'Das Wahre Kreuz' - Seiten 001 - 144

  • @ beowulf:


    Das bisherige Leben von Bastien kenne ich noch nicht, also vielleicht wird das Bild von ihm mit Kenntnis seiner Biographie für mich etwas stimmiger. Obwohl sich das Buch sehr gut lesen läßt, ist heute Großkampftag im Fernsehen, weil innenpolitisch bei uns gerade wieder etwas mehr rumort und da hängt man leider viel zu lang vor dem Kastl.


    Sehr gut geschildert finde ich übrigens die verschiedenen Sichtweisen der Franzosen in Kairo und ihren zivilisatorischen Wert für die Stadt. Es zeigt sehr gut, wie verschieden man das Eindringen einer fremden Macht in ein Land aus den verschiedenen Blickwinkeln sehen kann und wie das Verhalten derer empfunden wird.

  • Zitat

    taciturus
    Einzig die Dialoge klingen manchmal etwas gestellt und gekünstelt. Der eine oder andere Satz, den Bastien von sich gibt, läßt ihn etwas schwer von Begriff erscheinen. Als z.B. sein Onkel das Schwert in der Hütte auspackt und beschrieben wird, dass auf beiden Seiten je ein Kreuz einmal in rot und weiß zu finden ist und er dann voll Erstaunen dies nocheinmal in einer wörtlichen Rede kundtut.


    Das scheint mir eigentlich eine ganz normale Reaktion zu sein. Wenn ich mir die Situation vorstelle, könnte ich mir denken, ganz ähnlich zu reagieren. Zumal es eine andere Zeit, auch mit anderen Sprachgewohnheiten war. Ich habe früher etliche Bücher, die im 19. Jahrhundert geschrieben wurden, gelesen, und von daher ist mir der Stil und die Art zu sprechen wohlbekannt. Ich persönlich finde, daß gerade durch solche Details das Zeitkolorit so richtig zur Geltung kommt.


    Die Altersangabe für Bastien muß ich wohl überlesen haben. Ich schätze ohnehin, zwei Mal lesen zu müssen: das erste Mal für die Handlung und das zweite Mal dann fürs Verständnis. Ich empfinde es als so fesselnd geschrieben, daß ich Mühe habe, auf anderes als die Handlung zu achten.


    * * *


    Und ausgerechnet jetzt muß ich aufhören, weil wir morgen nach Leipzig in den Zoo wollen und ich wohl erst übermorgen wieder zum Buch komme. Manchmal kann Urlaub störend sein ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ein 12- jähriger im Jahre des Herrn 1798? Ein 23- jähriger in der Umbruchzeit der Revolution? Welche moralischen Ansatzpunkte kann ein kleiner Junge, der sich als Gelegenheitsdieb durchschlägt und dann in einem Kloster Unterschlupf und Hilfe findet und dann als das Kloster brennt versucht sich in der Welt neu zu finden, verinnerlicht haben?


    Hier habe ich gestutzt, weil die Infos kommen erst zu Beginn des zweiten Teils ;-)

  • @ beo:
    Ist ja kein großer Spoiler.


    @ SiCollier:
    Das Beispiel war vielleicht nicht besonders gut gewählt. Bei dieser Szene wäre es vielleicht wirklich noch denkbar, dass man wirklich so reagiert. Aber die Dialoge im Allgemeinen haben mich nicht wirklich überzeugt. Die erscheinen mir im Großen und Ganzen etwas gekünstelt und gestellt.

  • So ich bin nun mit dem ersten Teil auch fertig.


    Keine langatmige Einleitung, sondern man ist gleich im Geschehen mittendrin. Man lernt Bastien und seinen Onkel kennen und wie sie eine Frau aus einer Tempelruine befreien.
    Basien wird von Träumen geplagt.

    Sie lernen Nachbarn Musaf ibn Saad und seiner Tochter kennen. Welche Rolle die spielen weis ich noch nicht. Kann man Musaf trauen? Oder gibt er nur vor ein Freund zu sein?


    Ja und welche Rolle spielen "die Ritter"? :gruebel



    So heute werd ich nicht zum weiterlesen kommen, Koffer packen ist angesagt.
    Das Buch kommt ins Handgepäck, damit ich morgen was zu lesen habe auf meinem Flug.

    Wenn ich wieder da bin, schreib ich meine Eindrücke rein. :-)

  • Ohne gelesen zu haben, was seit meinem letzten Posting hier alles geschrieben wurde und bevor ich das lese, erst mal „meinen Senf dazu“.




    Was für ein Finale (des ersten Teiles). Aus der Tatsache, daß es sich um den „Hauptarsteller“ handelt und wir erst auf Seite 144 sind, schließe ich, daß er die ankommenden Reiter überleben wird. Eine weitere offene Frage mehr, als da z. B. schon wären


    - wie kann sein Onkel die Absolution erteilen? Das kann eigentlich nur ein (katholischer) Priester?
    - wer sind eigentlich diese seltsamen Ritter, die sich anscheinend im Jahrhundert geirrt haben?
    - wobei haben Bastien und seine Begleiter die Ritter eigentlich gestört?
    - wer ist Maruf, spielt der später noch mal eine Rolle, und in welche Richtung - gut oder böse?
    - was ist mit Aflah, hat die Begegnung in der Stadt eine Bedeutung oder war das nur so ein zufälliges Zusammentreffen?
    - wer ist Ourida und in welcher Beziehung steht sie zu Bastien?
    - und schließlich: wer ist Bastien wirklich (er scheint es ja selbst nicht so ganz zu wissen)?


    Das wird sich sicherlich (hoffentlich) im weiteren Verlauf des Buches klären.


    Zitat

    taciturus
    Sehr gut geschildert finde ich übrigens die verschiedenen Sichtweisen der Franzosen in Kairo und ihren zivilisatorischen Wert für die Stadt. Es zeigt sehr gut, wie verschieden man das Eindringen einer fremden Macht in ein Land aus den verschiedenen Blickwinkeln sehen kann und wie das Verhalten derer empfunden wird.


    Ja, gerade heutzutage (leider) wieder eine überaus aktuelle Sache. Warum eigentlich lernt die Menschheit nicht aus der Vergangenheit und wird endlich erwachsen bzw. vernünftig?



    Wie schon mal früher erwähnt, habe ich mit manchen Dingen, die auf einen ersten Blick etwas widersprüchlich aussehen mögen, eher weniger Probleme. Ob das daran liegt, daß ich vielleicht zu kritiklos, oder daran, daß ich normalerweise bereit bin, mich sehr weit auf einen Autor einzulassen, weil der sich doch sicherlich was bei dem gedacht hat, was er schrieb, vermag ich selbst nicht zu berurteilen.


    Jedenfalls war ich in dem Buch erschreckend schnell (s. u.) „heimisch“. Ich kann mir alles gut vorstellen, die Handlung nimmt mich mit und macht neugierig auf das weitere Buch. Die Hauptpersonen sind mir sympathisch; ich würde sie gerne mal kennenlernen!


    Und im übrigen lasse ich mich immer gerne auf Themen ein, in denen - bildlich - Kulturen aufeinanderprallen. Sei es nun durch eine Zeitreise oder wie hier Europa und Arabien. Allerdings sollte der Aufprall eher mit Worten als mit Waffen geschehen. Letzteres ist nicht so ganz mein Ding.


    Und da ist eigentlich auch das einzige, was mir bisher als Ungereimtheit aufgefallen ist: Bastien kommen Erinnerungen / Visionen an ein früheres Leben. Aber er nimmt das recht gelassen hin und an. Ich selbst befasse mich viel und oft mit religiösen oder mythologischen Themen. Und wenn MICH plötzlich solche Erinnerungen überkommen würden, wäre ich SEHR verwirrt und würde das erst mal kräftig hinterfragen. Er akzeptiert das ziemlich schnell. Ob da wohl das Lektorat gekürzt hat, um das Tempo des Buches zu erhöhen (wie man so schön sagt)?



    NB zu dem "s.u." von oben: das „erschreckend“ bezieht sich auf meinen Geldbeutel und mein Bücherregal. Wie gesagt, das ist mein erstes Buch von Jörg Kastner. Und wenn seine anderen auch so gut und spannend geschrieben sind, muß ich die ja auch noch alle kaufen und lesen... Ich mach schon mal Platz im Regal.


    * * *


    Zitat

    beowulf
    Aber unser Zoo lohnt jede Mühe und wenn das Wetter so bleibt, viel Vergnugen hier.


    Weiß ich, sonst würden wir nicht so weit fahren (wir waren im letzten August schon mal dort). - Das Wetter war sehr akzeptabel, der Zoo randvoll, und der Tag rundum gelungen. Zumal wir uns entschlossen hatten, mit dem Zug zu fahren. Von Hersfeld nach Leipzig gibt es durchgehende ICE, und in etwas mehr als 2 Stunden ist das mit dem Auto nicht zu schaffen. Wenn’s nicht so weit wäre, würden wir sicherlich öfter hin gehen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    taciturus
    Das Beispiel war vielleicht nicht besonders gut gewählt. Bei dieser Szene wäre es vielleicht wirklich noch denkbar, dass man wirklich so reagiert. Aber die Dialoge im Allgemeinen haben mich nicht wirklich überzeugt. Die erscheinen mir im Großen und Ganzen etwas gekünstelt und gestellt.


    Mag sein. Das denke ich oft auch und gerade in Filmen. Bis zum Advent 2006. Da waren wir in Kassel auf dem Weihnachtsmarkt, und als ich auf den Rest der Familie wartete, bekam ich zwangweise Gespräche aus der näheren Umgebung mit. Die Leute sprachen wirklich so „gekünstelt und gestellt“ miteinander, in einer ganz normalen Umgebung, ohne den Zwang sich irgendwie darstellen zu müssen. Ich war sehr irritiert und mußte akzeptieren, daß es eben wirklich Menschen gibt, die „wie im Film“ (oder hier besser „wie im Buch“) sprechen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier,
    ich hoffe, der neugeschaffene Platz in deinem Regal füllt sich bald. :chen


    Bei Bastians Erinnerungen/Visionen gibt es keine Kürzungen des Lektorats. Ich selbst habe mich bemüht, dem Roman ein hohes Lesetempo zu geben. Wenn ich mal so die Reaktionen resümiere, scheint mir das auch gelungen zu sein.


    Ich stelle fest, daß ich unbedingt mal nach Kassel und dort auf den Weihnachtsmarkt muß. Wo die Leute so sprechen, wie ich schreibe, muß ich mich einfach heimisch fühlen. :brabbel


    Jörg

  • Wie immer, dauerts bei mir länger .... wenn ich nur wüßte, woran das liegt :bonk


    Die Beschreibung desTempels ist schon düster ..Aber dann die Szene mitden Kreuzrittern und Ourida ... Gänsehaut :yikes


    OnkelJean scheint so eine Art Fels in der Brandung für Bastien zu sein. Der wiederum sich sofort in Ourida verguckt .Sogar von ihr träumt.


    Maruf ibn Saad ist meiner Meinung nach schlecht einzuschätzen: Freund oder Fein? Er scheint sehr fortschrittlich zusein: seine Tochter darf mit bei dem Besuch sitzen, ihre Meinung äußern ... Maru selbst kennt eine Geschichte über Geister der Kreuzfahrer. Ist er für die Aufruhr im Garten verantwortlich?


    Die Visionen die Bastien hat ... oher kommen die?


    Napoleon ist ja nicht dann auch nicht umsonst Kaiser der Franzosen geworden! Ist ebend ein gescheites Kerlchen gewesen! Erst Bastien sagen, er möge ihr die französische Sprache beibringen, und dann den junen Mann daran erinnern, dass er ja als Zeichner andere Aufgaben hat ...


    Und dann wieder dieser Überall der mysteriösen Kreuzritter ....

  • Zitat

    Jörg
    Bei Bastians Erinnerungen/Visionen gibt es keine Kürzungen des Lektorats. Ich selbst habe mich bemüht, dem Roman ein hohes Lesetempo zu geben. Wenn ich mal so die Reaktionen resümiere, scheint mir das auch gelungen zu sein.


    Ich habe es halt gerne lieber ein bißchen langsamer und ausführlich, aber das ist meine persönliche Vorliebe. Ich weiß, daß es nicht jedermanns Sache ist, seitenlange Beschreibungen von Landschaften, Personen, Stimmungen zu lesen. Drum lese ich bisweilen auch so gerne mal was von Adalbert Stifter. Im "Nachsommer" passiert über 600 Seiten eigentlich nicht viel. Aber dieses "nicht viel" liest sich einfach wunderbar!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier,
    mir geht's wie dir. Auch ich mag gern ausführliche Beschreibungen von Landschaften, Personen, Stimmungen, weshalb ich immer wieder gern Karl May oder andere Klassiker des neunzehnten Jahrhunderts lese (z.B. Jules Verne, Rider Haggard). Autoren, denen ich in meinen eigenen Büchern gern auch die eine oder andere Referenz erweise. Leider ist die Mehrzahl der heutigen Leser nicht mehr an eine solche "ruhige Lektüre" gewohnt. Selbst im Fernsehfilm fällt es der Kamera ja schon schwer, ein paar Sekunden ruhig zu verweilen. Und als Autor, der gelesen werden will, kann ich mich dem nicht verschließen.


    Jörg

  • Zitat

    Jörg
    Leider ist die Mehrzahl der heutigen Leser nicht mehr an eine solche "ruhige Lektüre" gewohnt. Selbst im Fernsehfilm fällt es der Kamera ja schon schwer, ein paar Sekunden ruhig zu verweilen. Und als Autor, der gelesen werden will, kann ich mich dem nicht verschließen.


    Das ist mir wohl bewußt (und war auch nicht als Vorwurf, sondern eher als Feststellung gedacht).


    Ich habe schon immer gesagt, daß ich 100 Jahre zu spät geboren bin ;-) - Über die heutigen Kameraführungen rege ich mich auch immer wieder auf. Bisweilen sehe ich mir Sendungen auch gar nicht mehr an, weil ich diese Unruhe nicht mag. Habe sogar schon mal eine Mail ans ZDF geschickt, weil die bei der Übertragung klassischer Musik auch so viel Unruhe hinein brachten, daß das Zuschauen schon weh tat. Genützt hat es wenig, ich sehe mir halt die Sendungen nicht mehr an.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Leider komme ich zur Zeit meist sehr spät nach Hause und bin deshalb bei weitem noch nicht soweit, wie ich bei einem "Kastner"-Buch sein sollte und auch wäre...


    Die Szene, in der Bastien den Mörder stellt und ihn schließlich tötet hat mir schon ein paar Schauer über den Rücken gejagt. Sehr schön geschrieben!


    Bis jetzt stellen sich mir Fragen über Fragen:


    Wer ist Ourida? Kann sie auch sprechen? Was hat es mit dem Nachbarn Maruf ibn Saad auf sich? Ist er ein "Guter"? Oder doch ein Bösewicht?


    Wird sich Bastien tatsächlich in Ourida verlieben? Sie sich auch in ihn? Hat diese Liebe eine Chance?


    Aber ich bin mir sicher, dass Jörg die meisten (oder alle?) Fragen im Laufe des Buches aufgelöst hat... :grin


    (Ich würde so gerne weiterlesen... :( ;-( ;-( ;-( :( )


    [SIZE=7]Bin aber schon wieder auf dem Sprung...[/SIZE]

  • Hallo Jörg,


    das Schöne an deinen Büchern ist, dass man sich nie lange einlesen muss: Auch hier ist man gleich wieder drin. Und jemand, der wie ich früher viele, viele Karl-May-Bände verschlungen hat, fühlt sich gleich bei dem ersten Gemenge wieder wie in altvertrauter Landschaft.


    Gruß


    Rabarat

  • Ich starte mal wieder als Letztes in die Leserunde und muss ich mich auch noch ziemlich ran halten (muss das Buch bereits am Donnerstag abgeben).


    Nach drei gelesenen Kapiteln gefällt mir das Buch ziemlich gut, Bastien hätte ich jünger eingeschätzt. Nach Abschnitts diesen Kapitels, kann ich dann auch mehr sagen. :anbet

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

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  • Bisher ist das Buch sehr angenehm zu lesen. Die Handlung ist klar abgezeichnet und ohne jegliche Übertreibung. Bastiens Gefühle sind nachvollziehbar, dass Ourida nicht viel sagt, liegt an ihrer Haltung und inneren Einstellung ... erst einmal abwarten ...


    Wenn jetzt nicht immer so viele beim Lesen stören würden, wäre ich schon einige Kapitel weiter.