'Freitags bei Paolo' - Seiten 269 - 358

  • Ich bin verwirrt, wie kann es sein, dass hier noch nichts steht?!

    Ich bin noch nicht durch diesen Teil durch, aber sind wir nicht genau hier am dramatischen Höhepunkt dieses Romans?

    Ich versuch mal ein paar Punkte zu nennen:
    Clemens Auftritt an einem Freitag vor den Augen von Marie und Peter Kautz, davor Nadine Penner, danach Detlef Einzick.

    Hier kommt so viel zusammen. Und die Stelle hat mich tatsächlich überrascht, obwohl man sie eigentlich von Anfang an hätte kommen sehen können.
    Was schön ist.

    Ich habe nochmal nachgelesen, hier 2 Links zum Einstieg in den Hintergrund (auch die Kommentare lohnen sich):

    https://taz.de/Ausladung-der-K…in-Lisa-Eckhart/!5706011/

    https://taz.de/Lisa-Eckhart-ueber-Cancel-Culture/!5725928/


    In dieser Szene funktioniert für mich, was z.B. vorher beim Zwerg im Park und Clemens Auftritt für mich weniger gut funktioniert hat: Diese Geschichte um Clemens und Marie verschmilzt für mich an dieser Stelle sehr gut mit dem zweiten Thema dieses Romans, grob: 'Was darf man sagen/Was ist erlaubt/Wer entscheidet was erlaubt ist'.
    Diese Szene kann von vielen Seiten beleuchtet werden, es gibt vieles darin zu entdecken. Sie provoziert, kommentiert, lässt gleichzeitig viel offen.

    Auf der persönlichen Ebene von Marie und Clemens können beide jetzt ihre 'wiedergewonnene Freiheit' auskosten. Die zumindest derzeit recht schal daherkommt.
    Zudem muss Marie feststellen, dass sie in Clemens nicht nur ihren Liebhaber und Ehemann verliert, sondern eben auch ihren mit riesigem Abstand besten Freund. Sie ist sich nicht mal sicher, ob sie überhaupt schon einen anderen Freund im Leben gehabt hat...

  • Weil es schwerfällt beim Lesen nochmal eine Pause zu machen. Bin jetzt auch durch... 😄

    Ja, genau. Ich musste auch gleich weiterlesen, um zu sehen, ob die beiden nicht doch noch vernünftig werden. Sie vermissen sich doch beide!

    Ist es übermäßiger Stolz oder Lethargie, die sie davon abhält, um ihre schöne Ehe zu kämpfen? :hmm

    Anscheinend klappt es sogar wieder im Bett. So ganz tot ist die Liebe also nicht.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ja, genau. Ich musste auch gleich weiterlesen, um zu sehen, ob die beiden nicht doch noch vernünftig werden. Sie vermissen sich doch beide!

    Ist es übermäßiger Stolz oder Lethargie, die sie davon abhält, um ihre schöne Ehe zu kämpfen? :hmm

    Anscheinend klappt es sogar wieder im Bett. So ganz tot ist die Liebe also nicht.

    Ja, zu diesem Zeitpunkt keimen Hoffnungsgedanken auf, war bei mir auch so.

  • Danke Maarten für die Links zu Lisa Eckhart. Ich muss zugeben, dass ich diese Kabarettistin anfangs nicht gern gesehen habe, wenn sie bei Dieter Nuhr auftrat: zu extrem in ihrem Outfit und ihren Äußerungen. Erst nach einem guten Porträt und der Teilnahme am Literaturgespräch war ich beeindruckt von ihrer Intelligenz und Meinung zu verschiedenen Themen. Sie treibt ihre Kunstfigur schon auf die Spitze.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Lisa Eckhart war allerdings nur ein kleiner Teil der Inspiration zu Svenja Borowski. Aber es hat tatsächlich fast jede fiktive prominente Figur ein reales Vorbild. Oder zwei Vorbilder.

  • Lisa Eckhart war allerdings nur ein kleiner Teil der Inspiration zu Svenja Borowski. Aber es hat tatsächlich fast jede fiktive prominente Figur ein reales Vorbild. Oder zwei Vorbilder.

    Ja, sie passt z.B. vom Alter her nicht. Aber wer da ansonsten mit drin steckt: Keine Ahnung...

  • Ich habe mir gerade meine Aufzeichnung vom 18.09.22 in der Sternstunde Philosophie auf 3sat angeschaut. Ihre Ansichten über Humor, Satire und das Lachen sind wirklich bemerkens- und überlegenswert.


    Unter anderem sagt sie darin, dass sie eine Philanthropin (Menschenfreundin) sei und deshalb lieber nicht so gern mit Menschen engen Kontakt pflege. :gruebel Vielleicht geht ja die eher unverständliche Trennung von Marie und Clemens in diese Richtung? Sie wollen sich den gegenseitigen Respekt füreinander bewahren, bevor sich ihre harmonische Ehe in Generve und Verachtung verwandelt :/

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Tante Li ()

  • :gruebel Vielleicht geht ja die eher unverständliche Trennung von Marie und Clemens in diese Richtung? Sie wollen sich den gegenseitigen Respekt füreinander bewahren, bevor sich ihre harmonische Ehe in Generve und Verachtung verwandelt :/

    Das allerdings hielte ich für Übermenschlich. Soviel Voraussicht und Rücksicht sind dem Menschen nicht

    gegeben.

  • Mich berührt dieses Buch unwahrscheinlich. Ich habe tatsächlich am Ende des Abschnittes ein paar reale Tränchen vergossen.


    Beide versuchen ihre neue Freiheit zu genießen, aber es ist schwer. Denn immer wieder kommen die Erinnerungen. Gute und schöne Erinnerungen. Es war eben eine richtig gute Beziehung ohne großen Streit, ohne Hass. Eine Beziehung mit guten Gesprächen, Vertrauen, gutem Sex … eigentlich passte alles, aber irgendwie konnten sie sich nicht vorstellen, dass es das bis zum Rest ihres Lebens so bleiben sollte, könnte, ob sie das so wollten.


    Sie haben noch so viele Gefühle füreinander, aber keiner von beiden würde einen Versuch auf Versöhnung wagen bzw. machen. Das ist in deren beider Leben nicht vorgesehen. Das Thema ist tabu. Und so stehen sie sich doch etwas im Wege, jedenfalls am Anfang. So richtig greifen können es beide noch nicht so recht.


    Dann am Schluss eine gemeinsame Nacht mit der keiner richtig umzugehen weiß. Der Abschnitt lässt mich hier gerade mehr als emotional zurück. Ich weiß nicht, was ich den beiden raten würden, was ich eigentlich möchte, was SIE möchten. Es ist immer noch nicht einfach für beide. Es ist halt schwer so eine Liebe noch einmal zu finden. Nein, falsch ausgedrückt, noch einmal zu lieben. Im Moment vergleichen sie einfach.Da muss erstmal viel Abstand her.


    Warum ist es rot geschrieben, das lieben nach dem verlieren auf dem Cover? So viele Gedanken, so viel Traurigkeit in mir. Ich muss das erstmal verarbeiten, bevor es an den Rest geht.


    Selten hat mich ein Roman so berührt und mitgenommen. Chapeau mein lieber Tom.

    :lesend Derek Meister - Rungholts Sünde

    --------------------
    Hörbuch: Mario Giordano - Tante Poldi und die schwarze Madonna

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 317

  • Hallo!

    Ich bin nicht zur Leserunde angemeldet, und mache auch nicht mit. Ich möchte aber was loswerden und ich hoffe sehr, dass das okay ist. Ich liebe ja Toms Bücher, ich habe sie (bis auf den Sommerhit) alle verschlungen und kann es nie erwarten, bis endlich ein neues erscheint. *hechel*


    Nun bin ich also freitags bei Paolo. Und ich möchte gerne wissen ( und ich hoffe wirklich, wirklich, dass ich das sagen darf, und dass Du es mir nicht übel nimmst, lieber Tom - nimm es bitte nicht persönlich) :


    Gehen hier jemandem Clemens und Marie mit ihrem Gehabe auch so sehr auf die Nerven wie mir? Noch nie waren mir Toms Hauptfiguren dermaßen unsympathisch wie hier. Alles an denen empfinde ich toxisch positiv. Richtig gehend zum Weglaufen. 


    Ich bin gespannt,ob sich das noch gibt. Aber ich möchte wissen,ob es noch jemandem so geht.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • :


    Gehen hier jemandem Clemens und Marie mit ihrem Gehabe auch so sehr auf die Nerven wie mir? Noch nie waren mir Toms Hauptfiguren dermaßen unsympathisch wie hier. Alles an denen empfinde ich toxisch positiv. Richtig gehend zum Weglaufen. 


    Ich bin gespannt,ob sich das noch gibt. Aber ich möchte wissen,ob es noch jemandem so geht.

    Auf die Nerven gingen sie mir irgendwie erst dann, als klar war, dass sie NICHTS für ihre große Liebe tun.

    Einfach Schluss, Ende, das wars..........


    Und bei der Elternabend-Szene im Kindergarten ein bisschen. ;-)

    Aber da eher Marie.

  • Ich empfinde etwas für sie, aber in der Hauptsache mit ihnen. Sie sind lebendig. Ich mag sie natürlich auch, und ich bin stolz auf sie und all das, wie ein Elternteil, aber nicht ganz genau so, aber ich bin nicht kritiklos und ich mag sie auch nicht alle. Sebastian Krause habe ich nicht sehr gemocht („Landeier“), Uwe Fiedler habe ich sehr gemocht, fast sogar geliebt („Nachttankstelle“), Clemens und Marie mag ich auch, sogar in besonderer Weise, weil sie Helden sind. Ich weiß allerdings nicht, ob ich gerne mit ihnen befreundet wäre. Aber in der Hauptsache ist das so ein Spiegelneuronending. Ich bin in jeder Figur. Ich bin in Teddy und in Diana, und in allen anderen. Ich habe eine Ahnung davon, wie sie fühlen, und das empfinde ich mit. Empathie halt.


    „Sommerhit“ ist übrigens der Roman, der mir fast am meisten bedeutet. Er hat auch die hartnäckigste Fangemeinde.

  • Gehen hier jemandem Clemens und Marie mit ihrem Gehabe auch so sehr auf die Nerven wie mir? Noch nie waren mir Toms Hauptfiguren dermaßen unsympathisch wie hier. Alles an denen empfinde ich toxisch positiv. Richtig gehend zum Weglaufen. 


    Ich bin gespannt,ob sich das noch gibt. Aber ich möchte wissen,ob es noch jemandem so geht.

    Um mir richtig auf die Nerven zu gehen, komme ich den beiden nicht nah genug. Ich finde, man erfährt zu wenig über deren Lebensweise. Wie sieht so ein Alltag im Familienkreis aus?

    Marie ist schwanger, dann kommen die Zwillinge in die Kita und kurz darauf sind sie schon zu alt, um mit den Eltern in Urlaub zu fahren.

    Natürlich ist es schwierig 20 Jahre in einem Roman unterzubringen. Aber mir fehlt die Lebendigkeit einzelner Episoden des gemeinsamen Lebens.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando