Schöne neue Welt - Kapitel 01 - 04

  • Ja, du hast recht, Wikipedia sagt dazu:


    "Das Jahr 1 jener Welt entspricht dem Jahr 1908 unserer Zeitrechnung, in dem das Model T von Henry Ford erstmals vom Band lief."
    Quelle


    Wobei ich das mit Freud dann nicht verstehe. Wieso werden die gleich gesetzt? Oder hab ich mich verlesen? Ich finde die Stelle grade nicht. :-(

  • Vielleicht spielt der Psychologe gleichen Namens eine Rolle in der Welt?

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    Ja, du hast recht, Wikipedia sagt dazu:


    "Das Jahr 1 jener Welt entspricht dem Jahr 1908 unserer Zeitrechnung, in dem das Model T von Henry Ford erstmals vom Band lief."
    Quelle


    Wobei ich das mit Freud dann nicht verstehe. Wieso werden die gleich gesetzt? Oder hab ich mich verlesen? Ich finde die Stelle grade nicht. :-(


    Vielleicht hast du Freud im Kopf wegen des Namens "Sigmund". :gruebel


    Edit; Ich habe die Stelle gefunden: S. 53:

    Zitat

    "Ford der Herr - oder Freud, der Herr, wie er sich in seinem unerforschlichen Ratschluss nannte, wenn er von psychologischen Dingen sprach-, Freud, der Herr hatte als erster die entsetzliche Gefahren des Familienlebens enthüllt."

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Ich habe die Stelle gefunden! :-)


    In meiner Ausgabe (Fischer Verlag) auf S. 53 ganz oben (gleich der 1. Satz):


    "Ford der Herr - oder Freud der Herr, wie er sich in seinem unerforschlichen Ratschluss nannte, wenn er von psyhologischen Dingen sprach-, Freud der Herr hatte als erster die entsetzlichen Gefahren des Familienlebens enthüllt."


    Also doch eine Kombination/Zusammenspiel von Technik und Psychologie? :gruebel

  • Vielleicht soll das einfach ein Witz sein, weil "Freud" und "Ford" doch eng beieinander liegen. Und wenn der ganz und gar technische Ford etwas psychologisches sagt, sprechen sie eben von Freud.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Ich scheine mit meinen Leserunden in der letzten Zeit echt nicht viel Glück zu haben... :-(Ich habe nun den ersten Abschnitt beendet und kann oder will mich so gar nicht auf das Buch einlassen..Dabei hatte ich es vor Jahren schon einmal gelesen und fand es da eigentlich ganz gut!
    Nun ja, auch der Lesegeschmack ändert sich im Laufe der Jahre...
    Ich klink mich an dieser Stelle erst mal aus, brauche grad wohl etwas anderes an Lesefutter.
    Euch noch viel Spaß :wave

  • Zitat

    Original von Susannah
    Vielleicht soll das einfach ein Witz sein, weil "Freud" und "Ford" doch eng beieinander liegen. Und wenn der ganz und gar technische Ford etwas psychologisches sagt, sprechen sie eben von Freud.


    Ja vermutlich ist es so.
    Gut, dass ihr die Stelle gefunden habt. :wave

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf
    ...
    Das mit Soma finde ich auch komisch. Kann man nicht konditionieren, dass alle glücklich sind, auch ohne die Droge?


    Ich denke nicht, dass man das kann. Es gibt ja diese Theorie, über die ich schon verschiedentlich gelesen habe, dass absolute Idealzustände nicht dazu führen, dass alle zufrieden und glücklich sind und bleiben, sondern dass sie im Gegenteil über kurz oder lang von den Menschen, egal wie intelligent sie sind, nicht angenommen werden.
    Das Soma wird über die Konditionierung der Kinder bereits den Menschen so als Allheilmittel gegen Unzufriedenheit, schlechte Laune und starke Emotionen angepriesen ("Lieber ein Gramm versuchen statt zu fluchen!"), dass dieser Weg für sie der normale ist.
    So kann man seine Untertanen auch kontrollieren.

  • Mir fällt bei allem einfach nur "ferngesteuert" ein! Alle sind auf den Punkt produziert ... und ich frage mich, ob die alle gleich aussehen? Es stand sicherlich irgendwo wie viele verschiedene "Exemplare" kreiert werden, oder? Oder wird auch das Aussehen über die Zusätze verändert?


    Ein wirklich schräge Geschichte alleine schon unter dem Gesichtspunkt, dass das Buch 1932 erschien.


    Es liest sich sehr gut und ich kann die Szenen vor dem inneren Auge super visualisieren. Dann hat es mich ... :grin


    Ja, Siegmund scheint etwas mehr über persönliche Entwicklung zu verfügen. Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht.

  • Ford führte als erster die Fließbandproduktion ein. Damit gilt er auch als verantwortlich für die Industrialisierung der Welt. Letztlich könnte man ihm damit auch die Krankheit Burnout in die Schuhe schieben. Bei der Fließbandproduktion entfernt sich der Mensch vom Produkt seiner Arbeit. Er ist nur noch ein kleines Rädchen im großen Betrieb, das jederzeit ersetzt werden könnte.

  • Zitat

    Original von Clare
    So kann man seine Untertanen auch kontrollieren.


    Über die Kontrollinstanz haben wir noch nicht viel erfahren, oder? Nur, dass Mustapha Mond ihm angehört. Da bin ich auch schon gespannt auf mehr Informationen.

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Über die Kontrollinstanz haben wir noch nicht viel erfahren, oder? Nur, dass Mustapha Mond ihm angehört. Da bin ich auch schon gespannt auf mehr Informationen.


    Ich will nicht vorgreifen...Aber die Administration ist nicht das Thema des Romans.
    Mit kontrollieren meinte ich auch nicht so die direkte Kontrolle, sondern die versteckte, dem Menschen unbewusste. Das Soma puffert starke Emotionen und auch Ärger ab. Wenn man das ausschalten kann und damit auch die eventuelle Unzufriedenheit der Arbeiter, dann bekommt man auch keine Probleme mit Protesten oder Kritik an Bestehendem. Ist der Arbeiter schön gleichförmig, bezeichnet sein Leben als ausgefüllt und glücklich und ist immer schön beschäftigt, dann kommt er nicht auf dumme Gedanken.

  • In meiner Ausgabe (englisch) steht in einem Vorwort von Margaret Atwood (ja, ich hab's auch gelesen :-]), dass Huxley auch zeigen wollte: Wenn es alles "einfach so" gibt, das man haben will, dann hat nichts Bedeutung. Das fand ich so interessant, dass es gleich hängen geblieben ist, und schon in diesem Abschnitt fällt mir das ganz deutlich auf. Alles ist so oberflächlich, nichts wird hinterfragt.


    Wenn ich sagen müsste, wie eine perfekte Welt aussehen sollte, dann wären wahrscheinlich einige Ideen dabei, die hier umgesetzt werden: Kaum Krankheiten, scheinbar viel Lebensqualität bis ins hohe Alter, jeder hat nicht nur das, was er braucht, sondern sogar das, was er möchte.
    Aber wenn jemand anders bestimmt, was das zu sein hat, was mich glücklich macht? Wenn schon von Anfang an klar ist, wie mein Leben verlaufen wird und ich habe überhaupt keine Wahlmöglichkeit? Das stelle ich mir nun gar nicht spaßig vor. Ich glaube, das Bedürfnis nach Freiheit ist genauso groß wie das nach Sicherheit/Beständigkeit. Man kann als Mensch weder das eine noch das andere völlig aufgeben. Kein Wunder, dass das Ganze nicht ohne Drogen funktioniert!
    Da finde ich Helmholtz Watson schon sehr interessant, der offensichtlich genau wie ich die Bedeutung in dem Ganzen vermisst ("It's not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too." S. 60).


    (Und wieso heißt der Typ auf Deutsch Holmes-Watson :pille)

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Zitat

    Original von Schwarzes Schaf


    Ja vermutlich ist es so.
    Gut, dass ihr die Stelle gefunden habt. :wave


    Die ganze Gesellschaft hier ist ja völlig unnatürlich - und ich glaube, dass Huxley deswegen auch Ford und Freud erwähnt. Fords Methode ist zwar effizient, geht aber total gegen die Natur des Menschen - ein Punkt ist z.B., dass kaum jemand das fertige Produkt sieht, an dem er Tag für Tag arbeitet. Wer am Fließband steht, schraubt ja z.B. immer nur dieselben Teile zusammen, ohne jemals ein Resultat zu sehen. Eine echte Sysiphos-Arbeit, bei der Menschen typischerweise nicht glücklich werden. Und Freud wurde in diesem Kontext "missbraucht" von den Machthabern, um die Abschaffung von Familien zu rechtfertigen - die, nach Freud, ja die reinste Brutstätte für alle möglichen psychopathologischen Zustände sind.
    Was Freud und Ford gemeinsam ist, ist die "Unnatürlichkeit" ihrer Theorien, denn eine Mutter und einen Vater zu haben oder mehr als ein kleines Rädchen im Betrieb sein zu wollen, das ist einfach normal. (Aber vielleicht nicht so effizient ;-))
    So habe ich es zumindest verstanden. :-) Ich fand die Gleichsetzung der beiden hier ganz großartig - witzig, dass sich die Namen auch noch so ähnlich sind.

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Zitat

    Original von Brigia
    In meiner Ausgabe (englisch) steht in einem Vorwort von Margaret Atwood (ja, ich hab's auch gelesen :-]), dass Huxley auch zeigen wollte: Wenn es alles "einfach so" gibt, das man haben will, dann hat nichts Bedeutung. Das fand ich so interessant, dass es gleich hängen geblieben ist, und schon in diesem Abschnitt fällt mir das ganz deutlich auf. Alles ist so oberflächlich, nichts wird hinterfragt.


    Stimmt. In der Betriebswirtschaftslehre heißt es "Nur ein knappes Gut hat einen Wert.". Ist es unendlich vorhanden sinkt der Wert gegen null. Beispiel: Luft.

  • Zitat

    Original von Brigia
    ...
    Wenn ich sagen müsste, wie eine perfekte Welt aussehen sollte, dann wären wahrscheinlich einige Ideen dabei, die hier umgesetzt werden: Kaum Krankheiten, scheinbar viel Lebensqualität bis ins hohe Alter, jeder hat nicht nur das, was er braucht, sondern sogar das, was er möchte.
    Aber wenn jemand anders bestimmt, was das zu sein hat, was mich glücklich macht? Wenn schon von Anfang an klar ist, wie mein Leben verlaufen wird und ich habe überhaupt keine Wahlmöglichkeit? Das stelle ich mir nun gar nicht spaßig vor. Ich glaube, das Bedürfnis nach Freiheit ist genauso groß wie das nach Sicherheit/Beständigkeit. Man kann als Mensch weder das eine noch das andere völlig aufgeben. Kein Wunder, dass das Ganze nicht ohne Drogen funktioniert!
    Da finde ich Helmholtz Watson schon sehr interessant, der offensichtlich genau wie ich die Bedeutung in dem Ganzen vermisst ("It's not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too." S. 60).


    Das sind sehr interessante Gedanken.
    Ein Leben ohne Gefühle, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Genauso wenig ein Leben ohne Entscheidungsfreiheit. Beides macht einem zu dem Menschen, der man ist.


    Zitat

    Original von Brigia
    (Und wieso heißt der Typ auf Deutsch Holmes-Watson :pille)


    Erst dachte ich, es sei eine Anspielung auf Sherlock Holmes und Watson, aber mit Watson kann nur John Broadus Watson, der Vater des Behaviourismus gemeint sein, dessen erklärtes Ziel die Vorhersage und Kontrolle menschlichen Verhaltens ist.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Brigia
    ...
    Die ganze Gesellschaft hier ist ja völlig unnatürlich - und ich glaube, dass Huxley deswegen auch Ford und Freud erwähnt. Fords Methode ist zwar effizient, geht aber total gegen die Natur des Menschen - ein Punkt ist z.B., dass kaum jemand das fertige Produkt sieht, an dem er Tag für Tag arbeitet. Wer am Fließband steht, schraubt ja z.B. immer nur dieselben Teile zusammen, ohne jemals ein Resultat zu sehen. Eine echte Sysiphos-Arbeit, bei der Menschen typischerweise nicht glücklich werden. Und Freud wurde in diesem Kontext "missbraucht" von den Machthabern, um die Abschaffung von Familien zu rechtfertigen - die, nach Freud, ja die reinste Brutstätte für alle möglichen psychopathologischen Zustände sind.


    Das stimmt natürlich. Andererseits schaffte diese Art der Produktion auch Arbeitsplätze und eine Grundversorgung im Krankheitsfall wurde gewährleistet.


    Zitat

    Original von Brigia
    Was Freud und Ford gemeinsam ist, ist die "Unnatürlichkeit" ihrer Theorien, denn eine Mutter und einen Vater zu haben oder mehr als ein kleines Rädchen im Betrieb sein zu wollen, das ist einfach normal. (Aber vielleicht nicht so effizient ;-))
    So habe ich es zumindest verstanden. :-) Ich fand die Gleichsetzung der beiden hier ganz großartig - witzig, dass sich die Namen auch noch so ähnlich sind.


    Das finde ich auch sehr gelungen. Zumal die Kinderproduktion hier im Buch gleichzusetzen mit einer Fließbandarbeit ist.
    Die Gottheit ist bei Huxley austauschbar, je nach Anlass und Thema.


    [SIZE=7]Tante Edith ist tauscht Buchstaben.[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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