'Mehr als die Finsternis' - Seiten 088 - 166

  • Die Wissenschaft wird auch heute noch für bare Münze genommen. Das Problem ist, dass Wissenschaft etwas Fließendes ist. Was heute richtig erscheint, kann morgen schon falsch sein. Deshalb muss man bestimmte Dinge immer im historischen Kontext sehen und darf sie nicht nach späteren Maßstäben beurteilen. Wir sehen das ja auch heute noch z.B. in Pandemiezeiten.

    Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde behauptet, Masken sind unnötig. Dann hieß es, sie seien schädlich, wenn man sie falsch verwende. Später hieß es, es sei ein Gebot der Höflichkeit, sie zu tragen und aktuell ist es Pflicht. Eine 180°-Drehung innerhalb nur eines Jahres. Und alles war jeweils "wissenschaftlich" belegt.


    Grundsätzlich finde ich da auch nichts falsches daran - gerade in den letzten 2 Jahren habe ich mich intensiv an die Wissenschaft gehalten, weil ich einfach davon ausging, dass Menschen wie Christian Drosten oder Sandra Ciesek die Daten viel besser einsortieren können als ich (mein wissenschaftliches Verständnis endet mit dem, was im Bio- und Chemie-LK vermittelt wurde).


    Die letzten zwei Jahre waren wirklich seltsam für das Ansehen der Wissenschaft - was man da teilweise zu hören und zu lesen bekam war faszinierend und erschreckend zugleich. Auf der einen Seite werden Theorien mit halbgaren oder nur bedingt verstandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen belegt, auf der anderen Seite wird Wissenschaftlern zum Vorwurf gemacht, dass sich ihre Sichtweise im Lauf der Pandemie geändert hat (was man bei der Menge an Daten und Erkenntnissen doch eigentlich erwarten sollte). Teilweise werden Wissenschaftler sogar direkt angegangen und ihnen unlautere Absichten unterstellt.

  • Die Figur von Frau Wermut findet ich echt toll, vor allem weil sie eben auch der Gesprächspartner für Friederike ist, mit dem man eben gesellschaftliche Themen und die unterschiedlichen Ansichten dazu darstellen kann.

    Und dann überrascht sie ja auch immer wieder. Auch hier bin ich auf die ganze Geschichte gespannt, einiges haben wir ja schon über sie erfahren. Vermutlich wäre sie früher auch ein schwieriger Fall für eine Gouvernante gewesen, so wie die Kinder, die sie jetzt betreut.

    Ja, ich finde die Figur auch toll und tatsächlich unverzichtbar für den Roman - gut, dass sie nicht am Bahnhof umgekehrt ist. Ich weiß nicht, wie Melanie uns diesen Einblick in die Gedankenwelt der Zeit sonst hätte vermitteln wollen.

  • Aber ich frage mich: der "große Krieg" war 1923 schon 5 Jahre vorbei, wieso konnte ein französischer Armeeangehöriger noch mi seiner Uniform durch Norddeutschland flüchten...

    Er wird nicht gerade offen mit dem Zug gefahren sein. Aber es gab damals noch französische Besatzungssoldaten und die waren verhasst ...

    Ich werde einen "Fräulein-Wermut-Fan-Club" gründen (wahrscheinlich is es heute richtiger zu sagen: ich gehöre zu Fräulein Wermuts followern), nein, die Frau gefällt mir ausgesprochen gut, jetzt kann sie auch noch reiten und sie "spiegelt" dem Kommissar seine Handlungsweise

    In Mohlenberg 3 hat Fräulein Wermut auch wieder einen Auftritt. Das Buch ist gerade im Lektorat.

    Ich muss ja sagen, beim Namen Wenzel bin ich ja zusammengezuckt. Das ist mein Mädchenname und mein Papa ist mal gar nicht so wie der Herr Wenzel hier im Buch….

    Ist eben ein normaler deutscher Name, der den Menschen geläufig ist, aber nicht ganz so häufig wie Meier oder Müller.

    Nur dass sie noch lernen muss, dass es manchmal keine schnellen Antworten und Lösungen gibt. Wenn sie das lernt und etwas aus sich macht könnte sie noch viel mehr für Menschen tun denen das Recht verweigert wird.

    Ja, Luise handelt schnell und impulsiv, ohne die Konsequenzen zu berücksichtigen.

    Und dann überrascht sie ja auch immer wieder. Auch hier bin ich auf die ganze Geschichte gespannt, einiges haben wir ja schon über sie erfahren. Vermutlich wäre sie früher auch ein schwieriger Fall für eine Gouvernante gewesen, so wie die Kinder, die sie jetzt betreut.

    Fräulein Wermuts Geschichte wird sich noch etwas weiter entblättern. Ich spiele ja mit dem Gedanken, der Frau einen ganz eigenen biografischen Roman zu geben. Mal sehen, ob der Verlag das auch so sieht.

    Aber damals? Vielleicht könnte sie Rechtsanwältin werden, ich glaube, Frauen waren 1923 schon zum Studium zugelassen...

    Friederike hat ja schon 1913 studiert, seit 1907 war das Frauenstudium möglich.

    Abschaffung des § 218 - aber hat es nicht gerade fast 50 Jahre gedauert, dass dieser § 219 a (? - dieses "Werbungsverbot" für Abtreibungen) gestrichen wird?

    Der §218 ist nicht abgeschafft, Schwangerschaftsabbrüche sind weiterhin strafbar. Es gibt nur Ausnahmen, unter denen Frauen und ausführende Ärzte nicht bestraft werden, die in §218 a StGB dargelegt werden. https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218a.html

  • Fräulein Wermuts Geschichte wird sich noch etwas weiter entblättern. Ich spiele ja mit dem Gedanken, der Frau einen ganz eigenen biografischen Roman zu geben. Mal sehen, ob der Verlag das auch so sieht.

    In Mohlenberg 3 hat Fräulein Wermut auch wieder einen Auftritt. Das Buch ist gerade im Lektorat.

    :frech super

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Friederike hat ja schon 1913 studiert, seit 1907 war das Frauenstudium möglich.

    Überall in Deutschland? Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass Lise Meitner Anfang der 1920-er Jahre (oder war das doch früher?) an der Berliner Humboldt-Universität größte Schwierigkeiten hatte, sich als Studentin einzuschreiben, obwohl sie ihr Studium eigentlich schon in Wien abgeschlossen hatte... Aber letztendlich auch egal für Luises weitere berufliche Karriere, dann könnte sie Jura studieren - aber erstmal müssen "wir" herausbekommen, warum sie so ist, wie sie ist...

    Der §218 ist nicht abgeschafft, Schwangerschaftsabbrüche sind weiterhin strafbar

    Stimmt, natürlich hast Du vollkommen recht - da kann man mal sehen, wie ich verdränge...

    In Mohlenberg 3 hat Fräulein Wermut auch wieder einen Auftritt. Das Buch ist gerade im Lektorat.

    Sehr schön!

  • Überall in Deutschland? Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass Lise Meitner Anfang der 1920-er Jahre (oder war das doch früher?) an der Berliner Humboldt-Universität größte Schwierigkeiten hatte, sich als Studentin einzuschreiben, obwohl sie ihr Studium eigentlich schon in Wien abgeschlossen hatte... Aber letztendlich auch egal für Luises weitere berufliche Karriere, dann könnte sie Jura studieren - aber erstmal müssen "wir" herausbekommen, warum sie so ist, wie sie ist...

    Stimmt, natürlich hast Du vollkommen recht - da kann man mal sehen, wie ich verdränge...

    Sehr schön!

    Das Frauenstudium war ab 1909 in Deutschland überall erlaubt. Lise Meitner wollte schon 1907 in Berlin studieren.

  • Sorry, ich habe tatsächlich Juliane mit Louise verwechselt, ist mir auch beim Lesen aufgefallen, dass ich durcheinander geschmissen habe. Ich weiss allerdings nicht warum.


    Frau Wermut hat definitv ein eigenes Buch verdient ;-)

  • Ich habe mal vor einigen Jahren ein "böse" Umfrage gelesen, da stand, dass die Vorurteile gegen "die Ausländer" am stärksten dort waren, wo die wenigsten Menschen mit Migrationshintergrund lebten... Ob die Umfrage stimmt ("traue nie einer Statistik, die Du nicht selbst mit gefälscht hast"), weiß ich nicht, aber so ganz zurückweisen will ich sie auch nicht...

    Ja, damals ging es um die syrischen Flüchtlinge. Der Widerstand war dort am größten, wo die wenigsten ankamen. Das ist belegt.


    Vielleicht hat das aber wirklich mit dem Horizont der Einwohner zu tun. Wer vor Fremdem Angst hat oder es ablehnt, hatte damit noch keinen Kontakt. Man sieht das ja an Urlaubern, die zwar nach was weiß ich wohin fliegen, aber nur im Hotel bleiben und von der Bevölkerung und deren Kultur absolut nichts mitbekommen und auch kein Interesse daran haben etwas Neues kennen zu lernen.

  • Ist eben ein normaler deutscher Name, der den Menschen geläufig ist, aber nicht ganz so häufig wie Meier oder Müller.

    Wenzel habe ich aber auch schon als geläufigen polnischen Namen gehört, oder was das Slowakei? Egal, auf jeden Fall nicht typisch deutsch.

  • Wenzel habe ich aber auch schon als geläufigen polnischen Namen gehört, oder was das Slowakei? Egal, auf jeden Fall nicht typisch deutsch.

    Tschechisch und wohl auch schlesisch (da kommt mein Vater her) In Bayern wird er Wenzl geschrieben

  • Da war mein Vater schon im Riesengebirge zur Kinderlandverschickung. Mein Großmutter ist im Januar 45 aus Breslau los, kurz bevor es zur Festung wurde....


    Aber ja, damals war das noch Deutschland ;-)