"Eine Hand voller Sterne" - Rafik Schami (ab 14 Jahre)

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  • Zum Buch


    Über mehrere Jahre führt ein Bäckerjunge in Damaskus ein Tagebuch. Es gibt viel Schönes, Poetisches und Lustiges zu berichten aus der Stadt, in der Menschen so vieler Nationalitäten leben: von seinem Freund, dem Kutscher Salim, der herrliche Geschichten erzählen kann; von Nadia und seiner Liebe zu ihr, von der Schule und vom Basar, auf dem die Mutter Meisterin im Handeln ist. Aber es gibt auch Armut, Ungerechtigkeit und Spitzel vom Geheimdienst. Und Menschen, die plötzlich im Gefängnis verschwinden, wie Habib, der Journalist, der sein großes Vorbild ist.


    Das Buch war auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 1988


    Zum Autor


    Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren. 1971 floh er nach Deutschland. Er studierte Chemie und legte 1979 seine Promotion ab, doch seine große Leidenschaft ist das Erzählen. Heute lebt er in München. Er ist Mitbegründer der Literaturgruppe "Südwind" und zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern deutscher Sprache. Sein Werk wurde unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, dem Hermann-Hesse-Preis, dem Prix de Lecture und zuletzt mit dem Hans-Erich-Nossack-Preis ausgezeichnet.


    Meine Meinung


    Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben, ein einer dem Alter des Schreibers angepassten Sprache und Stil. Der Tagebuchschreiber ist ein arabischer Christ, der zu Beginn fünfzehn ist und als Sohn eines Bäckers in Damaskus aufwächst und unbedingt Journalist werden will. Das Tagebuch umfasst einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren. Auf den ersten fünfzig bis hundert Seiten fand ich das Buch "ganz nett", aber es hat mich nicht so richtig gefesselt und wenn es nicht nur 187 Seiten gehabt hätte, hätte ich es möglicherweise erstmal wieder im RUB verschwinden lassen. In der zweiten Hälfte hat es mich dann wirklich gepackt. Der Tagebuchschreiber entwickelt sich und seinen Schreibstil langsam weiter und lernt immer mehr, wie man etwas erzählt und die Ereignisse spitzen sich zu. In einigen Amazon-Rezis wurde kritisiert, dass der Tagebuchschreiber das ganze Buch über namenlos bleibt. Ich fand das sehr passend, den dadurch steht er für die vielen namenlosen Helden, die unter Einsatz ihres Leben versuchen, etwas zu verändern. Das Buch hat mich sehr berührt.


    Bei der Altersangabe bin ich mir nicht sicher, da fehlt mir das Gefühl.
    .

  • Ich hab es die ganze Zeit vor mir hergeschoben, obwohl ich die SZ-Kinderbücher ja nach der Reihe lesen wollte, weil es mich einfach nicht interessiert hat.


    Jetzt les ich es doch und bin begeistert.
    Ich hatte ganz vergessen, wie schön Schami schreibt....

  • Huch... schon durch.. :wow


    Ein wunderschönes Buch.
    Schami schreibt unglaublich gut, ein großer Erzähler mit vielen Farben, Blumen, großen Gefühlen und sanften Worten zeichnet er ein so klares Bilder der Gassen von Damaskus, von Hanne der Mutter, Onkel Salim, Habib, Mariam und vorallem der geliebten Nadia, man meint die Gerüche zu riechen und die Speisen zu schmecken.
    Ganz klammheimlich schleicht sich in die Geschichte die Ernsthaftigkeit ein, ganz langsam wird einem bewußt, daß es nicht nur um Freundschaft, da Erwachsenwerden und junge Liebe geht, sondern vor allem um Vertrauen, um Selbstbewußtsein, Selbstebehauptung, Ehre, Frieden, Selbstständigkeit, das wichtigste von allem um die Freiheit und das was man bereit ist, dafür zu tun.


    Ein bewundernswertes, wichtiges und immer wieder aktuelles Buch.....

  • Ich musste dieses Buch vor ein paar Jahren in der Schule lesen, doch damals hatte dieser schulische "Zwang" zur Folge, dass ich es absolut nicht leiden konnte.
    Aber jetzt hab ich es wieder einmal gelesen und muss sagen, dass ich mich damals extrem dumm angestellt habe, denn ich finde, es ist ein wirklich wunderbares Buch. Rafik Schami schreibt sehr schön und ich werde jetzt auch andere Bücher von ihm lesen.
    Übrigens habe ich gerade gesehen, dass dieses Buch erst ab 14 ist, was erklärt, warum ich es so langweilig fand, da ich damals erst 12 war.

  • Delphin,


    weil Du Dich so dafür aussprichst, werde ich es mir mal ansehen.
    Ich mag den Autor nicht besonders. ;-)
    Seine Bücher auch nicht.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Oh, das war wirklich schön! :-]


    Meine Rezension:


    Der namenlose Held dieser Geschichte ist eigentlich ein ganz normaler Junge und doch ist er angesichts seiner Lebensumstände, seiner Einstellungen, seiner Liebe und seiner Freundschaft zu seinem Onkel Salim etwas ganz Besonderes. Wie er in Tagebuchform seinen Alltag mit all den kleinen und großen Sorgen, Nöten und Freuden, die er mit Tausenden anderen Jugendlichen teilt und denen, die es nur in Damaskus gibt, beschreibt, zieht den Leser bald in seinen Bann. Man wünscht sich förmlich in die Bäckerei oder auf einen Tee zu dem Journalisten Habib, um all die Personen kennenzulernen, die man im Laufe der Geschichte in sein Herz schließt. Die zentralen Themen der Geschichte und auch im Leben des Tagebuchschreibers sind Freundschaft und Freiheit, deren Wert er zunehmend zu schätzen weiß. Ein großes Buch für Leser jeden Alters, die einen Ausflug nach Damaskus wagen und es mit den Augen eines 15-jährigen Jungen sehen möchten!


    Eine Frage an die, die es schon gelesen haben: Weiß jemand WANN die Geschichte spielt? :help

  • literarische Weltreise: Syrien


    Vielleicht lag es daran, dass ich bei diesem Buch nicht mit einem Jugendbuch gerechnet hatte, vielleicht waren aber auch meine Erwartungen zu hoch, jedenfalls hat mich dieses Buch nicht sonderlich beeindruckt.
    Die einfache Sprache ist wohl der Tatsache geschuldet, dass die Geschichte als Tagebuch eines Jugendlichen angelegt ist, aber ich fühlte mich dadurch ziemlich unterfordert. Überhaupt hatte ich den Eindruck, Schami traut seinen jugendlichen Lesern nicht allzu viel zu. Warum müssen die Guten so demonstrativ gut sein? Warum die Bösen nicht richtig böse? Warum muss jeder Konflikt sofort rückstandfrei gelöst werden? Warum muss die Botschaft, die der Autor vermitteln will, sich wie ein Werbebanner durch die Geschichte ziehen?
    Hier hätte ein bisschen mehr Tiefgründigkeit, Ambivalenz, Subtilität nicht geschadet.
    Obwohl ich den Roman insgesamt enttäuschend fand, waren aber einige Stellen durchaus überzeugend, Onkel Salims Geschichten zum Beispiel, so dass ich es wohl noch mal mit einem "Erwachsenenbuch" von Schami versuchen werde, in der Hoffnung, dass er es da dem Leser nicht ganz so einfach machen will :rolleyes

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich habe es auch im Rahmen der literarischen Weltreise gelesen, und fand es echt gut. Stellenweise finde ich es, im Gegensatz zu einigen meiner Vorredner, wirklich tiefgründig - an anderen Stellen dann wieder gar nicht, aber das finde ich auch absolut nicht schlimm. Insgesamt ist es in meinen Augen ein wirklich schönes Buch.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Ich habe das Buch meinen Kindern vorgelesen und wir waren alle drei berührt und traurig als es zu Ende war.
    Gerade der Mut des Protagonisten und seiner Freunde, eine eigene Zeitung herauszubringen, der Ideenreichtum, diese unter die Leute zu verteilen, hat uns fasziniert. Auch die unterschiedlichen Freundschaften des Bäckerjungen werden mir im Gedächntnis bleiben. Diese ziehen sich durch alle Altersklassen, besonders die Freundschaft zu Onkel Salim hat uns berührt. Zärtlich und liebevoll ist diese Beziehung bis zum Schluss, beide zollen sich gegenseitig Respekt.
    Ein Büchlein, dass von der Freiheit spricht, von mutigen Menschen, die diese im Rahmen ihrer wenigen Möglichkeiten bewundernswert umsetzen, gespickt mit Humor und einer poetischen Sprache. Uns hat es gefallen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Titel: Eine Hand voller Sterne
    Autor: Rafik Schami
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
    Erschienen: Februar 1995
    Seitenzahl: 208
    ISBN-10: 342311973X
    ISBN-13: 978-3423119733
    Preis: 7.90 EUR


    Ein Bäckerjunge schreibt über mehrere Jahre hinweg ein Tagebuch. Er lebt in Damaskus, ist vierzehn Jahre alt und will unbedingt Journalist werden. Er berichtet über Alltägliches aus seinem Viertel, schaut aber schon ab und an auch ein wenig über den Tellerrand.


    Geschrieben hat dieses Buch der 1946 in Damaskus geborene Rafik Schami. Seit 1971 lebt er in Deutschland und zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren.


    Das vorliegende fiktive Tagebuch ist ein eher schwaches Buch. Schon nach wenigen Sätzen merkt der Leser, dass hier ein Erwachsener versucht so wie ein vierzehnjähriger Junge zu schreiben. Und dieser Versuch scheitert. Die jugendliche Naivität, die junge Menschen in diesem Alter nun einmal haben, wirkt aufgesetzt und künstlich. Ein junger Mensch in diesem Alter würde ganz sicher anders schreiben. Schami trifft fast zu keinem Zeitpunkt den Ton, der dem Leser dann evtl. suggerieren könnte, hier schreibt ein junger Mensch. Nein, man merkt, dass hier ein Erwachsener schreibt, der krampfhaft versucht auf „jugendlich“ zu schreiben. Alles kommt unglaublich altklug und gestelzt daher. Und so muss sich der Autor – aber leider auch die Leser – damit abfinden, dass dieses Buch leider nichts anderes ist, als ein ziemlich „schwaches Stück Literatur“.


    Zudem wirkt auch das gesamte Buch sehr klischeebeladen. Davon wie die Menschen wirklich leben erfährt man kaum etwas. Die Menschen leben nicht, sie wirken eher wie Kunstfiguren, ohne Ausstrahlung und „eigene Seele“. Man hat den Eindruck, da schreibt jemand über etwas, von dem er nur relativ wenig Ahnung hat. Dabei müsste Schami doch nun wirklich das Leben in Damaskus aus eigener Anschauung kennen.


    Fazit: Eine interessante Idee wurde ziemlich versemmelt und an die Wand gefahren. Ein schwaches Buch – von mir daher keine Leseempfehlung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.