Das Spiel der Könige - Rebecca Gablé

  • Nach einem ausgesprochen sinnvoll verbrachten Sonntag bin ich jetzt auch damit fertig. "Der König der purpurnen Stadt" hat ernsthafte Konkurrenz als für mich beste bisher gelesene Gablé bekommen. (Sentimentaler Favorit bleibt immer "Das Lächeln der Fortuna".)


    Das Buch hat sich komplett von selbst gelesen und obwohl zwischendurch absolut klar war, daß die Lancastrianer noch lange nicht triumphieren können, das Happy End aber dennoch vorprogrammiert war, fand ich es trotzdem ausgesprochen spannend stellenweise. Erfreulich daß die Schlachten immer sehr kurz gehalten wurden. Gute und lange Schlichtschilderungen kann nicht jeder und muß auch nicht jeder können.


    Auch als Umsetzung der von mir so verhaßten Rosenkriege halte ich es für sehr gelungen. Ich vertraue darauf, daß die Abläufe im großen und ganzen richtig sind und man hat einen schönen Begriff vom Auf und Ab der beiden (oder, aller) Parteien bekommen, warum mal die und mal die anderen die Oberhand hatten.
    Gleichzeitig hat sie es geschafft, trotz ihrer unverkennbaren Liebe zu den Lancasters (zumindest den frühen) einigermaßen ausgeglichen zu bleiben. So konnte man durchaus verstehen, daß die Yorkisten ihrer Seite ebenso treu waren, wie die Lancastrianer. Besonders schön, die Andeutung, daß Julian unter anderen Umständen durchaus einen König Edward IV hätte schätzen können und vice versa.
    Richard III kam mir nicht so negativ dargestellt vor, wie erwartet. Klar, er tut hier viel Übles, aber das taten seine Vorgänger auch. Besonders aufschlußreich die Szene ganz am Ende, als Julian seine Gedanken über ihn und die Krone wälzt. Daß Richard hier seine Neffen auf dem Gewissen hat und nicht Henry VII sollte in einem Gablébuch nicht überraschen.


    Nun wurde mir auch klar, warum sie den gewagten Schritt gegangen ist, ihre Waringhams zu Lancasters zu machen. Nur so konnte Julian eine bedeutende Rolle spielen, die aber dennoch immer noch dezent genug ist, um ihn und die seinen aus der Geschichte wieder rauszuflechten.
    Ihre Tricks, ihn ungeköpft davonkommen zu lassen, sind recht charmant. Ein kluger Schachzug, ihn zu Warwicks Cousin und vor allem Beinahefreund zu machen.
    Besonders freut mich aber, daß ich erraten habe, daß sie das Schicksal ihrer Waringhams tatsächlich an die Tudors und speziell Jasper knüpft, diesem Glückspilz, der als einer der wenigen ungeköpft und ungefallen geblieben ist.


    Von den Figuren mochte ich Julian selbst und Lucas Durham mit seinem losen Mundwerk. Fand ich auch sehr nett, so viele bekannte Namen wiederzutreffen.
    Julian hat mir besonders gut gefallen, weil er weit entfernt ist vom heiligmäßigen Großvater und auch noch Vater, obwohl es bei John noch dezenter war. Gerade, daß er kein wirklich überzeugter Lancastrianer, sondern eher "Tudoraner" ist, fand ich erfrischend. Auch, daß er absolut keine Hemmungen hatte, seinen Knappen zu schlagen oder andere unfeine Taten zu begehen, bei den Robin wohl schwer die Krise gekriegt hätte. Gut auch, daß er kein Pferdeflüsterer ist.
    Von den historischen hat mir Warwick am besten gefallen, obwohl Richmond und seine Mutter auch gut rübergekommen sind. Die meisten anderen haben ja nicht lange genug gelebt, um Eindruck zu hinterlassen.
    Marguerites Darstellung fand ich auch gut gelungen. Man hat durchaus gesehen, daß es Gründe für ihren schwierigen Charakter gibt.


    Was meine persönlichen "bêtes noires" bei Gablé betrifft, rebellische, heilkundige Schwestern und Klischeeehen, bin ich auch zufrieden. OK, Blanche ist sowohl rebellisch als auch heilkundig. Aber dennoch fügt sie sich zunächst widerspruchslos in ihre Rolle und bricht erst aus, als sie keine andere Wahl mehr hat. Mit ihr konnte ich, ganz im Gegensatz zu Anne und Wiehießsiecaedmonsschwester. Das heilerische blieb zumindest dezent.
    Und was Julians Ehe betrifft, bin ich sehr zufrieden. Vor allem der Beginn war ausgesprochen innovativ. Aber ich fand es auch gut, daß er, ganz Mann seiner Zeit, gar kein Problem mit ehelicher Untreue hat. Ein weiterer Schritt zur Ablösung von den zeitreisenden Helden, die besser sind als ihre Zeitgenossen. Ich mag es mir einbilden, finde es aber nichtsdestotrotz schön, daß sich Gablé in der Hinsicht weiterentwickelt.


    Sehr geschickt gemacht ist auch, daß sie ausgerechnet die ewig seekranken Waringhams nun zu Seefahrern macht. Sollte sie ihr zweites Niemalsnie doch umsetzen und über die Tudors schreiben, könnte ich durchaus einen Waringham sehen, der an Drakes Seite Abenteuer erlebt. Immer vorausgesetzt natürlich, sie überleben die religiösen und sonstigen Konflikte. Aber, nachdem sie sie heil durch die Rosenkriege gebracht hat, traue ich ihr alles zu. Lassen wir uns überraschen.


    Ein Kritikpunkt, der aber von Herzen kommt: Zuviele Waringhams mit J. John und Juliana und Julian und Janet. :yikes
    Die Stammbäume waren eine wertvolle Hilfe. Ohne die wäre man aufgeschmissen, speziell bei den historischen Personen.


    Abschließend läßt sich sagen, daß es für mich zwar nach wie vor nur ein Buch hätte geben dürfen, daß "Das Spiel der Könige" heißt und das stammt nicht von Gablé, aber dafür kann ihr Buch ja nichts, das mir nichtsdestotrotz wunderbare Lesestunden beschert hat und für mich eines ihrer besten bislang ist.

  • Es ist vollbracht! Ich habe das "Spiel der Könige" ausgelesen und
    muss nach Worten ringen, um meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
    Für mich das beste aller Waringham-Bücher. Spannend von der ersten bis zur letzten Minute und durch die (geschichtsbedingte und gewollte) Namensgleichheiten bzw. -ähnlichkeiten musste ich oft nachschlagen um die Verwandschaftsverhältnisse herauszubekommen.


    Ich habe mich mit den "Rosenkriegen" und auch mit "Richard III." vorher noch nie intensiv befaßt. Dieses Buch aber regt mich an, mehr von dieser Zeit zu lernen.


    Ich hoffe sehr, dass es eine irgendwie geartete Fortsetzung der Waringhamschen Familien-Chronik gibt - sei es unter Henry VIII. oder Elisabeth I. -
    Für mich ist und bleibt Rebecca Gable DIE Romanautorin, welche mir die englische Geschichte am nähesten bringen konnte.

  • Rebecca Gable hat mal wieder einen wunderschönen Roman geschrieben, bei dem man garnicht mehr aufhören kann zu lesen. Mein enziger Kritikpunkt ist, dass ich gerne noch mehr von Leben in Waringham und den Gestüt gehört hätte. Ich warte aber schon jetzt sehnsüchtlich auf den nächsten Roman von Rebecca Gable

  • Endlich ist er da, der 3. und letzte Teil der Waringham-Saga „Das Spiel der Könige“.
    Freitag habe ich begonnen Sonntag die letzte Seite zugeklappt. Und ja ich bin begeistert, wieder ein Meisterwerk von Rebecca Gable. Flüssig, spannend, intensiv und informativ geschrieben. Besonders beeindruckt hat mich, wie Frau Gable es geschafft hat das verzwickte Thema der Rosenkriege so in eine Geschichte zu packen ohne dass diese langweilig oder vor allem verwirrend für den Leser wird. Für mich bisher ganz klar das Highlight 2007.


    Und doch, „Das Lächeln der Fortuna“ ist und bleibt mein Lieblingsbuch aber „Das Spiel der Könige“ ist ganz nah dran.

  • So, ich habe jetzt im Urlaub auch den dritten Band beendet.
    Und fand ihn, wie erwartet, super!
    Allerdings muss ich jetzt sagen nach drei Bänden englischer Geschichte reichts jetzt fürs erste auch wieder.
    Alerdins wäre es schon schön, wenn es vielleicht noch einmal ein Buch zur Zeit Henry VIII. oder Elisabeth I. geben würde.
    Man lernt doch jede Menge bei Frau Gablé.


    Für mich absolut Note 1!

  • Zitat

    Original von streifi
    So, ich habe jetzt im Urlaub auch den dritten Band beendet.
    Und fand ihn, wie erwartet, super!
    Allerdings muss ich jetzt sagen nach drei Bänden englischer Geschichte reichts jetzt fürs erste auch wieder.


    Genau so gehts mir auch. Ich hab noch 200 Seiten zu lesen. Das Buch gefällt mir, aber irgendwie reichts dann auch wieder mit England. V. a. englische Namen finde ich nicht soooo toll.


    Aber insgesamt eine supertolle Saga um die Familie Waringham! :anbet
    Von mir auch 10 Punkte!

  • Endlich durch! Normalerweise habe ich jeden Gablè innerhalb weniger Tage verschlungen, aber ich lese jetzt fast seit Erscheinen an diesem Buch herum und habe zwischendurch auch mehrfach ein anderes Buch eingeschoben.


    Ich hatte diesmal das Gefühl, das politische Geschehen nur aus der dritten Reihe zu erleben und zwar entweder über geschichtsbuchartige Zusammenfassungen am Anfang eines Kapitels oder über Küchentratsch („ Habt Ihr schon gehört, was Edward nun wieder gemacht hat?“). Ich hatte vor einigen Jahren schon „Sunne in Splendour“ von Sharon K. Penman gelesen, und ich fand, dass die politischen Konflikte bei Gablé nicht besonders tief und sehr vereinfacht dargestellt sind. Es ist in erster Linie eine Familiensaga. Und - und ich hätte nie gedacht, dass ich das noch mal sagen würde - aber mir fehlten die Schlachtszenen. :wow


    Nicht gefallen hat mir auch, dass die Autorin Richard III. so einseitig als ultimativen Erzschurken darstellt. Ich kann damit leben, dass sie sich in ihrem Roman dafür entscheidet, ihn zum Mörder seiner Neffen zu machen, auch wenn ich das anders sehe. Letztendlich weiß ich es auch nicht. Aber ich wäre besser damit klargekommen, wenn sie ihn etwas vielschichtiger dargestellt hätte und nicht nur als fiesen Sadisten, der Spaß hat am Foltern und seine Ehefrau natürlich auch unglücklich macht. Das war mir zu einfach.


    Insgesamt ist das Buch ist bestimmt ein netter Schmöker und ich fand es auch nicht schlechter als die anderen. Wenn ich mich mal wieder aufgerafft habe, es zu lesen, dann flutschte es auch relativ gut, ohne dass ich mich besonders anstrengen musste. Aber ich bin einfach übersättigt, was das immer gleiche Schema angeht. Die Autorin nimmt sich jedes Mal eine andere Zeit vor, aber es sind immer die gleichen Typen auf der Besetzungcouch und es gibt Szenen, die in jedem Buch auftauchen. Und alles wird recht linear erzählt. Es hat mich gelangweilt.

  • Zitat

    Original von DelphinDie Autorin nimmt sich jedes Mal eine andere Zeit vor, aber es sind immer die gleichen Typen auf der Besetzungcouch und es gibt Szenen, die in jedem Buch auftauchen. Und alles wird recht linear erzählt. Es hat mich gelangweilt.


    Gerade was die Charaktere angeht, habe ich in diesem Buch anders empfunden. "Die Guten" sind zum ersten Mal nicht mehr nur "Gute". Die "Bösen" sind zwar meistens richtig böse (wie Richard III., das fand ich auch ein bisschen schade), aber immerhin...ich finde es ist ein Fortschritt.
    "Sunne in Splendour" habe ich mir gerade bestellt, ich muss dieses vielzitierte Buch jetzt auch endlich einmal lesen :grin

  • Meine Meinung


    „Das Spiel der Könige“ ist der Abschluss der Waringham-Trilogie und hat mir fast genauso gut gefallen wie seine Vorgänger. Rebecca Gablé zeigt wieder einmal, dass sie zu Recht die Königin des historischen Romans genannt wird. Von der ersten bis zur letzten Seite war ich fasziniert, gefesselt und vor allem in das ausgehende Mittelalter Englands versunken.


    Julian Waringham - ein Enkel Robins und Sohn Johns - steht im dritten Teil im Mittelpunkt des Geschehens. Julian lebt mitten in den Wirren der Rosenkriege und ist hin und her gerissen, auf welche Seite er sich schlagen soll: auf die der Lacastrianer mit ihrem schwachen König Henry VI., wie seine Ahnen es immer getan hatten, oder auf die der Yorkisten, die ihren Thronanspruch um jeden Preis in die Tat umsetzen wollen. Julian entscheidet sich und steht zu seiner Entscheidung, was mir an ihm am meisten imponiert hat. Wem er seine Gefolgschaft schenkt werd ich nicht verraten, das soll jeder schön selbst herausfinden.


    Zu Beginn fehlten mir ehrlich gesagt ein wenig die altvertrauten Gesichter. Mit Julian hatte ich ein wenig Anlaufprobleme, aber mit seiner Zwillingsschwester Blanche war ich sofort warm. Sie zählt definitiv zu meinen Lieblingsfiguren, genau wie der junge Henry VII.
    Auch wenn ich Julian erst im Laufe der Geschichte ins Herz schließen konnte, hat Rebecca Gablé wieder einmal bewiesen, welch großartige, facettenreiche Figuren sie schaffen kann. Nie sind sie nur schwarz oder weiß, jede Figur hat ihre guten und auch schlechten Seiten und strahlen allesamt so viel Leben aus, als wären sie real. Ich liebe die Charaktere der Autorin sehr. Nicht nur, dass sie keine Stereotypen schafft, sie versucht auch durch vererbte Charaktereigenschaften die Familienbeziehungen zu verdeutlichen und gibt mir damit das Gefühl, dass die Waringham tatsächlich gelebt haben könnten. Selten habe ich eine so gut durchdachte bis ins kleinste ausgearbeitete Familiensaga gelesen, die drei Generationen umfasst.


    Die Handlung, also die der Rosenkriege, ist äußerst fesselnd, wenn auch manchmal durch die vielen ähnlichen Namen etwas verwirrend. Zwar hat sich Rebecca Gablé bemüht, die ganzen Edwards und Margarets so zu charakterisieren und mit Spitznamen zu versehen, dass es dem Leser leichter fällt, ihr zu folgen, aber hin und wieder musste ich wirklich eine Weile überlegen. Zumal ich zu den Lesern gehöre, die die Generationen und Verwandtschaftsbeziehungen aufdröseln müssen. Dank der Stammbäume der York, Neville, Tudor und Lancaster viel mir das nicht allzu schwer.
    Die Geschichte ist in sich schlüssig, glaubwürdig und wirklich sehr packend. Zwischenzeitlich musste ich als eingefleischter Lancastrianer doch sehr stark sein, denn auch ich konnte mich dem Charme von Edward IV. nicht ganz entziehen. Ich finde es sehr gelungen, wie Rebecca Gablé versucht, den Leser so zu „manipulieren“, dass er nachvollziehen kann, warum sich so viele Anhänger des Hauses Lancaster dann doch noch Edward zuwandten.


    Was mich ein wenig gestört hat ist, dass es bei diesem dritten Teil am schwersten ist, auseinander zu halten, was erfunden ist und was den historischen Tatsachen entspricht. Gerade die Szenen, in denen es um Richmond (Henry VII.) geht, konnte ich nicht als wahr oder fiktiv einordnen. Was an seinem Exilleben war wohl erfunden? Zwar gibt es auch dieses mal wieder ein Nachwort, aber ausnahmsweise war es mir nicht ausführlich genug und kann meine Frage nicht beantworten.
    Ich glaube, aus diesem Grund, kann „Das Spiel der Könige“ nicht an seinen Vorgänger heranreichen.


    Neben der erwähnten Stammbäume und dem Nachwort, hat der Roman ein ausführliches Personenverzeichnis und im Schutzumschlag einen ausklappbaren Stammbaum der Waringham zu bieten. Ich bin froh, dass ich die gesamte Trilogie als Hardcover besitze, sie sind einfach so wunderschön aufgemacht.


    Das Ende war gelungen, wenn ich auch nicht ganz zufrieden war. Für mich hätte das Buch durchaus noch ein oder zwei Jahre weitergehen können. Dann wäre ich mit einem zufriedenen Seufzer in die Gegenwart zurück gekehrt. Ich bin unendlich traurig, dass die Trilogie nun beendet ist. Ich kann mich nur schwer von den Waringham und Lancaster lösen und hoffe sehr, dass sich Rebecca Gablé einen Ruck gibt und irgendwann einen vierten Teil schreibt, über Henry VII. und einem Sohn Julians.


    Bewertung


    10 von 10 Punkten

  • Nun denn, nach drei Monaten! hab ich nun den letzten Band der Waringham-Trilogie durch. Auch ich habe beim Lesen zwischendurch mal mehrere Wochen Pause eingelegt, gestört hat es nicht. Und da spricht nicht gerade für das Buch.


    Zuerst, es ist nicht besser als sein Vorgänger "Die Hüter der Rose", kommt ergo nicht an Fortunas Lächeln herran. In weiten Teilen war es vom Handlungsablauf gar eine Kopie von den Rosenhütern. Die Rolle der verabschäungswürdigen, verräterischen und meuchelmörderden Halunken haben die Yorkisen von den Franzosen übernommen, während die helle Seite der Macht natürlich wieder von den Waringhams und ihren Kumpanen (Lancasterianer) vertretten werden an deren Ehrbarkeit zu keiner Zeit ein Zweifel besteht, zumindest habe ich so den Eindruck bekommen.
    Und in diesem Rahmen wird nun die Geschichte der Rosenkriege Englands erzählt. Und tatsächlich wird ausschließlich nur dies getan. Ich hatte das ganze Buch über den Eindruck als ob die fiktiven Hauptfiguren einzig und allein deshalb existieren um in der Handlung so positioniert zu werden das ein müheloses Heruntererzählen des Rosenkrieges möglich wurde. Eine spannende und abwechslungsreiche persönliche Geschichte dieser Figuren gab es eigentlich gar nicht.
    Julian of Waringham, dessen Vater mir schon nicht sonderlich gefiel, war mir dabei sogar ganz und gar unsymphatisch. Der Mann ist so gut, loyal und aufrichtig (wie eigentlich alle Lancasterianer) das er in der Heilsarmee besser aufgehoben wäre als im England des ausgehenden Mittelalters. Nur ein und zugleich das beste Beispiel: als er auf der Fluch in der Themse schwimmend sich Gedanken um einen völlig unbekannten Londoner Fischer macht dem er gleich das Boot klauen will und dabei den Entschluss fast eines Tages den armen Mann für seinen erlittenen Schaden zu entschädigen.:pille
    Blanches Geschichte, von der ich dachte das sie die starke Frauenrolle übernimmt, war auch recht schnell im ersten Viertel des Buches erzählt, den Rest der Geschichte gebiert sie nur noch Kinder. Genauso wie Janet, die dem herzensguten Julian mal Feuer unterm Hintern hätte machen können.
    Und so treffen sich die Protagonisten Seite für Seite in irgend einer Burg, einem schmucken Stadthaus oder in der gemütlichen Wohnstube eines bretonischen Bauernhauses und erzählen sich bei einem Krug Ale was in England seit ihrem letzten Treffen so alles historisches passiert ist, so als ob sie gerade ein Geschichtslexikon zur Hand hätten.
    Für Geschichtsinteressierte ist das schön zu lesen, da alle wichtigen Ereignisse dieser Zeit wiedergegeben werden, aber besonders aufregend ist das nicht. Und wenn es für Julian of Waringham einmal aufregend wurde wenn es um alles oder nichts ging, also ausschließlich nur in den Schlachten, war dies in ein, zwei Seiten schon wieder erledigt.
    Genauso blass wie die fiktiven Figuren waren auch die historischen. Immerhin gab es ein paar historisch schillernde Akteure (Warwick, Richard III. oder Edward IV.) bei denen es lohnenswert gewesen wäre ihren Persönlichkeiten mehr Farbe und Widersprüchlichkeiten zu geben um sie wirklich interessant zu gestallten. Doch leider wurde meist nur über sie statt mit ihnen geredet so das es ein näheres Eingehen auf diese Personen gar nicht gegeben hat. Bei Richard war die Hackordnung die er einschlägt schon bei seinem ersten Auftritt klar und sorgte deshalb auch im weiteren Verlauft für keine Überraschungen mehr.


    Unterm Strich bin ich froh mit dem Buch durch zu sein. Ich hasse es Geld umsonst auszugeben, aber beim nächsten Gablé warte ich bis der als Taschenbuch kommt.

  • Auch ich habe fürs "Spiel der Könige" gute 4 Wochen gebraucht und bin über das Buch recht ratlos. Das es kein großer Wurf ist, wurde mir jedoch schnell klar.


    Natürlich, der Rosenkrieg ist in gewohnter Manier gekonnt dargestellt und in die Handlung eingebettet.


    Die Personen, insbesondere Julian handeln jedoch recht häufig jeder Glaubwürdigkeit zuwider. Julian sympathisiert anfangs mit York.



    ... und auf einmal ist er glühender Lancasterianer.



    Dennoch, das Initialerlebnis reichte aus, um seinen gesunden Menschenverstand auszuschalten...


    Das alles finde ich höchst unglaubwürdig. Besser wird es nicht dadurch, dass Gable ihm diesen unsäglichen Komplex in Bezug auf die Enttäuschung seines Vaters andichtet ("Du bist eine Schande für dein Haus, Julian").


    Das die Autorin auch noch ihre Liebe für Ein-Wort-Sätze sowie für das Wort „Langmut“ entdeckt hat, sind indes verzeihliche Auffälligkeiten.


    Alles in allem kein überflüssiges Buch, aber ein unbefriedigendes.

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Siorac ()

  • Mit diesem Abschluss der Trilogie setzt sich Rebecca Gablé wahrlich selbst die Krone auf. Es war ein besonderes Vergnügen vier Tage lang der dritten Waringhamgeneration auf ihren Pfaden durch die Rosenkriege zu folgen.


    Ich möchte die ganze Reihe an Meinungen über das Buch nicht wiederholen und nur noch auf ein paar wenige näher eingehen. Etwas schade habe ich gefunden, dass diesmal eine dominierendere historische Gestalt gefehlt hat. Im ersten Buch war es John of Gaunt, im zweiten der Kardinal Beaufort. Hier kam mir diese "Rolle" auf verschiedene Personen aufgeteilt vor und daher fehlte die prägende Gestalt, die diesmal fast schon von Julian selbst übernommen wurde.


    Etwas unglücklich war ich auch mit dem Ende. Ich hätte mir einerseits gewünscht, dass wir den Beginn der Regentschaft des neuen Königs noch ein wenig miterleben dürfen - wobei ich hier gewisse nautische Anzeichen auf eine Fortsetzung erspäht zu haben hoffe. Andererseits war mir am Ende vor allem

    zu schnell und erschien mir schon fast zu unmotiviert. Hätte es im Grunde nicht gebraucht und hat dem Buch mMn keinen Dienst erwiesen.


    Gefreut hat mich, dass wir mit Julian diesmal eine Hauptfigur begleiten dürfen, die nicht so heldenhaft agiert, wie seine Vorfahren. Rebecca Gable hat ihrer Hauptfigur Zweifel erlaubt und gerade dieser innere Konflikt erschien mir sehr überzeugend geschildert.


    Das Buch ist sicher wieder Anlaß um mich näher mit der Zeit der Rosenkriege zu beschäftigen. Gerade die Diskussion um Richard III. weckt besonderes Interesse an der Person und ich bin daher Rebecca Gable auch dankbar, dass sie ihre Figur so geschrieben hat, wie es ihr richtig erschien und im Nachwort auf eine andere Sicht deutlich hingewiesen hat.


    Fazit: 10 Punkte

  • :freude :freude Juhu, ich habs gerade fertig gelesen!!!


    Schade das es schon zu Ende ist ;-(
    Mir hat´s super gefallen! Aber man sollte schon die Bücher davor gelesen haben, sonst kommt man durcheinander.


    Also, ich kanns nur empfehlen :-)


    mal sehen was ich jetzt anfange zu lesen ?(

  • @ Siorac


    Ich finde Julian nicht unglaubwürdig. Er sieht ein, dass Edward ein besserer König wäre als der schwache Henry, aber er glaubt - wie fast alle Menschen damals - an das "Gottesgnadentum" des Königsamts. Demnach ist auch ein schwacher, schlechter König unantastbar und man muss die Krone für Henrys nicht so unfähigen Sohn bewahren.
    Also stellt Julian sein Pflichtgefühl (auch das Pflichtgefühl gegenüber seinem toten Vater, der Lancastrianer war) vor seine persönlichen Sympathien.


    @ Boppers


    Ich habe die Bücher davor auch gelesen, aber es ist schon eine Weile her. Es ist schon verwirrend mit den ganzen Richards,etc.
    Ich habe bei den Büchern von Rebecca Gablé immer "Britain´s Royal Families - The complete genealogy" von Alison Weir daneben liegen, so blickt man am ehesten durch. ;-)

  • @ Enigma:


    Ich stelle den Gedanken des Gottesgnadentums bei Gable überhaupt nicht in Frage. (Man könnte auch das tun, bedenkt man, dass Gables Figuren zwar sehr plastisch sind, aber nahezu IMMER viel zu modern handeln und denken)


    Was ich vor allem kritisiere, ist der allzu plötzliche Gesinnungswechsel Julians der sich lediglich aus dem Beinahe-Turmsturz erklären lässt. Dieser kommt von einer Seite auf die nächste und Julian ist auf einmal der glühenste Lancasterianer von allen - nicht nur wegen seines Pflichtgefühls sondern vor allem wegen seiner schlechten persönlichen Erfahrungen...

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Zitat

    Original von Siorac
    @ Enigma:


    Ich stelle den Gedanken des Gottesgnadentums bei Gable überhaupt nicht in Frage. (Man könnte auch das tun, bedenkt man, dass Gables Figuren zwar sehr plastisch sind, aber nahezu IMMER viel zu modern handeln und denken)


    Was ich vor allem kritisiere, ist der allzu plötzliche Gesinnungswechsel Julians der sich lediglich aus dem Beinahe-Turmsturz erklären lässt. Dieser kommt von einer Seite auf die nächste und Julian ist auf einmal der glühenste Lancasterianer von allen - nicht nur wegen seines Pflichtgefühls sondern vor allem wegen seiner schlechten persönlichen Erfahrungen...


    Also, ganz so stimmt es ja nicht, er ist nicht super Feuer-und-Flamme nachdem er beinah aus dem Turm gestoßen wurde - da hat er allerdings angefangen darüber nachzudenken, ob das der richtige Weg für ihn ist. Er zweifelt noch eine ganze Weile. Aber die Ereignisse überzeugen ihn davon wer er, und natürlich auch seine Familie ist und war. :-)

  • Ich empfinde Julian nicht als glühenden, sondern nur als pflichtbewusst loyalen Lancastrianer.
    Verständlich, dass sein Abscheu vor Richard, Duke of York nach diesem Erlebnis noch größer geworden ist, andererseits hat dessen Sohn Edward zu diesem Anlass Julians Achtung erworben.
    Was den Lancaster-König Henry betrifft, so hat Julian doch den ganzen Roman hindurch keine Achtung vor ihm, sondern versucht nur, ihm gegenüber seine (vermeintliche) Pflicht zu erfüllen.

  • So. Ich bin eben auch fertig geworden und bin auch restlos begeistert :freude


    Ich finde zwar auch, daß die Wandlung von Julian dem "fast-Yorkisten" zum absolut getreuen Lancastrianer ein wenig schnell ging.
    Aber andererseits kann ich es auch verstehen. Gottvertrauen und Pflichbewusstsein waren in dieser Zeit eben das wichtigste. Und er hatte ja auch immer einen Thronerben vor Augen, der es sicher besser machen würde als der altersschwache Henry.


    Auf jeden Fall hat es Rebecca Gable mal wieder geschafft, mich voll und ganz in den Bann des Mittelalters und der Schlachten und Intrigen um den englischen Thron zu ziehen. Die Rosenkrieg, so schwierig sie auch zu einem Roman zusammen zu fassen waren, waren ein würdiger Abschluss der Waringham-Trilogie.


    Ich hoffe, es wird noch viele historische Romane von Rebecca Gable geben. :anbet

  • Eigentlich bin ich kein Fan von "Bücherserien". Aber ich muss sagen, diese Triologie hat mich umgehauen. Einfach fantastisch. Super recherchiert. Was mich ein wenig "störte": Die Kampfszenen waren immer recht kurz beschrieben und meistens auf einer Seite abgehandelt. Aber trotzdem absolut lesenswert.

    "Der Eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der Andere packt sie an und handelt." (Dante Alighieri)


    "Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart."

  • So habe es auch durch nach mehr als 8 Wochen, was aber nicht heißen soll das ich das Buch nicht gut fand es hat mich einfach nicht mehr so gefesselt. Es war ein Gefühl von "Nach Hause" kommen, der super tolle Erzählerstil , die tollen Charaktere und die super recherchierte Geschichte haben mich wie immer gut unterhalten. Das tolle Nachwort rundet das Buch nur zusätzlich ab. Ich kann alle Bücher der Trilogie nur weiter empfehlen, sie sind echt lesenswert.