Tannöd - Andrea Maria Schenkel

  • Klappentext:


    Sie nennen ihn nur noch den Mordhof, den einsam gelegenen Hof der Danners in Tannöd. Eine ganze Familie wurde in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Gemocht hat sie kaum jemand, mürrische, geizige Leute waren sie und den ein oder anderen hat der alte Bauer wohl auch übers Ohr gehauen. Aber selbst die Kinder wurden grausam ermordet, und so geht die Angst um im Dorf, denn vom Mörder fehlt jede Spur.
    Diese Spur muss der Leser aufnehmen.
    Unheimlich wird es, weil man jeden Schritt des Mörders mit verfolgt, ihn beobachtet bei seinen alltäglichen Verrichtungen, ohne seine Identität zu kennen. Die spannende Unruhe, die einen bis zum Ende nicht verlässt, löst sich erst auf, wenn das Mosaik komplett ist.
    Die Autorin legt mit ihrem Debüt nicht nur einen dramatischen, literarisch reizvollen Kriminalroman vor. Sie zeichnet schonungslos und eindrücklich das Porträt einer bigotten und ganz und gar nicht idyllischen dörflichen Gemeinschaft mit einem traumatischen Beziehungsgeflecht, das schließlich zum Mord führt.
    Dem Buch liegt ein ungeklärter Mordfall an einer Bauernfamilie zugrunde.



    Portrait.


    Andrea Maria Schenkel lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.



    Meinung:


    Mit diesen verschiedenen Erzählertypen, ist es ein gelungenes Buch geworden. Ich wurde durch jede Person mal mehr und mal weniger voran geführt.
    Ein Landleben, das die Autorin in die fünfziger/sechziger Jahre geschrieben hat. >Man kennt sich untereinander, man weiss fast alles und doch nicht alles.<


    Gestört hat mich eigentlich nur diese 'Gebetsseiten', ich habe nicht herausgefunden warum sie der Geschichte dienlich sein sollten. Gut ich blätterte einfach weiter, kein Problem.


    Ich denke mal, der Deutschen Krimipreis 2007 ist gerechtfertigt. Mal was ganz anderes, oder?


    Hier wollte ich noch einen Link zu '3SAT Kulturzeit' anbringen, da gibt es einen Bericht:
    "Der Dämon sitzt in jedem"
    Andrea Maria Schenkels preisgekrönter Krimi "Tannöd"

    :gruebelwenn ich die Adresse verlinke, kommt von 3Sat immer eine Fehlermeldung

  • Zitat

    Original von Sylvi
    Hört sich echt gut an,kommt mal auf meine Wunschliste :wave


    Elke Heidenreich hat es ja in ihrer Sendung auch vorgestellt,und da hat es mir schon zugesagt :grin


    :write

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Elke Heidenreich hat mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht.


    Obwohl ich es mit seinen 125 Seiten mit 12,90 Euro recht teuer fand, legte ich es mir dennoch zu.


    Interessant ist, dass dieses Buch ohne Erzähler auskommt. Die Autorin bemüht eine Vielzahl von "Zeugen", die zur Aufklärung des Verbrechens beitragen. Die Schilderungen sind natürlich durch und durch subjektiv gefärbt, so dass sich erst am Ende ein komplettes Bild ergibt.
    Der Klappentext verspricht "das Porträt einer bigotten und ganz und gar nicht idyllischen dörflichen Gemeinschaft mit einem traumatischen Beziehungsgeflecht", welches sich zwar erahnen lies, aber letztendlich in meinen Augen nicht umfassend genug dargestellt wird. Es kam für mich keine Atmosphäre auf.


    Insgesamt habe ich ca. eine Stunde gelesen und habe - wie Leonardo - die kursiven Gebete ausgelassen, da ich damit überhaupt nichts anfangen konnte.


    Mich wundert, dass der Krimipreis des Jahres 2007 bereits jetzt vergeben wurde, wo doch noch gar nicht feststeht, welche Romane noch erscheinen werden. Auch die Platzierung von "Tannöd" kann ich nicht ganz verstehen.


    "Tannöd" sucht jetzt ein neues Zuhause, da ich es nicht behalten möchte. Bei Interesse bitte eine pn an mich, der oder die erste bekommt es von mir zugeschickt.


    edit: "Tannöd" geht auf die Reise zu milla, in der Hoffnung, dass diese es lieber mag als ich. :-)

  • Zitat

    Original von Madita
    Mich interessiert das Buch auch schon ne Weile, wo doch die Autorin direkt um die Ecke wohnt, aber bei dem Preis wart ich wohl erst noch ein paar Meinungen ab. ;-)


    :write Ich warte bis es günstig zu Ebay kommt. :grin


    Ich glaube auch, dass ich weiß, welchen Mordfall sie als "Vorbild" genommen hat. Du auch Madita? :wave

  • Puuuh, also ich muss sagen, ich hab es auch gerade in einem Rutsch durchgelesen, ich konnte ehrlich gesagt nicht aufhören... :wow


    Meine Meinung:
    Tannöd ist ein ganz außergewöhnlicher Krimi, denn er kommt nicht nur ohne Ermittler wie in einem klassischen Plot, und ohne echten Erzähler, sondern nahezu auch ohne tatsächliche Handlung aus. Ein Unbekannter wird Zeuge der Berichte zahlreicher Dorfbewohner, denen die Opfer mehr oder minder gut bekannt waren. Diese Berichte tragen die "Handlung", sie rekapitulieren die Ereignisse vor und an dem schicksalträchtigen Wochenende, an dem die Bewohner des Hofes Tannöd brutal erschlagen wurden. Jeder Bericht ist tief geprägt von der Persönlichkeit des Erzählenden und dessen oder deren Verhältnis zu den Opfern. Dies schlägt sich nicht nur in den enthaltenen Informationen, sondern auch in Sprache und Emotion nieder, was sie für mich besonders intensiv und authentisch machten. Ob die geistig leicht verwirrte alte Witwe im Altenheim oder die Schulfreundin der Tochter - sie alle sind wirklich vor meinem geistigen Auge auferstanden und trugen ihr Mosaiksteinchen dazu bei, die grausame Tat, Täter und Motiv zu enthüllen.


    Eingestreut in die zahlreichen Zeugenberichte und Meinungen sind die aktuellen Handlungen des Täters - unerkannt bis zum Schluss begleitet ihn der Leser bei seinem heimlichen Treiben zur Vertuschung der Tat - und alte Gebete, besser gesagt Fürbitten. Fürbitten für die Toten und meiner Meinung nach auch für die Lebenden, die sich in unterschiedlichem Ausmaß durch ihr Verhalten oder ihr Wegsehen möglicherweise mitschuldig gemacht haben.


    Ein beeindruckender Krimi der ganz anderen Art, der bei mir einen richtigen Sog zum Weiterlesen ausgelöst hat, und auch wenn mich die Auflösung nicht 100% überzeugt hat, der (zunächst gewöhnungsbedürftige) Stil hat es allemal!


    Von mir ebenfalls 8 Punkte :-]

  • ich versuche schon seit Wochen, dieses Buch über meine Buchhändlerin zu bekommen....Fehlanzeige....das macht mich langsam nervöse. Ich wollte es, nachdem es bei Frau Heidenreich vorgestellt wurde auch unbedigt lesen....und komme nicht ran.... :bonk ;-(

    Liebe Grüße Eselohr


    Ich lese: Jesus liebt mich- David Safier :rofl


    Wir leben zu sehr in der Vergangenheit, haben Angst vor der Zukunft und vergessen dabei völlig die Gegenwart zu genießen

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eselohr ()

  • So, seit Freitag hab ich es ...juchu..

    Liebe Grüße Eselohr


    Ich lese: Jesus liebt mich- David Safier :rofl


    Wir leben zu sehr in der Vergangenheit, haben Angst vor der Zukunft und vergessen dabei völlig die Gegenwart zu genießen

  • Ich habe den "Tannöd" gerade zu Ende gelesen. Na ja, schlecht fand ich es nicht, sprachlich und der narrative Aufbau mit den verschiedenen Erzählern fand ich gut, aber vom Hocker gerissen hat mich das Buch nicht. Ich frage mich, warum so viel Wind darum gemacht ist. Ist das wirklich der beste Krimi des Jahres?


    Allerdings bin ich kein Krimi Fan und lese Krimis wirklich sehr selten. Mag sein, dass ich deshalb das Buch nur ganz nett finde, aber in keine Begeisterungsstürme ausbrechen kann.

  • Hallo Friderike und an alle anderen,


    ich bin selbst Krimiautor und werde mich daher nicht über Kollegen auslassen.
    Aber zu Elke Heidenreich sei mir eine Bemerkung gestattet....


    Die Macht, die sie mit ihrer Meinung ausspielt gefällt mir nicht. Das ist eine Zäsur der übelsten Machart. Eine Beinflussung und gleichzeitig Verkaufsstrategie. Kaum sind wir Ranitzki los, tritt sie in sein Fußstapfen.
    Ihr Problem. Aber ich kaufe mir keines der von ihr empfohlenen Bücher mehr.
    Sie ist Verlagsorientiert. Also einseitig.


    Tschau
    euer Hef Buthe


  • Was meinst du mit Zäsur??? :gruebel


    Wirst du dich nur zu Krimis hier nicht äußern oder zu Büchern allgemein? Fände ich aber schade...