Strohwitwer

Meine Frau ist für eine Woche im Ruhrpott bei ihrer Familie – und hat mich hier alleine zurückgelassen. Allein mit vier höchst manipulativen Katzen.

Wie jedes Mal, wenn sie sich in ihren wohlverdienten "Urlaub" verabschiedet, sende ich ihr täglich einen kleinen "Tagesbericht" aus meinem Strohwitwer-Dasein. Sie liest übrigens auch hier mit.

Und da sich hartnäckig das Gerücht hält, dass man hier gerne liest, dachte ich mir: Warum soll nicht auch ihr etwas davon haben?

Wenn euch gefällt, was ihr lest, freue ich mich über ein Like oder einen netten Kommentar.

Und falls nicht - seid bitte gnädig mit mir. Oder belügt mich charmant. Ich kann damit leben. 😉

Wichtige Mitteilung an alle Einwohner Deutschlands (insbesondere im Raum Bochum/Herne/Castrop-Rauxel):

Heute gegen 06:50 Uhr hat sich ein weibliches Subjekt mit dem Decknamen Sabrina in Bewegung gesetzt. Sie führt vermutlich einen zu kleinen Koffer, eine zu große Tasche voller Snacks und das strenge Ziel, nachzufragen, ob die Katzenklos bereits gemacht wurden.

Bitte begegnen Sie ihr mit Schokolade. Sagen Sie ihr, dass ihre Haare toll aussehen.
Bieten Sie ihr unter keinen Umständen Gerichte mit Reis oder Kümmel an. Ein Kürbiskernbrötchen kann sie in der Regel milde stimmen.
Achten Sie dennoch auf Ihre Finger. Sie beißt gelegentlich.

Zeigt sie Ihnen die Zunge oder streckt Ihnen den Mittelfinger entgegen: Freuen Sie sich. Das ist meist ein Zeichen von Zuneigung. Meist.
Wenn sie einfach nur redet, besteht kein Grund zur Sorge.
Wenn sie aufhört zu reden … dann … ich weiß auch nicht. Möge Gott mit Ihnen sein.

Ihr Auftrag, sollten Sie ihn annehmen:
Holen Sie das Subjekt gegen 11:00 Uhr am Flughafen Düsseldorf ab. Alternativ dürfen Sie selbstverständlich auch flüchten.
Allerdings weiß sie, wo Ihr Haus wohnt.

Ich selbst verbleibe im Basislager Österreich, umgeben von vier haarigen Mitbewohnern, die sich bereits beraten, wie sie mich am effizientesten fertig machen können.
Ich werde berichten.

Bis dahin: Möge Deutschland stark sein.

🗓️ Mittwoch, 16.07.

Liebe Sabrina,

ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass der erste Tag deiner Abwesenheit ohne nennenswerte Zwischenfälle vorübergegangen ist.

Zwar bin ich am frühen Morgen in eine kleine logistische Herausforderung geraten. Die Katzen haben offenbar untereinander die Absprache getroffen, mich psychologisch zu brechen.

Das übliche, schnöde Katzenfutter wurde kategorisch verweigert. Emmy hat bereits beim Anblick der Dose einen kleinen Herzinfarkt simuliert.
Während ich also eilig drei Portionen Filet Mignon und einmal Filet Wellington zubereitet habe (Elvis hat bemängelt, mein Filet Mignon sei zu trocken), sind die Jungs und Mädels in Schichten zur Toilette gegangen. Zur Toilette. Nicht ins Katzenklo. Offenbar wollten sie damit irgendwie kompensieren, dass heute niemand da ist, der mich fragt: "Hast du die Katzenklos schon gemacht?"

Als ich dann schließlich endlich Beef Wellington kredenzen konnte (Elvis hatte angemerkt, dass es zwischen Beef und Filet doch einen gravierenden Unterschied gäbe), hat Merlin noch vorsichtig gefragt, ob ich vielleicht auch etwas Einfaches zaubern könnte.
"Felix Katzenfutter aus der Dose" oder so.

Am Ende hab ich das Fleisch einfach klein geschnitten und in eine leere Konservendose gestopft – begleitet von leisem Weinen.

Die Katzenklos habe ich natürlich entsorgt.
Kurze Frage: Wenn du die Klos draußen in die Mülltonne geworfen hast ... wo bekommst du dann eigentlich neue her?
Keine Sorge, das war natürlich ein Witz. Selbstverständlich habe ich nur das Katzenstreu entsorgt und die Klos gründlich gereinigt.
Allerdings habe ich bei der Reihenfolge eine eher unglückliche Wahl getroffen. Erst das Katzenstreu raus, dann die Klos putzen, richtig? Ich lerne täglich dazu.

Trotzdem war ich kurzfristig ein wenig überfordert. Der ganze "Teig" hat wie die Pest geklebt und wollte einfach nicht raus. Aber dir habe ich es zu verdanken, dass ich doch noch eine rettende Lösung gefunden habe.
Du hast mir ganz bewusst den Hochdruckreiniger am Rand der Terrasse stehen lassen, stimmt's?
Das war kein Zufall. Das war Fürsorge.

Ein paar Minuten später waren die drei Stahlwannen blitzeblank. Nur ich stand da wie ein frisch paniertes Schnitzel. Emmy auch.
Für Außenstehende mag das jetzt etwas alarmierend klingen, aber durch deduktives Schließen habe ich das Beste aus der Situation gemacht. Der Hochdruckreiniger war ja ohnehin angeschlossen.
Ich kann dir nur nicht mit Sicherheit sagen, ob (oder wann) Emmy sich freiwillig wieder zeigen wird, damit du ihr den Popo abwischen kannst. Du weißt schon, wegen ihrer Verdauungsprobleme.
Genauer gesagt bin ich mir nicht zu hundert Prozent sicher, ob oder wann Emmy sich freiwillig wieder zeigen wird. Punkt.

Wie gesagt, keine besonderen Vorkommnisse. Alles in Butter.

In die Falle mit den Fütterungs-Sonderwünschen tappe ich jedenfalls garantiert nicht noch einmal.
Für morgen habe ich Christian Rach, den Restauranttester, angefordert. Der Mann hat, soweit wir die Serie verfolgt haben, noch in jeder Küche jede noch so groteske Herausforderung gemeistert. Wenn er gegen 3 Uhr morgens mit dem Kochen beginnt, kriegt er vielleicht auch hier etwas Passables hin.

Obwohl ... und es kann natürlich sein, dass ich die Zeichen falsch deute ... aber Lotti hat glaube ich vor, in den Hungerstreik zu gehen. Nicht aus Protest. Einfach weil sie es kann.

Abschließend also: Genieße deinen kleinen Urlaub im Pott, und mach Dir keine Sorgen. Auch nicht um die Waschmaschine oder das Garagentor. Alles ist in bester Ordnung.
Falls Du gegenteiliges hörst: Das ist alles erstunken und erlogen. Wir kommen ziemlich wahrscheinlich zurecht.

Hati schrieb:

Smorph Mit dieser Art würdest du eine bereichernde Komponente in den Schreibwettbewerb hier im Forum einbringen. Schreibwettbewerb 01.06.2025 - 31.07.2025 Thema: "Stern(e)" - Aktuelles Schreibwettbewerbjahr - Büchereule.de Und hättest direkt Ablenkung...zum Beispiel, wenn Subjekt Sabrina, die ja bestimmt dein "Augenstern" ist zu weit von dir weg weilt und du nachts den Mond um deinen Stern anflehst...oder die Katzen nachts auf dir Trampolinübungen vollführen und du Sterne siehst... Hach ja...

Ja, den Schreibwettbewerb hab ich schon entdeckt. Hab auch vor, etwas einzureichen.

🗓️ Donnerstag, 17.07.

Sabrina,

ich bin ein kleines bisschen verunsichert, was deine Instruktionen zum Gießen der Pflanzen angeht. Wahrscheinlich hätte ich mir Notizen machen sollen. Aber jetzt, wo ich auf mich allein gestellt bin, bleibt mir nichts anderes übrig, als zu improvisieren.
Deine Angaben zu den Mengen haben mich etwas verwirrt: "Die dort" brauchen nur einen "Schluck", bei denen links reicht "eine Tasse". Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, hast du irgendwann auch etwas von einem Kochlöffel gesagt. Oder war es ein Teelöffel? Und was ein "Nüschel" ist, weiss ich bis heute nicht mit Sicherheit.
Meistens tue ich ja nur so, als würde ich zuhören. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass ich ein paar Details nicht mehr exakt behalten habe.

Aber du kennst mich: Wenn es drauf ankommt, kannst du dich auf mich verlassen.
Ich hatte da noch einen Gefallen bei der Freiwilligen Feuerwehr gut. Also sind die kurzerhand mit dem Tankwagen vorgefahren.
Sie meinten – und ich zitiere – sie hätten "mehr als genug Tassen" dabei.
Dann haben sie das C-Rohr verlegt.

An dieser Stelle ist es mir ein bisschen peinlich, aber:
Weißt du zufällig, ob unsere Forsythie um diese Zeit letztes Jahr auch schon so viele Blätter verloren hatte? Oder ist sie diesmal einfach früh dran?

Wie dem auch sei, darüber solltest du dir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Im Wesentlichen habe ich hier alles unter Kontrolle.

Wusstest du übrigens, dass sowohl Tomaten als auch Gurken schwimmen können? Hochbeete aus Metall hingegen eher nicht.
Aber organisches Material treibt ganz gut, sofern es nicht verwurzelt ist. Würde ich jedenfalls behaupten.
Mich hat das alles nicht sonderlich überrascht, nachdem ich gestern schon mit dem Hochdruckreiniger experimentiert hatte.
Gut möglich, dass an mir ein professioneller Gärtner verloren gegangen ist. Aber ich schweife ab.

Apropos Tomaten: Ich würde vorschlagen, nächstes Jahr vielleicht eine andere Sorte auszuprobieren.
Die Exemplare, die ich fürs Abendessen reingeholt habe, waren ... seltsam.
Entweder das, oder sie haben in der Pfanne Feuer gefangen, weil sie meine Unsicherheit gespürt haben.
Trotz alledem möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass deine Sorgen, ich würde ohne dich kein gescheites Abendessen hinkriegen, vollends unbegründet waren. McDonalds sei Dank.

Ein weiteres Indiz, dass mit der heurigen Ernte irgendetwas nicht stimmt: Das ganze Gemüse hat verdächtig nach Benzin gerochen.
Die Katzen übrigens auch.
Wobei ... vielleicht waren die Katzen ja an allem schuld.

Die mussten sich heute früh übrigens wieder mit schnödem Katzenfutter zufriedengeben.
Ich kann es nicht ganz nachvollziehen, aber Christian Rach hat sich nicht ins Haus getraut. Als Elvis ihn am Eingang abgefangen hat, hat er wie ein Baby geweint. Elvis. Nicht der Rach.
Lotti hat ihm ihr tiefstes und gefährlichstes Brummen angedeihen lassen, als wolle Satan persönlich ihr Revier betreten.
Emmy hat ihn einfach nur angeschrien. Laut. Unerbittlich. Also ganz normale Kommunikation ihrerseits. Rach hat sich spontan bekreuzigt.
Den letzten Rest scheint ihm dann aber Merlin gegeben zu haben. Wenn er nicht ganz ausgeschlafen ist, könnte man bei seinem Blick ja leicht glauben, das letzte Stündchen hätte geschlagen. Dabei ist er einfach nur still dagestanden und hat ihn angestarrt.
Ich hab es akkustisch nicht ganz verstanden, aber ich schwöre, der Rach hat verzweifelt "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" ins Handy geflüstert, als er panisch die Einfahrt runtergehechtet ist.

Noch einmal, wir haben hier alles voll im Griff. Mach dir bitte keine Sorgen um uns. Schon gar nicht um die Waschmaschine. Und wenn es dir recht ist, würde ich gerne an dieser Stelle das Garagentor zur Abwechslung einfach einmal nicht zur Sprache bringen.

Bevor ich dir einen weiteren herrlichen Urlaubstag wünsche, noch eine letzte Frage:
Nachdem meine Feuerwehrkumpels vielleicht ein klitzekleines Bisschen übertrieben haben ... Sollten wir bei einem Adresswechsel von "Teichweg 4" auf "Teich 4" beim Gemeindeamt vorsprechen?
Oder meinst du, die Post findet uns trotzdem? Immerhin klingt es ja fast gleich.

Claudia H schrieb:

Sehr nett, danke das Du uns mitlesen läßt. Wir haben übrigens auch einen Elvis. Der wurde kastriert, da er ein Freigänger ist. Ich glaube, das hätten wir besser nicht machen sollen. Seit dem benimmt er sich nicht mehr wie ein Kater sondern eher wie eine Diva.

Unsere Katzen sind alle kastriert.

Anfangs hatten wir auch Freigänger, aber nachdem unsere erste drei irgendwann einfach nicht mehr nach Hause gekommen sind, haben wir unseren Garten ausbruchssicher eingezäunt. Irgendetwas in der Gegend scheint auf Dauer einfach zu gefährlich für Freigänger zu sein.

Und Elvis hat uns hier ordentlich auf Trab gehalten. Ein ganzes Jahr lang hat er uns gezeigt, dass ein hoher Zaun für ihn kein Grund ist, im Garten zu bleiben. Inzwischen hat er sich damit abgefunden, dass es kein Entkommen mehr gibt. Schade für ihn - draußen gäbe es sicher viel mehr zu entdecken und zu inspizieren. Aber er kann ja nicht wissen, welches Risiko er damit eingehen würde.

Eine "Diva" ist Elvis zwar nicht, aber das mit dem "Weinen wie ein Baby" ist wirklich keine Übertreibung. Wenn er auf Leckerli aus ist, beherrscht er diese Kunst perfekt.

Mariion schrieb:

Grossartig, danke

Gibts Bilder von den Fellträgern?

Kann ich gerne bei Gelegenheit einmal machen. Eventuell aber nicht hier, sondern in diesem einen Subforum, wo es um Haustier-Eulen geht ...