'Das Zeichen des Ketzers' - Seiten 271 - 350

  • Sodalle, ich habe gerade eben auch diesen Teil beendet und nun möchte ich wie nicht anders zu erwarten, meine Eindrücke schildern.


    Hui, war das wieder spannend! :-)


    Die „Entführung“ durch die Söldner hat sich ja nun aufgeklärt.
    Während ich vermutet hätte, dass Martins Feinde dahinter stecken, war alles ganz anders als gedacht und harmlos - wenn auch ein wenig skurril. Der gute Bischof von Konstanz möchte gerne mit Impera ein wenig… na ihr wisst schon. Als ich das las, stand mir der Mund offen, und ich musste anfangen zu lachen. Ich hätte alles mögliche vermutet, aber nicht, dass Martin zu einem Bischof geschickt wird um den Kuppler zu spielen. Das war wirklich raffiniert und überraschend. :-)


    Ich glaube Martin konnte es auch nicht so richtig fassen. Er dachte schon, er wird wieder in den Kerker geworfen und nun das. Ich konnte mir sein Gesicht richtig gut vorstellen. *hihi*


    Der arme Alban scheint wirklich zu leiden. Als sein Abt Rogastus zu ihm in seine Kammer gekommen ist, und ihn geküsst hat – das war so ekelhaft und erniedrigend. Er weis doch, dass Alban das nicht möchte und fragt dann noch allen ernstes, ob er böse auf ihn sei, weil er ihn dazu genötigt hat. Wie kann man nur so ignorant sein? Alban hat doch alles nur mitgemacht, um nicht als Anhänger von Hus hingerichtet zu werden. Rogastus hat ihn ausgenutzt und erpresst. Und dann fragt er noch, ob Alban böse auf ihn sei. Unglaublich….
    Ich frage mich wirklich, was in dem Kopf dieses Mannes vor sich geht.


    Der Konflikt zwischen Alban und seinem Bruder, nimmt ja mal wieder Dimensionen an. Das ist nur passiert, dass sie sich so verachten? Obwohl das nicht wirklich Verachtung ist, sondern was anderes, was ich nicht benennen kann.


    Die Verhandlung von Hus wurde sehr ergreifend geschildert. Der arme Mann soll sich rechtfertigen und seine „Gegner“ lassen ihn nicht einmal zu Wort kommen.
    Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie die Menschen vor dem Verhandlungssaal standen und versucht haben, die Verhandlung zu verfolgen. Der arme Mann. Wir wissen ja, was mit ihm passiert ist. Es ist schon traurig, sehr traurig.
    Auch das seine ganzen Schreiften verbrannt wurden, fand ich sehr traurig. :–(


    Endlich nähern Susanna und Martin sich wieder an. Wurde auch langsam Zeit!! Martin kann manchmal so ein Tölpel sein, aber das weis er ja selber. ;-)


    Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, was mit Sandro steckt. Und nun taucht er endlich wieder auf. Wo war er? Was ist passiert? Ich bin gespannt, was da noch alles kommt!


    Ich freue mich schon sehr darauf, weiter zu lesen. :-]

  • Ja, Rogatus lebt (und "liebt") in seiner eigenen Welt. Wie ein Vater, der sein Kind missbraucht: eigentlich doch "ganz harmlos", aber eigentlich auch nicht, mal reibt sich das Gewissen an der aufflackernden Erkenntnis der Wahrheit, aber meistens ist es tot.


    Den Geistlichen, die tatsächlich ja damals gelebt haben, so ein "Liebesleben" anzudichten, hat mir ja doch ein schlechtes Gewissen bereitet. Deshalb hab ich im Nachwort darauf hingewiesen, dass es Fiktion ist. Aber es war tatsächlich nicht unüblich, zumindest während dieses Konzils. Ganz offiziell wurden hohe Würdenträger in Bordelle eingeladen. Das vermeintlich prüde Mittelalter war eh anders drauf. Heute redet man über Sex, als wär es das Selbstverständlichste von der Welt, aber wenn Sohnemann beim Onanieren erwischt wird, geht für ihn die Welt unter, und die eigenen Eltern haben sowieso nie Sex gehabt. Damals hatten ja mitunter mehrere Leute in einem Bett geschlafen und die Kinder wussten, was ablief. In "Der Bader von Mainz" wird geschildert, wie der Bader einen fremden Ritter in seinem eigenen Bett beherbergt (und er selber weiterhin darin pennt), weil es für den hohen Gast der beste Platz war. Unterhaltsames Buch übrigens. :chen

  • Absolut. Ich war ja erst in Konstanz, als alles schon geschrieben war. Das war dann ein bisschen, als liefe man in den Kulissen einer Verfilmung rum. Auf diesen Stühlchen hätte ich ewig sitzen können.


    Nur die Seile drumrum haben etwas gestört.

  • Mein Religionslehrer hatte eine Schwäche für Hus(s) und so ist mir seine Geschichte noch gut in Erinnerung geblieben. Als ich vor Jahren in Konstanz war, habe ich mir die Schauplätze angesehen. Hast du dir Konstanz bewusst erst nach dem Schreiben angesehen und wäre es nicht eine super Inspiration gewesen, wenn du vorher die Plätze angeschaut hättest? :wave


    Das Martin zu einem "Auftraggeber" abgeholt wurde, hat sich nun bestätigt, obwohl ich nicht mit solch einem Auftrag gerechnet hatte, sondern eher an einen Geleitschutz o.ä..
    Schön der Gedanke, dass damals Bücher sehr kostbar und wertvoll waren und das Imperia eine Frau war, die das zu schätzen wusste und sich manchmal mit einem Buch bezahlen ließ. Das sie lesen konnte und die Männer für ihre Zwecke benutzte, macht sie mir zusätzlich sympathisch. :lache


    Wie es mit Susanna und Martin weiter geht, ist ja immer noch offen. Ich habe mich gefragt, welche Zukunft sie an seiner Seite hätte...gelingt es überhaupt, einen Mann auf Dauer zu bekehren? :grin Sie wäre doch wahrscheinlich nur unglücklich mit ihm und würde einsam und verlassen in seiner kalten zugigen Burg sitzen und warten, dass er irgendwann auf seinen Reisen mal vorbei kommt...nee nee, da bin ich nicht mehr so romantisch wie früher - also bin ich wohl eine der wenigen die hofft, das sie sich am Ende nicht bekommen? :grin


    Bin gleich wieder weg zum nächsten Teil. :wave

  • Na du musst ja Erfahrungen mit Männern haben :yikes.


    Man merkt deutlich, dass die Edelhure ein Frau der Renaissance aus Italien ist, die auf spätmittelalterliches Gepräge in Deutschland trifft, so interpretiere ich die Kluft der Verhaltensweise- und die Männer, die am heimischen Herd das dumme, blonde geburtsmaschinchen Weib, das ordentlich den Haushalt führt und die Blagen im Griff hat bevorzugen, sind von der Art dieser Frau doch betört und beeindruckt. Den ob Schön oder nicht schön- auch bei Emporia geht es nicht allein um den Körper- am Ende des Tages ist es nicht allein das alte Rein- Raus- Spiel das zählt....

  • Ich fürchte, ich bin da auch eher konventionell gestrickt. Jedenfalls habe ich beim Schreiben gehofft, dass sie zusammenkommen. Weiß grade nicht mehr, wer hier schrieb, sie seien zusammen drollig. Aber das fand ich nett und treffend.


    Es ergab sich zunächt irgendwie nicht, nach Konstanz zu fahren. Das hat mich auch erstmal nicht gestört, denn fast alles an Information fand sich ein. Und von den Ägyptenromanen war ichs ja auch nicht anders gewohnt, da war ich ja auch noch nie. Der eigentliche Grund, dann noch hinzufahren, war, dass sich ein paar Fragen nur vor Ort klären ließen. Und es war auch gut, dann zu wissen, wonach ich eigentlich suchen musste, denn ich hatte nur zwei Tage Zeit.


    Nein, zur Inspiration hab ichs nicht gebraucht. Es war halt einfach so sehr schön, das alles zu sehen. Beim nächsten Buch, das auch hier in Deutschland spielt, will ich es aber früher machen. Wenn man mitten drin ist im Schreibprozess, ist es dann noch, noch, NOCH schöner.

  • Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich war neulich in Quedlinburg und habe dort in dieser wunderschönen mittelalterlichen Stadt das damalige Stadtleben fast greifbar vor Augen sehen können. Da stelle ich mir einfach vor, dass so etwas tatsächlich noch schöner und inspirierender ist...


    beowulf - Das die Männer, die es sich damals leisten konnten, eine Edelhure zu begehren und zu bezahlen, daheim Frauen hatten, die du als dumme blonde Gebärmaschinen bezeichnest, (wobei ich mich über die Aussage zu Intellekt und Haarfarbe wundere) kann ich persönlich mir nicht vorstellen Beo, aber in deinem Beruf untermauert man seine Aussagen ja sicherlich durch Recherche und Beweise, also wirst du es bestimmt begründen können? :-)

  • Ok, die "Entführung" hat sich aufgeklärt *erleichtertes Aufatment*


    Jetzt erfahren wir endlich mal eine Kleinigkeit über die Kindheit von Alban und Martin. So wie es klingt war Alban damals schon nicht gerne im Kloster. Es sieht so aus als ob er nicht freiwillig hingegangen wäre. Wurde er vom Vater als "Opfergabe" dem Kloster übergeben oder gab es so etwas nicht?


    Eigentlich war ich der Meinung, dass ich mich freuen würde, wenn Sandro wieder auftaucht, aber irgendwie habe ich bei der beschriebenen Szene ein ungutes Gefühl. Das klingt etwas düster als Alban ihn entdeckt. Ich bin gespannt, was er in der Zwischenzeit erlebt hat.


    Da muss ich jetzt mal schnell weiterlesen! :lesend

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Ich frage mich, wann Alban sich von Rogatus trennen kann. Oder Rogatus stirbt endlich, offenbar heilt seine Wunde nicht sehr gut.


    Johannes Hus hat es sehr schwer. Er soll sich rechtfertigen, seine Aussagen widerrufen, aber zu Wort kommt er kaum. Es zeigt einen starken, im Glauben verhafteten und doch verletzlichen Mann. Ein Mann, der kämpfen will und gewillt ist, sein Schicksal zu tragen, das mit dem Tod endet.


    Martin als Kuppler, das ist mal was ganz anderes. Bei der Beschreibung dachte ich erst, nun müsse er wieder in den Kerker. Gut, dass es anders war.


    Bei der Bücherverbrennung bekommt man einen kleinen Einblick in die Kindheit/Jugend von Alban. Und auch Martin macht einen Rückblick. Ich frage mich, ob Alban überhaupt freiwillig ins Kloster ging und ob der Missbrauch schon damals begann.


    Immerhin kapiert auch Martin endlich, was er an Susanna hat. Es ist eine wunderschön geschriebene Szene.


    Überhaupt ist der Schreibstil spannend, flüssig zu lesen, macht neugierig auf die nächsten Seiten.

  • Irgendwo wird erwähnt, dass Martin nach dem Vater geriet, Alban aber nicht. Leider weiß ich gerade nicht, ob das überhaupt noch im Buch steht oder einer Kürzung zum Opfer gefallen ist. Einen Sohn, für den man sich nicht interessiert, der als Ritter nicht taugt und stattdessen neugierig auf Wissen und Schreiben ist, ins Kloster zu stecken, war eine Wahl, die Alban sicherlich begrüßt hat. Das wird nicht näher ausgeführt, aber ich hoffe, es erschließt sich aus der Figur. Dass er dann als Zehnjähriger trotzdem erstmal Probleme mit dem Eingewöhnen in so ein merkwürdiges Umfeld hat, ist sicher normal.


    Es war jedenfalls nicht von mir beabsichtigt, dass es so rüberkommt, als sei er einfach gegen seinen Willen da reingesteckt worden. Es ging eigentlich nur darum, ein bisschen anzudeuten, dass es auch mal eine Zeit gab, da die beiden ein inniges Verhältnis pflegten, wenn auch Martin sich als Halbwüchsiger schon entsprechend ruppig gezeigt hat.

  • Sabine, die Szene aus der Kindheit wurde nicht gestrichen. Alban lernte nie das reiten und durfte mehr drinnen sein, war schon eher der Künstlertyp. Martin hingegen war draussen anzutreffen und begann bereits in die Fussstapfen seiner Rittervorfahren zu treten.


    Dass damals ein besseres Verhältnis zwischen den Brüdern war, merkt man, kann man zwischen den Zeilen lesen.


    Ein zehnjähriger wird auf jeden Fall in irgend einer Weise Heimweh gehabt haben. Ich kann mir vorstellen, dass man im Kloster nicht wie im Internat an Wochenende oder zumindest monatlich einmal nach Hause fuhr. Und erst recht aus dem geschützten Rahmen daheim in eine Männerwelt zu kommen, das war bestimmt zusätzlich schwierig.


    Genau, die Steinszene. Nun kann man es sich als Leserin noch besser vorstellen. :-)

  • Da bin ich ja froh, dass das noch drin ist, ich war mir echt nicht mehr sicher.


    Ja, genau, ich bin mit Zwölf ins Internat gekommen (weil ich so verdammt faul in der Schule war), und als Hanni-und-Nanni-Fan wollte ich das auch. Und trotzdem hab ich in den ersten Nächten heimlich ins Kopfkissen gerotzt. *g*


    Das war übrigens auch ein Kloster. :lache

  • Gott sei Dank, Martin wurde nicht entführt sondern nur zum Bischoff gebracht.
    Der Bishoff will zu Imperia und durch Martin läßt er ein Geschenk überreichen um sie gnädig zu stimmen.
    Susanna und Martin nähern sich weiter an. Schön, diese leise Liebesgeschichte. :knuddel1
    Na endlich taucht Sandro wieder auf.

  • Zitat

    Original von SabineW
    Die vor dem Stein? Das isser. ;-)


    Mensch, find ich das klasse mit den ganzen Bildern. Am liebsten würde ich sie alle ausdrucken und zwischen die Buchseiten legen, damit ich eine Spezialausgabe habe. "Mit farbigen Abbildungen."


    Nee, Alban, so geht's nicht.
    "Er will in sein Unglück laufen."
    Man sieht, wie der eigene Bruder droht, von einer Dampfwalze überrollt zu werden. Man ruft ihn, er antwortet: "Was ist denn jetzt schon wieder?" Man dreht sich um und denkt: ach, soll er ruhig überrollt werden, er will das wohl nicht anders.
    Nee, schön ist das nicht. Selbst wenn ich mittlerweile etwas mehr Verständnis für ihn habe und mir meine endgültige Bewertung für den Zeitpunkt aufhebe, an dem ich ENDLICH erfahre, was denn eigentlich früher geschehen ist zwischen den Brüdern. Ein bisschen mehr Mühe könnte er sich schon geben, seine Warnung an den Mann zu bringen.


    Ich hab mich nicht so mit Oswald von Wolkenstein beschäftigt, aber ich gehe doch stark davon aus, dass diese Elfengeschichte wirklich von ihm stammt.


    Großes Staunen heute in der Morgenstunde: eine Sonnenfinsternis konnte vorhergesagt werden? Das wusste ich nicht.


    Dass Martin dem König (öffentlich! vor der Frau Gemahlin!) den Hurenlohn abverlangt ist mal wieder stur bis zur Dämlichkeitsgrenze.


    Ah, Sandro ist wieder da. Und hat bestimmt einiges zu erzählen.

  • Zitat

    Original von SabineW
    In "Der Bader von Mainz" wird geschildert, wie der Bader einen fremden Ritter in seinem eigenen Bett beherbergt (und er selber weiterhin darin pennt), weil es für den hohen Gast der beste Platz war. Unterhaltsames Buch übrigens. :chen


    Wenn ich noch wüsste, in welchem historischen Roman einem Gast die eigene Tochter ins Bett gelegt wurde, weil es der Brauch so gefordert hat :gruebel
    Ich weiß noch, dass zwischen den beiden ein Schwert lag, um die Tugend der Tochter nicht zu gefährden.