standen sie sich näher, als üblich, d.h. eventuell ein Liebesverhältnis? Will das Doktor Weiß verbergen?


    Könnte das Motiv des Mörders auch sexuell motiviert sein?

    Ich überlege mal vor mich so hin ....

    Ich gehe von einem Mann aus und es ist nicht Kuno, da Alfons ermordet wurde, als Kuno bereits in Gewahrsam war. Beide Taten, also Mord an Trudi und an Alfons, gehören aber zusammen.

    Ist der Mörder ein Mörder, weil er eventuell impotent ist und gegen alle, die Anzeichen von Sexualität zeigen, tötet? Da aber keiner von Trudi und ihrer Schwangerschaft wusste, man ihr diese auch noch nicht ansah, muss es jemand sein, dem sich Trudi anvertraut hat? Also ein Arzt? :/

    Vermutlich habe ich zuviel Criminal Minds geschaut :grin

  • Richard kommt dann in der Reihe um die Leisen Helden vor, nicht?

    Als diese doch sehr wohltuende Figur auftritt, habe ich mich gleich an Gespräche mit meiner Mama erinnert. Ich hatte ihr die zwei Bücher "Im Lautlosen" und "Die Stimmlosen" auch geschenkt und sie hat mir dann immer erzählt, wie, wer und was. Da kam mir der Richard irgendwie bekannt vor.

    Genau, das ist der Richard aus Im Lautlosen.

    Aber eigentlich ist der Neurologe ja ein Nervenarzt, bloß in einer anderen Bedeutung, als man damals Nervenarzt gebraucht hat.

    Es gab damals schon die gleichen Differenzierungen wie heute.

    Neurologe - der Arzt, der mit den Erkrankungen der Nerven zu tun hat, die nichts mit der Psycho zu tun haben. Also Lähmungen, Parkinson, Hirnschädigungen oder -erkrankungen, Schlaganfälle etc.

    Psychiater - der Arzt, der mit den psychischen Erkrankungen, die Umgangssprachlich auch "Nervenerkrankung" genannt werden, obwohl sie nicht neurologisch sind, zu tun hat

    Nervenarzt - das Bindeglied zwischen beiden - heute gibt es einen Facharzt für Nervenheilkunde, die Leute müssen dann drei Jahre Neurologie und drei Jahre Psychiatrie machen. Im Gegensatz dazu machen Psychiater 1 Jahr Neurologie und 4 Jahre Psychiatrie und eine komplette Psychotherapieausbildung, wie sie auch Psychologen machen müssen, wenn sie eine Approbation als kassenärztlicher psychologischer Psychotherapeut wollen. Und Neurologen machen 1 Jahr Psychiatrie und 4 Jahre Neurologie.

    Das waren größtenteils junge, gesunde Männer, die in einen Krieg geschickt wurden und für ihr Vaterland kämpften, dann kamen sie zerstört und gebrochen nach Hause und mussten so was erleiden.

    Ja, das war ein große Unrecht. Das ist in "Im Lautlosen" auch der Grund, warum Richard sich für die Psychiatrie entscheidet - er will alles besser machen. Und das macht er auch - er hab bloß das Pech, dass die Zeiten sehr schwierig für Idealisten sind.

  • Es gab damals schon die gleichen Differenzierungen wie heute.

    Neurologe - der Arzt, der mit den Erkrankungen der Nerven zu tun hat, die nichts mit der Psycho zu tun haben. Also Lähmungen, Parkinson, Hirnschädigungen oder -erkrankungen, Schlaganfälle etc.

    Psychiater - der Arzt, der mit den psychischen Erkrankungen, die Umgangssprachlich auch "Nervenerkrankung" genannt werden, obwohl sie nicht neurologisch sind, zu tun hat

    Nervenarzt - das Bindeglied zwischen beiden - heute gibt es einen Facharzt für Nervenheilkunde, die Leute müssen dann drei Jahre Neurologie und drei Jahre Psychiatrie machen. Im Gegensatz dazu machen Psychiater 1 Jahr Neurologie und 4 Jahre Psychiatrie und eine komplette Psychotherapieausbildung, wie sie auch Psychologen machen müssen, wenn sie eine Approbation als kassenärztlicher psychologischer Psychotherapeut wollen. Und Neurologen machen 1 Jahr Psychiatrie und 4 Jahre Neurologie.

    Ach, wie schön, da merkt man die Fachfrau :)

    Diese Unterscheidungen und Trennungen gab es also schon damals? D.h. an jemandem wie Bernhard mit einer Hirnschädigung wären nie diesen Behandlungen wie die Kältpackungen etc. vollzogen worden?

    Für mich stellt sich nur die Frage, weil viele neurologische Krankheiten ja erst in den letzten Jahrzehnten besser bekannt geworden sind. Also wenn man noch nicht wusste, woher was kommt und wie das einzuordnen ist. Ich denk da jetzt gerade an Tics und Tourette-Syndrom.