Sándor Márai - Die Glut

  • Nach einundvierzig Jahren erwartet der zurückgezogen lebende General den Besuch seines Jugendfreundes Konrád. Henrik und Konrád waren, trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Herkunft, in der Schule und beim Militär unzertrennlich. Auch später, als Henrik die schöne Krisztina zur Frau nimmt, scheint ihre Freundschaft harmonisch. Bis zu dem Tag, als die beiden Männer zur Jagd gehen und Henrik spürt, wie sein Freund auf ihn anlegt und zielt. Mit diesem Ereignis ändert sich das Leben der drei.


    Wußte Krisztina von dem geplanten Anschlag? Hatte sie vielleicht sogar ein heimliches Verhältnis mit Konrád? Sie spricht bis zu ihrem Tod kein Wort mehr mit Henrik. Jetzt, nach einundvierzig Jahren, hat er immer noch Fragen, auf deren Beantwortung er geduldig wartet


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    Das ist eines meiner Lieblingsbücher. Ich liebe diese wunderschöne Sprache, ein Meisterwerk.
    Ein Buch, bei dem ich getrauert habe, dass es zu Ende war.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Das habe ich auch sehr gerne gelesen !!! Hat mich teilweise an Novellen von Stefan Zweig (den ich sehr verehre) erinnert!!!


    Aber der Rest soll nicht so gut von ihm sein ???

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ein Roman, der mich - besonders wegen seiner Sprache - absolut überzeugt hat. In jedem Satz und vor allem zwischen den Zeilen klingt eine tiefe Melancholie mit, welche die Emotionen der Figuren plastisch werden lässt und dem Leser ermöglicht, ihnen Empathie entgegenzubringen.


    Werde ich bestimmt irgendwann nochmal lesen!

  • Kann mich den positiven Meinungen nur anschließen. Ein unglaubliches Buch: Marai schreibt melodisch, man hat das Gefühl, in seiner Sprache wie in Musik versinken zu können. Die Erzählung ist beinahe wie ein Monolog im Präsens geschreiben, es kommt hauptsächlich der General zu Wort. Die Geschichte selbst liest sich sehr melancholisch. Ich wurde zu Schluss hin immer langsamer, weil ich nicht wollte, dass das Buch - es hat übrigens nur 218 Seiten - endet.
    Meine Empfehlung: LESEN!!!

  • Hallo!


    Ich habe da jetzt eine ganz andere Frage:


    Wie kann es sein, dass hier 6 durchaus (extrem) positive Anmerkungen über das Buch geschrieben wurden, das Buch selber aber mit nur 4 Punkten bewertet ist???????

  • Jersey : ich selber hatte vergessen, das Buch zu bewerten *schäm*


    Aber es liegt wohl auch daran, dass hier jede/r seine Bewertung auch ohne Kommentar abgeben kann.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich habe das Buch gekauft - inzwischen wieder entsorgt - , weil es
    1, so phantastische Kritiken bekam und
    2, im Sonderangebot war


    Ehrlich gestanden war ich schwer enttäuscht. Ich fand das Buch eher langweilig.


    EDIT: Ach ja, eine der schlechten Noten, die den Gesamtstand drücken, stammte von mir.

  • Dann hole ich meine Bewertung auch nach: Die Sprache Sandor Marais ist fantastisch! Die Geschichte war mir teilweise zu pathetisch. 8 Punkte von mir.

  • Zitat

    Original von Waldfee
    Die Sprache Sandor Marais ist fantastisch!


    Ja, schreiben kann er schon, aber ob fantastisch sei dahingestellt.
    Vielleicht rührt meine Enttäuschung von diesem Buch auch daher, daß man ihn in einem Atemzug mit Stefan Zweig nannte. An dessen Schreibtalent kann er nun wirklich nicht tippen.

  • Nochmal @ Wilma


    Ich habe gerade "Das Vermächtnis der Eszter" gelesen und musste feststellen, dass ich seinen Stil doch nicht unter "fantastisch" einordnen würde. Immerhin schreibt er so mitreißend, dass man auch inhaltliche Durststrecken locker übersteht. Er schreibt sehr elegant und verdichtet, aber doch nicht außergewöhnlich.

  • Mir hat "Die Glut" sehr gut gefallen. Die Sprache mit den melancholischen Untertönen ist einfach schön und mitreißend. Ich werde sicher noch weitere Bücher von Márai lesen.

  • Marai besticht durch seine gefühlvolle Sprache, er schafft es ganz bewundernswert, Gefühle, Gedanken, Neigungen, Ängste, etc in Worte zu fassen.


    Man versinkt in diesem Buch und vergisst die Welt um sich. Es bleibt nur noch der General mit seinen Mutmaßungen, Vorwürfen und letztendlich auch Selbsterkenntnissen und Einsichten. Ein Buch mit sehr melancholischem Grundpathos und voller Weisheit über das Leben, über Treue und Freundschaft, über vertane Chancen und vergeudete Zeit.

  • Ich habe "Die Glut" in einem anderen Forum bei einer Leserunde gelesen. Mir gefiel das Buch so gut, dass mir gleich von Marai noch "Das Vermächtnis der Eszter" und "Die Rebellen" via Tauschticket besorgt habe.


    In der Leserunde habe ich u.a. geschrieben:
    Die Geschichte zog mich schon mit den ersten Seiten in den Bann.
    Ich bewundere den Autor, der es vermag, mit so wenigen Worten so viel auszudrücken. Die Sätze sind einfach und sagen doch so viel. Wenn ich da bedenke, wie viele Seiten andere Autoren bräuchten, um so eine Atmospähre heraufzubeschwören, so die Charaktere zu zeichnen. (Und wie viele das nie zustände brächten!)
    Wie mit ein paar aneinandergereihten Sätzen so viel ausgesagt wird - ich bin fast sprachlos vor Bewunderung.


    Mir ging es wie Jersey, die es so treffend formuliert:

    Zitat

    Original von Jersey
    Man versinkt in diesem Buch und vergisst die Welt um sich. Es bleibt nur noch der General mit seinen Mutmaßungen, Vorwürfen und letztendlich auch Selbsterkenntnissen und Einsichten. Ein Buch mit sehr melancholischem Grundpathos und voller Weisheit über das Leben, über Treue und Freundschaft, über vertane Chancen und vergeudete Zeit.


    Ein sehr nachdenkenswertes Buch.


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • "Die Glut" hat mich tief beeindruckt!
    Marai ist für mich ein absolut begnadeter und unvergleichlicher Schriftsteller.
    Die Geschichte der beiden Jungen,die sich finden und lieben,wie Brüder;der eine reich,der andere arm,ist an sich schon interessant und sehr schön zu lesen.
    Was einen allerdings nicht mehr loslässt ist die Tiefe der Figur des Generals,den er,mit all seinen Gedanken,seiner einundvierzigjährigen geistigen Entwicklung so darstellt,daß man trotz der Kürze des Buches ,totalen Einblick in dessen Geist und Gefühle hat.
    Die Weisheit,die der General aus seinem Leben geschöpft hat,nimmt man auch für sich gerne an.
    Dieses Buch ist weiterhin ein gut gezeichnetes Portrait seiner Zeit,vom Kaiserreich bis zum zweiten Weltkrieg...

  • Stil und Sprache von Marai sind immer schön, egal, was man von ihm liest. Was mir bei diesem Roman jedoch weniger gefallen hat, ist das offene Ende. Ob der Anschlag nun geplant war oder nicht, erfährt man nicht, und auch nicht, ob Krisztina davon wußte. Hatte sie eine Affaire mit Konrad? War ein Leben mit ihm geplant? Prinzipiell kann man sich letztlich denken was man will, es gibt für den Leser keine Antwort.
    Es kann ja sein, dass den General das alles nicht mehr interessiert hat, mich hätte es schon interessiert.