Nichts ist so wie es scheint. Zumindest in Hinsicht auf die 54jährige Renee, die seit fast 30 Jahren als Concierge arbeitet. Denn allen Vorurteilen zum Trotz ist sie sehr gebildet, interessiert sich für Kunst, Tolstoi und klassische Musik. Allerdings tarnt sie ihre Intelligenz hinter einer Maske aus Plumpheit und Ungepflegtheit. Auch die zweite Hauptperson, die zwölfjährige Paloma ist sehr gebildet, ja fast schon altklug. Sie wehrt sich gegen die Erwachsenenwelt und ihre oberflächliche Schwester auf ihre Art und Weise:
An ihrem 13. Geburtstag will sie Selbstmord begehen um so der Verlogenheit und dem “Goldfischglas” des Lebens zu entfliehen. An Palomas Gedanken nimmt der Leser in Form eines Tagebuchs teil - unterteilt in viele kleine Episoden. Diese werden immer wieder unterbrochen durch die Gedanken und Empfindungen Renees. Diese Figur ist so liebenswert und großartig beschrieben, in der Art wie sie ständig versucht einem Klischee zu entsprechen. Paloma und Renee sehen sich beide als Randgestalten der Gesellschaft und doch finden sie zueinander. Und dann gibt es da noch Monsieur Ozu, der beide auf seine ganz eigene Art und Weise wahrnimmt.
Ich muss zugeben, dass ich mich durch die ersten 100 Seiten etwas gequält habe aber ich wurde nachher belohnt mit vielen kleinen zauberhaften Sätzen, wunderbaren Gedanken der beiden Hauptfiguren und insgesamt einer Geschichte, die mich am Schluss hat weinen lassen.
Was schön ist, erhaschen wir, während es vergeht. (Seite 306).
Wie schön dieser Roman ist weiß ich jetzt wo er zu Ende ist und ich werde Paloma und Renee mit Sicherheit noch eine Weile in meinen Gedanken tragen.