Johann König ...

  • Gestern Nachmittag rief eine Freundin meiner Frau meine Frau an und fragte, ob wir am Abend was vorhätten, weil sie Karten für Johann König im Berliner Theater "Die Wühlmäuse" (das Dieter Hallervorden in den Sechzigern gegründet hat) hätte, die sie vor einem Jahr gekauft hatte. Sie selbst wäre krank und sehr zerknirscht und könne nicht. Ich hätte König bisher immer nur häppchenweise irgendwo gesehen (z.B. in der legendären "Harald-Schmidt-Show" oder bei Nuhr oder Sträter oder so), deshalb antwortete ich auf die Frage meiner Frau, ob wir das tun sollten, mit: Warum nicht?


    Nun, heute würde ich diese Frage anders beantworten.

    Im Programm "Wer Pläne macht, wird ausgelacht", das den eigenen Titel überwiegend ignoriert, werden zotige, abgedroschene Witze wie "Hast Du ein Bad genommen?" - "Nein, warum? Fehlt eines?" oder "Mit der neuen Brille siehst Du scheiße aus." - "Ich habe überhaupt keine neue Brille." - "Aber ich schon." erzählt, und davon abgesehen geht es in der Hauptsache darum, wie egal König seine Frau und seine drei Kinder (natürlich nur fiktiv) sind. Das nutzt sich sehr schnell ab, und das umso mehr, da der Mann müde wirkt (er hat gestern angeblich zum 95. Mal dieses Programm gespielt, aber es hätte auch das 9500. Mal sein können) und die übersichtliche Attitüde - vorsichtig gesagt - gekünstelt. Es ist jedenfalls unterm Strich nur sehr punktuell witzig gewesen, meistens aber leider zum Heulen langweilig, vorhersehbar und fremdschambehaftet. König gehört offenbar zu den Leuten, die mit kurzen Auszügen aus ihren Programmen punkten, einen ganzen Abend aber nur für ein gewisses Klientel interessant halten können (Unterschichtcomedy? 🤔). Wir sind in der Pause gegangen. Never again.

  • Ich teile deine Ansicht. Habe König vor einigen Jahren mal erlebt. Total unwitzig. Intellektuell sehr limitiert. Den Begriff "Unterschichtcomedy" finde ich gut. In diese Sparte gehören auch Mario Barth, Oliver Welke, Jan Böhmermann, Sarah Bosetti u.a.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich gebe zu, dass ich viele Comedians nur in homöopathischen Dosen ertrage, und manch andere (z.B. Mario Barth, Dieter Nuhr und - falls man ihn überhaupt noch zu den Comedians rechnen kann - Oliver Pocher) noch nicht einmal das. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat batsmile.gif


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich gebe zu, dass ich viele Comedians nur in homöopathischen Dosen ertrage, und manch andere (z.B. Mario Barth, Dieter Nuhr und - falls man ihn überhaupt noch zu den Comedians rechnen kann - Oliver Pocher) noch nicht einmal das. :grin

    Bei Dieter Nuhr erlaube ich mir zu widersprechen. Für mich sind seine Auftritte immer echte Highlights. Bin mal gespannt wie lange er bei den ÖRR noch darf.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich finde es bemerkenswert, wie wir alle in unseren Listen von Comedians, die wir so überhaupt nicht mögen, zwei Kategorien vermischen.


    Einerseits die plumpe Unterschichtscomedy (Barth, wie es sich anhört, auch König), die komplett unpolitisch ist, dafür bewegt sie sich auf einem intellektuell zu niedrigen Level, und andererseits, je nach unserer politischen Gesinnung, dann eben entweder Böhmermann, Welke, Bosetti aus dem einen Lager oder Nuhr aus dem anderen.

  • In diese Sparte gehören auch Mario Barth, Oliver Welke, Jan Böhmermann, Sarah Bosetti u.a.

    Alle nach Mario Barth in dieser Aufzählung lehnst Du vermutlich aus, äh, anderen Gründen ab, bester Voltaire. ;) "Unterschichtcomedy"* machen diese Leute jedenfalls nicht, und (u.a.) Oliver Welke macht seinen Job meiner Meinung nach ganz exzellent, obwohl ich nicht immer seiner Meinung oder der seiner Redaktion bin.


    (*Der Begriff ist - natürlich - eine Anlehnung an den von Harald Schmidt vor Jahren geprägten Terminus "Unterschichtfernsehen" für Kanäle wie Sat.1 und alle aus der RTL-Gruppe.)

  • ... und dann gibt es auch noch Comedians, die weder prollig sind noch Unterschichtshumor bedienen und die politisch auch nicht weiter beanstandenswert sind, die ich aber dennoch einfach nicht lustig finde ... :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat batsmile.gif


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • "Schmidteinander" war die beste Show überhaupt, war das herrlich anarchisch. Herbert Feuerstein ist unerreicht, außerdem fand ich "Zimmer frei" einfach grandios und "Kein Pardon" ohnehin. Und was vermisse ich Christoph Schlingensief. Schön, dass es noch Oli Welke, Oliver Kalkofe und auch Bastian Pastewka gibt. Und Fil. Die Anstalt und die Heute Show. Johan König war schon vor x- Jahren wirklich anstrengend. Dennoch schön, dass es eine schöne Brandbreite für alle gibt, davon lebt doch dieses Genre.


    Ich bin zuletzt übrigens mal zufällig in eine Stand Up Comedy rein geschneit, in einen Miniclub in der Nähe der Karl Marx Allee. Das war einfach total schön. Vielleicht 20 Menschen ( der Laden war somit voll) und alle haben sich die Bäuche gehalten vor Lachen. So schön! Manchmal ist es für mich fast entspannender, Menschen lachen zu hören, als das Programm des Comedians an sich :lache

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ja. Ich bin vor, keine Ahnung, dreißig Jahren plusminus ahnungslos ins "Scheinbar-Varieté" in Berlin-Schöneberg reinmarschiert und habe da den (damals noch: schauen) Fil zum ersten Mal gesehen (obwohl er da schon wegen seiner Comics in der "Zitty" legendär war) und mich völlig weggeschmissen - ein Mann, über den ich vor vier oder fünf Wochen in den "Neuen Kammerspielen" in Kleinmachnow immer noch herzlich und laut und gerne lachen konnte (was für eine Kreativmaschine!). Ich habe damals im BKA, der Berliner Kabarett-Anstalt (in der ich aufgelegt und manchmal Technik gemacht habe), viele aus der aufstrebenden Zunft kennengelernt, beispielsweise meinen Freund Thomas Nicolai, der damals "Der blonde Emil" hieß. Ein anderer von ihnen hatte dort etwas namens "Killermontag" moderiert, eine Art Talentshow, aber die Leute waren nicht immer talentiert, er dafür schon, der seinerzeit an seinem ersten Programm namens "Zapped - ein TV-Junkie dreht durch" arbeitete und später so erfolgreich wurde, dass er sogar Bono zum Freund bekam (heute finde ich beide nicht mehr so unterhaltsam). Und, und, und.


    "Schmidteinander" habe ich auch sehr gemocht, und vieles von dem, was Du nennst, auch. Comedy ist nicht mehr ganz leicht heutzutage, was auch für das Selbstverständnis gilt, und viele ruhen sich auf ihren Lorbeeren aus oder wählen den Weg des geringsten Widerstands. Aber es hat auch einen Ausverkauf gegeben, den nur wenige überstanden haben. Die anfangs gute Serie "Last One Laughing" (in der Michael Mittermeier total peinlich war) zeigt vor allem in ihren späteren Staffeln, dass zwischen prollig und trübsinnig derzeit leider zu wenig los ist.

  • ... und dann gibt es auch noch Comedians, die weder prollig sind noch Unterschichtshumor bedienen und die politisch auch nicht weiter beanstandenswert sind, die ich aber dennoch einfach nicht lustig finde ... :grin

    :write


    Mit Herrn König und Herrn Barth kann ich schon lange nichts mehr anfangen.

    Es ist schon länger her, als ich mit Göga in Berlin bei einer "Show" mit Cindy aus Marzahn war. Da sind wir auch in der Pause gegangen.


    Ich halte es da wie rienchen . Und ich liebe die Stromberg-Reihe und -Filme.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)