Booker Prize 2022

  • Für mich ist das Einstellen der Liste so eine Art Walk of Shame, weil mir dann immer bewusst wird, dass ich von der Vorjahresliste noch so gut wie nichts gelesen habe. :( Vielleicht klappt es dieses Jahr besser. Zumindest ist mein SuB jetzt kleiner, und zwei Bücher der Longlist hatte ich ohnehin schon im Auge (Diaz und Magee).




    Das liegt schon hier und rutscht jetzt ganz nach oben.

    Ich werde mir als erstes den Roman von Hernan Diaz vornehmen. Der geht im September auch auf Lesereise, zumindest liest er in München.

    Da würde ich mich über einen (kurzen) Eindruck freuen, die beiden Bücher interessieren mich auch sehr. :)




    Da sind ja ganz interessante Bücher dabei…

    Vielleicht findet sich ja noch der eine oder andere wackelnde Tisch bei euch ... :grin

  • Ging bei Hernan Diaz leider nicht in kurz. Vollständige Rezi ist hier. Eine Empfehlung von mir. Der Roman hat mir Spaß gemacht.

    Ich lese das Buch gerade und bin jetzt in dem Teil von Ida angekommen -- und bin total begeistert bisher. Durch seine besondere Struktur ist der Roman für mich mittlerweile ein richtiger Pageturner geworden, der sich gleichzeitig immer wieder selbst ausbremst und zum Nachdenken über das Gelesene/die Geschichte zwingt. Sehr cool. :anbet

  • Und auf der Shortlist sind:


    Elizabeth Strout - Oh, William!

    Sheran Karunatilika - The Seven Moons of Maali Almeida

    Percival Everett - The Trees

    Claire Keegan - Small Things like These

    NoViolet Bulawayo - Glory

    Alan Garner - Treacle Walker


    Ein paar Überraschungen. Finde es schade, dass TRUST von Hernan Diaz es nicht geschafft hat. Strout ist ja umstritten (wieso gerade dieses Buch, ist es wirklich ihr stärkstes?). Treacle Walker als eine Art Geheimtipp, ältester nominierter Autor aller Zeiten (87 Jahre) und anscheinend ein sehr britischer, mythologisch-phantastischer Roman. Ich hätte auch auf Colony getippt.


    Mein TIpp für den Sieger wäre jetzt THE SEVEN MOONS OF MAALI ALMEIDA!

  • Ich finde es auch schade, dass Hernan Diaz es nicht in die nächste Runde geschafft hat. Bin gespannt, welcher Titel dann am Ende die Nase vorn hat. Hast du neben Trust noch andere Bücher der Longlist gelesen, Googol ?

    Nein, noch nicht. Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann hätte ich vielleicht noch The Colony gelesen. Von der Shortlist spricht mich eigentlich nur The Seven Moons of Maali Almeida an. Habe ich mir mal bestellt. Vielleicht noch The Trees. Die anderen Bücher werde ich vermutlich nicht lesen.

  • Nein, noch nicht. Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann hätte ich vielleicht noch The Colony gelesen. Von der Shortlist spricht mich eigentlich nur The Seven Moons of Maali Almeida an. Habe ich mir mal bestellt. Vielleicht noch The Trees. Die anderen Bücher werde ich vermutlich nicht lesen.

    The Colony werde ich auf jeden Fall noch lesen, alles andere wahrscheinlich nur nach Empfehlung. Ich bin gespannt, wie dir The Seven Moons... gefällt! :)

  • Mich irritiert es schon ein wenig, wie so ein belangloses Buch wie "Oh, William" es auf die Shortlist schafft. Aber ich persönlich finde die Auswahl dieses Jahr generell nicht so interessant.

  • The Colony werde ich auf jeden Fall noch lesen, alles andere wahrscheinlich nur nach Empfehlung. Ich bin gespannt, wie dir The Seven Moons... gefällt! :)


    Mal schauen, wann oder ob ich noch dazu komme, eine richtige Rezension zu schreiben, aber kurz zu "The Seven Moons of Maali Almeida", weil ich den Roman gerade erst beendet habe:


    Wäre für mich wirklich ein würdiger Booker Preisträger. Mit so einer Fabulierfreude geschrieben und so einem Witz, trotz dem eigentlich düsteren politischen Hintergrund. Weniger "exotisch" als ich von einem Roman aus Sri Lanka erwartet hatte. Eher klassisch westlich geprägte englischsprachige Erzählkunst.

    Ich drücke dem Roman alle mir zur Verfügung stehende Daumen.


    Und leider reizt mich weiterhin kein einziger der anderen Titel auf der Shortlist. Außer Colony würde mich übrigens doch auch noch Case Study interessieren. Solche erzählerischen Romane wie Trust und Seven Moons fehlen mir beim Deutschen Buchpreis irgendwie total.

  • Der Leseprobe nach zu urteilen scheint es auch in einem ganz eigenen Stil geschrieben zu sein.

    Ja genau, das hätte ich erwähnen sollen. Für alle, die die Leseprobe nicht gelesen haben (vermutlich wirklich eine gute Idee, um einen Eindruck zu bekommen): der Roman ist in der Du-Form geschrieben (you did this, you did that usw.). Das ist jetzt nicht gerade die alltäglichste Erzählperspektive und es gibt andere Romane, wo sie mich gestört hat, aber hier habe ich mich sehr schnell daran gewöhnt. Das las sich so flüssig wie ein Ich-Roman.

    Auch vielleicht erwähnenswert: die politischen Verwicklungen in Sri Lanka zu der Zeit waren furchtbar kompliziert. Gefühlt ein Dutzend Parteien und Gruppen mit komplizierten Namen, die gegenseitig auf sich einschlugen (bzw. sich in die Luft jagten), und mit keiner kann man sympathisieren. Und was macht der Autor? Auf Seite 22 bis 24 fügt er eine Art Spickzettel ein, wo die Hauptfigur, einem amerikanischen Journalisten die Parteien und Abkürzungen erklärt. Ich hatte generell das Gefühl, dass der Autor die Leser in die Geschichte einladen wollte und davon ausging, dass das politische Setup den Leser leicht überfordern könnte.


    Und dann noch, weil ich den Vergleich zu den Büchern auf der Longlist bzw. Shortlist des Deutschen Buchpreis erwähnte. Was diesen Roman z.B. von einem Buch wie Dschinns abhebt ist, dass er ein ebenso sozial und politisch wichtiges Thema behandelt, aber ohne zu moralisieren. Die Hauptfigur hat auch viele Schwächen.


    Was mich vermutlich am meisten begeistert hat (ich hätte wirklich ne Rezension schreiben sollen ;)): es gibt in dem Roman eine sehr spannende Dreiecksbeziehung zwischen der Hauptfigur (seine Selbstbeschreibung auf seinem imaginierten Grabstein: Photograher. Gambler. Slut), der TV-Journalistin Jaki und deren Cousin DD. Die drei wohnen zusammen. Die Hauptfigur ist nicht-offen homosexuell und hat was DD, die Beziehung mit Jaki hat mindestens etwas von Schwesterbeziehung, und die Dynamik zwischen den dreien ist einfach spannend, kompliziert, liebevoll. Und wie die Hauptfigur versucht mit ihnen aus der Zwischenwelt in Kontakt zu treten, hat etwas rührende, ohne in den Kitsch abzugleiten.

  • Bei Büchern von Autor*innen, von denen ich noch nichts kenne, schaue ich immer in die Leseprobe rein, das hat mich schon vor Fehlkäufen bewahrt. Hier gefällt mir der Stil, und die Du-Form empfinde ich auch nicht als störend.


    Der "Spickzettel" ist beruhigend. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich mit dem politischen Hintergrund nicht auskenne ... auch ein Grund, weshalb ich erst noch Meinungen zum Roman abwarten wollte.


    Du schreibst so begeistert über das Buch, dass man es am liebsten sofort lesen würde. :) Diese Dreiecksgeschichte macht es jetzt für mich noch interessanter. Danke für deine Eindrücke!

  • Ich hab mich gestern so vom Fußball ablenken lassen, dass ich den Booker ganz vergessen habe. 🙈 Die Siegerkürung ist aber noch auf YouTube zu sehen. Shehan Karunatilaka macht einen sympathischen Eindruck!


    Und auf der Booker-Website hab ich noch kurze Infos und Links zum politischen Hintergrund des Buches gefunden, falls das noch jemanden interessiert: https://thebookerprizes.com/th…da-by-shehan-karunatilaka