Der Herr der Dunkelheit – Heide Solveig Göttner

  • Gebundene Ausgabe:, 442 Seiten, Piper, März 2007, Preis:19,90€
    Auch in diesem Band sind wieder eine Karte der Insel der Stürme und ein ausführliches Glossar enthalten.


    Handlung
    Rückseite:
    Das Schicksal der Welt liegt in der Hand einer jungen Frau. Amra, die Dienerin des Totengottes, setzt den Kampf gegen die Mächte fort, die die Insel der Stürme in den Abgrund reißen wollen. Auf der Flucht vor den grausamen Ziegenkrieger sind Amra und ihre Gefährten im Norden der Insel gestrandet. Dort geraten sie in einen Hinterhalt, und der düstere Gott bringt Lillia, das magische Kind, in seine Gewalt. Als er sie auf das Schiff der Toten verschleppt, scheint alles verloren. Doch der Schwertkämpfer Gorun setzt sein Leben aufs Spiel, um Lillia aus den Klauen des Herrn der Dunkelheit zu befreien ...


    Klappentext:
    Nur mit knapper Not entkommen Amra, die Priesterin des Totengottes, und ihre Gefährten den gefürchteten Ziegenkriegern. Im rauen und misstrauischen Norden setzen sie ihren Kampf gegen die finsteren Mächte fort, die die Insel der Stürme in den Abgrund reißen wollen. Zu ihrem Entsetzen müssen sie feststellen, dass alte Freunde zu Verrätern geworden sind und sich mit den Ziegenkriegern verbündet haben. Kaltblütig wird Lillia, die geheimnisvolle Nachfahrin der Götter, dem Fürsten der See übergeben. Schon bald stellt sich heraus, dass sich hinter dieser Gestalt der düstere Totengott verbirgt, der mit seinem Schiff aus Eis an der Küste der Insel landete. Bei dem Versuch, Lillia zu retten, gerät auch der Schwertkämpfer Gorun in die Fänge des dunklen Herrschers. Alles scheint verloren. Doch Gorun setzt sein Leben aufs Spiel, um seine Schutzbefohlene zu befreien …

    Über die Autorin
    Heide Solveig Göttner, geboren 1969 in München, wuchs mit Feengeschichten und Rittersagen auf und studierte Anglistik. Wenn sie keine Reisen zu archäologischen Stätten und Inselwelten unternimmt, arbeitet sie als Dozentin für Englisch und Deutsch in Freiburg. Heide Solveig Göttner lebt mit ihrem sardischen Freund und dem schwarzen Retriever Chato in einer umgebauten Scheune im Schwarzwald.
    Siehe auch Büchereulen-Autorenportrait:
    Göttner, Heide Solveig


    Meine Meinung:
    Die Fortsetzung zu Die Priesterin der Türme setzt unmittelbar an den ersten Teil der Trilogie Die Insel der Stürme an.


    Bei zweiten Teilen einer Trilogie gibt es häufiger Längen, wie bei einem Mittelteil eines sehr langen Romans. Etwas ist das auch hier der Fall, da es zu routiniert weitergeht und die Handlung zunächst nicht so richtig vorangetrieben wird. Immerhin erfährt man mehr über die unterschiedlichen Lebensweisen der nördlichen und südlichen Bewohner der Insel.


    Als erstes gewinnt der Leser aber einen tieferen Einblick in die Welt der Nraurn, die mich etwa an Dschingis Khans Mongolen erinnern. Mit dem charismatischen Heerführer Nesyn bekommt auch diese Gruppe eine Stimme, die durch seine Gedanken Absichten und Lebensweise der stolzen Nraur verständlicher macht.

    Im Gegensatz zu Werken der Dark Fantasy sind mir die Protagonisten hier noch etwas zu edel. Im Mittelpunkt ihres Denkens stehen das Schicksal von Lillia und der Städte und die Bedrohung durch die Nraur und Antiles. Eigene Interessen werden dem restlos untergeordnet. Negative, aber menschliche Eigenschaften wie Neid oder Verlangen werden mehr oder weniger ausgeblendet.


    Am Interessantesten wird es, wenn die gegnerischen Parteien anfangen, über ihre unterschiedlichen Denkensweisen zu diskutieren. Der Weg zu einem Friedensprozess ist lang, aber er scheint möglich.


    Der Todesgott Antiles taucht verstärkt als stärkster Gegner auf. Er hat aber leider weniger Gemeinsamkeiten mit Anubis, dem ägyptischen Gott der Totenriten, als erwartet. Da täuscht die leichte Namensähnlichkeit, obwohl auch Antiles ein schakalmäßiges Aussehen annehmen kann.


    Der Roman gewinnt allmählich durch die Ruhe und Kraft mit der erzählt wird.
    Als dann das Feenvolk, die ältesten Einwohner der Insel, die Menschen über die schon überwiegend vergessenen Ursprünge der Konflikte und Gefahren und der Prophezeiung aufklärt, erreicht das Buch eine neue Dimension.


    Zum Schluß dieses Romans gibt es ein ungewöhnliches und dramatisches vorläufiges Finale.
    Beeindruckend ist der letzte Satz des Romans.
    Der dritte Teil des Zyklus wird Die Königin der Quelle heißen und 2008 erscheinen.

  • Nachdem ich „Die Priesterin der Türme“ durch hatte, konnte ich nicht anders, und habe gleich den Folgeband gelesen. Der hat mich noch mehr angesprochen, als der erste (wenn das letztlich überhaupt möglich war).


    Die Längen, von denen Herr Palomar spricht, empfand ich nicht (ich habe das „Tempo“ in Büchern wie Filmen eh lieber etwas langsamer denn zu schnell). Und Momente zum Verweilen sind mir immer willkommen - nur habe ich solche in diesem Buch fast nicht gefunden, aber das ist wohl eine Frage des persönlichen Eindrucks bzw. Empfindens.


    Ob die Personen zu edel sind, sei einmal dahingestellt. Bisweilen treten schon recht menschliche Eigenheiten sowie das eigene infragestellen (Gorun) zutage. Jedenfalls sind sie hervorragende Vertreter ihrer Heimat und Denkrichtungen und somit die geeigneten Protagonisten, um uns die Konflikte auf der Insel der Stürme nahe zu bringen. Und im übrigen: wer sagt denn, daß auf dieser Insel die gleichen Gesetze gelten wie in anderen Teilen der Welt ;-) .


    Stärker noch als im ersten Band erfährt man etwas über Hintergründe sowie die Motive, die die einzelnen vorantreiben, sowie über die Geschichte der Insel. Wie im realen Leben auch, ist anscheinend vieles Wissen verloren gegangen. Besonders fasziniert haben mich die Diskussionen und direkten Konfrontationen zwischen den Völkern (bzw. deren Vertretern) und ihren jeweiligen Philosophien. (Dazu zählt auch, daß gleiche Geschehnisse aus unterschiedlichen Sichtwinkeln erzählt werden. Da sieht manches plötzlich ganz anders aus.)


    Kajlyn-Gua (Nraurn-Königin) ist für mich die Verkörperung des Bösen, der rücksichtslosen Machtgier an sich, während Nesyn (oberster Feldherr der Nraurn) erstaunliche Ansätze zur Nachdenklichkeit sowie Anklänge zur Infragestellung seiner Position zeigt. (Jedoch nicht mehr als Ansätze. Was daraus wird, wird der dritte Band - hoffentlich - zeigen.)


    Einen „Überraschungs- und Erkenntniseffekt“ der besonderen und unerwarteten Art habe ich dann in der Versammlung in Defágos erlebt, weswegen ich hier auch nichts davon verraten will. Ich gebe s zu, das traf mich völlig unerwartet. Mit einem Schlag haben sich viele meiner Fragen beantwortet, und manche neue aufgetan.


    Am Ende des Buches mag eine Schlacht geschlagen sein, der Krieg jedoch ist längst nicht gewonnen. Düsternis liegt über dem Land, wie es bei einem Mittelband einer Trilogie eigentlich nicht anders zu erwarten ist. Ansätze und Möglichkeiten einer Übereinkunft bzw. eines Friedens sind da. Ob und wie sie genutzt werden (können), wird die Zeit (bzw. der dritte Band) zeigen. Was (Protagonisten wie Lesern) bleibt, ist die Hoffnung auf ein gutes Ende.


    Zitat

    Herr Palomar
    Beeindruckend ist der letzte Satz des Romans.


    In der Tat. (Aber es macht keinen Sinn, den zuerst zu lesen. Sinn ergibt sich erst, wenn man den Satz liest als das, was er ist: den letzten Gedanken des Romans.)


    Mein Fazit
    Gelungene Fortsetzung von „Die Priesterin der Türme“, geniale Verbindung von Fantasy und Mythologie - bitte mehr von so was!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das Taschenbuch kommt laut amazon.de im März raus.


    Also nicht mehr lange. Nun muss ich zusehen, dass ich bald Teil 1 lesen werde.
    Hört sich ja sehr interessant an.

  • Zitat

    Original von SiCollierGelungene Fortsetzung von „Die Priesterin der Türme“, geniale Verbindung von Fantasy und Mythologie - bitte mehr von so was!


    Ganz genau ! Ich freue mich schon auf den dritten Teil und wahrscheinlich werde ich es nicht aushalten auf die Taschenbuchausgabe zu warten.

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    seufz
    *wartet auf die TB-Ausgabe* :-]


    So lange kann ich nicht warten. Ich hoffe dringend, daß möglichst bald der dritte Teil erscheint. Ich will endlich wissen, wie es weitergeht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Bücher hatte ich schon öfter im Auge, aber ich war noch nicht wirklich entschlossen... wie es aussieht muss ich sie wohl lesen :grin allerdings warte ich auch aufs Taschenbuch...


    Wieviele Teile soll es denn insgesamt geben???

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • :bonk :bonk :bonk


    Das gibt es mittlerweile schon als Taschenbuch... es ist ja schon März!!!!


    Ich werde mal schauen, ob ich die Autorin auf der RPC in Münster sehe, denn sie soll da eigentlich eine Lesung geben und dann werde ich mir erstmal den ersten Teil kaufen (und dann auch signieren lassen :grin)

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Wieviele Teile soll es denn insgesamt geben???


    Ist als Trilogie geplant, also insgesamt 3. :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Ist als Trilogie geplant, also insgesamt 3. :wave


    Dann warte ich mit lesen bis der dritte Teil auch erschienen ist, denn dann kann ich alles am Stück lesen!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Dann warte ich mit lesen bis der dritte Teil auch erschienen ist, denn dann kann ich alles am Stück lesen!


    Derzeit (lt. Homepage der Autorin) für Herbst 2008 angekündigt, erst mal die HC-Ausgabe. Hoffentlich bleibt es dabei.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Derzeit (lt. Homepage der Autorin) für Herbst 2008 angekündigt, erst mal die HC-Ausgabe. Hoffentlich bleibt es dabei.


    Ich warte dann noch bis das Taschenbuch kommt! Deshalb ist es dann auch besser, wenn ich jetzt noch nicht anfange... sonst wäre ich noch verführt das HC zu kaufen...

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zu meinem Entsetzen habe ich gesehen, dass der dritte Teil jetzt doch als Taschenbuch erscheint... :rolleyes
    Das passt dann ja mal wieder gar nicht zum zweiten Teil, den ich gebunden bestitze :fetch



    genervte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich bin stinksauer. :fetch :fetch :fetch


    Was habe ich auf dieses Buch gewartet. Die ersten beiden Bände habe ich im wunderschönen HC - und nun das. :yikes


    Damit ist Piper für mich im HC-Bereich gestorben. :rotekarte Übersetzungen von Fantasy-Büchern aus dem Englischen von Piper kaufe ich schon nicht mehr, weil ich mich seinerzeit gar fürchterlich über die (aus meiner Verbrauchersicht) unverschämte Veröffentlichungspolitik der Bücher von Sara Douglass geärgert habe. Seither kaufe ich gleich im Original. Da weiß ich, was ich habe (und tue was für meine Sprachkenntnisse). Und nun also auch keine Piper HCs mehr. Ich hasse es, wenn Buchreihen in verschiedenen Ausstattungen sind. Ich kann es nicht ausstehen. :fetch


    Mensch, was bin ich sauer. Das vermiest einem das ganze Buch. Dabei sind die ersten beiden Teile so gut! (Ich höre jetzt besser auf.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Ich bin stinksauer.


    SiCollier, ich kann Dir nur heftigst zustimmen. Erst wartet man ewig und drei Tage auf den dritten Teil - der laut Autorin schon ewig fertig ist - und dann sowas. Auch wenns den Verlag nicht wirklich tangiert - fühle mich fast genötigt, denen meine Meinung auch zu schreiben.
    Vielleicht finden sich ja noch ein paar verärgerte Eulen. So hie und da sollten die Verlage auch mal das Feedback ihrer Käufer mitkriegen. :schlaeger

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)