Die 1000ste Hinrichtung

  • Hallo, Demo.


    Zitat

    Meinst du nicht, daß so eine Politikerin auch heute noch an diesen Anschauungen festhält? Eine solche radikale Kehrtwende glaubt doch nur, wer die Hose mit der Beißzange anzieht.


    Ich habe auch nicht von einer radikalen Kehrtwende gesprochen, aber wenn Du das dieserart ergänzen mußt, damit Du die Beleidigung noch unterkriegst, dann ist's in Ordnung. :grin


    Es setzt ein Wandel ein. Die USA waren bis zum Ende des Kalten Kriegs weitgehend unumstrittene Führungsmacht der westlichen Welt, auch wenn sie da schon reichlich auf dem Kerbholz hatten. Inzwischen ist diese Position weit weniger unumstritten. Das ist feststellbar. Und auch Frau Merkel wird nicht mehr in der Tradition ehemaliger CDU-Kanzler jeden Scheiß abnicken können, der aus Washington kommt. Weil Brüssel an Stärke gewinnt, weil Amerika an Ansehen verloren hat.
    Ich hoffe das zumindest sehr, daß es sich dieserart entwickelt.

  • Meiner Meinung nach ist es schwierig die Todesstrafe aus einer objektiven Sicht aus zu beobachten. Jetzt sin d wohl alle dagegen aber wenn einer aus eurer Familie umgebracht wird kann sich das Blatt auch ganz schnel drehen und manche sind anderer Meinung.

    6 Milliarden Menschen leben auf der Welt, jeder auf seine Weise.
    6 Milliarden eigene Wege.
    6 Milliarden Arten von Frieden, genau so viele Arten von Gerechtigkeit
    6 Milliarden Arten von Gewalt und Krieg

  • Zitat

    Original von Atlantik
    ... aber wenn einer aus eurer Familie umgebracht wird kann sich das Blatt auch ganz schnel drehen und manche sind anderer Meinung.


    Ach, Mr. Williams hat jemanden aus Schwarzeneggers Familie umgebracht? Nein? Wie kommt Schw. dann dazu, Mr. Williams umbringen zu lassen?

  • Zitat

    Wie kann man so über das Leben eines Menschen richten?


    Richten in dem Sinne tut ja der Richter, für schuldig befunden wurde er durch die Geschworenen...
    Schwarzenegger blieben nur zwei Möglichkeiten:
    Ihn zu begnadigen, oder ihn nicht zu begnadigen.


    Ob seine Entscheidung moralisch gut war?
    Das kommt jetzt darauf an, ob man für oder gegen die Todesstrafe ist.
    Es gibt ja auch kein Dazwischen, immerhin kann man jemanden nicht "ein bisschen" umbringen.
    Die Menschen morden. Und der Staat mordet mit.



    Was mich beschäftigt, ist die Frage der Begnadigung überhaupt.
    Angenommen, Häfltling A tötet 3 Personen grausam, allerdings wird er nur aufgrnud von Indizien verurteilt. Vor seiner Hinrichtung wird er, warum auch immer, begnadigt (allein A weiß, dass er es doch war).


    Häftling B wird aufgrund von Indizien zum Tode verurteilt. Er hat aber niemanden getötet, allerdings sprach alles gegen ihn - eine unglückliche Fügung des Schicksals. B wird nicht begnadigt und am xx.yy.zz hingerichtet.


    Ich komm mit diesem ungercheten System nicht klar.
    Ein Menschenleben kann doch nicht von einer Person abhängen (oder von mehrern). Was ist das für ein Richter, der die Todesstrafe verhängt?
    Was ist das für ein Rechtssystem, indem einer zum Tode verurteilt wird und einer zu 3mal lebenslang?


    Und warum kümmern wir uns nur um die USA, wo es doch in China mehr Hinrichtungen gibt?
    Ist der Grund der, weil wir den Menschen in den USA näher stehen?

  • Zitat

    Original von Prombär
    Und warum kümmern wir uns nur um die USA, wo es doch in China mehr Hinrichtungen gibt?
    Ist der Grund der, weil wir den Menschen in den USA näher stehen?


    Vielleicht ist das mit ein Grund. Vielleicht ist der Hauptgrund aber der, dass die USA sich selbst immer als moralischer Maßstab hinstellen. Die Menschenrechtsverletzungen finden immer nur in anderen Ländern statt, nie bei ihnen selbst. Diese Hinrichtungen machen die ganze moralische Entrüstung der USA über "böse" andere Länder zu einer Farce. Sie greifen andere Völker an unter dem Vorwand die Menschen von Folter und Diktatur befreien zu wollen und foltern und töten doch selbst in ihrem eigenen Land. Das ist es, was einem so übel aufstößt.


    Saskia

  • Hallo, Prombär.


    Zitat

    Und warum kümmern wir uns nur um die USA, wo es doch in China mehr Hinrichtungen gibt?


    Diese Frage haben wir auch mehrfach diskutiert. Das chinesische Regime interessiert sich zero für öffentlichen Druck. Menschen sind Material in China, sie werden in Bergwerken nachgerade verheizt, in Industrieregionen liegt die Lebenserwartung angesichts extremer Umweltverschmutzung bei einem Wert, den wir in Europa im 17. Jahrhundert hatten. China ist einfach China, und die Jungs tun das, wozu sie Lust haben. Im Moment scheint mir das hauptsächlich der Klau von Know-How zu sein; internationale Unternehmen liefern das freiwillig und zuhauf, weil sie am derzeitigen Wirtschaftsstrohfeuer teilhaben wollen. Nach dem Motto "Wenn wir's nicht tun, machen's die andere" lassen sich die Konzerne auch kaum darauf ein, ihr Engagement mit politischem Druck zu verbinden. China ist der Wachstumsmarkt zur Zeit, und alle wollen mitkassieren.


    Die USA haben den Anspruch erhoben, moralischer Führer der westlichen Welt zu sein, ein Anspruch allerdings, den sie mithin ziemlich verspielt haben. Tatsächlich aber kann man in Amerika mit öffentlichem Druck etwas - allerdings wenig - erreichen, und gerade ein "demokratischer" Staat muß sich jede Form von Kritik gefallen lassen. Den Chinesen (gemeint ist das Regime) ist Demokratie schnurz, was sie immer wieder demonstrieren, nicht zuletzt auf dem Platz des himmlischen Friedens.


    Es wird in vielen Ländern von Staats wegen getötet, gefoltert, mißhandelt. Viele Organisationen kämpfen dagegen, dokumentieren es wenigstens. Im Fall der USA liegt es aber, wie gesagt, ein bißchen anders, weil sich die USA mit dem Nimbus des Welt-Sittenwächters ausgestattet hat, aber intern wie extern kaum so agiert.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Tookie Williams ist tot. Arnold Schwarzenegger hat eine Begnadigung abgelehnt. Obwohl Williams immer seine Unschuld beteuert hatte und der ganze Prozess auf Indizien beruhte, wurde die Todesstrafe durch die Giftspritze vollstreckt.
    Die Entscheidung Schwarzeneggers war ja vorhersehbar und er hat, wie immer, auch diese Gelegenheit zur Show genutzt. Ich finde dieses System in US einfach unmenschlich und grausam.


    Ja, die Entscheidung war leider, leider sehr vorhersehbar........... :-(

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Ja, die Entscheidung war leider, leider sehr vorhersehbar........... :-(


    Ich habe trotzdem gehofft, er würde sich doch noch umentscheiden. Ich finde es einfach furchtbar. Gut, selbst wenn dieser Mann vier Menschen umgebracht hat, keiner - und ist er auch noch so mächtig - hat das Recht, einen anderen Menschen zu töten. Das steht uns nicht zu.
    Die vielen Todesurteile in Chin sind ja auch so furchtbar. Freundinnen von mir machen ein Referat über die Todesstrafe. So gelange auch ich an viele Informationen. Die Ethik und die Moral wird heutzutage viel zu wenig beachtet.

  • Dies wäre wieder eine Chance gewesen, ein Zeichen zu setzen GEGEN die Todesstrafe, um endlich auch in den USA den Weg frei zu machen für eine Abschaffung der Todesstrafe, in einem Land, das sich selbst nur allzu gern als “Wiege der Demokratie” bezeichnet. Vielmehr stimme ich dem zu, dass eine Gesellschaft und der Grad ihrer Zivilisation vor allem daran gemessen wird, wie sie mit ihren Straftätern umgeht. Im Fall der USA bedarf dieser Maßstab keiner Worte. Da erscheint es wie Hohn, wenn ein Gouverneur seine Entscheidung auch davon abhängig macht, wie groß die Mehrheit ist, die der gleichen Meinung sein wird und die ihm im nächsten Jahr zu einer weiteren Amtszeit verhelfen könnte. Arnold Schwarzenegger, ein Mann mit breitem Kreuz und wenig Rückgrat, dem ich nur wünsche, dass diese seine Entscheidung letztendlich auch sein politisches Todesurteil bedeutet.

  • Zitat

    Original von milla Arnold Schwarzenegger, ein Mann mit breitem Kreuz und wenig Rückgrat, dem ich nur wünsche, dass diese seine Entscheidung letztendlich auch sein politisches Todesurteil bedeutet.


    Gerade das wird es wohl nicht bedeuten............. :-( Ich denke, er hat seine Entscheidung mit Blickwinkel auf seine politische Karriere gefällt.

  • Zitat

    Original von Tom
    Nochmal für Fußgänger:


    Es ist nicht die Aufgabe des Strafvollzugs, das Volk vor Gefahren zu schützen.


    Tomtomtom... *kopfschüttel* Was ist denn das für ein Diskussionsstil? Dein Kommentar ist schlussendlich nur ein Beweis dafür, dass Schreiben und Rhetorik nicht zwingenderweise Hand in Hand gehen müssen.


    Fussgänger?


    Am besten Du atmest durch und unternimmst dann einen neuen Versuch, das auszudrücken was Du mitteilen willst. Solche Kommentare kommen bei mir immer als leere Worthülsen ohne Inhalt an. Mal abgesehen davon, dass Du mir bescheidene Intelligenz bescheinigst: was wolltest Du nochmals sagen?

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Eine sehr gute und kompakte Stellungnahme gibts unter
    www.SZOn.de/Leitartikel


    Also ob das gut und kompakt ist weiss ich nicht. Kommentare wie "Schwarzenegger ist Terminator, Terminator ist Schwarzenegger" oder "der ehemalige Mitbegründer einer blutrünstigen Gang, hätte seine Morde tränenreich gestehen müssen. Das hätte Hollywood gefallen" sind weder objektiv, noch sachlich, noch informativ, noch nötig.


    Schwarzenegger hat anscheinend im Sinne der Mehrheit seiner Wähler gehandelt und nimmt damit seine Aufgabe wahr. Die Schuld jetzt auf ihn als Person zu schieben ist sowas von lächerlich. Hat dieser Journalist etwa gedacht, Schwarzenegger sei in Wirklichkeit ein Vertreter Europas, bei dem es gelungen ist, ihn in die Amerikanische Politik einzuschleusen, damit er unsere Interessen wahrnehmen kann? Schliesslich schreibt er "Dieser Mann ist Europäer" und wischt damit nicht nur die Tatsache unter den Tisch, dass Schwarzenegger an erster Stelle Amerikaner ist, sondern auch die gesamte Geschichte europäischer Gewalttaten.

  • Ich orte da jetzt schon eine ganze Menge verschobene Wahrnehmung. Jetzt Schwarzenegger zum Sündenbock zu stempeln und Williams zum Märtyrer zu machen, ist schon sehr seltsam.


    Mr Schwarzenegger ist als Gouverneur den Gesetzen verpflichtet, auf die er einen Amtseid geleistet hat. Ich denke, wir haben von ihm zuviel erwartet. Er ist Bodybuilder, Schauspieler und Politiker. Weder das eine noch das andere noch das dritte machen ihn zum Übermenschen, zum Weisen oder zum Philanthropen.


    Ich unterstelle ihm einfach, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat.


    Die Wurzel und Ursache des Problems ist aber immer noch die amerikanische Gesetzgebung, nicht ein Gouverneur Schwarzenegger.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich habe auch nicht von einer radikalen Kehrtwende gesprochen, aber wenn Du das dieserart ergänzen mußt, damit Du die Beleidigung noch unterkriegst, dann ist's in Ordnung.


    Nanu, so dünnhäutig plötzlich? Bist du doch sonst nicht, wenigstens beim Austeilen. :lache


    Für Merkel ist US immer noch das große Vorbild. Ebenso für ihre Partei. Es hat mich ohnehin schon gewundert, daß Schröder damals den Mumm hatte, zum Irak-Krieg ein so klares "Nein" zu sagen. Aber vielleicht hatte er auch zur Abwechselung mal einen wirklich guten Berater, der ihn auf die zu erwartenden Verfassungsprobleme aufmerksam machte. Wer die Begegnung Merkel/Rice aufmerksam beobachtete, stellte von einem Umdenken nicht das Geringste fest. Und wer die CIA-Affäre verfolgt, kann sich doch eines unguten Gefühls nicht erwehren, denn einiges deutet darauf hin, daß unsere Behörden und die Regierung Schröder da nicht ganz so unschuldig sind, wie sie immer behaupten. Und da auch die jeweilige Opposition als Kontrollorgan beteiligt ist, dürfte auch die CDU von vielen Hintergründen wissen.


    Egal, das hat alles mit dem Thema wenig zu tun. Ich bin nur froh, daß in D die Todesstrafe nicht erlaubt ist.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    [Es hat mich ohnehin schon gewundert, daß Schröder damals den Mumm hatte, zum Irak-Krieg ein so klares "Nein" zu sagen.


    "Sarkasmus-Ein" Oh ja! Welch mutiges Unternehmen, die beim Volk populärste Entscheidung zu treffen "Sarkasmus-Aus" :-)

  • Zitat

    Mr Schwarzenegger ist als Gouverneur den Gesetzen verpflichtet, auf die er einen Amtseid geleistet hat. Ich denke, wir haben von ihm zuviel erwartet. Er ist Bodybuilder, Schauspieler und Politiker. Weder das eine noch das andere noch das dritte machen ihn zum Übermenschen, zum Weisen oder zum Philanthropen.


    Ich unterstelle ihm einfach, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat.


    Die Wurzel und Ursache des Problems ist aber immer noch die amerikanische Gesetzgebung, nicht ein Gouverneur Schwarzenegger.


    Ich kann dem nur voll und ganz zustimmen!

  • Zitat

    Original von Trugbild
    "Sarkasmus-Ein" Oh ja! Welch mutiges Unternehmen, die beim Volk populärste Entscheidung zu treffen "Sarkasmus-Aus" :-)


    So populär war die Entscheidung gar nicht. Immerhin war schon der übliche ganze Propaganda-Apparat angelaufen, der Volkes Meinung in die "richtige" Richtung trimmt. Die ersten Stammtisch-Eisenfresser verlangten bereits nach Senf, um zum Bier die ersten Irakis zu futtern. Und da kam plötzlich Schröders Entscheidung wie eine kalte Dusche. :grin
    Ich darf dich auch daran erinnern, daß die "üblichen Verdächtigen" kein Blatt Papier und keinen Bildschirm ausließen, um die Isolation Deutschlands in der ganzen Welt zu propagieren.
    Aus heutiger Sicht erscheint die Ablehnung Schröders natürlich als völlig logisch und weise, aber damals gehörte doch eine Portion guter Nerven dazu, den Druck auszuhalten. Meiner Meinung nach war das eigentlich die einzige Entscheidung, die er richtig traf.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Und da kam plötzlich Schröders Entscheidung wie eine kalte Dusche.


    Seltsam wie das unterschiedlich wahrgenommen worden ist... ein Sozialdemokrat, der einem (Angriffs-)Krieg zustimmt... das wär für mich eine kalte Dusche gewesen.