Die Eleganz des Igels - Muriel Barbery

  • Ich habe es kürzlich im Buchladen gesehen und daraufhin eine Leseprobe in einem Magazin gelesen. Jetzt überlege ich, ob sich eine Leserunde lohnen würde? Würde jemand mitlesen?

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Das könnte schon interessant sein; ich weiß nur momentan nicht so recht, wie ich das zeitlich noch unterbringen soll. :gruebel

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Vandam,


    obwohl ich erst wenige Seiten gelesen habe, kann ich deiner, sehr guten, Rezi nur zustimmen.


    "die Eleganz des Igels" wird neben der "Bücherdiebin" zu den besten Bücher des Jahres gehören (die ich bis dahin noch lesen werden) :wave

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Zitat babyjane:
    Ich würde auch mitlesen, wenn ich auch den Titel total bescheuert finde, reizt es mich immer mehr...



    Ich habe mich auch erst gewundert, wieso das Buch so heisst. Im Buch selbst wird es aber erklärt - und da ergibt der Titel einen Sinn! :-)






    Mir gefällt es im übrigen sehr gut. :-]

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Conor ()

  • Ich habe das Buch gestern zu Ende gelesen und es gehört neben der Bücherdiebin zu den besten Büchern, die ich dieses Jahr bereits gelesen habe


    [sp]Ich habe irgendwie gehofft, dass es ein Happy-End geben könnte und hätte nie gedacht, dass die Protagonistin am Ende stirbt :cry. [/sp]

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • fabulanta:


    ich schließe mich dir da an - in beidem, sehr gutes Buch und die Sache mit dem spoiler! :-)


    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Zunächst hat mich bei diesem Buch der ungewöhnliche Titel angesprochen, den ich wunderbar finde, weil Igel tatsächlich etwas Elegantes, Würdevolles haben, das sich nicht gleich enthüllt. So viel dazu, denn - wie ich bald feststellen musste - im Buch geht es nicht um Igel, sondern um ein reiches Pariser Wohnhaus, in dem die zwölfjährige Paloma auf intelligente, jedoch auch kindliche Art und Weise nummerierte "tiefgründige Gedanken" aufschreibt, während die Concierge des Hauses sich bemüht, möglichst häßlich, dumm und unscheinbar zu wirken.


    Im Buch passiert genauso viel, wie der Klappentext vorhersagt, nämlich ziemlich wenig. Stattdessen ist es eine Sammlung von Gedanken, die Betrachtung einer Gesellschaft, kurz: ein philosophisch angehauchter Exkurs, der Tiefe besitzt, ohne sich dabei in der Verwendung von Fremdwörtern und wissenschaftlichen Betrachtungen zu verlieren. Vor allem wirken die Aufzeichnungen der beiden Figuren sehr persönlich, zuweilen emotional, traurig, geprägt von ihrer Position des Beobachters, der aus seinem Versteck heraus auf eine Welt blickt, die wenig Schönheit zu besitzen scheint.


    "Die Eleganz des Igels" ist ein zauberhaftes Buch, das sich flüssig lesen lässt, das die schönen Seiten des Lebens aufzeigt und die Geschichte erzählt von zwei außergewöhnlichen Menschen, für die sich das Finden eben jener Schönheit als nicht einfach aber eben auch nicht unmöglich erweist.

  • Das ist so ein wunderbares Buch. Ich habe das während einer einzigen Zugfahrt ausgelesen. Naja fast, weil ich am Ende wirklich weinen musste (ähem... Ich bin nah am Wasser gebaut..) und das ist in einem vollbesetzten Abteil dann doch nicht so wünschenswert.
    Ich bin eigentlich nicht so für philosphische Bücher, aber dieses war wirklich toll. Besonders Paloma habe ich lieb gewonnen, auch wenn sie am Anfang hochnäsig und unnahbar wirkt. Interessant fand ich auch, dass Muriel Barbery scheinbar wirklich Ahnung von Mangas hat. :grin
    Hach, großartig. :-]

  • Ich fand das Buch auch toll und wenn ich nicht "The Book Thief" noch einen Miniticken besser gefunden hätte, wäre es im Juni mein Monatshighlight geworden. Und was hab ich als erstes gemacht, nachdem ich mit dem Buch fertig war? Geeenau, ich hab mir "Anna Karenina" von Tolstoi gekauft (aber noch nicht angefangen :grin).


    Eine rundum tolle Geschichte, man kommt sofort rein und will nur noch weiter lesen und obwohl der Titel merkwürdig scheint, passt er und ist ebenso gelungen wie das ganze Buch.


    5 von 5 Punkten.

  • :wave Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, aber ich war nicht ganz so angetan, deshalb nun eine nicht so positive Rezi:


    Meine Meinung: Ein Buch das so viele Vorschusslorbeeren und so viele gute Rezensionen erhalten hat, weckt hohe Erwartungen. Und so bin ich sehr gespannt an die Geschichte der Concierge Renèe und der hochbegabten zwölfjährigen Paloma herangegangen. Zuerst voll gespannter Erwartung, und schon nach ein paar Seiten mit mäßiger Begeisterung und der Überlegung, dem Buch die Chance zu geben, die es verdient hat und nach 100 Seiten zu entscheiden, ob ich es abbreche, oder ob es ihm bis dahin gelungen ist, doch noch mein Interesse zu wecken – Um es kurz zu machen, als ich das nächste mal auf die Seitenzahl blickte, war ich schon in der Mitte des Buches und beschloss, es durchzulesen.
    Die Handlung ist recht schnell berichtet: Die Concierge Renèe, versucht mit allen Mitteln vor der reichen Hausgemeinschaft ihre überragende Intelligenz zu verbergen. Sie kleidet sich, wie man es von einer Concierge erwartet, sie bemüht sich, ihre Antworten so zu formulieren, dass niemandem auffällt, welch gute und schlagfertige Sätze sie zu bilden in der Lage wäre, würde sie sich nicht selbst in der Rolle der tumben und etwas schlampigen Hausangestellten gefangen halten. Ihrer Freundin Manuela und uns Lesern erzählt sie von den Bewohnern im Haus in der Rue de Grenelle, vielen kleinen Beobachtungen, vielen Vorkommnissen und lässt dabei unzählige philosophische Überlegungen einfließen.


    Ihre eigene Philosophie legt uns auch Paloma nahe, die mit ihren reichen Eltern und ihrer Schwester in einer der Luxuswohnungen im selben Haus wohnt und die vom Leben so gelangweilt ist, dass sie ihren Selbstmord plant. Bis zu dem anvisierten Tag jedoch, führt sie ein „Tagebuch der Bewegungen“ in dem sie versucht, etwas zu finden, für das es sich zu leben lohnt. Auch sie, die Hochbegabte verliert sich gern in philosophischen Betrachtungen und das macht sie der Concierge des Hauses sehr ähnlich. Beide ahnen nichts von dieser Seelenverwandtschaft, bis sie sich eines Tages enttarnen.


    Licht ins Dunkel des mehr oder weniger gleichförmigen Alltags der Hausbewohner bringt der neu eingezogene Japaner Kakuro Ozu, der sehr schnell Renèe und Paloma durchschaut und für sich gewinnt...


    Es ist oft eine Freude die wunderbar geformten Sätze zu lesen und ich habe mich mehr als einmal gefragt, warum der Name der Übersetzerin Gabriela Zehnder, die es vermochte, die Melodie der Sprache so gekonnt zu übersetzen, nur einmal genannt wird und die es dem Verlag noch nicht einmal wert ist, dass man ihr ein paar Zeilen im Klappentext widmet. (Fast eine Parallele zur Concierge, deren Arbeit von allen geschätzt wird, die aber aufgrund ihrer Rolle immer im Hintergrund zu stehen hat.)
    Trotz der Freude ist es aber auch häufig eines: etwas anstrengend und sogar manchmal etwas ermüdend, wenn allzu viel parliert wird, wenn der Grundgedanke der Überlegungen und Abschweifungen schon als Schatten seiner selbst 5 Seiten zuvor zu finden ist und über dem ganzen fast in Vergessenheit gerät.
    Das ist einer der Punkte, die dazu führten, dass ich die allgemeine Begeisterung nicht so ganz teilen mag. Und noch etwas war für mich nicht stimmig. Ein zwölf Jahre altes Mädchen und eine 54 Jahre alte Frau müssen einfach unterschiedlicher in ihren Formulierungen sein. Natürlich sind beide Hyperintelligent und darauf werden wir als Leser dann auch mehr als einmal hingewiesen, als wenn wir das nicht aus der Sprache und den verwendeten Zitaten schon verstanden hätten, wird es immer wieder in die Geschichte eingestreut, doch die Autorin gibt den Beiden die selbe Art von Sprache, legt ihnen Sätze in den Mund, die von ihnen beiden stammen könnten und so besitzen Renèe und Paloma für mich keine eigene Identität und wirken darum seltsam homogen und nicht authentisch genug, als dass ich ihnen die von Frau Barbery zugedachte Rolle abnehmen mag.


    Natürlich werde ich nichts über das Ende des Buches verraten, doch auch hier war ich nicht sehr begeistert von dem, was die Autorin für ihre Hauptperson vorgesehen hat und auch, wenn es kein unrealistisches Ende ist - unrealistisch ist eher die Existenz einer überintelligenten philosophierenden Concierge wie Renèe und eines Wesens wie Paloma, deren Sprache und Erfahrungen zu abgeklärt und zu Lebenserfahren für ein Mädchen ihres Alters klingt – so hat es mir persönlich nicht gefallen.
    Insgesamt, würde ich diesem Buch 7 von 10 Punkten geben, da es sprachliche Schönheit aufweist und zum Teil interessante Ausflüge in die Philosophie bietet, mir aber zu viele Kritikpunkte hat, um in Begeisterungsschreie auszubrechen.


    Edit: Tippfehler

  • Ich hab das Buch vorgestern geschenkt bekommen, und die Schenkerin (meine Nachbarin) will sicher irgendwann mit mir darüber diskutieren. Ich habe mal reingelesen und auch hier die Kritiken studiert - uaaah... das hört sich anstrengend an. (Danke für den Vergleich mit französischen Filmen...) Eine Leserunde wäre hilfreich, fürchte ich. Wird da was draus? Zeitnah wohl eher nicht, oder? Seufz...


  • Mir geht es im Großen und Ganzen wie Eskalina. Allerdings habe ich das Buch noch nicht ganz fertig gelesen und ich muss sagen, dass ich das Buch am Anfang als "zäher" zu lesen empfunden habe. Mittlerweile macht es Spaß es zu lesen. Könnte daran liegen, dass es jetzt mehr um die Hauptpersonen geht als um ihre langatmigen Gedankengänge.

  • Ich schließe mich, genauso wie Julez, in vielen Punkten der Meinung von Eskalina an. Am Anfang war ich versucht, das Buch zur Seite zu legen, ich empfand es als sehr zäh und die philosophischen Abhandlungen, sind nach meinem Empfinden, etwas zu lang geraten. Wenn es aber wieder um die Hauptpersonen ging, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Es ist ist sehr schöne Geschichte mit einem Ende, mit dem ich nicht gerechnet habe und das mir überhaupt nicht gefallen hat.


    Ein schönes Buch, aber kein Monatshighlight. Ich würde diesem Buch 7 von 10 Punkten geben.

  • Da mir die Zeit bis zur Leserunde zu lang war, habe ich mich - dank der hier bereits veröffentlichten Durchhalteparolen - ans Werk gemacht.


    Ich habe mich anfangs auch gequält, muss ich gestehen. Vor allem habe ich mich über die Überheblichkeit der allzu offensichtlich überintelligenten Autorin geärgert, mit der sie von uns Lesern eine gewisse elitäre Bildung in Sachen Philosophie vorausgesetzt hat und zumindest mir Durchschnittsleserin immer wieder episch breit klar gemacht hat, welche Lücken ich auf dem Gebiet habe. Ich zitiere einige Sätze auf den Seiten 61/62, um zu verdeutlichen, worüber ich stolperte: "Der Idealismus ist die Position, die vertritt, daß wir nur das kennen können, was sich unserem Bewußtsein zeigt, dieser halb-göttlichen Wesenheit, die uns vor der tierischen Natur errettet. Wir kennen von der Welt das, was unser Bewußtsein über sie sagen kann, weil es sich ihm zeigt - und nicht mehr..." ... Als Beispiel wird dann die Katze Leo genannt... "... Vielleicht ist meine Katze, die ich gegenwärtig als fettleibigen Vierfüßer mit bebenden Schnurrhaaren erfasse und die ich in meinem Geist in eine mit dem Schild "Katze" versehene Schublade einordne, in Wirklichkeit und in ihrem eigentlichen Wesen eine Kugel aus grünem Leim, die nicht miau macht."


    Also, sorry ... da habe ich ein paar Fragezeichen an den Rand gemalt.


    Die zwölfjährige Paloma erschien mir unerträglich altklug, witziger fand ich schon die Figur der Concierge, die ihre Hochbegabung versucht zu verstecken.


    Im Laufe des inhaltlichen Fortschreitens begann ich das Buch dann aber doch zu lieben. Es gab wirklich entzückende und skurrile, herzerwärmende Begebenheiten, und alles fügte sich zum großen Ganzen.


    Warum das Buch es in die mainstream-Bestsellerlisten geschafft hat, weiß ich nicht. Meiner Meinung nach ist dies wohl eher ein Leckerbissen für eine Nische.


    Ich habe das Buch übrigens schon zweimal verschenkt, an Freundinnen, mit deren Lesegeschmack ich ansonsten nie übereinstimme. Sie waren begeistert.

  • ich habe es nach 70 seiten weg gelegt...konnte nicht wirklich etwas damit anfangen...und die vielen fremdwörter.... :gruebeldas störte den lesefluss erheblich

    gerade lese ich:
    Der Schrei nach Leben von Martin Gray :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von niki ()

  • Auch ich habe mich nach Anfangsschwierigkeiten dann doch reingelesen..... die Geschichte zog mich in den Bann und gestern habe ich das Buch im Lesekreis empfohlen - incl Leseprobe ( Bewegt sich bewegt sich nicht) und schwupp, weg war es.


    Werde es mir noch mal ganz in Ruhe vornehmen, wenn es zurück ist und mir dann ganz in Ruhe den philosophischen Aspekt vornehmen - gebe zu, habe manchen Satz noch mal lesen müssen, aber die Rahmengeschichte hatte beim Erstlesen Vorrang - einfach ein sehr gutes Buch mit einem Ende, das mir - wie den meisten überaupt nicht gefiel ...... war das nötig????