'Das Glück unserer Zeit. Der Weg der Familie Lagerfeld' - Seiten 291 - Ende

  • Schon unglaublich, wie so ein Krieg ein funktionierendes Miteinander so auseinander reißen kann. Ich hatte den Eindruck, dass in Wladiwostok die Menschen gut miteinander gelebt haben und die Nationalität erst einmal keine Rolle gespielt hat. Sicher hat jeder seine Eigenarten gehabt, aber man ist wohl gut miteinander klar gekommen.

    Schon erschreckend, wie schnell sich der Hass auf die Deutschen nach Kriegsbeginn ausbreitet und man schadenfroh die Inhaftierungen begleitet. Und wie bereitwillig doch auf Propaganda hört... Gut, in Deutschland ist das ja 20 Jahre später auch nicht anders, als bereitwillig geglaubt wird, dass alle Juden nur das schlechteste fürs Deutsche Volk wollen.


    Die Gefangenschaft war für Otto sicher nicht leicht, aber bei ihm habe ich immer das Gefühl, dass er ein Mensch ist, der versucht zu handeln und für sich das Beste aus der Situation zu machen.

    Schwer geschluckt habe ich, als sie Carl Wübbens zurücklassen mussten. Ich hätte nicht gedacht, dass er das Ganze überlebt. Um so schöner, dass er es schafft und wieder bei Otto in Hamburg auftaucht. Und schön, dass Otto ihn dann auch sofort einstellt.


    Schön dass das mit Theresia dann doch noch klappt und sie Otto heiratet. Auch wenn das Glück nur kurz andauert. Frau Riek hat mir sehr imponiert, dass sie all die Jahre Otto beigestanden hat und ihm geholfen hat seine Tochter groß zu ziehen. Und auch Johann stirbt viel zu früh :cry


    Interessant fand ich wie Otto den Gerichtsrat davon überzeugen konnte, dass er sich schon genug engagiert hat und sie nur nichts davon wussten. Das meiste war ja wohl gelogen und er hatte wohl auch großes Glück, dass da niemand mehr nachgeforscht hat. Am Ende hat er sich ja dann mit entsprechendem Auftreten durchgewurschtelt und konnte sich selbst dabei doch treu bleiben.


    Paul..... Tja, was soll ich sagen. Am Ende hat er mich doch sehr enttäuscht. Ich konnte ja gut nachvollziehen, dass er dann doch in Amerika bleiben wollte, weil er eben nicht fürs Vaterland sterben wollte. Aber Gertud anzulügen (von wegen er wurde in England aufgehalten und zurückgeschickt) und so zu tun, als würde er nach dem Krieg als liebender Ehemann und Vater zurückkommen geht für mich nicht. Dann soll er doch ehrlich sein, einen Schlussstrich ziehen und ein neues Leben in Amerika anfangen. Seltsamerweise war die Arbeit als Barkeeper dann ja scheinbar ok für ihn, wo er vorher doch nur zur See fahren wollte.

    Vielleicht bin ich da auch zu hart mit ihm, aber ich mag es nicht, wenn Menschen sich aus ihrer Verantwortung stehlen. Und so sieht es für mich am Ende dieses ersten Bandes einfach aus.

    Hören wir von Paul im zweiten Band noch einmal? Vielleicht ist meine Einschätzung ja auch ganz falsch von ihm.....


    Ich muss sagen, mir hat das Buch echt gut gefallen, auch wenn es sich anders liest als andere Lebensgeschichten zu dieser Zeit. Aber die Basis von Ottos Aufzeichnungen scheint hier immer noch durch. Ich hatte wirklich das Gefühl ihn gut kennenlernen zu können. Ein sehr interessanter und auch bewundernswerter Mann.


    Ich bin auf Band 2 gespannt, besonders auch was der Rest der Familie so gemacht hat und wie es denn zur zweiten Ehe mit Ebbe kommt. Bis jetzt hat man ja nur ein vages Gefühl für diese Beziehung bekommen.

    Die Lagerfelds sind auf jeden Fall eine interessante Familie....


    Danke auch noch an HeikeK für das ausführliche Nachwort! Ich finde es immer gut, wenn ich am Ende weiß, was der Realität entsprochen hat und was der Autor sich dazu erdacht hat. In dem Fall hattest Du ja eine echt gute Faktenlage!


    Jetzt bin ich gespannt, was der Rest der Leserunde noch für Eindrücke postet, ich werde die Runde auf jeden Fall weiter im Auge haben. Rezi werde ich wohl heute noch schreiben, solange die Eindrücke noch frisch sind.

  • Ganz lieben Dank für diese wundervolle Rezi! :knuddel1


    Ja, über Pauls Werdegang werden wir im zweiten Buch noch mehr erfahren. Dass er als Barkeeper arbeitet, ist dem Krieg geschuldet. Niemand hatte mehr einen deutschen Seemann einstellen wollen.

    Und Otto ... sein Leben wird nochmal richtig turbulent. ;)

    Danke, dass du deine Eindrücke hier so fleißig geteilt hast!

  • Paul..... Tja, was soll ich sagen. Am Ende hat er mich doch sehr enttäuscht. Ich konnte ja gut nachvollziehen, dass er dann doch in Amerika bleiben wollte, weil er eben nicht fürs Vaterland sterben wollte. Aber Gertud anzulügen (von wegen er wurde in England aufgehalten und zurückgeschickt) und so zu tun, als würde er nach dem Krieg als liebender Ehemann und Vater zurückkommen geht für mich nicht. Dann soll er doch ehrlich sein, einen Schlussstrich ziehen und ein neues Leben in Amerika anfangen. Seltsamerweise war die Arbeit als Barkeeper dann ja scheinbar ok für ihn, wo er vorher doch nur zur See fahren wollte.

    Bei dieser Stelle bin ich vorhin auch angekommen und ich muss sagen - es hat mich nicht gewundert.

    Passt hervorragend zu Paul.

    Warum kann er nicht einmal ehrlich dazu stehen was er möchte?

    Weshalb diese Lügen?

    Ich finde das sehr feige und auch wirklich nicht "nett" seiner Frau gegenüber, die Kinder hätten vielleicht noch gar nicht so viel mitbekommen.

  • Dass er als Barkeeper arbeitet, ist dem Krieg geschuldet. Niemand hatte mehr einen deutschen Seemann einstellen wollen.

    Das konnte er dann ja wohl akzeptieren. Im Gegensatz zu dem "Problem" Frau und Kind. ;-)

    Er scheint wirklich eine komplizierte Persönlichkeit gewesen zu sein. :-)


    Ich will echt nicht zu hart über Paul urteilen und vielleicht überrascht er mich ja auch im weiteren Verlauf noch positiv. :-)

  • Ich habe das Buch nun auch beendet. :-)

    Wie schön, noch mehr über den Namen "Glücksklee" zu erfahren.

    Was da alles dahinter steckt.


    Und es ist so traurig, dass es für Theresia und Otto nur eine kurze gemeinsame Zeit gab. :-(

    Fotos gibt es von Theresia wohl nicht viele?


    Vielen Dank auch für die Erläuterungen und Erklärungen am Ende des Buches.

    Was hast du für ein Glück, dass du so viel Recherchematerial erhalten hast.


    Die Covergestaltung gefällt mir übrigens sehr gut!

    Und auch der Titel "Das Glück unserer Zeit" ist sehr schön.

    Wenn man es schafft, in "seiner" Zeit möglichst viel Glück zu erfahren, erleben, zuzulassen - hat man viel erreicht.

    Und Menschen wie Otto, für mich eine Art Steh-auf-Männchen, können viel bewirken und erreichen.

    Er war für die Familie Lagerfeld sicherlich prägend.


    Vielen Dank für die Begleitung der LR HeikeK  :blume:knuddel1:wave


    Ich bin gespannt, was noch so kommt und werde alles mitlesen und mich auch weiter zu Wort melden. :-)

  • Und es ist so traurig, dass es für Theresia und Otto nur eine kurze gemeinsame Zeit gab. :-(

    Fotos gibt es von Theresia wohl nicht viele?

    Das Foto auf dem Cover ist das einzige, das von ihr erhalten ist. Es stammt aus dem Vermächtnis ihrer gemeinsamen Tochter Thea.


    Vielen Dank für die Begleitung der LR HeikeK  :blume:knuddel1:wave

    Gerne. Vielen lieben Dank für‘s Mitlesen und Kommentieren. :knuddel1

  • Ich habe das Buch soeben beendet, es hat mir gut gefallen.

    Es hat sehr authentische Charaktere was ich ausgesprochen gut finde, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was diese so von sich geben und machen.

    Aber dies muss ja auch nicht sein, denn wir wollen ja die wahre Geschichte lesen.

    Paul hat mich auch enttäuscht. Otto hat es durch Theresias Verlust nicht leicht. Ihm war nur ein kurzes Glück vergönnt. Dennoch war auch er nicht immer zu 100% ehrlich, sondern hat die Wahrheit so ausgelegt, dass sie ihm und seinen Geschäften dienlich war. Ein wahrer Kaufmann halt.

    Ich habe den Roman als sehr intensiv empfunden und bin sehr froh ihn gelesen zu haben.

    Vielen Dank für eure Kommentare und Gedanken, dies hat diese Runde mal wieder sehr bereichert :knuddel

  • Es hat sehr authentische Charaktere was ich ausgesprochen gut finde, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was diese so von sich geben und machen.

    Aber dies muss ja auch nicht sein, denn wir wollen ja die wahre Geschichte lesen.


    Mir ging es beim Schreiben ganz ähnlich. Bei einem fiktiven Roman wären die handelnden Personen vielleicht versöhnlicher gewesen und mit Sicherheit hätte die Liebe von Otto und Theresia ein Happy End gehabt. Aber es war eine interessante Erfahrung, die Figuren so zu zeichnen, wie sie den Erzählungen und Dokumenten nach offenbar gewesen waren.

  • Ich habe das Buch gerade beendet. Urlaub sei Dank, konnte ich jetzt wirklich lange am Stück lesen. Vieles in der Geschichte ist zeitlich doch gerafft, es hat sich für mich wie Hetzen angefühlt und doch irgendwie nicht, da ich ja das wichtigste erfahren habe. Und es ja auch nicht um die Kriegsgefangenschaft, sondern um die Familie Lagerfeld und die Glückskleewerke geht.

    Otto ist ein Macher, vom Vater so erzogen und auf seinem weiteren Lebensweg eben so gereift. Ich glaube, das hat ihm auch in der Gefangenschaft das Leben gerettet.

    Schade, dass ihm und Theresia nur so eine kurze Zeit zur Verfügung stand. Aber wenigstens hat seine, ihrer gemeinsame, Tochter überlebt. Andere Männer wären an solch einem Schicksalsschlag zugrunde gegangen.

    Paul... Er ist doch ein Schisser... Entschuldigt die Ausdrucksweise. Er macht sich ein schönes Leben in Amerika, wo er eigentlich nicht hinwollte, und lässt Frau und Kinder in Deutschland ihr Dasein fristen. Aber vielleicht war es zu der Zeit auch besser so für Gertrud. Denn in Otto fanden ihre Söhne ja wohl eine Vaterfigur.

    Ich habe das Buch gern gelesen und wäre bei einer LR zu Band 2 sehr gern dabei. Vielen Dank HeikeK für die Begleitung der Leserunde :wave

  • Normalerweise lese ich solche Bücher nicht. Ist überhaupt nicht meins. Es ist auch das erste seiner Art. Und ich bin ehrlich, ich habe es auch nur gelesen, weil Heike es geschrieben hat.


    Ich wurde echt angenehm überrascht. Eine sehr interessante Familie. Ich habe das Buch, soweit es meine Zeit zuließ, regelrecht verschlungen.


    Ich hätte Theresia und Otto auch mehr gemeinsame Zeit gewünscht, aber leider spielt das Leben manchmal anders. Ich hoffe, dass Otto trotzdem Zugang zu seiner Tochter finden wird und nicht immer im Hinterkopf daran denken wird, dass seine Frau aufgrund der Folgen der Geburt gestorben ist. Aber wie wir bereits erfahren habe, hat er ja noch einmal eine neue Liebe gefunden. Daher bin ich natürlich auch beim zweiten Band mit vollem Einsatz dabei und hoffe, dass es auch hier wieder eine Leserunde geben wird.


    Denn gerade die Anmerkungen von Heike sind hier sehr interessant und aufschlussreich gewesen.


    Die Familie Lagerfeld hätte ich auch niemals mit Glücksklee in Verbindung gebracht. Umso interessanter daher wie der Name entstanden ist und das ganze Drumherum, wie es überhaupt dazu kam. Die Lagerfelds war für mich irgendwie nie eine greifbare Familie ,also sie hat mir nie etwas gesagt, bis auf Karl.


    Otto ist schon eine sehr starke Persönlichkeit. Seine Entwicklung war wirklich sehr intensiv über die aufgeführten Jahre und er hat sich auch nie von seinem Weg abbringen lassen, trotz der ganzen Aufs und Abs.


    Und Paul. Na ja, da war ja nichts anderes zu erwarten. Ich glaube, dass er über kurz oder lang keine großen Gedanken mehr an Gertrud und die Kinder verschwenden wird. Mehr sage ich dazu nicht. Er regt mich einfach nur auf und auch hier bin ich gespannt auf den zweiten Teil. Ich glaube nämlich nicht, dass er lange als Barkeeper weiterarbeiten wird. Aber ich kann mir auch NICHT vorstellen, dass er zurückkehrt.


    Ein sehr authentischer und intensiver Roman. Auch ich hätte mir an manch einer Stelle einen anderen Ausgang gewünscht. Aber hier geht es tatsächlich einmal um das wahre Leben und das hat nicht nur gute Seiten. Traurig war ich daher auch besonders über Johanns Tod.


    Ganz großen Dank für die ausführlichen Nachworte. Hier hat mir sehr gut gefallen, wie du die fiktiven Teile, Menschen, Zeiten und Szenen begründet hast. Chapeau.


    Rezi folgt die Tage. Ich muss so ein intensives Buch erstmal sacken lassen.


    Danke liebe Heike für die tolle Begleitung der Leserunde.

    :lesend Cristina di Canio - Die Buchhandlung der Träume

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 319

  • Ich danke dir, liebe Schubi , dass du dieses Buch gelesen hast. Wir kennen uns ja schon sehr lange und ich freue mich immer, wenn du bei den Leserunden dabei bist. Man hat dir auch wirklich angemerkt, wie intensiv es für dich war, vor allem wegen Paul. Und ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass sich das mit deinem Sohn wieder einrenkt.


    Für mich war das Schreiben dieses Buches selbst etwas ganz Besonderes und Intensives, was wohl daran lag, dass ich mir ja normalerweise die Figuren frei ausdenke. Dieses Mal ging es also um das reale Leben von Personen, die vor gar nicht so langer Zeit gelebt haben. Man taucht da doch ganz schön ein und empfindet Dinge nach, die man als Schriftstellerin und Mensch gerne ändern würde. Beim zweiten Band war das nicht anders.


    Für eine Leserunde zum zweiten Teil stehe ich gerne wieder bereit.

  • HeikeK es stimmt. Es war ein sehr intensives Buch. Und du weißt, dass ich nur langsam lese, damit ich Bücher auch richtig "aufsaugen" kann und ich tauche eben auch gerne komplett ein. Das gelingt mir bei deinen Büchern immer sehr gut, weil du unglaublich toll schreibst: Intensiv, bildlich und man merkt auch deine Liebe zum Detail, man merkt wie leidenschaftlich du dich mit dieser Familie auseinandergesetzt hast. Man merkt, wie du es genossen hast, über eine "reale" Familie zu schreiben, speziell an den Nachworten.


    Ich weiß auch ja auch, wie du generell sehr gut recherchierst. Ich muss immer an deine tollen Lesungen denken, mit Leinwand, mit Karten, Grasse ... die Parfümherstellung, Lavendel etc etc etc. Das macht dich und deine Bücher aus. Vielleicht bist du ja irgendwann wieder in Hannover, dann bin ich auch wieder dabei und vielleicht reicht es dann auch wieder auf ein Käffchen vorab.

    :lesend Cristina di Canio - Die Buchhandlung der Träume

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  • Ihr Lieben, weil Ottos Bruder so viele Emotionen hervorgerufen hatte, dachte ich, dass es vielleicht jemanden interessiert, wie er und Gertrud ausgesehen haben. Gerade habe ich ein Bild der beiden auf Instagram hochgeladen: https://www.instagram.com/heike.koschyk/


    Euch allen ein schönes Wochenende! :strahl

  • Ihr Lieben, weil Ottos Bruder so viele Emotionen hervorgerufen hatte, dachte ich, dass es vielleicht jemanden interessiert, wie er und Gertrud ausgesehen haben. Gerade habe ich ein Bild der beiden auf Instagram hochgeladen: www.instagram.com/heike.koschyk/


    Euch allen ein schönes Wochenende! :strahl