Sind wir Leser zu leichtgläubig?

  • In der Hoffung, eine ähnliche Grundsatzdiskussion wie mit den Historischen Romanen zu starten, möchte ich diesen Thread eröffnen.


    Sind wir Leser der Trivialliteratur generell zu unkritisch? Sind wir so auf Unterhaltung aus, dass der Inhalt völlig egal ist?


    Ertappt ihr euch nicht auch dabei, dass ihr unbewusst Dinge glaubt, die euch in der Trivialliteratur erzählt wird? Ertappt ihr euch nicht auch dabei, dass ihr mit Dingen argumentiert, die ihr irgendeinmal in einem Roman gelesen habt? Oder kennt ihr andere Menschen, die dies machen?


    Sind wir zu leichtgläubig?


    Beispiel, ohne jemanden anzusprechen: Cross Geschichte in "Die Päpstin" wurde ja - das ist Tatsache - von vielen Lesern hier im Forum als richtig angesehen, obwohl das Buch vor Fehlern nur so strotzt und die "Päpstin" nicht mehr ist als eine Sage ist.


    Lassen wir uns durch unsere Leichtgläubigkeit gezielt fehlleiten?


    In der Annahme, dass diese Diskussion spannend und emotional wird, habe ich mir schon meinen Helm und meine Rüstüng übergezogen. Ich bin gespannt. :grin


    mfg

  • Oh, oh, oh!!


    Das ist ein heikles Thema! Ich denke ja - wir sind es! Nicht nur bei den "Lebenshelfern", welche viel mehr Schaden anrichten können, als dass sie helfen - nein auch ich erwische mich, dass ich manchmal etwas lese und mich frage : STIMMT das etwa????
    Beispiel: "Eine Billion Dollar"
    Da geht es um die Wirtschaft - die Globalisierung usw. -
    Gut, ich glaubte jetzt nicht, dass man über 500 Jahre ein Vermögen anhäufen konnte - aber die Aussagen bzgl. der Wirtschaft kamen wirklich sehr glaubhaft rüber - zuuuu glaubhaft??? :grin

  • ich gesehe.
    ich bin schon oft leichtglübig was in büchern steht. aber auch nicht alles. die templerin von hohlbein lgaube ich nicht. da weis ich das es erfunden ist. aber bei "wie ein lamm unter löwen." schon. bis auf den letzten vierten teil. das ist zu absurd. oder in einigen anderen büchern.
    aber zeit und lust jedes buch zu überbrüfen habe ich nicht.

  • Ich denke nicht, zu leichtgläubig zu sein. Eher im Gegenteil. Sogar bei anerkannten historischen Romanen ertappe ich mich oft, dass ich denke: "Kann nicht sein. Woher will das der/die Schriftsteller/in wissen? Hat er/sie alte Gesprächsprotokolle gefunden?" Das ließe ich mir ja noch von offiziellen Anlässen einreden, aber ganz gewöhnliche Tischgespräche, Unterhaltungen mit Freunden oder gar im (Ehe)Bett - sowas halte ich immer für dichterische Freiheit. Ich sage bewusst nicht "Lügen", denn das macht doch auch einen Roman aus, dass er nicht nur "trockene" Fakten serviert.


    Ich kann sehr wohl zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden. Und das mit der Unterhaltung: ja, natürlich, nur gut und stimmig muss sie sein. So nach dem Prinzip: wenn es auch nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Nein ich glaube nicht alles was in den Büchern steht.Ich hinterfrage, kann es so gewesen sein? Aber leichtgläubig nein. Und zum Thema mit der Päpstin.Wer 100% glaubt diese Geschichte ist absolut korrekt der hat den Anhang im Buch nicht gelesen, da steht drin das die Wahrscheinlichkeit, dass es sie gegeben hat da ist .Trotzdem verstehe ich nicht warum es nicht unter historische Romane aufgeführt werden sollte und wenn ich der Meinung bin, warum sollte es nicht so gewesen sein bin ich nicht leichtgläubig.


    Historikus
    Hast du die Päpstin gelesen?


    gruß orquidea

  • alles darf man wirklich nicht glauben.
    eine geschichte as der sicht eines bürgerlichen z.b. kann man wohl schlecht historisch nachvollziehen. nur wie es in der zeti war etc. aber nicht für einzelne menschen.
    ich merk das ich seit dem ich hier bin immer kritischer gegenüber solechen büchern werde.

  • Ach His, nicht schon wieder!!!


    Lass doch die Menschen, die sich ein Buch gekauft haben - egal ob historisch, Liebesroman, Thriller - leichtgläubig sein. Das wichtigste ist doch das ihnen das Buch gefällt und sie nicht ständig mit einem Laptop in die Buchhandlung rennen, dort erst einmal anfangen zu recherchieren und dann vor versammelter Mannschaft erklären, das buch ist ein Fake.


    Da bin ich lieber leichtgläubig und :bruell es von mir aus auch noch in die Welt hinaus.



    Tschüß Micha der im Moment nur den Kopf schüttelt!!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • obwohl ich "die päpstin" nicht gelesen habe und nicht mitreden kann zwecks falscher recherche etc. geht mir das ganze schon gehörig auf den zeiger... :fetch irgendwann muß mal schluß sein... punkt - aus...


    mir selbst ist es auch egal ob ich leichtgläubig bin oder nicht, die hauptsache ist, das buch was ich lese unterhält mich und läßt meine gedanke in neuen bahnen kreisen. :]

  • Hi,


    wird ja schon interessant. Nun denn! :grin


    Sisi ...


    Zitat

    Das ist ein heikles Thema! Ich denke ja - wir sind es!


    Ich finde es schön, dass du so ehrlich bist. Das ist immer hoch anzurechnen.
    Denn auch ich habe mich schon ertappt, dass ich etwas über Dan Browns wilden Thesen über den Vatikan geglaubt habe. ;-)


    Rattentod:


    Zitat

    aber zeit und lust jedes buch zu überbrüfen habe ich nicht.


    Aber das tut doch keiner, nicht einmal ich. :-)


    Es geht doch darum dass es einigen Personen gibt, die Informationen, Geschichten aus Trivialliteratur gleich mit Fakten verbinden. Leider habe ich das schon oft erlebt. Und es gibt einige, die es manchmal unbewusst in ihrer Argumentation tun. Dazu zähle ich mich übrigens auch ...


    Man kann nicht jedes Detail überprüfen - absolut unmöglich. Es genügt doch schon wie orquidea es macht - kritisches Denken. Kurzes Nachdenken, ob dies richtig oder logisch sein kann, reicht völlig.


    Orquidea ...


    Zitat

    Wer 100% glaubt diese Geschichte ist absolut korrekt der hat den Anhang im Buch nicht gelesen, da steht drin das die Wahrscheinlichkeit, dass es sie gegeben hat da ist


    Den Anhang lesen die wenigstens. Und wenn wir ganz ehrlich sind: Cross Anhang ist mehr als mickrig. :grin
    Die redet solange und überzeugt von Johanna, dass es weh tut. Und ihre tausenden historischen Fehler erwähnt sich nicht einmal. Das unterscheidet sie zB von der Weltklasseautorin Rebecca Gable (für mich ist sie das): Die verrät im Anhang jede historische Macke, die auch nicht häufig sind.


    Zitat

    Trotzdem verstehe ich nicht warum es nicht unter historische Romane aufgeführt werden sollte und wenn ich der Meinung bin, warum sollte es nicht so gewesen sein bin ich nicht leichtgläubig.


    Weil ein Historischer Roman laut Definition nicht gleich ein Historischer Roman ist, nur weil er in der Vergangenheit spielt. :-)


    Wenn Historisch drauf steht, soll doch auch historisch drin sein. Und dieses historische soll größtenteils stimmen. Zumindest zB Lebensweisen, Zeit, Herrscher, Namen, Kriege etc. Kleinigkeiten sind egal, aber wenn wie Cross die Geschichte total verfälscht hat, und es so nie im Leben abgelaufen ist, warum nennt man das nicht einfach nur Roman, oder noch besser, Historische Fantasy?


    Nur ein Beispiel: En Historischer Roman stellt den 2.Weltkrieg völlig falsch dar, gerade die Schuldfrage. Würdest du dich da nicht aufregen, dass da arge Geschichtsfälschung betrieben wird. Leider gehen viele Menschen davon aus, dass im Historischen Roman vieles stimmt von der Geschichte her. Doch das ist oft nicht so ... :-(


    Zitat

    Hast du die Päpstin gelesen?


    Ja. Und wie! Ein reines Trauma. :grin


    Micha ...


    Zitat

    Lass doch die Menschen, die sich ein Buch gekauft haben - egal ob historisch, Liebesroman, Thriller - leichtgläubig sein.


    Ähhm ... so ganz so egal ist das nicht. Oder siehst du nicht, dass unsere Gesellschaft immer mehr willenlos wird, sich immer mehr gefallen lässt, alles willenlos aufnimmt?


    Zitat

    sie nicht ständig mit einem Laptop in die Buchhandlung rennen, dort erst einmal anfangen zu recherchieren und dann vor versammelter Mannschaft erklären, das buch ist ein Fake.


    Na was meinst du was ich mache? :grin


    mfg

  • Hallo Leute,


    es geht hier nicht um die Päpstin! Schaut bitte auf den Anfangsthread. Die Päpstin ist nur ein ganz kleines Beispiel gewesen. Es geht um ein sehr interessantes allgemeines Thema!


    mfg

  • Hi Lili,


    darf ich mal ganz böse sein? :grin :grin :grin


    Zitat

    mir selbst ist es auch egal ob ich leichtgläubig bin oder nicht, die hauptsache ist, das buch was ich lese unterhält mich und läßt meine gedanke in neuen bahnen kreisen.


    Irgendwie kommt mir vor, du hast mit diesem Zitat meine Thesen bestätigt. *gleich unterm Schild duck und auf Gegenangrif wart* :lache :lache


    mfg

  • ich denke deine frage läßt sich nur von denen beantworten, die historische romane lesen... für mich ist belletristik im allgemeinen die "phantasie" des autors... wie ein film ein film ist... nicht mehr und nicht weniger... eine geschichte ist eine geschichte ist eine geschichte...


  • ja, deine these ist bestätigt :]

  • "Sind wir so auf Unterhaltung aus, dass der Inhalt völlig egal ist?"


    Ein Roman muß mich unterhalten. Dabei glaube ich aber mit Sicherheit nicht jedes geschriebene Wort. Das tue ich ja nicht mal bei der Tageszeitung. :wow


    Von einem Sachbuch, daß ich mir kaufe, um mich zu informieren oder zu einem bestimmten Thema weiterzubilden, erwarte ich mir aber fundiertes Wissen und gut recherchierte Fakten.


    Kritisch bin ich aber dennoch. Um ein Beispiel zu nennen: Wisnewskis Buch Operation 9/11, das ich in die Sparte Sachbuch einordnen würde, hat sehr interessante und glaubwürdige Theorien beleuchtet und viele Fragen aufgeworfen. Einiges hat mich überzeugen können - anderem stehe ich dennoch sehr kritisch gegenüber.


    "Ertappt ihr euch nicht auch dabei, dass ihr unbewusst Dinge glaubt, die euch in der Trivialliteratur erzählt wird? Ertappt ihr euch nicht auch dabei, dass ihr mit Dingen argumentiert, die ihr irgendeinmal in einem Roman gelesen habt? Oder kennt ihr andere Menschen, die dies machen?"


    Nö. Ich gehe davon aus, daß vieles Fiktion ist und werde mich hüten, Dinge als Wissen zu zitieren, die ich einem Unterhaltungsmedium entnommen habe. Bzw. in den wenigen Fällen, in denen ich das vielleicht tue, weise ich schon darauf hin, woher ich mein "Wssen" habe.


    "Sind wir zu leichtgläubig?"


    Ich glaube nicht alles, was man mir als "Wahrheit" oder "Fakten" vorsetzen möchte.


    Da halte ich es mit Akte X. Vertrauen Sie niemandem. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Historikus
    Ertappt ihr euch nicht auch dabei, dass ihr unbewusst Dinge glaubt, die euch in der Trivialliteratur erzählt wird?


    Wie? Es gibt keine Laserschwerter??


    Zitat


    Sind wir zu leichtgläubig?


    Bei Frauen ja, wenn wir=Männer ist.
    Aber Du bist ja gerade verliebt, da ist es noch schlimmer. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Batcat


    Ich glaube nicht alles, was man mir als "Wahrheit" oder "Fakten" vorsetzen möchte.


    Da halte ich es mit Akte X. Vertrauen Sie niemandem.


    Eine sehr gute Einstellung, Batcat. Da ich im Saarland wohne und die einzige regionale Tageszeitung von der Regierungspartei zensiert wird, fällt es mir leicht, jeden geschriebenen Text zu hinterfragen - einfach ein literarisches Überlebenstrainig in unserem Lande. :lache
    Deshalb kann ich sehr wohl unterscheiden zwischen Schein und Wahrheit. Trotzdem lasse ich mich von Romanen gern in eine Scheinwelt entführen und genieße die Spannung. Es ist eben alles nur Fantasie. Und das ist ja gerade das Schöne daran. Man erlebt eine Welt, wie man sie gerne erleben würde.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • man darf sich nicht allein auf ein buch verlassen.
    heinrich VIII - mein leben von margarete george ist wohl gut recherchiert ABER sie hat sie um zwei jahre beim geburtsdatum von prinzessin maria vertan. im buch wird der 28.2.1518 genannt, aber geboren wurde sie am 28.2.1516. drauf gekommen bin ich eigentlich blos weil ich das genaue datum haben wollt wan ferdinand von spanien gestorben ist. der kurz vor der geburt marias gestorben war. und er stab eben am 23.1.1516.
    ein üblerfehler.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Trotzdem lasse ich mich von Romanen gern in eine Scheinwelt entführen und genieße die Spannung. Es ist eben alles nur Fantasie. Und das ist ja gerade das Schöne daran. Man erlebt eine Welt, wie man sie gerne erleben würde.


    Ich frage mich gerade, ob die Welt von American Psycho oder Cupido oder Harris' Pompeji eine Welt ist, in die ich mich gerne entführen lassen würde ... :grin


    Ist es nicht eher so, dass wir das "Guckkastentheater" einer spannenden oder rührenden Geschichte genießen, also das Gefühl, alles aus der sicheren Distanz unserer sicheren, aber und auch vergleichsweise langweilig erscheinenden "normalen" Umwelt beobachten zu können - persönliche Unzufriedenheiten eingeschlossen? :-)


    (Kein Bezug zu anderen Postings, nur zur Verdeutlichung: Die "Identifikationstheorie", die in der populärwissenschaftlichen Literaturpsychologie herumgeschleppt wird, halte ich persönlich für arg bescheuert. :grin )


    Herzliche Grüße,


    Iris