Der kleine Freund -- Donna Tartt

  • Vor ewigen Zeiten hab ich das Buch gelesen und bin grad durch Ikarus Beitrag im "Ich lese gerade" darauf gestoßen, daß es hier noch keine Rezi gibt.
    (Außerdem ist zur Zeit das HC bei Amazon von 24 € auf 5 € reduziert....)


    Kurzbeschreibung
    Alexandria, eine kleine Stadt in den Südstaaten in den 60er Jahren. Hier wächst Harriet Cleve als Tochter einer alteingesessenen Familie heran. Sie ist umgeben von Geborgenheit und Liebe, und doch lastet ein dunkler Schatten über ihrer Kindheit. Denn zwölf Jahre zuvor wurde Harriets neunjähriger Bruder Robin erhängt an einem Baum im Garten aufgefunden. Die Umstände von Robins rätselhaftem Tod blieben für immer ungeklärt, und in all den Jahren hat die Familie das entsetzliche Ereignis nie überwunden. Doch dann entschließt sich die zwölfjährige Harriet, den Schrecken der Vergangenheit auf die Spur zu kommen – und endlich Robins Mörder ausfindig zu machen ...


    "... Donna Tartt kehrt glanzvoll zurück ... "
    Cosmopolitan


    Über den Autor
    Donna Tartt wurde 1963 in Greenwood, Mississippi, geboren. Mit fünf Jahren schrieb sie ihr erstes Gedicht. 1981 begann sie an der Universität von Mississippi zu studieren und wechselte dann auf das Bennington College in Vermont, wo sie 1986 auch ihren Abschluss machte. Während des Studiums begann sie mit der Arbeit an ihrem Debütroman "Die geheime Geschichte". Heute lebt Donna Tartt mit ihrem Boston Terrier und zwei Möpsen abwechselnd in Charlottesville, Virginia, und Manhattan.



    Meine Meinung:
    Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Buch wirklich ein Krimi sein will.
    Eigentlich ist es mehr eine Familiengeschichte, zwar eine tragische aber mehr auch nicht, zumindest für mein Gefühl.
    Trotz der Tragik, war das Buch für mich irgendwie gefühllos, langweilig und langatmig.
    750 Seiten und es passiert einfach nicht viel, eigentlich würde ich gern sagen: Es passiert gar nichts. Denn das würde es auch treffen.
    Das kleine Mädchen war mir von Anfang an unsympathisch und es hat mich einfach kaum interessiert, was da in ihrer Familie so passiert.
    Die Geschichte zieht sich wie Kaugummie und bringt weder zum Lachen, noch zum Weinen noch sorgt sie für Spannung.
    Ich hab seit diesem Buch nie wieder einen Tartt angefaßt, das bleibt auch so.
    Das Leben ist zu kurz für langweilige Bücher. :-]

  • Hallo Babyjane,
    vielen Dank für die Rezi!
    Hast du denn auch "Die geheime Geschichte" von ihr gelesen? Darüber gibt es ja auch sehr viele geteilte Meinungen. Ich jedenfalls zähle es zu meinen Lieblingsbüchern! Aber viele, die "Die geheime Geschichte" gut fanden, konnten ebenfalls mit "Der kleine Freund" nichts anfangen.
    Ich habe es noch hier zu stehen und kann mich einfach nicht überwinden ob der schlechten Kritiken...

  • Sue Town,
    Nein, ihren Erstling hab ich nach der schlechten Erfahrung nicht mehr gelesen, obwohl mir Wolke den ganz arg ans Herz gelegt hatte.
    Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, eben weil ich dieses hier sooooo schlecht fand. :-(

  • Dann schließe ich mich jetzt Wolke an und lege ihn dir ebenfalls ans Herz!! Es ist ein wirklich grandioses Buch und man sollte schauen, ob es einem liegt. Wenn nicht, kannst du es immer weglegen, aber wenn ja, dann verpasst du etwas Großartiges, wenn du es nicht probierst!

  • Aber der SUB ist doch soooo groß.... *jammert*
    Aber gut, ich werde beim nächsten Mal in der Buchhandlung mal reinlesen.... aber nur mal kurz.... :grin

  • Hallo liebe Eulen !!!!


    Ich habe damals die " Die geheime Geschichte " gelesen und
    muss einfach sagen , das dieses Buch einer meiner Lieblingsbücher
    geworden ist !!! Einfach überwältigend, spannend bis zum Schluss
    und ohne vorraussehbaren "Ende"


    Einfach brillant und intelligent geschrieben !!!!!!!


    Darum war ich jetzt bei diesen Buch ( Der kleine Freund ) total enttäuscht
    und außerdem so in der Länge ( über 700 Seiten ) gezogen !!!


    Es ist ein Unterschied zwischen "Tag und "Nacht "


    Schade eigentlich , denn die Erwartungen vom ersten Buch waren überhaupt nicht erfüllt !!!!!


    :-(

  • @teufelchen...na, Mönsch. Bei so vielen Ausrufezeichen bin ich ja direkt froh, dass ich mir "Die geheime Geschichte" nun auch gekauft habe. :-)


    Und bei diesem Buch bin ich ja mal gespannt, wie meine Meinung ausfällt, wenn ich es durchgelesen habe ;-)


    :wave

  • @ Fritzi
    Ja, ich erinner mich noch, daß wir darüber diskutiert haben, weil ich nämlich glaub ich das gleiche Leseexemplar hatte, wie du :grin und Wolke mich schon vorgewarnt hatte, daß es nichts für mich ist, weil du es nicht so toll fandest.... aber ich mußte ja unbedingt selbst.... :cry

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Fritzi
    Ja, ich erinner mich noch, daß wir darüber diskutiert haben, weil ich nämlich glaub ich das gleiche Leseexemplar hatte, wie du :grin und Wolke mich schon vorgewarnt hatte, daß es nichts für mich ist, weil du es nicht so toll fandest.... aber ich mußte ja unbedingt selbst.... :cry


    oooooooooooooooh, nu wein man nich! :knuddel

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich lese den "Kleinen Freund" gerade. Die Geheime Geschichte fand ich gut genug, sie immerhin zweimal zu lesen, aber "grandios" hätte ich sie nicht genannt - als Psychostudie ist es gelungen, aber die permanente Drogenfresserei hat mich mit der Zeit etwas genervt (kann sein, dass mir mein Gedächtnis jetzt einen Streich spielt, ich habe es so in Erinnerung).


    Als ich Gelegenheit bekam, den "Kleinen Freund" als Restexemplar spottbillig zu kaufen, habe ich jedenfalls hingelangt.


    Nach ungefähr einem Drittel war ich im Zweifel, ob ich das Buch auslesen soll. Habe dann die Rezensionen bei Amazon durchforstet und - kurioserweise gerade wegen der vielen Verrisse - wieder zu dem Buch zurückgefunden, weil ich dachte, sooo schlecht ist es auch wieder nicht.


    Ich habe mich jetzt einfach von dem Gedanken verabschiedet, einen "straighten" Roman zu lesen, und lese es mehr als Geschichtensammlung. Denn Atmosphäre hat es zweifellos, die Schlangenjagdszene zum Beispiel ist großartig, und die vielen abgedrehten Charaktere haben einigen Unterhaltungswert. Ich finde auch Harriet nicht unsympathisch. Jetzt bin ich halb durch und denke, ich lese es auch aus, obwohl ich mich schwer dranhalten muss, weil ich demnächst an der Anne Rice-Leserunde teilnehme - und wenn ich jetzt mit dem Tartt-Buch aussetze, nehme ich es bestimmt nicht noch einmal vor. Als selbst Schreibende muss ich sagen: Es ist ganz schön mutig, ein Buch in dieser Form zu veröffentlichen, nicht nur von der Autorin, sondern auch von dem Verlag. Wäre Donna Tartt eine Unbekannte, hätte das Lektorat wahrscheinlich den Schmöker erbarmungslos zusammengestrichen.


    Der Titel "Der kleine Freund" weckt übrigens meinen Verdacht, dass die eigentliche Hauptperson Hely ist - ein, wie ich finde, bezaubernder Charakter, mit all den Anlagen zu penetranter Männlichkeit, die bei einem so unsicheren Zwölfjährigen ganz reizend wirken.


    Da ich aus den Amazon-Rezensionen weiß, was ich von diesem Buch NICHT erwarten kann, werde ich es hoffentlich ohne Enttäuschung auslesen können ...


    Einen weiteren Tartt wird es allerdings in meinem Regal wahrscheinlich nicht mehr geben.


    Lesegruß
    Zefira

  • So, ich bin durch und mit dem Buch versöhnt.
    Schade, dass es offenbar niemanden hier so richtig anspricht; eine Diskussion darüber fände ich nicht uninteressant ...


    Natürlich hat es entschiedene Längen, aber das Schlusskapitel ist einfach unglaublich - krass, fremdartig, aufwühlend.


    Hely ist nicht der "kleine Freund", es kann nur Danny gemeint sein. Aber was sind das für merkwürdige Familien, die da einander gegenüberstehen? In der einen gibt es nur Frauen, alle alternd bis alt, mehr oder weniger indolent, sie gleiten so unberührt durchs Leben wie Nixen. In der anderen gibt es nur Männer, alle jung, stark, berstend vor Energie, die aber wirkungslos verpufft, weil sie praktisch nie nüchtern sind. Und alles, was da passiert, passiert einem zwölfjährigen Kind.


    Ich habe das Gefühl, der Stoff "verteilt" sich irgendwie zu sehr, oder die Autorin wollte zu vieles gleichzeitig ...


    Als Erholung habe ich nun "Hexenkind" von Sabine Thiesler begonnen und empfinde diesen Roman, verglichen mit dem Kleinen Freund., als furchtbar flach und klischeehaft. Obwohl ich Sabine Thiesler durchaus mag.


    Lesegruz
    Zefira

  • Die Suchfunktion im Forum ist wirklich nervtötend. Ich habe mich totgeklickt, bis ich diesen Rezi-Thread gefunden habe, und dann auch noch in "Krimis/Thriller", wo er m.E. wirklich nicht hingehört, denn das ist anspruchsvolle, zeitgenössische Belletristik.


    Tartts mit Abstand drittbester Roman


    viersterne.gif


    Ich habe kürzlich erst „Der Distelfink“ gelesen, nicht zuletzt, weil mich die etwas eigenartige, kitschige Ausstattung, die der Goldmann-Verlag den ins Deutsche übersetzten Romanen von Donna Tartt verpasst hat, etwas irritiert hatte, vor allem aber, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass es nach ihrem furiosen Erstling „Die geheime Geschichte“ aus meiner Sicht noch besser werden könnte. Ich wurde positiv enttäuscht; natürlich ist „Der Distelfink“ eine Klasse für sich, legt noch einmal ein paar Scheite drauf, und rechtfertigt jeden Preis und jeden Verkaufserfolg, den der Roman für sich verzeichnen konnte. Donna Tartt erzählt wie sonst fast niemand, verdichtet Szenen und Figuren mit ihrer beeindruckenden Sprachkunst, und für die Art und Weise, wie sie Atmosphäre vermittelt, wie sie einen ins Geschehen mitnimmt, fehlen mir schlicht die Worte. Das ist beispielsweise in der kathartischen Museumsszene in „Der Distelfink“ einfach atemberaubend, aber nicht nur dort, und auch in ihren zwei anderen Romanen – drei sind es bislang insgesamt, denn Tarrt arbeitet eher gemächlich, hat für „Der kleine Freund“ zehn Jahre gebraucht – gibt es viele Momente und Situationen, die man fast greifen kann, die einen beim Lesen nachgerade durchdringen: Prosa-Immersion pur und at it’s best.


    „Der kleine Freund“, zwischen „Die geheime Geschichte“ und „Der Distelfink“ erscheinen, liefert das zwar auch, aber leider vermag bei diesem Text das Drumherum nicht zu überzeugen, nimmt einen die Geschichte nicht so mit wie bei den anderen beiden Büchern, insofern hier überhaupt von einer Geschichte gesprochen werden kann. Erzählt wird hauptsächlich von Harriet, der Zwölfjährigen, die acht Jahre vor den Ereignissen des Romans ihren Bruder verloren hat, Robin, der damals neun Jahre alt war und im Vorgarten an einem Baum erhängt (und tot) aufgefunden wurde, während die Großfamilie drinnen feierte. Dieser vermeintliche Mord wurde nie aufgeklärt, hat aber die Familie nachhaltig paralysiert, vor allem Harriets Mutter Charlotte, die auch in der Jetztzeit des Romans (in den Siebzigerjahren) noch wie gelähmt ist, die Kinder vernachlässigt und alle Arbeit der unterbezahlten (schwarzen) Hausangestellten Ida überlässt. Was nebenbei den Vorteil hat, dass sie sich nicht übermäßig um die eigensinnige und überaus kluge Harriet kümmern muss. Dann sind da noch ein paar Tanten, also Schwestern der Mutter, und die Großmutter, die eine selbstgerechte Frau ist – alle wohnen in unmittelbarer Nähe. Nur Harriets Vater hat sich nach Texas davongemacht und lebt dort mit seiner Geliebten, ist aber immer noch in Tennessee mit Charlotte, Harriets Mutter, verheiratet.

    Und dann meint Harriet, herausgefunden zu haben, wer für Robins Tod verantwortlich ist. Einer der Ratliff-Brüder, drei verlotterte Rednecks, die unten am Fluss wohnen, ist der Mörder, denkt sie, und macht sich auf, den Bruder zu rächen, der gestorben ist, als sie selbst vier Jahre alt war.


    Es gibt wirklich viel Atmosphäre in diesem heißen, verschwitzten, ausgetrockneten und übrigens schlangenreichen Südstaaten-Hochsommerroman, aber es gibt leider überhaupt keine Geschichte, vor allem aber keine Entwicklung. Extrem detailreich und irre anschaulich nimmt uns Donna Tartt mit ins Alexandria, Tennessee, der Siebzigerjahre, zeigt das Familiengeflecht, die Lebenswirklichkeit, den Alltag und die sozialen Strukturen, und das gleiche noch einmal für die drei Ratliff-Brüder und ihre schräge Oma, die in einem Trailerpark am Fluss leben – White Trash, wie er trashiger nicht sein könnte. Wie auch in den beiden anderen Romanen wechselt Tartt die Perspektiven, erzählt personal, wie man das nennt, aus der Sicht der jeweiligen Figuren, und das funktioniert perfekt. Es gibt auch so etwas wie einen dramatischen Höhepunkt, der aber leider keine Antwort auf die Frage liefert, was Donna Tartt mit diesem Roman eigentlich zu erzählen versucht. „Der kleine Freund“ (der Titel ist genau genommen irreführend) ist eine Milieustudie, außerdem ein Episodenroman, möglicherweise so etwas wie eine Heldenreise, doch einen Spannungsbogen, einen echten Konflikt, der am Ende gelöst ist, sucht man vergebens. Ganz im Gegenteil bleibt vieles offen, erklärt sich am Schluss nicht, warum Figuren ausführlich eingeführt wurden, versanden komplette Handlungsstränge, und auch das zentrale Geschehen innerhalb der Familie, das Verhältnis der Schwestern, auch zu ihren Kindern und zur Mutter, entpuppt sich schließlich als reine Kulisse, schreitet kaum voran. Außerdem ist „Der kleine Freund“ eigenartig unstrukturiert und sprunghaft, aber ohne zwischen den Sprüngen abzugrenzen. Ein-, zweimal habe ich mich beim Lesen der fast 800 Seiten verblättert und hatte große Schwierigkeiten, die fragliche Stelle wiederzufinden, weil die Ähnlichkeit im Text zu groß war, weil es sich zu wiederholen schien, weil die flache Chronologie die Orientierung erschwerte.


    Auch dieser Roman ist fraglos sensationell gut erzählt, aber er hat große Schwächen in anderen Bereichen. Im Vergleich zu Texten aus den Federn anderer Autorinnen und Autoren hielte er wahrscheinlich dennoch eine Sonderstellung, aber von den drei Tartt-Romanen ist es nur der drittbeste, und das mit deutlichem Abstand zu den anderen beiden. Bei denen war ich nicht froh, als ich die Lektüre beendet hatte, bei diesem hier schon.

    ASIN/ISBN: 3442487323

  • Die Suchfunktion im Forum ist wirklich nervtötend. Ich habe mich totgeklickt, bis ich diesen Rezi-Thread gefunden habe, und dann auch noch in "Krimis/Thriller", wo er m.E. wirklich nicht hingehört, denn das ist anspruchsvolle, zeitgenössische Belletristik.

    Wenn Du

    dann ist dieser Thread hier die Nummer 6 in den Suchergebnissen. Und es ist dann auch vollkommen egal, in welchem Unterforum das Buch einsortiert wurde. ;)