Das Perlenmedaillon - Sabine Weigand

  • Auch von mir erhält dieses Buch 10 Punkte. Man merkt, dass es von einer "Fachfrau" (--> Historikerin) geschrieben wurde.
    Dass es anders endet, als man es erhofft hätte, macht gerade seinen Reiz aus.
    Diese Autorin befindet sich meiner Meinung nach auf Augenhöhe mit Rebecca Gablé, die für mich zum Besten gehört, was man im Bereich "historischer Roman" lesen kann. :fingerhoch

  • Ein wirklich sehr schöner Roman. Ich vergebe hier auch die volle Punktzahl und kann die Lektüre mit bestem Gewissen empfehlen.


    Liebe Grüße, Sylphide

  • Rechtzeitig zur morgen stattfindenden Lesung mit Sabine Weigand habe ich "Das Perlenmedaillon" beendet.


    Ich war am Anfang etwas skeptisch dem Buch gegenüber, da ich ziemliche Schwierigkeiten mit dem Charakter der Helena hatte, für die ich am Anfang nicht viel Sympathie aufbringen konnte (irgendwo in meinem Kopf hat immer was "Naive Gans!" geschrien). Das hat sich im Laufe des Buches (vor allem nach ihrer Hochzeit) geändert. Nichts desto trotz interessierte mich die Hübschlerin Anna und ihr Erzählstrang am meisten.


    Die Schilderungen des Lebens im mittelalterlichen Nürnberg sind unglaublich plastisch und sehr glaubhaft. Es war z.B. sehr interessant zu erfahren, was das damals übliche Ritual für die "Verabschiedung" eines Leprakranken aus der Gesellschaft war: Man hielt eine Totenmesse und erklärte die Person offiziell für verstorben, Ehepartner durften danach sogar wieder heiraten. :wow
    Die Behandlung die Anna durch ihren Mann erdulden muss wird gekrönt von den immer wiederkehrenden Standpunkten der Menschen um sie herum (sogar ihres Vaters!): Wenn eine Frau sich widerspenstig verhält ist es das Recht und die Pflicht des Mannes, sie körperlich zu züchtigen. Die Selbstverständlichkeit, mit der dies angesehen wurde, lässt mich dem Herrgott danken, dass ich jetzt lebe und nicht damals. *schauder* (oder sollte ich vielleicht noch hinzufügen: jetzt in Deutschland, denn es gibt ja immer noch Länder wo so etwas Gang und Gebe ist)


    Wer sich schon ein wenig mit der Stadtgeschichte Nürnbergs auskennt, wird auch den einen oder anderen Namen wiedererkennen (z.B. den Ratsherrn Anton Tetzel. Gerade seine Rolle bei der Bestrafung Konrads u.a. wegen zu engem Kontakt mit dem Markgrafen war schon sehr ironisch. :lache)


    Die Verfassung der Briefe in der damals wohl üblichen Rechtschreibung fand ich besonders authentisch und hatte eigentlich keine Probleme sie zu lesen. Aber ich stells mir wirklich schwer vor die zu schreiben. :lache Oh, ich glaub das schreib ich mir als Frage für die Lesung auf. *notier*


    Das Nachwort erklärt sehr schön was belegte Geschichte und was Erfindung ist, sowas sollte bei jedem historischen Roman dabei sein. Das dort erwähnte "Stadtlexikon Nürnberg" interessiert mich jetzt sehr, ist aber nicht ganz billig. :-( Aber das Wolkersdorfer Wasserschloss werde ich mir mit Sicherheit bald mal anschaun.


    Einziger Kritikpunkt auch von mir: Ein Glossar wäre vor allem am Anfang nicht schlecht gewesen. Vielleicht wurde der aber auch absichtlich weggelassen um die Leser zu zwingen selbst aktiv zu recherchieren. *g* Schon wieder ne Frage.


    Im Moment habe ich noch "Die Markgräfin" zu Hause die gelesen werden will, morgen gesellt sich "Die Köngisdame" zu ihr.


    Von mir 9 von 10 Fragen.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich habe das Buch gestern ausgelesen und bin begeistert :anbet
    Ich kann mich in allen meinen Vorrednern nur anschließen. Ein klasse Buch.


    Das Ende fand ich so unendlich taurig, das ich mir die Tränen nicht verkneifen konnte. :cry



    Ich kann das Buch nur weiter empfehlen. LESEN! :wave

  • Zu keinem Zeitpunkt war die Handlung langweilig erzählt. Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass der Roman sachbuchartig sein könnte, da Frau Weigand Historikerin ist. Weit gefehlt, spannend und anschaulich erzählt, konnte man am Schicksal von Helena, Niklas und Anna teilnehmen.
    Ein wenig kurz und rückartig kam für mich jedoch der tragische Tod von Vanozza, der Niklas Rückkehr nach Augsburg ebnet.
    Ich habe nicht den Eindruck, dass der historische Roman diese Zeit romantisch verklärt darstellt.
    Mit Läusen, Krankheiten und einer streng reglementierten Ordnung (z.B. Kleiderordnung) beschreibt Sabine Weigand lebendig die Lebensumstände um 1500.
    Besonders gelungen ist die Einleitung über die Gegenwart in die Vergangenheit, ebenso wie der Schluss von der Vergangenheit zurück in die Gegenwart.

  • Das Buch steht auch auf meiner Liste. Wird wohl das nächste sein was ich anfange zu lesen, wenn ich hier lauter Positive Bewertung lese. :lesend

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Von allen drei Romanen von Sabine Weigand hat mir dieser am besten gefallen. Ich bin ab dem "Auszug aus dem Kirchenbuch der Pfarrei Schwabach" mehr und mehr in die Geschichte abgetaucht. Es fiel mir auch wesentlich leichter als bei der "Königsdame", mich mit den Personen zu identifizieren und mitreißen zu lassen. Das liegt wohl auch daran, daß diesmal keine Zeitsprünge von der Autorin eingebracht worden sind. (Was mich allerdings auch überraschte, weil ich das für eine ganz besondere Eigenart der Autorin bisher gehalten habe.)
    Insgesamt also ein wirklich tolles Buch!!! :-)


    Ich bin übrigens neulich in der Nähe von Ansbach einem kleinen blonden Mädchen mit einem braunen und einem blauen Auge begegnet...

  • Ich kann mich den vielen begeisterten Ausführungen nur anschließen!!


    Die Schilderungen der ganz normalen Lebensabläufe war so detailreich und plastisch, dass man sich gut vorstellen konnte, wie es ist, in dieser Zeit zu leben. Die Lebensgeschichten der Hauptpersonen waren spannend und mitreissend. Das Ende hat mir einen Kloß in den Hals getrieben, obwohl ich sonst nicht so bin, weil ich mich total in die Handlung hineinversetzen konnte.


    Nur etwas genervt hat mich der Klappentext.


    Zitat

    ... geben ihr noch Hoffnung - und das Perlenmedaillon, das sie zu Anna, der "Hübschlerin", führt. Mit Annas Hilfe wagt Helena das Unerhörte: sie begehrt gegen ihren Mann auf, ruft den Nürnberger Rat an.


    Denn das stimmt so einfach nicht.


    Aber das tut dem Buch an sich natürlich keinen Abrruch und ich kann es nur hundertprozentig empfehlen!! 10 Punkte.

  • Nachdem ich nun schon häufiger "Das Perlenmedaillon" wegen der guten Rezensionen empfohlen habe, bin ich nun endlich mal selbst zum Lesen dieses wunderbaren Romans gekommen.
    Ich war wirklich begeistert.
    Eine sehr flüssig zu lesende und unheimlich spannende Geschichte mit einem überraschenden Ende.
    Der historische Anteil wirkt sehr überzeugend und authentisch; nicht zuletzt wegen der teils alten Sprache in den vielen Briefen, die die Handlung auflockern ohne den Lesefluss zu stören.
    Sabine Weigand beschreibt sehr genau Protagonisten und das damalige Venedig und Nürnberg. Selbst bei grausigen Szenen spart sie nicht an Details, aber auch das gehört bei einem historisch authentischen Buch (leider für die damalige Zeit) auch zum Inhalt.
    Der Roman wird noch einige Zeit auf mich wirken.

  • Das Buch habe ich letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen und nun lag es mehr als ein halbes Jahr auf meiner SUB. Um meine SUB zu schmälern habe ich mir vorgenommen, erste einmal alle Bücher aus 2007 zu lesen und da griff ich zu diesem Buch und war mehr als begeistert.


    Die Autorin hat einen tollen Schreibstil und so fand ich sofort in die Geschichte rein und litt mit allen Figuren mit. Sabine Weigand zeichnet ihre Figuren liebevoll und mit viel Tiefe. Sie erschienen mir richtig menschlich und waren nicht nur blasse Gestalten auf dem Papier.


    Die Geschichte beginnt im 21. Jahrhundert mit dem Museumsleiter Paul Möbius der von einem Geistlichen einige Gegenstände aus der Kirche zur Ausstellung und sicheren Verwahrung im Museum erhält. Ein Perlenmedaillion erweckt seine Aufmerksamkeit und als er dann noch ein Stück Papier in dem Säckchen findet, in dem das Medaillon aufbewahrt wurde und er undeutlich das Wort Oberwolkersdorf entziffern kann entschließt er sich dort hinzufahren und nachzuforschen. Dort angekommen findet er nichts Interessantes und macht Rast unter einem Baum, dort schläft er ein.


    Und dann erst beginnt die Geschichte in der Vergangenheit, was mich nicht sonderlich Gestört hat. Es vermittelt einen Gewissen reiz, wenn man sich vorstellt, wie viele Dinge aus der Vergangenheit bis zur heutigen Zeit „überlebt“ haben und welche Geschichten sie uns erzählen könnten. Der Klapptext ist nicht ganz Richtig und etwas irreführend wie ich finde, aber okay, dass soll diesem schönen Buch nicht Schaden.


    Helene, Niklas und Anna sind die drei Hauptfiguren dieses Buches und es wird immer wieder zwischen ihnen gewechselt, so erhalten die Leser gleich 3 verschiedene Eindrücke in die damalige Zeit. Helene ist die Tochter eines reichen Kaufmannes, Niklas verschlägt es nach einem Zwischenfall mit seinem Ziehonkel nach Venedig und Anna wird durch eine Vergewaltigung zur Prostituierten. Alle drei haben einen tollen Charakter und ich habe sie aller drei lieb gewonnen, mit jedem von ihnen konnte ich mitfühlen und habe ihre Geschichte mit vergnügen verfolgt. Auch die Briefe die sich Niklas und Helene in der alten Sprache schreiben, war für mich ein Genuss.


    Mit viel Spannung und mit vielen Emotionen schreibt die Autorin die Geschichte jedes Einzelnen nieder. Mir erschien keine einzige Stelle langweilig und alle Handlungen waren logisch und schlüssig.


    Helene wird unter Zwang an Konrad Heller verheiratet und muss unter ihm sehr schwer leiden. Er prügelt und quält sie. Sie tat mir am meisten Leid, war sie doch eine Gefangene der Gesellschaft und konnte ihn nicht ohne weiteres Verlassen, so fristet sie ihre Tage unter seiner rohen Knechtschaft, selbst die 4 Kinder die sie ihm schenkt, können ihn nicht besänftigen.


    Niklas ist der Vetter von Helene und wird von ihrem Vater herausgeworfen nachdem er erfährt, dass sie einander lieben. Niklas verdingt sich als Knecht und reist mit einem Kaufmann nach Venedig, wo er eine Anstellung in einer Goldschmiede erhält. Er lebt dort über 10 Jahre und verlässt die Stadt erst nachdem ihn dort nichts mehr hält.


    Anna wird in ihrer Jugend von einem Müller, bei dem sie und ihre Familie arbeit finden, vergewaltig und macht sich danach auf den Weg nach Nürnberg. Dort möchte sie eine Anstellung als Dienstmagd finden, gerät aber an einem Mann, der sie an den nächsten Hurenwirten verkauft. Ihre Geschichte wird noch von Cilli, Lindhart, Eva und dem Mönch Philipp, der übrigens der Bruder von Helene ist, begleitet. Alle waren liebenswerte Nebenfiguren die ich auch lieb gewonnen habe.


    Die einzelnen Handlungen verlaufen mal zusammen und trennen sich dann wieder, um sich zum Schluss zu einem spannenden Ende zu vereinen. Die Autorin baut einen schönen Spannungsbogen auf und der Leser hofft auf ein Happy End für alle Personen.


    Für mich war das Buch eine Bereicherung, habe ich doch wieder einiges gelernt und bekannte Dinge wieder getroffen. Sabine Weigand zähle ich jetzt schon zu einer meiner Neuentdeckungen 2008 und ihr nächstes Werk „Die Markgräfin“ wird mich in den Urlaub begleiten.

  • dieses großartige Buch hab ich gestern begonnen und ich bin schwer begeistert! Besonders toll gefällt mir natürlich, dass es zum Teil in Nürnberg spielt - da ich ja diesen Sommer dort zwei Monate gearbeitet habe, habe ich schon einiges kennen gelernt.
    :wave *winkt allen Nürnberg-Eulen* :wave


    bisher ist die Geschichte richtig toll und mitreißend erzählt. natürlich in der gewohnten Qualität von Sabine Weigand. so, jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht und geh dann mal ins Bett noch eine Runde lesen!

  • Danke für die vielen schönen Rezis :wave
    Ist das Buch ein Teil einer Serie?

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Das Buch gibt es gerade schön günstig um € 4,95 :grin Ich hab's gerade bestellt.

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)