Literaturkritik - ein elitäres Vorrecht?

  • Für mich persönlich haben z.B. Amazon Rezensionen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung zugenommen. Erst letzte Woche stand ich wieder mal in der Mayerischen, hatte 2 Bücher in der Hand und ... mir fehlten Kritiken für einen tieferen Eindruck. Der Klappentext klang interessant, es las sich aber etwas schräg ("Kristus" von Robert Schneider). Also habe ich mir zuhause erstmal weitere Informationen eingeholt, Kriterin a) von Amazon, b) aus Bücherforen. Denn bei meinem Bücherkonsum, ist es irgendwann nervig, wenn man andauernd daneben greift. Letzten Monat habe ich mir "Die heimliche Päpstin" von Frederik Berger gekauft, ohne vorher Kommentare zum Roman zu lesen. Für mich hat sich das Buch als der totale Fehlgriff herausgestellt, sprich: wieder 20 Euro versenkt.


    Man muss natürlich auch lernen, die "Hobby-Kritiken" zu lesen. Hämmert ein Rezensent beispielsweise ungehemmt mit der Keule auf einem Buch herum, weiss ich, was ich von dieser Kritik zu halten habe. Wenn ich mir von dem noch andere Rezen durchlese, die im gleichen Stil gehalten wurden, fällt der Kommentar in meinen "Nonsens-Filter". Meist sind jedoch die Kritiken für mich als Leserin sehr hilfreich, gerade wenn sie sich mit einem Roman kritisch auseinandersetzen. Nur so bekomme ich einen wirklichen Eindruck des Stoffs.
    Und oft sind die privaten Rezenschreiber einfach ehrlicher, als professionelle Kritiker, die zudem vom Verlag kostenlose Rezensionsexemplare erhalten.


    Von daher schätze ich die sog. "Hobby-Kritiker". Leider sind auch hier immer wieder Rezen dabei, die unter aller Sau sind, weil sie Autoren persönlich angreifen oder pauschalisierend Urteile über einen Roman stülpen. Aber die gibt es auch bei den Profis. Da wird dann halt auf höherem Niveau kommentiert - deswegen ist die Kritik aber nicht unbedingt besser. Sprich, manchmal stellt sich dann eben die Frage: sagt mir die Kritik jetzt etwas über das Buch oder den Rezensenten? Diese Frage beantwortet sich meiner Ansicht nach meist durch den Kommentierenden.

  • Das liest sich für mich alles stark übertrieben. Gerade Kinder und Jugendliche müssen doch motiviert werden, mehr zu lesen (oder gar bei manchen überhaupt einmal ein Buch in die Hand zu nehmen). Und woher stammt denn dann dieses plötzliche Interesse, sich mal, statt in den Medienladen in eine Buchhandlung zu schleichen? Bestimmt nicht vom zufälligen Lesen einer professionellen Literaturkritik. Meistens sind es doch Freunde und Bekannte, die einem das ein oder andere Buch empfehlen. Oder wie im Falle der Potterbücher, die Fernsehpromotion. Wo soll das denn hinführen, wenn alle 'Laienkritiker' verboten wären? Ich finde auch gerade die einfachen Rezensionen haben eine größere Reichweite und trifft auf mehr interessierte Augen und Ohren, als eine zu stark mit Fremdwörtern bespickte Kritik, bei der man erstmal den Duden hervorkramen müsste.


    Ich selbst lese mir aber doch gern mal eine ordentliche Kritik durch und schaue mir verschiedene Buchsendungen an. Dadurch bin ich auch schon auf so manche wirklich gute Bücher gestoßen wurden.

  • :-) Natürlich muss es elitäre Kritiker ärgern, wenn sich plötzlich "Hinz und Kunz" berufen fühlen, ihre "unprofessionelle und ungebildete" Meinung in Worte zu fassen, als "Rezension" zu bezeichnen und dann auch noch zu veröffentlichen.
    Waren sie noch vor einiger Zeit ein kleines, relativ überschaubares Grüppchen, dass unter sich blieb und von den Verlagen hofiert wurde, so geraten ihre Ansichten und Kritiken nun ein wenig in den Hintergrund zugunsten der Meinung der Leser von "Massenliteratur" - Das genau dies aber die Leser sind, die Umsatz bringen, haben die Verlage längst erkannt.


    Ich denke, jeder der ein Buch liest, hat das Recht seine Meinung dazu zu sagen. Sicherlich hat ein Literaturkritiker ein großes Hintergrundwissen und sicher kann er Schreibstile besser klassifizieren und bewerten und einiges mehr, doch wird er sich kaum herablassen, die Bücher zu lesen und zu rezensieren, die eben die breite Masse liest. Jedem das Seine sozusagen, nur sich darüber aufzuregen und die Nase zu rümpfen, zeugt von keinem guten Stil.


    Bei den von Reich-Ranicki empfohlenen Büchern habe ich ich auf jeden Fall meist nicht so gut unterhalten gefühlt, wie bei den Büchern, die ich sonst lese und deren Rezensionen ich hier finde. :-]

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Die Literatur hat dieses elitäre Gehabe ihrer professionellen Kritiker nicht verdient. Literatur ist alles, aber sich keine elitäre Sache.


    Ich widerspreche dir hier, jedoch nicht in Hugendicks Sinne. Natürlich ist Literatur elitär, wenn du dir anschaust, wie viele Menschen weltweit mit Literatur, aus den unterschiedlichsten Gründen, nie in Berührung kommen.
    Dem Leser jedoch das Recht abzusprechen sich eine eigene Meinung zu bilden, diese zu schreiben und zu veröffentlichen, grenzt schon an Überheblichkeit. Desweiteren denke ich, dass Literaturliebhaber, die sich in diversen Bücherforen tummeln oder bei Amazon und Co. ihre Kommentare abgeben, sich gewiss nicht als Literaturkritiker bezeichnen. Würde man Hugendicks Gedanken weiterführen, dürften nur ausgebildete Pädagogen Eltern werden.
    Nicht jede Kritik ist gut und fundiert, doch jeder soll das Recht haben seine Meinung zu Büchern zu äußern, der Laie tut es aus Leidenschaft und Liebe zur Literatur. Was soll daran falsch sein?


    Zitat

    Original von Voltaire
    Vielleicht aber habe ich diesen Artikel auch völlig missverstanden und ihn total falsch interpretiert. Man sehe mir das nach; ich bin halt kein Professioneller.


    Nun, deine Rezensionen lese ich sehr gerne, und finde sie alles andere als Unprofessionell, aber meine Meinung zählt wohl nicht, schließlich bin ich alles andere als professionell... ;-)

  • Das wird ja immer schöner.


    Man vergisst wohl, daß die Literatur nichts wäre, wenn sie von niemanden gelesen werden würde. Ich darf es bezahlen und somit kaufen, ich darf es lesen aber nicht bewerten ?


    Ich finde sowieso, daß dieser Vergleich völlig absurd ist. Es ist so wie in der Musik auch. Ich gehe auf ein Konzert und ich applaudiere wie eine wild gewordene und "empfinde" es als eine gelungene Vorstellung und gehe mit einem gesättigten und befriedigten Gefühl nach Hause. Der Dirigent allerdings rauft sich hinter der Bühne die Haare, weil einer an er Violine für 5 Sekunden die falsche Saite erwischt hat und der Sänger einmal einen Ton nicht richtig getroffen hat.


    Mir hingegen ist es angesichts des Gesamtauftritts nicht mal aufgefallen.


    Und so sehe ich das auch mit Büchern. Jemand der belesen und studiert ist auf diesem Gebiet wird in einem von mir noch so verherrlichten Werk sicher etwas zu kritisieren finden und ich werde die Kritik nicht mal inhaltlich verstehen können. Deshalb bin ich nicht blöd.


    Ich bewerte, ob mir die Geschichte gefallen hat, der Schreibstil, ob Spannung im Buch war, ob es fesselnd war oder eher langweilig, ob sich die Investition (sowohl finanziell als auch zeitlich) gelohnt hat und entsprechend dieser Kriterien bewerte und empfehle ich auch das Buch. Und ich denke, daß ist auch mein gutes Recht.


    Niemand der eine Rezi abgibt als KUNDE nimmt sich heraus ihn als Literaturkritiker abzugeben. Es ist seine bescheidene Meinung und die darf er haben.

  • Literaturkritik in Foren nimmt sich auch vieler Literatur aus Genres an, die der professionelle Kritiker in Zeitungen kaum rezensieren würde. Das war aber eigentlich schon immer so. Es gab auch vor der Internetzeit schon fanzines, in denen Genreliteratur von Fans rezensiert wurde, die sich wirklich darin auskennen.


    Der normale Zeitungskritiker würde diese Romane garnicht erst anfassen. Peter Hamm müsste sich 3 Tage lang ununterbrochen die Hände waschen, wäre er gezwungen, ein Bastei Lübbe-Buch anzufassen.
    Auch von einem Marcel Reich-Ranicki, der auch nicht mehr der Jüngste ist, kann nicht verlangt werden, dass er sich mit Pop-Literatur abgibt.


    So gesehen, empfinde ich uns nicht oder wenig in Konkurrenz zum professionellen Kritiker, dessen Erfahrung und beruflicher Background ihm zugegebenermaßen sicherlich hilft, auch größere Zusammenhänge in der Literatur zu erkennen.


    Für den Leser ist es eher vorteilhaft, viele Meinungen und Kritiken zu bekommen.
    Nicht jeder kann sich die Süddeutsche oder die FAZ regelmäßig leisten!

  • Ich für meinen Geschmack bin froh, dass es bei den Buchkritiken nicht mehr so elitär zu geht. Ich habe früher Unmengen von Büchern gelesen, die mir von professionellen Kritikern gelobt worden sind und bin oft enttäuscht worden. Und vieles, was mich hätte interessieren können wurde von diesen Leuten erst gar nicht geprüft, weil böse Unterhaltungsliteratur oder mangels Möglichkeiten. Die heutigen Möglichkeiten erleichtert die Kaufentscheidung erheblich.

  • Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen den professionellen und "unseren" (darf ich uns mal in einen Topf werfen) Kritiken. Das find ich auch in Ordnung so.


    Beim prof. Kritiker erwarte ich mir, dass er weiss in welchem Zeitgefüge (historische Recherche) das Buch spielt, in welchem Stil geschrieben wurde - eigentlich sehr objektiv - die Sichtweise.


    Bei den Rezis hier finde ich diese Objektivität auch häufig, aber ich mag es wenn jemand seine Meinung dazu äußert und ich mir dadurch ein zusätzliches Bild machen kann.


    Schlußendlich ist meine Kaufentscheidung für ein Buch aber meist sehr "bauchlastig". Entweder hat mir der Klapptext schon gut gefallen, oder ich hab eine Meinung hier gelesen oder der Buchhändler gibt mir noch seine Sichtweise dazu.


    Daseinsberechtigung haben wohl beide - denn die Liebe zu Büchern und zur Literatur ist uns allen gegeben.

    Who is Keyser Soze?


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    (>_<) <- This is Bunny.


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  • Es ist in den vergangenen Jahren etwas Erstaunliches passiert, und das betrifft längst nicht mehr nur den Buchmarkt. Nach meinem Eindruck sind es vor allem die Autoren selbst, die noch die Feuilletons lesen, während sich die Buchkäufer mehr und mehr über basisdemokratische Plattformen informieren. Anders gesagt: Die Zielgruppe der professionellen Rezensenten hat sich auf jene eingedampft (überzogen gesagt), die rezensiert werden, während die Leser mehr auf das geben, was andere Leser zu sagen haben. Das ist eine amüsante Entwicklung, bei der auch nachvollziehbar ist, dass sich die Profis aufregen; alleine - Ergebnisse zählen. Ähnliches ist auch bei Warentests beobachtbar. Wer kauft sich noch die aktuelle "Test"-Ausgabe der Stiftung Warentest, wenn er eine Waschmaschine kaufen will? Wer kauft sich noch diverse Reisezeitschriften, um sich über Ziele und Hotels zu informieren? Eine immer kleiner werdende Minderheit. Die meisten gehen auf ciao.com, hoteltest.de und wie sie alle heißen. Der Laienkritiker hat die Kernzielgruppe der professionellen Kritiker längst erobert. Und das ist wowereit. :grin

  • Hier werden in der Tat Äpfel und Birnen verglichen.


    Das Eine: Professionelle Literaturkritik ist eine harte und wichtige Arbeit, die Sachkenntnis und profundes Wissen voraussezt, dass die meisten Kritiker durch ein Hochschulstudium grundlegend erworben und auf verschiedenste Weise ausgebaut und vergrößert haben. Das ist ein regelrechter Beruf und das hat auch sein volles Recht!


    Das Andere: Möglichst breite Meinungsblidung ist eine wunderbare Sache! Und das Internet bietet beste Möglichkeiten, sich über Bücher und Texte auszutauschen, zu empfehlen, drüber zu reden. Viele Onlineshops setzen auf die Breite der Meinungen, die sich daraus ergibt. Aus ihr (!) - nicht aus der einzelnen Meinung - kann sich ein potentieller Käufer eine Tendez ablesen.
    Für Verlage dürfte das insofern interessant sein, als dass ihre Kunden ausführliches Feedback geben, über die reinen Verkaufszahlen hinaus.
    Mit Literaturkritik ist das alles aber nicht zu vergleichen, weil uns Laien schlicht das nötige Wissen fehlt.


    Es ist doch aber auch keine Chance, sich das einzugestehen. Ich bin weder Arzt noch Jurist, ich bin auch kein Musiker und kein Maurer, ich bin weder Gärtner noch Koch. Und doch dilettiere ich in allen den Bereichen ab und an etwas. Ich bin am Ende froh, dass es Profis in den verschiedensten Bereichen gibt, die ihr Fach wirklich beherrschen.
    Auf die Idee, eine anwaltliche Beratung, eine gründliche medizinische Untersuchung, etc als elitäres Vorrecht bezeichnen zu wollen, würde ich aber doch nie kommen, warum auch... Warum sollte das bei der Literaturkritik anders sein.


    Lassen wir doch die Profis ihre Arbeit machen und dilletieren munter weiter. Das eine braucht doch das andere. Warum müssen da große Gräben gegraben und riesige Mauern gebaut werden...

  • Der Artikel gefällt mir, er fasst eigentlich alles zusammen, was wir hier auch schon geschrieben haben, auch wenn ich meine, dass da manchmal ein wenig Ironie durchscheint.


    Zitat: Und der tummelt sich scheinbar seit einiger Zeit mit Vorliebe im Internet, man muss das hier nicht ausführen. Allüberall wird man herzlich gebeten, seine Meinung doch bitte schriftlich zu deponieren, von Amazon bis zur »FAZ«, und ich denke, man sollte das auch tun: Die eigene Meinung zu formulieren schärft das Denken, etwas über Bücher zu sagen übt das Lesen, stärkt das Selbstbewusstsein, intensiviert die Lust am Buch und hebt die Wichtigkeit der Literatur. Was will man mehr?
    Ja, es ist gut, das alles zu schreiben. Etwas weniger gut ist es vielleicht, das alles auch zu lesen. :gruebel

  • Ich versteh die ganze Aufregung nicht. Der Rezensent des Zeit-Artikels beschreibt doch einfach, was Sache ist. Er sagt weder, dass sämtliche Laienrezensionen gefühlige Dreizeiler sind (aber viele, und das kann man doch schlecht bestreiten), noch, dass nur Berufskritiker Kritiken schreiben dürfen. Er stellt sie lediglich auf eine Stufe mit Elke Heidenreich :grin : "Doch die Art und Vielzahl der Laienrezensionen spiegelt lediglich das, was die meisten Kunden auf diesen Seiten suchen: schnellen Rat, bestenfalls eine Kaufempfehlung. Keine anderen Bedürfnisse bedient auch Elke Heidenreich, wenn sie in ihrer Sendung Lesen! eine Neuerscheinung in die Kamera hält: »Lesen Sie dieses Buch, es wird Sie glücklich machen!«"

  • Die Wahrheit liegt in der Mitte.
    Es gibt (z.B in diesem Forum) hervorragende Laienkritiker. Sicherlich nicht mit germanistischen Hintergrundwissen und vermutlich zerpflücken sie die Bücher auch nicht wie ein professioneller Kritiker. Aber trotzdem ist die Leistung recht ordentlich.


    Dann gibt es *Kritiker* wie mich, die ziemlich mittelmäßig sind, wobei auch dies schwanken kann.


    Und zuletzt gibt es Leser, die wirklich nur 2-3 Zeilen zu einem Buch schreiben, unter denen man sich zudem gar nichts vorstellen kann. Dies wird in dem Artikel auch explitzit kritisiert:


    Nein, die schreien erst einmal: Ja, aber die Qualität! Rezensionen auf Amazon und anderen Bestellseiten sind größtenteils schlicht. Wer erhellende, fundierte Artikel sucht, watet durch einen Brei aus Halbwissen und Geschmacksurteilen. Hier spricht der Mann von der Straße, unredigiert, aus dem Bauch. In einer von 327 Amazon-Kritiken zu Charlotte Roches Roman Feuchtgebiete schreibt ein Tom: »Die 5 Sterne gibt’s für die Idee und das kollektive Aufjaulen hier! Das Buch selbst ist ganz witzig, aber das Schreiben sollte das böse Mädchen dennoch lieber Profis überlassen!« Unter mancher Feder werden andere Bücher zum Gebrauchsgegenstand: »Sieht gut aus, liegt ordentlich in der Hand.« (3 Sterne) Verrisse: »Totale Zeitverschwendung. Blöde Sprache, langweilige Story.« (1 Stern).


    Letztendlich macht die Vielfalt den Wert einer Kritik aus.


    Ich verstehe auch den professionellen Kritiker, welchem die bei Titel wie *Das Marzipanmädchen* oder *Unter dem Safranmond* die Fußnägel kräuseln. Als ich noch Germanistik studierte, waren solche Titel für mich auch unlesbar. Immer muß ich sie auch nicht haben, aber inzwischen bin ich froh, dass ich ziemlich alles lesen kann.
    Aber gerade weil solche Bücher nicht besprochen werden (können), finde ich Laienkritiker um so wichtiger.

  • Jeder Mensch, der ein Buch liest bildet sich automatisch eine Meinung und sei es nur "Mir hat das Buch (nicht) gefallen.". Von daher finde ich es klasse, dass es Möglichkeiten gibt sich über Bücher auszutauschen, ohne professionell zu sein. Das gilt gerade für Genres (z.B. Fantasy) die nicht von "professionellen Kritikern" in die Hand genommen werden.
    Der Vorsatz hinterher eine Rezension über ein Buch zu schreiben bedeutet ja auch, dass man sich mit dem Buch ein wenig tiefer auseinandersetzt, als ohne. Außerdem gibt es hier im Forum einige hervorragende Kritiker, deren Rezensionen ich gerne lese und das zum Ansporn nehme meine eigenen zu verbessern.
    Zu guter Letzt kommt das hinzu, dass viele unterschiedliche Rezensionen viele unterschiedliche Blickwinkel eröffnen: der eine konzentriert sich auf die Sprache, der nächste auf Authentizität und wieder ein anderer auf das reine Lesevergnügen. Wenn ich nun weiß, auf was ich wert lege können mir Laienrezis den einen oder anderen Fehlkauf ersparen.


    Natürlich ist es auch klasse, wenn wieder mehr Menschen lesen, über kurz oder lang kommen viele dann auch wieder in den Bereich der"elitären Literatur".
    Kurz: Ich finde es super so wie es ist.

  • Zitat

    Original von Nomadenseelchen
    Die Wahrheit liegt in der Mitte.


    In der Mitte wozwischen?


    Zitat

    Original von Nomadenseelchen
    Es gibt (z.B in diesem Forum) hervorragende Laienkritiker. Sicherlich nicht mit germanistischen Hintergrundwissen und vermutlich zerpflücken sie die Bücher auch nicht wie ein professioneller Kritiker. Aber trotzdem ist die Leistung recht ordentlich.


    Das sehe ich anders. Es gibt hier im Forum sehr wohl Kritiker mit fundiertem Hintergrundwissen und zwar nicht nur im literarischen, sondern zB auch im historischen Bereich. Das ist aber - und so verstehe ich auch den Artikel - eine Minderheit.


    Zitat

    Original von Nomadenseelchen
    Und zuletzt gibt es Leser, die wirklich nur 2-3 Zeilen zu einem Buch schreiben, unter denen man sich zudem gar nichts vorstellen kann. Dies wird in dem Artikel auch explitzit kritisiert:
    (...)
    Letztendlich macht die Vielfalt den Wert einer Kritik aus.


    Das stimmt nur in gewisser Weise. Wenn man die Urheber der Dreizeiler "kennt", mögen auch diese eine gewisse Aussagekraft haben. Das ist in einem Forum sicherlich eher der Fall als auf amazon (wenn auch beileibe nicht immer). Dort sind Dreizeiler von vollkommen Unbekannten für einen potenziellen Käufer wertlos.
    Hier ist das von Fall zu Fall anders. Wenn ich jemandes Lese- und Diskussionsverhalten monatelang beobachtet habe und er schreibt eine inhaltslose oder dreizeilige Buchvorstellung, dann kann mir das ebenso helfen, als würde ich einen Bekannten nach seiner Meinung fragen. Von dem erwarte ich auch nicht immer eine fundierte Textarbeit.


    Edit: sprachliche Glättung

  • In einigen Beiträgen wird mehr oder weniger deutlich zwischen "guter" Literatur, der Literatur der Kritiker, und unseren Büchern unterschieden. Warum? Nur weil er studiert hat kann ein Kritiker ebenso wenig die "Qualität" eines Werkes feststellen wie wir! Ich halte persönlich das "Wissen" um Kunst, sei es Musik, Malerei oder Literatur, teilweise sogar für hinderlich, denn je mehr er auf erworbenes Wissen zurückgreift, desto mehr beurteilt er dieses Werk danach, und nicht nach so banalen Kriterien wie "ist das schöne Musik, ein unterhaltsames Buch, ein Bild, welches man sich ins Wohnzimmer hängt"?


    In der Literaturgeschichte wurden immer wieder große Autoren von Kritikern ihrer Zeit in Grund und Boden geschrieben, von studierten Leuten, ebenso wie die heutigen Kritiker.
    Ein henemaliger Groschenheft-Autor gilt heute als ein Großer der amerikanischen Literatur.


    Lasst uns doch nocht unsere Bücher und die "gute Literatur " der Kritiker trennen, denn beides sind nichts anderes als Bücher - zu denen sich jeder von uns eine Meinung bilden kann.
    Und unsere hat genau die selbe Berechtigung wie die eines anderen!

  • Hm...ich staune ein bißchen, muß ich zugeben.


    Bei einem Bild oder einem Musikstück erwartet man doch doch auch nichts Fundamentales, geniale Bemerkungen, große Eigenerfahrungen des Genießenden?


    Will sagen: ich muß doch nicht selbst ein guter Schriftsteller sein und mich quer durch die komplette Bücher-Landschaft gelesen zu haben, um beurteilen zu können, ob MIR selbst ein Buch gefällt.


    Schön, wenn jemand beredt genug ist...oft langweilt mich aber genau das und ich muß manchmal über eine einzige für mich treffende Bemerkung eher schmunzeln als über ausgefeilte langwierige Erläuterungen.


    Was ich damit sagen möchte: ist es nicht schön, dass wir in einer Welt leben, in der absolut jeder etwas finden kann, was ihm/ihr gefällt...aus welchen Gründen auch immer?