Was ich noch zu sagen hätte. - Reinhard Mey

  • Erscheinungsjahr: 2005
    302 Seiten mit Discographie
    ISBN: 346203622X


    Kurzbeschreibung:


    Der Mörder ist immer der Gärtner – Ankomme Freitag den 13. – Gute Nacht Freunde ... Jetzt hat Reinhard Mey seine Autobiographie geschrieben. Der 1943 in Berlin geborene Reinhard Mey ist eine Ausnahmeerscheinung in der zeitgenössischen Musikszene: von seinem ersten Auftritt auf der legendären Burg Waldeck mit seinem Lied »Ich wollte wie Orpheus singen« 1964 bis in die Gegenwart reicht seine beispiellose Karriere, die ihn nicht nur in Deutschland sondern auch in Frankreich und Holland populär machte. Bis heute sind bei seinen großen Tourneen die Konzertsäle des Landes ausverkauft, sein Werk umfasst über 50 Alben mit fast 500 Chansons. Auf der Hommage-CD zu Reinhard Meys 60. Geburtstag 2002 interpretierten Xavier Naidoo, Glashaus, Thomas D. oder Götz Alsmann seine Lieder. Gemeinsam mit Bernd Schroeder hat Reinhard Mey nun zum ersten Mal die Geschichte seines Lebens und seiner Musik erzählt – von der Kindheit in Berlin und den Liedermacheranfängen in den Kneipen, von der Burg Waldeck und der Karriere in Frankreich, von seinem Konzert am 9. November 1989 (!) in Dresden, seiner Familie und seinen Kindern, von seiner Freundschaft mit Klaus Hoffmann und seiner großen Leidenschaft – dem Fliegen. Ergänzt wird das Buch durch eine Vielzahl von Liedertexten und Fotografien.


    Über den Autor:


    Na ja, über den geht ja das Buch :grin Homepage von Reinhard Mey


    Meine Meinung:



    Die siebte Auflage 2005, als Mängelexemplar von Jokers-wird aber noch regülär gelistet- es gibt sie also noch die sich für die Musik und den Musiker Reinhard Mey interessieren. Ich hätte mir das Buch zum regülaren Preis nicht gekauft. Einst kannte ich die Texte von Reinard Mey alle auswendig und heute noch kommt mir beim ausfüllen jeden amtlichen Ausdrucks der sprichwörtliche Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars in den Sinn (Ein Lied, das wie viele andere in diesem Buch übrigens nicht erwähnt wird)- aber irgendwann bin ich doch in einen anderen Zug gestiegen, so dass bei mir das ganze eine Art Nostalgietrip wurde.


    Aufgebaut als Interviewbiograpie, als Gespräch zwischen Reinhard Mey und Bernd Schröder wird das Leben und die Entwicklung des Liedermachers von 1942 bis 2004 beschreiben- wie in einem Gepräch kommen kurz auch die Ehefrau Hella und zwei der drei Kinder zu Wort (Der älteste Sohn war während der Buchproduktionsphase als Zimmerer auf der Walz). Die Liedtexte, die zitiert werden sind immer im Zusammenhang mit dem Gespräch zu sehen, also nicht etwa die bekanntesten Lieder, sondern solche, die bestimmte Stimmungen im bestimmten Lebenslagen verdeutlichen sollen. Durch den Gesprächsprotokollstil entsteht eine verbülffende Nähe, durch den Stil von Reinard Mey kommt es nie dazu, dass das Buch in eine "Promibeweihräucherungsbiographie" abgleitet. Man hat wirklich den Eindruck hier erzählt ein Mann über 60 aus seinem Leben, was gut war und was nicht so gut, wieviel Glück er im Leben hatte und wie er versucht mit diesem Leben umzugehen.


    Fazit: Kein Buch, dass man gelesen haben muß, das aber Freunde der Lieder des bedeutensten deutschen Liedermachers sicher bereichert.

  • Ich habe das Buch schon beim Erscheinen gelesen. Jahrzehntelang hat mich Reinhard Mey mit seinen Liedern "begleitet", seit knapp 20 Jahren habe ich ihn auch auf jeder Tournee, die er alle zwei Jahre durchführt, live erlebt. Viele Lieder finde ich brillant, seine politischen Versuche und vor allem seine Tierlieder finde ich eher nervend.


    Das Buch war für mich ein "Muss". Ich glaube allerdings, dass es am besten für diejenigen geeignet ist, die Reinhard Mey mit ein oder zwei Liedern verbinden, aber ansonsten nicht viel über ihn wissen. Für die langjährigen Interessenten an seiner Musik (ich schreibe bewusst nicht "Fans") hat es nicht allzuviel Neues zu erzählen.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Es gibt Lieder von Reinhard Mey, da rollen sich mir die Fußnägel auf. Und dann gibt es da ein paar, die mich nicht mehr loslassen. Ich muss in der richtigen Stimmung sein, sie zu hören, aber dann verursachen sie Gänsehaut.


    Danke für die Rezi, beo. Wenn mir das mal als Mängelexemplar in die Hände fällt, würde ich es mitnehmen.

  • Reinhard Mey spricht mit dem Schriftsteller Bernd Schroeder über sein Leben, seine Familie und seine Musik. In Interviewform gehalten, ist auf diese Art eine Biographie entstanden, die keineswegs trocken ist, sondern sich sehr flüssig lesen läßt. Eingestreut sind einige Photos und sehr viele Liedtexte. Dabei passen die Texte der ausgewählten Lieder jeweils zum Gesprächskontext und machen Lust, die ein oder andere LP bzw. CD mal wieder zu hören.


    Für Reinhard Mey-Fans ist nur wenig neues in der Biographie zu entdecken. Reizvoll ist jedoch, daß Reinhard Mey selbst erzählt, also weg von trockenen Jahreszahlen. Dabei springt das Gespräch durchaus zwischen den Jahren hin und her, es geht um die 60er, dann die 90er und plötzlich wieder die 70er. Dabei bestätigt sich das Bild, das Reinhard Mey auch stets in der Öffentlichkeit zeigt: engagiert und kritisch, dabei hilfsbereit und durch und durch ehrlich. Mich hat dieses Bild, das so gar nicht erschüttern ist, ein klein wenig gestört: ja, ist denn dieser Mensch niemals ärgerlich oder bissig? Nie schlechtgelaunt oder unhöflich? Auch gibt es kaum negative Erinnerungen oder Zweifel, zumindest keine, die er zugeben würde. Statt dessen werden auch negative Erlebnissen noch zum Guten gewendet. Alles ist gut, alles ist schön - für meinen Geschmack ein wenig zu viel "eitel Sonnenschein".

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

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  • Naja, vielleicht ist Reinhard Mey aber auch nur ein Mensch von der mir sympathischen Art, deren Grundeinstellung auf dem halbvollen Glas beruhen?...;-) :-)

  • @Nell...wirklich seicht? Den Begriff würde ich persönlich, ehrlich gesagt, eher bei Veröffentlichungen über Sternchen wie Paris Hilton, Dieter Bohlen etc. pp verwendet wissen, über die man wirklich jeden kleinen Mist erfahren muß, ob man will oder nicht.


    Ich habe die Biografie von Reinhard Mey ja noch nicht gelesen, aber nach Interviews zu urteilen, die ich mit diesem mir sehr sympathischen Mann kenne, würde ich ihn nicht als seichten Menschen einstufen mögen.

  • Nein, Reinhard Mey selbst ist ganz bestimmt nicht seicht. Mir fällt im Moment kein passender Begriff ein. Mal sehen, wie ich es am besten beschreiben kann: Man erfährt viel über seine Anfänge in der Musik und seine musikalischen Wegbegleiter. Man erfährt auch über sein Elternhaus und seine Familie, auch über die Schwierigkeiten, die Kinder ihren eigenen Weg finden zu lassen. Diesen Teil fand ich am interessantesten, weil er Reinhard Mey privat zeigt, ein Blick hinter den Vorhang sozusagen. Schön fand ich auch, daß man zu manchen Texten die Hintergrundgeschichte erfahren hat.


    Gestört hat mich, daß der Interviewer (Bernd Schroeder) öfter nach negativen Erfahrungen und Erlebnissen im Laufe der Jahre fragte. Die Antwort war jedesmal sinngemäß: Nein, es ist alles wunderbar. Negative Erfahrungen gab es nicht, auch negative Dinge sind positiv zu sehen.


    Versteh' mich nicht falsch: ich bin ein Fan von Reinhard Mey und bewundere diesen Mann für seine Integrität und seine Musik. Aber diese Haltung hat mich gestört.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Zitat

    Original von Nell


    Versteh' mich nicht falsch: ich bin ein Fan von Reinhard Mey und bewundere diesen Mann für seine Integrität und seine Musik. Aber diese Haltung hat mich gestört.


    Ich versteh Dich schon nicht falsch, Nell :-) Nuja, vielleicht hat Reinhard Mey sich ja durch die Penetranz des Interviewers gestört gefühlt? Oder er sieht sein leben tatsächlich so, wie meine Mutter es mir immer geraten hat: nie zurückschauen und jammern "Hätte ich doch nur..." sondern immer mit dem Feeling "Man, hab ich ein Glück gehabt, dass ich mich so und nicht anders entschieden habe."


    Naja, nur Reinhard Mey selbst wird's genau wissen. ;-)

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Oder er sieht sein leben tatsächlich so, wie meine Mutter es mir immer geraten hat: nie zurückschauen und jammern "Hätte ich doch nur..." sondern immer mit dem Feeling "Man, hab ich ein Glück gehabt, dass ich mich so und nicht anders entschieden habe."


    Ja, ich glaube, das trifft es ganz gut. :-)



    Im übrigen ist es ja gerade so sympathisch, daß er sein Privatleben weitgehend aus den Medien heraushält. Es gibt da ein Lied von den Wise Guys, das heißt "Danke". Darin heißt es:


    Das hier ist für alle Superstars die sich nicht davor drücken,
    Jahr für Jahr korrekt die Steuerkohle rauszurücken,
    die ab und zu was Gutes tun mit ihren zig Millionen,
    und die uns ansonsten vom privaten Müll verschonen.


    Paßt doch, oder? ;-)

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

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  • Nach über vierzig Jahren auf der Bühne kennt Reinhard Mey das Musikgeschäft wie seine Westentasche. Tausende Auftritte hat er absolviert, 25 Studioalben und etliche Live-Platten veröffentlicht. Jeder kennt ihn aus dem Radio und dem Fernsehen, trotzdem weiß man fast nichts über den deutschen Chanson-Barden, der in Frankreich unter dem Pseudonym Frédérik Mey bekannt ist. Um das zu ändern, ist 'Was ich noch zu sagen hätte' ein guter Anfang.
    Aber Vorsicht, das Buch ist keine (Auto-)Biographie im herkömmlichen Sinne sondern ein langes, themenbezogenes Interview, das Meys Freund Bernd Schroeder vor einigen Jahren mit dem Sänger führte. Natürlich werden dabei viele interessante Dinge wie Meys Flugleidenschaft oder sein Lampenfieber vor den Auftritten angesprochen, leider aber hakt Schroeder selten nach oder stellt kritische Fragen. Es ist einfach ein netter Plausch zwischen zwei Freunden, der durch den Abdruck vereinzelter Songtexte ein wenig aufgebauscht wird. Manche Dinge, wie zum Beispiel das Entstehen neuer Songs, werden überhaupt nicht angeschnitten. Außerdem merkt man an einigen holprigen Textstellen, dass Schroder kein wirklich geborener Autor ist.
    So bleibt das Werk recht oberflächlich und man weiß am Ende nur das, was man auch vorher schon wusste: dass Reinhard Mey ein ziemlich netter und korrekter Typ ist, der seinen Platz im Musikolymp definitiv verdient hat.