Kaisu Tuokko – Gerächt sein sollst du / Kosto

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  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Das Verbrechen hält Einzug an der idyllischen Schärenküste von Finnland.
    Im lauschigen Küstenort Kristinestad wird die Leiche des siebzehnjährigen Jonas gefunden. Schnell wird klar, dass er ermordet wurde. Die Bluttat erschüttert die Gemeinde zutiefst. Journalistin Eevi Manner macht sich sofort an die Recherche. Dabei trifft sie auf Kriminalkommissar Mats Bergholm, ihre Jugendliebe aus Schultagen. Verbunden durch ihre gemeinsame Geschichte und den Willen, Jonas’ Mörder zu finden, tun sie sich zusammen, um die Tat aufzuklären, die Kristinestad die Unschuld genommen hat.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Kaisu Tuokko liebt es, sich in die spannenden Lebensgeschichten anderer Leute zu vertiefen, hinter die glänzende Fassade verschlafener Ortschaften zu spähen und deren düstere Geheimnisse zu ergründen. Idyllische Orte wie Kristinestad, wo sie aufgewachsen ist. Wie genau kennen wir unsere Familie, unsere Freund:innen, unsere Nachbar:innen, uns selbst? Aus diesen Fragen strickt sie – am liebsten an verregneten Nachmittagen in ihrem jetzigen Zuhause in Helsinki – spannende Geschichten, die von den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Figuren, von verborgenen Sehnsüchten und heimlichen Vergehen leben. Ihre Hauptfigur Eevi hat sie nach ihrer Großmutter benannt.


    Allgemeines
    Erster Band der Reihe um die Journalistin Eevi Manner
    Titel der Originalausgabe:“Kosto“, ins Deutsche übersetzt von Anu Katariina Lindemann
    Erschienen im Aufbau Verlag am 15. Juli 2025 als TB mit 334 Seiten
    Gliederung: Prolog – Roman in 49 Kapiteln, mit eingeschobenen Abschnitten aus einem Tagebuch – Epilog – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Kristinestad, Finnland – in der Gegenwart


    Inhalt
    Im friedlichen finnischen Küstenort Kristinestad wird in der Nähe des Ufers die Wasserleiche des siebzehnjährigen Jonas gefunden. Der junge Mann ist ertrunken, allerdings weist der Körper auch Spuren heftiger körperlicher Misshandlungen auf, sodass die Ermittler um Kommissar Mats Bergholm von einem Mordfall ausgehen. Auch die Journalistin Eevi Manner, die mit Mats schon seit der gemeinsamen Schulzeit gut bekannt ist, interessiert sich für den Fall, sie soll für ihre Zeitung darüber berichten.
    Nicht nur Mats und seine Kollegin sprechen mit den Verwandten und Mitschülern von Jonas, sondern unabhängig davon auch Eevi, die eine besondere Feinfühligkeit an den Tag legt. Dabei ergeben sich Hinweise darauf, dass Jonas sich auch selbst das Leben genommen haben könnte.
    Schließlich stoßen Mats und Eevi auf ein verstörendes Verbrechen, in das Jonas möglicherweise verwickelt war. Es gilt herauszufinden, ob er Täter oder Opfer war…


    Beurteilung
    Mit Mats Bergholm und Eevi Manner führt die Autorin zwei sympathische Protagonisten ein, die in ihrer Schulzeit vor fast zwanzig Jahren ein Paar waren, sich aber schon viele Jahre nicht mehr gesehen haben, da Mats nicht mehr in Kristinestad lebt und nur zur Aushilfe vor Ort ist. Er ist (nicht gerade glücklich) verheiratet und hat einen jugendlichen Sohn. Eevi und ihr Lebensgefährte, ein Künstler, haben einen unerfüllten Kinderwusch, der Eevi sehr belastet.
    Eevi ist eine sehr emotionale Person und kann ihre Gefühle nicht immer unter Kontrolle halten, was manchmal etwas „anstrengend“ ist - das macht sie andererseits aber auch sehr einfühlsam und sie kann gut mit den jungen Leuten aus dem Bekanntenkreis des verstorbenen Jonas umgehen. Auch dessen verzweifelter Mutter bringt sie viel Mitgefühl entgegen und vertieft sich deshalb verbissener in den Fall, als sie es von berufs wegen müsste.
    Mats ist ebenso hartnäckig, der Fall geht ihm persönlich nahe, weil sein Sohn Joakim im selben Alter ist wie Jonas.
    Die Ermittlungen werden logisch aufgebaut und nachvollziehbar geschildert, dabei kommen schockierende Dinge zutage, die heutzutage – im Zeitalter sozialer Medien – leider allgegenwärtig sind.
    Der Erzählstil ist anschaulich und sehr berührend, allerdings bleibt die Spannungskurve eher flach.
    Zwischen einigen Kapiteln finden sich kursiv gedruckte Ausschnitte aus einem Tagebuch. Dessen Verfasser ist zunächst unbekannt; die Einschübe geben dem Leser Rätsel auf, weil sie zu keiner Romanfigur zu passen scheinen. Erst zum Schluss wird die Identität des Tagebuchschreibers gelüftet und wirft ein erhellendes Licht auf die im Roman geschilderten Ereignisse.


    Fazit
    Ein vielversprechender Einstieg in eine Krimireihe, der mit zwei sympathischen Ermittlern und einem erschütternden Fall gut unterhält!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3746642086

  • Idylle mit Untiefen

    Die Finnland-Krimis, die ich bisher kennengelernt habe, fallen entweder durch eine gewisse Kauzigkeit der Charaktere oder eine Noir-Stimmung auf. "Gerächt sein sollst du" von Kaisu Tuokko fällt in keine der beiden Kategorien, sondern versucht eine gewisse hyggelige Gefühligkeit einfließen zu lassen, die mich nicht wirklich überzeugt hat.

    Journalistin Eevi erfährt vom Fund einer Leiche und eilt zu den Klippen des idyllischen Küstenorts Kristinestad. Die Ermittlungen um den Tod des 17-jährigen Jonas leitet ausgerechnet ihr Jugendfreund und erste Liebe Mats, der in seinem alten Heimatort eigentlich nur ein paar Tage ausspannen sollte (bin mir nicht sicher, wie realistisch das sein soll, dass ein Polizist auf Urlaub mal eben die Ermittlungen übernimmt).

    Jonas was ein Eigenbrötler ohne echte Freunde, wurde gemobbt. War es Selbstmord? Seine Mutter schließt das aus. Dann tauchen schwere Vorwürfe gegen den Jugendlichen auf. Sowohl Eevi als auch Mats begeben sich auf Wahrheitssuche, die eine als Journalistin, der andere als Ermittler. Dabei kommen sie sich auch menschlich wieder näher.

    Die Autorin packt durchaus relevante Themen an - Mobbing, MeToo, das nichts vergessende Internet. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn sie das stärker focussiert hätte. So aber spielen die persönlichen Befindlichkeiten und emotionalen Achterbahnfahrten ihrer Protagonisten eine große Rolle mit erwartbaren Klischees. Natürlich fällt Mats beim Wiedersehen mit Eevie ein, dass es in seiner Ehe nicht toll läuft und er seine alte Freundin eigentlich immer noch sehr anziehend findet.

    Eevie wiederum leidet unter ihrer ungewollten Kinderlosigkeit und hat ständig nah am Wasser gebaut. Dass eine mit knapp 40 Jahren nun doch schon erfahrene Journalistin die Fassung verliert, wenn sie von einem Todesfall berichtet, dass sie es nicht schafft, professionelle Distanz zu halten, macht sie in meinen Augen unglaubwürdig und ein bißchen nervig. Die Entwicklung des Plots ist auch recht absehbar, was den Spannungsbogen eher flach hält. Immerhin wirkt die trügerische Idylle Kristinestads anziehend. Insofern ganz nett - aber leider mit Schwächen und einem entnervend weinerlichen Grundton.