'Mädchen, Frau, etc.' - Seiten 001 - 144

  • Das Kapitel mit Dominique fand ich auch leichter zugänglich und gerade die Darstellung, wie eine Beziehung nach und nach in Unterdrückung und Gewalt, abgleitet sehr gelungen.


    Das ist es, was mir an diesem Buch bisher so gut gefällt, dieses genaue Hinsehen und Aufzeigen, dass es alles überall gibt, gewaltätige Frauen, priviligierte Farbige wie Nenet und benachteiligte Weiße wie Courtney.

    Das ist für mich ein wichtiger Punkt. Nicht die Augen davor zuzumachen, dass es überall und gegenüber allen möglichen Menschen Diskriminierung und Gewalt gibt.

    Es ist eine furchtbare Menschenfeindlichkeit, die sich an vielen Stellen zeigt.

  • Ich habe die ersten beiden Kapitel von "Amma" gelesen und mag das Buch gerne.

    Mich erinnert die Schreibweise an Lyrik und ertappe mich dabei, dass ich Abschnitte mehrmals lese oder auch laut. Deshalb komme ich nur langsam voran, genieße dafür das Buch.

    Vielleicht habt ihr auch Freude an einem kleinen Spaziergang durch Soho im Laufe der Jahrzehnte.

    Bildergalerie

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe jetzt "Amma" fertig gelesen und genieße es sehr, mich einfach von der Erzählstimme treiben und tragen zu lassen. Ich überlasse mich gerne Ammas Gedanken.

    Ich hatte keinerlei Erwartung an das Buch, denn alles, was ich darüber gehört habe, habe ich schon wieder vergessen. :lache Deshalb bin ich sehr positiv überrascht.

    Amma ist eine erstaunliche Frau. Eine Kämpferin durch und durch. Ich mag ihren Humor.

    Ein Gedanke fesselt mich ganz besonders. Diesen äußert Yazz am Ende des Kapitels. Feminismus ist quasi out, Menschsein ist "das Ziel". Gerade nach der Lektüre von "Blutbuch" finde ich das einen wirklichen Befreiungsschlag. Ich freue mich jetzt darauf, in Yazz' Kopf einzutauchen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Regenfisch ()

  • Das ist auch ganz, ganz weit von meiner Lebenswirklichkeit entfernt. Aber lesen wir nicht genau deswegen solche Bücher? Um einen Blick über den Tellerrand hinaus zu bekommen?

    Das trifft für mich auf jeden Fall zu. Gerade habe ich darüber mit meinen Kindern am Frühstückstisch gesprochen. Wenn man nicht durch Reisen seinen Horizont erweitert, dann auf jeden Fall durch Lesen. Im besten Fall durch beides.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Den ersten Abschnit habe ich gestern dann beendet. Wie ihr geschrieben hattet, Spoilergefahr besteht nicht wirklich durch den sehr dezenten, in den Hintergrund gerückten Plot. Aber das macht gar nichts, denn wir stoßen auf wunderbare Charaktere, mit Ecken, Kanten, und ganz viel Lebensfreude.


    Spannend finde ich, wie bewusst Sprache eingesetzt wird - zum einen natürlich die fehlenden Satzzeichen, insbesondere der Punkte, aber auch, wie der Sprachfluss zu den Charakteren passt. DIe kreative, Grenzen reißende, chaotische Amma, bei der wenig Struktur da ist. Jazz, die in Ihrer FIndungsphase ist, aber einen festen Plan für ihr Leben hat und wo die Sprache mehr Struktur erhält. Und Dominique, die eine feste Struktur im Leben sucht, in der Adminstrativen Arbeit sowie in der Beziehung, bei ihr ist auch die Sprache am konservativsten von den drei Abschnitten. Allen drei Abschnitten ist aber gemein, dass ich in einem Sog bin, das Lesen genieße, schnell eintauchen kann. Ich finde es schön, wie du es genießen kannst Regenfisch , mit dem langsamen Lesen, ich genieße den Strudel, in den ich gezogen werde. Spannend, dass ein Buch beides so hervorbringt.


    Neben der Sprache bin ich auch inhaltlich voll gefangen bei Amma, Jazz und Dominique. Gerade bei Amma kommen Gedanken an meine Studienzeit wieder hoch, wo ich auch etwas in der queeren Szene Münchens unterwegs war, wenn auch in ganz anderer Intensität als Amma. Alle drei Personen bringen eine starke Lebendigkeit mit, die bei Dominique in der toxischen Beziehung eingeht, und später wieder aufblüht, das finde ich auch sehr stark geschildert. Und bei allen 3en finde ich zwischendurch richtig starke Ausdrücke, Meinungen, was mir sehr gut gefällt. Ich glaube, es ist ein Buch zum mehrmals Lesen, das erste Mal zum Genießen, das zweite Mal, um es aufmerksamer zu Lesen und mehr mitzunehmen.

  • Ein Gedanke fesselt mich ganz besonders. Diesen äußert Yazz am Ende des Kapitels. Feminismus ist quasi out, Menschsein ist "das Ziel". Gerade nach der Lektüre von "Blutbuch" finde ich das einen wirklichen Befreiungsschlag.

    Das ist mir zwar aufgefallen, aber nicht wirklich im Gedächtnis geblieben. Aber du hast recht: dieser Gedanke ist ein Befreiungsschlag, weil es nicht wieder Menschen in Schubladen sortiert und sollte viel mehr in den Mittelpunkt rücken.


    Aber nach Yazz Kapitels stelle ich mir die Frage, ob sie wirklich danach lebt :/oder ob es noch ein frommer Wunsch ist?


    Genauso wichtig und richtig dringe ich die Aussage von Zwergin , die es für mich toll auf den Punkt gebracht hat:

    Das ist es, was mir an diesem Buch bisher so gut gefällt, dieses genaue Hinsehen und Aufzeigen, dass es alles überall gibt, gewaltätige Frauen, priviligierte Farbige wie Nenet und benachteiligte Weiße wie Courtney.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Lese-rina : ich finde es toll, wie Du hier zu jedem einzelnen Kapitel, bzw. zu jeder einzelnen Frau etwas schreibst und Dir Gedanken dazu machst :knuddel1. Ich kann das bei diesem Buch irgendwie nicht im Moment. Ich mache mir auch während des Lesens keine Notizen. Ich hatte mir das zwar vorgenommen, aber bei dem Buch geht es für mich einfach nicht. Wenn ich das Buch aufschlage komme ich gleich in einen richtigen Leseflow, ich genieße die wunderschöne Sprache und kann dann einfach nicht mehr unterbrechen, um mir Notizen zu machen. Und ich möchte dieses Buch gerade auch nicht groß analysieren, sondern einfach auf mich wirken lassen.

    Ich habe das Gefühl, ich kann in dieser Leserunde nicht so viel beitragen, wie ich eigentlich möchte. Aber mir gefällt das Buch unglaublich gut und ich genieße einfach das Lesen.

  • Ich habe das Gefühl, ich kann in dieser Leserunde nicht so viel beitragen, wie ich eigentlich möchte. Aber mir gefällt das Buch unglaublich gut und ich genieße einfach das Lesen.

    Das ist dich toll, Rouge . Hab' weiterhin ganz viel Freude mit dem Buch. :knuddel1

    Ich mache mir auch keine Notizen, komme aber nur langsam voran, bin aber dabei. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Lese-rina : ich finde es toll, wie Du hier zu jedem einzelnen Kapitel, bzw. zu jeder einzelnen Frau etwas schreibst und Dir Gedanken dazu machst :knuddel1.

    Danke für deine netten Worte! :knuddel1Manchmal fürchte ich, dass ich euch zu sehr zutexte. Aber meine Gedanken wollen einfach raus ;). Und gerade bei dem Buch fällt mir so viel ein. Notizen mache ich mir allerdings auch keine. Bei manchen LR ja, aber hier gehts ganz gut ohne.


    Aber ich kenne auch das Gegenteil, dass mir mal wenig zu einem Buch einfällt. Von daher kann ich meinen VorschreiberInnen nur zustimmen: genieß einfach das Buch :).

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Dominiques Abschnitt hat mich vollends reingezogen in das Buch (wobei es mir ja auch vorher schon gefallen hat). Aber ihre Erlebnisse fand ich so packend und intensiv geschildert, dass ich gestern Abend nicht aufhören konnte, bevor Dominique nicht glücklich entkommen ist. Wobei ich normalerweise Schilderungen toxischer Beziehungen ungern lese (zu depremierend), aber hier komprimiert und im Zeitraffer fand ich es sehr mitreißend.

    Ich habe Dominiques Geschichte heute morgen auch in einem Rutsch gelesen.

    Evaristo schildert die Hörigkeit beeindruckend, das ging mir echt nahe. Wieder dachte ich beim Lesen, wie recht doch Yazz mit ihrer Einstellung hat, dass Frau sein, Mann sein egal ist- Hauptsache Mensch. Das zeigt sich in dieser "kranken" Beziehung, dass Gewalt auch von Frauen ausgehen kann. Innerlich habe ich die ganze Zeit mit gefiebert, wann Dominique endlich ihre Sachen packt. Einen Selbstmord oder aber einen Mord hätte als Schlusspunkt dieser Beziehung hätte ich mir auch denken können. Das war für mich schön zu lesen, dass Dominique aus dem Dorf herausgefunden hat und so liebevoll von den beiden Frauen aufgenommen wurde.

    Interessant für mich war auch, dass ihr diese Beziehung noch jahrelang nachging.

    Für mich ist es überhaupt nicht vorstellbar, selbst in einer Beziehung zu leben, in der ich in irgendeiner Form eingeschränkt werde. Um so bereichender war es für mich, davon zu lesen.


    Es zeigt sehr gut, dass auch Frauen Frauen Gewalt in unterschiedlicher Form antun und noch mehr, wie leicht selbst eine kluge und taffe Frau wie Dominique in so eine Abhängigkeitsspirale hineingeraten kann und nur schwer wieder herausfindet. Ein sehr wichtiges und für mich auch erhellendes Kapitel, das die Notwendigkeit des genauen Hinschauens zeigt.

    :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Regenfisch ()

  • Das Kapitel mit Dominique fand ich auch leichter zugänglich und gerade die Darstellung, wie eine Beziehung nach und nach in Unterdrückung und Gewalt, abgleitet sehr gelungen.


    Das ist für mich ein wichtiger Punkt. Nicht die Augen davor zuzumachen, dass es überall und gegenüber allen möglichen Menschen Diskriminierung und Gewalt gibt.

    Es ist eine furchtbare Menschenfeindlichkeit, die sich an vielen Stellen zeigt.

    Für mich wird auch immer wichtiger, meine Stimme zu erheben, wenn ich Diskriminierungen mitbekomme. Ich habe das Gefühl, das das wieder zunimmt. Oder ich habe das in der Vergangenheit nicht so mitbekommen. Auf jeden Fall versuche ich, hinzuschauen und den Mund aufzumachen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin