Schwarzer Sommer - Camilla Way

  • OT: The Dead of Summer



    Kurzbeschreibung:
    Anita ist gerade erst nach London gezogen, als die Schulferien beginnen. Ein langer, heißer Sommer ohne Freunde erwartet das Mädchen. Im Haus gegenüber wohnt Kyle, und Anita ist fasziniert von dem schweigsamen Jungen, den ein Geheimnis umgibt: Vor einem Jahr ist seine kleine Schwester verschwunden. Anita genießt die endlosen Streifzüge an seiner Seite durch Industriegebiete entlang der Themse und verwaiste Bergwerke. Keiner ahnt, dass diese Gruben bald Schauplatz des schrecklichsten Verbrechens sein werden, das die Londoner Vorstadt seit langem erlebt hat.


    Über die Autorin:
    Camilla Way ist 32 und lebt in London, wo sie als Redakteurin für eine Zeitschrift arbeitet. "Schwarzer Sommer" ist ihr erster Roman.


    Meine Rezension:
    Im Rückblick erzählt die mittlerweile 20-jährige Anita von jenem Sommer vor sieben Jahren, der nicht nur Leben komplett veränderte. Zusammen mit ihren Freunden Kyle und Denis, die ebenso wie sie Außenseiter sind, erforscht sie die Höhlen und Gruben der Umgebung. Aus zerrütteten Familienverhältnissen stammend bilden die drei eine eingeschworene Gemeinschaft, in der dennoch jeder sein eigenes Geheimnis hütet. Diese Geheimnisse bilden den Ausgangspunkt für eine Tragödie, die Entsetzen und Fassungslosigkeit hervorruft.
    Camilla Way schafft in ihrem Debütroman eine beklemmende Atmosphäre und weiß ihre Figuren lebensecht und komplex zu beschreiben. Trotz der ausführlichen Schilderungen bleibt jedoch eine gewisse (gewollte?) Distanz und gemischte Gefühle, die sich - anfangs noch eindeutig als Sympathie und Antipathie zu definieren - im Laufe der Geschichte zugunsten der einen und entgegen der anderen Figur verändern. Es ist ein mulmiges Gefühl, diffuses Unwohlsein, das den Leser durch die Seiten begleitet, doch mit dem Ende, das sich zwar drohend ankündigt, doch nur subtil oder ungläubig wahrgenommen wird, gelingt der Autorin ein Überraschungsmoment von einer solchen Wucht, die man wahrlich nicht erwartet hat. Damit sei ihr auch ein Aspekt ihrer Geschichte verziehen, von dem man den Eindruck gewinnt, dass er in keinem Psychothriller fehlen darf, der aber meiner Meinung nach keineswegs ein Muss für eine gelungene spannende Geschichte mit Gänsehautcharakter ist. In diesem Fall passt dieser Aspekt zwar in die Geschichte, hinterlässt aber dennoch einen Nachgeschmack von wenig Kreativität, was aber durch das wirklich gelungene Ende auf jeden Fall wettgemacht wird. Spannend-schaurige Unterhaltung auf guten 200 Seiten für zwischendurch!


    Dafür gibt es 8 Punkte! :wave

  • Es ist so spannend, das ich es gestern in kurzer Zeit durch gelesen hatte.


    Meine Meinung: Ein Sommer, der vor Jahren das gesamte Leben von Anita ändern sollte. Anita erzählt jemandem davon und wir sind die stummen Zuhörer ihrer Geschichte. Seltsam distanziert ist ihr Erzählstil und man ahnt, dass sich ein furchtbares Ereignis abgespielt haben muss, in jenem Sommer. Lange Zeit gelingt es so der Autorin, uns als Leser hinzuhalten und immer wieder nur vermuten zu lassen, was damals wirklich geschah.


    Anita, Kyle und Denis, die Außenseiter erleben diesen Sommer gemeinsam. Jeder flieht auf seine Weise vor den Problemen, die er zu Hause hat und sucht in der Gemeinschaft mit den Freunden das Vergessen. Sie wissen, dass da etwas ist, das jeder verbirgt, doch sie akzeptieren es und schweigen darüber, während sie auf der Suche nach unterirdischen Höhlen die Londoner Müllhalden und Schrottplätze durchkämmen.


    Schon die gewählte Sprache, das kurze anskizzieren der Emotionen, die nur ab und zu hervorblitzen, geben der Geschichte einen dunklen Grundton, dessen Farbe sich mit dem fortschreiten der Story immer mehr ins schwärzliche verfärbt, bis dann das Ende kommt – tiefschwarz und überraschend. Und genau da liegt die Stärke dieses Thrillers. Das sich die Autorin auch hier des alten Hilfsmittels bedient, dass der „Böse“ ein Tier tötet, um dem Leser anschaulich zu zeigen, wie böse doch sein Charakter ist, hat mich auch bei diesem, wie bei vielen anderen Büchern sehr gestört, und ich meine, auf diese Stelle hätte sie getrost verzichten können, denn durch ihren Stil ist es ihr die ganze Zeit über gelungen, eine düstere Spannung zu halten. Trotz dieses Kritikpunktes, ein guter Lesetipp für alle Thriller-Fans.

  • Meine Meinung


    Es ist ein recht dünnes Büchlein von knapp 220 Seiten, welches die Geschichte aus der Sicht der Hauptperson Anita erzählt. Anita ist als Kind in der Schule ein Außenseiter gewesen und schließt sich zwei Jungen aus ihrer Nachbarschaft an. Sie verbringen den langen Feriensommer zusammen, den Sommer, der so viel verändern wird.


    Anfangs zog es sich etwas, aber es wurde bald besser.
    Lange Zeit ist nicht klar, was genau während dieses Sommers passiert ist. Anita erzählt ihre Geschichte Jahre später einen unbekannten Zuhörer. Immer wieder gibt es Hinweise auf eine nahende Zukunft. Als Leser ist man bisweilen sehr gespannt auf die Hintergründe und was denn jetzt genau passieren wird.


    Die letztliche Auflösung überraschte mich wirklich, hatte ich doch immer wieder mit diesen Gedanken gespielt, da es genug Andeutungen gab. Letztlich habe jedoch nicht damit gerecht, es kam mir zu unwahrscheinlich vor.


    Weitere Psychothriller aus der Feder dieser Autorin würde ich sehr gerne lesen, hoffentlich sind diese dann auch etwas dicker als dieser hier.


    Edit: Es ist eine vergünstigte Sonderausgabe lieferbar.

  • Ja, die Auflösung ist wirklich überraschend und das hat mich dann auch wieder etwas versöhnt. Denn insgesamt fand ich das Buch nur mittelmäßig, habe viele Seiten quer gelesen.
    Auch mit der Erzählperspektive tue ich mich etwas schwer. Ist dieses Mädchen wirklich in der Lage, sich so gewählt auszudrücken?
    Für einen Urlaubsschmöker ist es mir auch zu düster und zu deprimierend.

  • @ JaneDoe
    Mit der Erzählperspektive habe ich mich auch etwas schwer getan, es war ja nicht immer sehr flüssig. Aber schön, dass du es nicht total schlecht gefunden hast. Beruhigt das Gewissen. :zwinker


    @ Jasmin87
    Arvelle hat es gerade... :grin Ich hab es auch schon häufiger in letzter Zeit in Wühlkisten gefunden.

  • Zitat

    Original von Wiggli
    @ JaneDoe
    Mit der Erzählperspektive habe ich mich auch etwas schwer getan, es war ja nicht immer sehr flüssig. Aber schön, dass du es nicht total schlecht gefunden hast. Beruhigt das Gewissen. :zwinker


    War ja eh vom Bücherbummel. Also nicht teuer :-) Und manchmal sind die Geschmäcker halt verschieden :knuddel1

  • Ich hab mich nur gewundert, dass du es so schnell gelesen hast. Aber du bereust es nicht, oder? :knuddel1


    Mein Exemplar war nur geliehen, den vollen Preis hätte ich auch nicht dafür zahlen wollen. Dafür sind es mir zuwenig Seiten.

  • Ich habe das Buch auch gelesen, und ich muss sagen: Am Anfang wusste man trotz Inhaltsangabe noch nicht so genau, was auf einen zukommt. Und irgendwann fängt man dann an mitzurätseln. Ich hatte bestimmt 5 Millionen Leute in Verdacht wer weiß was für ein Verbrechen begangen zu haben. Und hinterher stimmte keine einzige Theorie.
    Und dieser Kyle war mir erst unsympathisch und zum Schluss einfach nur noch unheimlich.
    Aber trotzdem ist es ein gutes Buch. Vor allem geht es hier mal nicht um die "coolen Kids", sondern um die andere Seite der Schülerschaft.


    Jetzt ist nicht die Zeit, feste Entscheidungen zu treffen. Jetzt ist die Zeit, Fehler zu machen.


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  • Zitat

    Original von Wiggli
    Ich hab mich nur gewundert, dass du es so schnell gelesen hast. Aber du bereust es nicht, oder? :knuddel1


    Mein Exemplar war nur geliehen, den vollen Preis hätte ich auch nicht dafür zahlen wollen. Dafür sind es mir zuwenig Seiten.


    Ach, ich hatte es beim Friseur angefangen und dann abends zu Ende gelesen.
    Nein, ich bereue nichts :grin

  • Also ich habe es auch diesen Monat ganz schnell verschlungen. Mir hat es sehr gut gefallen - von der ersten Seite an. Leider ist es sehr dünn aber dieses Büchlein bestätigt, dass man gute Geschichten auch ganz kurz und doch eindringlich erzählen kann. Hoffe bald auf ein weiteres dann vielleicht etwas "kräftigeres" Buch der Autorin.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Es gibt wohl was neues von ihr, bisher nur auf englisch:


    Kurzbeschreibung
    Three identities, no known name - and an obsessed pursuer from the past. It took one second to snatch the child. One silent, unseen moment to pluck her from the world. In a click of a finger, a blink of an eye, she was gone. As if, like a little bird, she had just flown away. Kate never speaks about the past, and you would never know at first who she was. But, if you looked closely, you might see how she glances nervously over her shoulder, as if she were being followed. If you paid attention, you might hear how carefully she speaks. And if you were to search, you might find the old newspaper clippings she keeps hidden away: Kidnap Girl "Like Wild animal", The Mysterious Disappearance of "Little Bird". But these are just fragments of a long buried past - another life, another girl. Secrets left unspoken, until now!



    Laut Amazon ist der Umfang auch etwas mehr, 400 Seiten. Und ob es wieder ein Thriller ist weiß ich nicht genau. Ich bin aber gespannt, ob es jemals auf Deutsch erscheint. :gruebel

  • Die Kindheit wird oft in Büchern vom Erzähler verklärt, in ein goldenes Licht gerückt. Hier ist es so ganz anders. Hier ist die Kindheit trostlos und schrecklich. Und voller düsterer Charaktere.
    Camilla Way ist mit der Ich-Erzählerin Anita eine ungewöhnliche Figur gelungen. Sie erzählt distanziert, wie es ihrem Charakter entspricht. Die Story gleitet ihrem überaschenden und düsterem Ende entgegen, in dem dann nicht viel so ist, wie man zu Anfang vielleicht dachte. Eher sogar noch schlimmer, als man befürchtete.
    Ein kleiner, feiner, etwas anderer Krimi, wie er genau in mein Beuteschema passt.

  • Sprachlich gefiel mir das Buch sehr gut. Das langsame Aufdecken der Geschehnisse ist ebenfalls toll.


    Eigentlich liebe ich Romane, die die Atmosphäre der Handlung, des Ortes gut herüber bringen. Dieser bekommt von mir trotz allem nur 6 Punkte. Er ist mir persönlich zu trostlos, hoffnungslos, dunkel, bitter. Man erlebt Menschen, die keinerlei Perspektiven haben und so sehr wie ich verklärte Kindheiten nicht mag, so sehr mag ich auch nicht, diesen absoluten Stillstand, diese Depression, die aus diesem Büchlein spricht.


    Wenn es nicht so gut geschrieben und aufgebaut wäre, hätte ich es gar nicht zu Ende gelesen.

  • Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen. Die Handlung war durchgehend spannend, die Idee gut. Es hat mich jetzt nicht "umgehauen", trotzdem fand ich es recht gut und unterhaltsam. Das Ende fand ich auch mal überraschend :-)