Firmin - Sam Savage

  • "Übrigens muss man nicht alle Geschichten glauben, um sie lieben zu können. Ich liebe alle Geschichten". Sagt Firmin. Der einen Hängebauch hat udn ein fliehendes Kinn. Der in einer Bostoner Buchhandlung lebt. Und der... eine Ratte ist.


    Sam Savage erschafft in seinem ersten Roman die Welt einer an "Biblio-Bulimie" leidenden Ratte. Geboren mit 12 Geschwistern im Keller von Pembroke Books, besteht Firmins erste Nahrung aus Papier. Die Ratte nagt sich durch Lexikas und Dostojewski, verzeht Mann, schnabuliert an Alice im Wunderland... irgendwann beginnt Firmin, die Texte neben seinen Bohrlöchern zu lesen.


    Und: Firmin träumt die Bücher. In seinen Träumen lässt die schmächtige Ratte Helden überleben, lässt Liebende zueinander finden. Im weit verzweigten Kanalsystem des Hauses entdeckt er schließlich den Weg nach oben - in die Buchhandlung. Und die ist genau das, was ein passionierter Leser zu finden hofft: "... war der Einkauf bei Pembroke Books so etwas wie Lesen: Man wusste nie, was einen auf der anderen Seite erwartete - im nächsten Regalfach, im nächsten Stapel, in der nächsten Kiste Und genau das gehörte zum Spaß an der Sache. (...)"


    Sam Savage gelingt ein Kunststück: der promovierte Philosoph erschafft mit Firmin einen Charakter, der in so vielem jenen Menschen gleicht, die nichts mehr lieben, als Bücher. Und: mit all den Werken, durch die Firmin sich nagt, legt Savage Spuren aus. Zu Werken, die zu lesen lohnt.


    Firmin ist ein Märchen. Zuweilen traurig, zuweilen zum Lachen. Immer aber zauberhaft. Und dabei eines der schönsten Bücher über das Lesen, das Leben und die Liebe.


    EDIT:


    Ja, es gibt gewisse Dinge, die anderen das Rezilesen erleichtern. Darum hier (weil das andere schon getippt war am Ende des Textes) noch der Klappentext:
    "Firmin wächst im Keller einer Bostoner Buchhandlunga uf und liest sich Buch für Buch durch die Weltliteratur. Er entdeckt, wie spannend das Leben der Menschen ist und macht sich auf, ihre Freundschaft zu suchen. Sam Savage erzählt in diesem gefeierten Kultbuch die traurig-charmante Geschichte eines verkannten Außenseiters".


    (Übrigens - der Klappentext alleine hätte mich nicht zum Lesen des Buches gebracht).


    Der Autor Sam Savage: Sam Savage wurde in South Carolina geboren und lebt heute in Madison, Wisconsin. Er promovierte in Philosophie, unterrichtete auch kurzfristig, arbeitete als Tischler, Fischer, Drucker und reparierte Fahrräder. Dies ist sein erster Roman. (sagt Amazon)

  • Aufgrund deiner sehr informativen Rezi, liebe Keinkomma, bleibt einem wohl kaum etwas anderes übrig als dieses Buch zu kaufen. Ist das jetzt ein Märchen oder gehört dieses Buch mehr in den Fantasy-Bereich? Ist aber auch egal, für diesen sehr moderaten Preis kann ich es auch selbst herausfinden. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für das Edit :wave
    Die gute Rezi macht mich neugierig auf die Leserunde, zumal ich nach den ersten Seiten bei vorablesen.de einen eher negativen Eindruck von dem Buch hatte. Eigentlich deckt sich aber bei solchen Themen mein Lesegeschmack durchaus hin und wieder mit dem von Keinkomma, also bin ich guter Hoffnung, daß das Buch sich im Verlauf noch steigert.

  • Also ich habe das Buch heute vorzeitig abgebrochen, weil es mir persönlich viiiiel zu langweilig war...


    Am Anfang erzählt der Ich-Erzähler noch recht witzig und man muss das ein oder andere mal schmunzeln, aber nach etwa 60 Seiten habe ich mich zu jeder weiteren Seite zwingen müssen, weil auf keiner etwas Aufregendes geschehen ist...


    Wirklich schade, man hätte mehr daraus machen können, dass einzige was ich aus dem Buch mitnehme sind ein paar interessant klingende Titel von Literatur-Klassikern, die ich mir demnächst mal vornehmen werde =)

  • Ich habe es auch schon gelesen und hier kommt nun meine Rezi:


    In „Firmin- Ein Rattenleben“ von Sam Savage handelt von der Ratte Firmin, welche in einer Bibliothek lebt und sich von Büchern ernährt. Während er auf der Suche nach dem nächsten köstlichen Buch ist, liest er fast alles was ihm unter die Pfoten gerät. Firmins Intellekt wird natürlich immer größer und schon bald stört es dem Nager fast gar nicht mehr, dass er die kleinste und schwächste Ratte aus seinem Wurf war.
    Der Autor genoss laut seines Lebenslaufs ein abwechslungsreiches Leben und scheint mit einiger Intelligenz gesegnet worden zu sein- und genau das war auch mein Eindruck von seinem Werk über die kleine charmante Ratte Firmin.
    Die Erwähnung zahlreicher Klassiker der Literatur und die verdeutlichte Weltanschauung sind tiefsinnig und intelligent zum Ausdruck gebracht wurden.
    Der Roman ist leicht zu lesen wenn man sich erstmal in die Welt von Firmin eingefunden hat, und ist dennoch keine leichte, nur unterhaltende, Lektüre sondern bewegt den Leser zum nachdenken und erinnert gleichzeitig an Werke, welche man selbst gelesen hat oder noch lesen sollte. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und gespickt mir zahlreichen Zitaten aus der Weltliteratur.
    Die verwendeten Zitate aus anderen Büchern sind sehr gut ausgewählt und passen gut zu der Geschichte.
    Besonders gefallen hat mir neben den Inhalt des Romans auch das Cover. Das Cover kann man nur als besonders gut gelungen bezeichnen, die Ratte sieht nach einer echten Charakterratte aus und wirkt genau so, wie ich mir Firmin vorgestellt habe.
    Insgesamt ein nettes, außergewöhnliches Buch, welches besonders Bücherliebhaber begeistern könnte :)

  • Hallo zusammen,


    auch ich hatte die Gelegenheit, Firmin - Ein Rattenleben zu lesen. Hier ist meine Rezension.


    „Gut essbar gleich gut lesbar“ FIRMIN - EIN RATTENLEBEN


    Das ist die Devise von Firmin, einer Ratte.
    Er kommt als 13. eines Rattenwurfs in einer Bostoner Buchhandlung zur Welt.
    Firmin ist anders als seine Geschwister. Er bekommt nie genug Muttermilch und so wendet er sich den Büchern als Nahrungsquelle zu.
    So nimmt die Entwicklung zur Leseratte ihren Lauf.
    Die Welt der Bücher ist eine Offenbarung für ihn. Er nimmt sie für sich ein und wird von ihr eingefangen. Und während er sich durch die Weltliteratur und Lexika frisst, reift in ihm der Wunsch menschlich zu werden.


    Dies ist seine Geschichte:
    Ein Auf und Ab, ein Wechselbad der Gefühle, ein Geben und Nehmen,
    Lernen und Vergessen, Imagination und Realität, Freundschaft und Ablehnung,
    Wissen und die Erkenntnis über die Unzulänglichkeiten eines Rattenkörpers in Bezug auf Kontaktaufnahme zur Welt der Menschen,…….


    Er liebt die Weltliteratur. Wir begegnen ihr in Form von Zitaten, Buchtiteln und Autoren. Dies führt dazu, dass man an der einen oder anderen Stelle innehält, um sich selber an das erwähnte Buch zu erinnern oder das Buch zum Selber lesen zu notieren.


    Ratten- und Mäuseliteratur ist ihm zuwider. Firmin hat aber auch nichts mit Ratty in Der Wind in den Weiden gemein. Firmin bezeichnet sich selber als Romantiker, Humanist und Zyniker.


    Die Geschichte Firmins ist auch die Geschichte des Bostoner Viertels Scollay Square in den 60er Jahren ( Wer mehr über das Viertel erfahren möchte dem empfehle ich folgenden Link: http://www.bambinomusical.com/Scollay/ )


    Mit der Wortgewalt und dem wunderbaren sprachlichen Fluss des Buches kann ich leider nicht mithalten.


    Die Aufmachung des Buches empfinde ich als sehr gelungen. Als ich das Buch das erste Mal in die Hand nahm, schoss mir gleich der Gedanke durch den Kopf: „Ist das wirklich ein neues Exemplar?“ Es sieht aus, als wenn es schon einige Jahre in einem Buchregal verbracht hätte. Das Titelbild passt wunderbar zur Geschichte.


    Wer sich auch nur ein bisschen für Bücher und den in ihnen erzählten Geschichten interessiert, dem kann ich dieses angenehm ruhige und doch unterhaltsam inhaltsreiche Buch nur ans Herz legen.


    Oder um Firmin zu zitieren: „Übrigens muss man nicht alle Geschichten glauben, um sie lieben zu können.“

    "Cabbage: A familiar kitchen-garden vegetable about as large and wise as a man's head."
    Ambrose Bierce, The Devil's Dictionary
    US author & satirist (1842 - 1914)

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Aufgrund deiner sehr informativen Rezi, liebe Keinkomma, bleibt einem wohl kaum etwas anderes übrig als dieses Buch zu kaufen. Ist das jetzt ein Märchen oder gehört dieses Buch mehr in den Fantasy-Bereich? Ist aber auch egal, für diesen sehr moderaten Preis kann ich es auch selbst herausfinden. :wave


    Hab mich auch schon gefragt wo man das einordnen kann.
    Ist das Buch eigentlich eher melancholisch? Wie groß ist der Anteil der Philosophie?
    Auf jeden Fall klingt es schon mal sehr spannend. Danke für die Rezis!

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Der Sinn eines Rattenlebens ...


    Geboren als 13. Nachkomme einer Rattenfamilie ist Firmin schon von Geburt an anders. Von seinen viel stärkeren Geschwistern wird er in eine Außenseiterrolle gedrängt, in die er sich gut reinzufinden vermag und erkennt an, dass er halt anders ist als andere Ratten. Als er später erkennt, dass er sich zwar von seiner Art und von seinem Intellekt her von seinen Artgenossen unterscheidet, vom optischen aber nicht, ist er zunächst einmal erschrocken und enttäuscht, muss er sich doch eingestehen doch mehr Ratte zu sein, als er selbst es wahr haben will.

    Firmin liebt Bücher. Seine Affinität dazu entdeckte er bereits als Baby, als er - aus Mangel an genügend Muttermilch - Bücher annagen musste, die er später dann las. Er flüchtet sich in die große weite Welt der Literatur und der Träume. Laut eigener Aussage liebt er alle Geschichten, nur Geschichten mit Ratten und Mäusen nicht, obwohl er später den Roman des Schriftstellers Jerry Magoon, indem Ratten eine große Rolle spielen, sehr lieben wird.
    Zunächst aber hängt sich Firmin an Norman, dem Besitzer der Buchhandlung in der er ansässig ist. Er bewundert Norman und hält ihn für einen Menschen, der alles über Literatur weiß. Norman war seine erste "Liebesaffäre mit den Menschen", wie er sich ausdrückt. Als Firmin erkennen muss, dass er sich in Norman geirrt hat, dass es den Norman, den er glaubte zu kennen, gar nicht wirklich gibt, ist er zunächst sehr enttäuscht und versucht fortan einen Weg zu finden um mit den Menschen zu kommunizieren. Alle Versuche schlagen aber fehl und Firmin landet bei Jerry Magoon, der ein Schriftsteller ist, wie Firmin sich keinen Schriftsteller vorgestellt hatte. Jerry wird der zweite Mensch an den Firmin sich hängt und der ihn bewusst wahr nimmt. Allerdings befürchtet Firmin, dass Jerry ihn nicht so sieht, wie Firmin wirklich ist - intelligent und teils verschlagen - sondern sich ebenso wie Firmin zuvor von Norman sein Traumbild gestaltet hat, ihn wie ein liebes kleines, aber auch dummes Haustier sieht. Als Jerry plötzlich nicht mehr ist und Firmin erneut seine Bezugsperson verliert, sieht er plötzlich den Sinn seines Lebens schwinden ...



    Die Geschichte von Firmin ist wirklich eine traurige. Von Anfang an hatte er es schwer, vor allem, weil er anders war und eigentlich in keine Welt wirklich gehört. Deswegen flüchtet er sich in seine eigene Traumwelt und sucht eigentlich nach dem Sinn des Lebens. Seines Rattenlebens. Er findet ihn nicht und mit dem Bostoner Stadtteil in dem Firmin lebt, geht auch er langsam unter.
    Der Ich-Erzähler kommt mit einer enormen Wortgewalt daher, anders kann ich es nicht ausdrücken. Die vielen Zitate aus diversen Werken der Weltliteratur, die in dieses Buch geflossen sind untermauern dies noch. Schade, dass man nicht alles kennen kann, aber der Autor Sam Savage tut dies wohl. Für sein erstes Buch ist "Firmin" ein sehr schönes Werk, welches aber auch nachdenklich macht, sowohl emotional als auch intellektuell, eine Geschichte über Gewinnen, vor allem aber auch über das Verlieren. Darüber hinaus drückt der Autor durch Firmin auch noch seine Liebe zur Literatur aus.

  • Ich habe Firmin an 2 Tagen durchgelesen, so hat mich das Buch in seinen Bann gezogen.


    Der Schnitt ist mal was anderes, und ich fand ihn sehr ansprechend.


    Die Story um Firmin ist mitreißend und mit ausgeprägten Charakteren. Man fühlt von der ersten Seite an mit Firmin mit und die kleine "Leseratte" wird zu einem guten Freund. Die Beschreibungen sind anschauend erzählt. Das ganze Buch endet in einem für mich bewegenden Finale.


    Mein Fazit für das Buch: sehr gut.

  • Ich hatte auch Gelegenheit *Firmin * vorablesen zu können und hab mich auch an einer Rezension versucht, ich glaube ich muss das noch üben.


    Firmin, geboren als schwächstes Tier im Wurf, wächst in einer Buchhandlung auf wo er bald seine außergewöhnliche Begabung entdeckt lesen zu können.


    Je mehr er in die Welt der Bücher eintaucht desto mehr erfährt er das er in der Rattenwelt fehl am Platz ist, er sucht die Nähe der Menschen und wird bitter enttäuscht.Da er einen Versuch Kontakt mit dem Buchhändler aufzunehmen fast mit dem Leben bezahlt.



    Auch sein weiterer Lebensweg ist geprägt von Verlusten, er verliert seinen menschlichen Freund, sein Zuhause, seine Bücher.



    Ich war etwas enttäuscht, mir fehlte etwas um Symphatie für Firmin entwickeln zu können. Er war und blieb für mich eine Ratte.

  • Die Ratte Firmin, kommt als als Schwächster einer alkoholabhängigen Mutter im Keller einer Buchhandlung im Bostoner Stadtviertel Scollay Square zur Welt, bekommt nur selten Muttermilch und ernährt sich daher von Büchern. Erst frißt er sie und dann beginnt er zu entdecken, daß Bücher auch geistige Nahrung sind. Firmin liest sich durch die Weltliteratur und wird dadurch unter seinesgleichen immer mehr zum Außenseiter.


    Seine erste Liebe, Buchhändler Norman, versucht, Firmin mit Rattengift umzubringen. Das Stadtviertel verfällt, während Firmin sich eine Fantasiewelt erträumt.
    Dem Buch fehlt es an Spannung, sprachlich ist es recht anspruchsvoll. Immer wieder begegnen dem Leser Zitate aus der Weltliteratur. Es ist tragisch und lädt zum Nachdenken ein.


    Das Cover ist passend und auch die Ratte wirkt sehr gut. Zu diesem Buch paßt der Rough-Cut, den ich ansonsten überhaupt nicht leiden kann.

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Ich konnte es auch bereits lesen:


    Tierisches Genie!
    Eine Ratte, geboren im Keller einer Buchhandlung aber keineswegs eine Hausratte....
    Eine Leseratte.
    Durch und durch hingerissen von Literatur, fängt er an die Welt durch Bücher kennen zu lernen und sich zu erklären.


    Ereignisse verbindet er mit Aussprüchen seiner Bücher, die er erst anknabberte und dann, als es ihm zu schade um dieselbigen wurde, nur noch mit den Augen verschlang.


    Eine Sucht und ein Drang entwickeln sich. Nachts verschlingt er die Klassiker und tagsüber sitzt er auf seinem Aussichtspunkt und beobachtet das geschäftliche Treiben in der Buchhandlung. „[Dieser] diente [ihm] als Fenster zur Menschenwelt,[sein] erstes Fenster“.


    Er wird älter und plötzlich stehen die Bücher in Konkurrenz mit dem Nachtleben und den „Hübschen“ im „Rialto“. Doch nie nimmt er Abstand von seiner geschriebenen Welt.


    Er träumt sich hinein in die Geschichten, fängt selbst an zu dichten und zu träumen.


    Doch was soll er anfangen mit seinem Wissen? Mit einer simplen und äußerst niedlichen Botschaft in Zeichensprache begibt er sich auf die Suche nach Verständnis und Erwiderung.


    Verjagt und geschlagen, hungrig und kraftlos wird er aufgelesen... von einem Schriftsteller.


    Mit diesem und den Abenteuern welche die kleine Ratte Firmin mit ihm erlebt endet nach rund 200 Seiten die Geschichte.



    Der Schreibstil Sam Savage lädt das ganze Buch über zum Schmunzeln und Auflachen ein. Ihm gelangt es eine äußerst sympathische, lesewütige Ratte zu kreieren die den Leser selber in ihren Bann zieht. Selbstkritisch, ironisch, charmant und sehr witzig beschreibt der Rattenjunge sein Leben aus dem „Zeitfenster“ und klappt sein Fernrohr aus.


    An vielen Stellen wird der Rezipient direkt angesprochen, in einer offenen und kritischen Weise mit der Firmin sich und sein Leben eigenständig in Witze packt und dabei dennoch Stoff zum Nachdenken und vereinzelt auch zum „traurig-sein“ bietet.


    Etwas kritisch habe ich das jähe Ende anzumerken. Als ich umblätterte war ich davon überzeugt die Geschichte müsste noch weiter gehen. Die lag vielleicht auch an meiner Begeisterung gegenüber dem Buch selber. Ich wollte noch mehr „Firmin“. Dennoch ist das offene Ende sehr gut gewählt. Es endet auf typisch „firminer“ Art.


    Die Aufmachung des Buches passt perfekt. Die ausgefransten Seiten und auch die Gestaltung des Umschlages lassen sofort wieder an den Keller der Buchhandlung und an den Geruch alter Bücher denken.


    Mit dem vorne anzutreffenden Gedicht konnte ich erst einmal nichts anfangen. Nach der Lektüre jedoch, erkennt man die Parallelen zu Firmin, und damit ist der Rück- bzw. Vorbezug wieder gegeben.


    Das Buch ist äußerst lesenwert, vor allem für wahre Bücherratten. Die häufigen Bezüge zur Weltliteratur, bekannten Schriftstellern und ihren Werken erfordert dennoch das Wissen eines erfahrenen Lesers um alle Witze und Parodien zu verstehen, was mir Gott sei Dank meistens gelang.

  • Ein "langweiliges" Rattenleben


    Eine Ratte erzählt ihr Leben. Die Ratte Firmin, von Geburt an der Schwächste der Familie, findet seine Erfüllung in den Büchern, die er zuerst anknabbert und dann liest. Eigentlich hatte ich mir hier eine schöne Geschichte für Leseratten erhofft, leider kam nur eine recht langweilige Geschichte über eine recht wenig liebenswerte Ratte zustande. Die Story plätschert so dahin, ohne echte Höhe- oder Tiefpunkte und verführte nicht wirklich zum weiterlesen. Das ich das Buch doch beendet habe, lag wohl eher daran, dass ich keine halbgelesenen Bücher mag.

  • Hallo,


    mir hat das Buch eigentlich gar nicht gefallen, aber auch negagtive Rezensionen können ja hilfreich sein, deshalb hier meine Rezension:


    Die Bezeichung "Leseratte" allein macht es nicht!:



    Nachdem ich das Buch "Firmin - Ein Rattenleben" von Sam Savage im neuen Ullstein-Katalog entdeckt und auch die Leseprobe gelesen hatte, war ich mir ganz sicher: Dieses Buch muss ich lesen.


    Leider war ich aber von Seite zu Seite enttäuschter. Die Geschichte der Ratte Firmin, die die schwächste des Wurfes ist und aus der Not heraus beginnt Buchseiten zu essen, fängt noch vielversprechend an, zumal ich es als interessant empfand wirklich mal ein Buch aus Sicht einer echten Leseratte zu lesen. Denn Firmin isst die Seiten nicht nur, nein er beginnt auch sie mit Begeisterung zu lesen und ist schon bald um einiges intelligenter als alle anderen Ratten. Auch die Tatsache, dass er in einer Buchhandlung lebt, machte das Buch für mich reizvoll.


    Aber sonst passiert im Buch nicht wirklich viel, Firmin beschreibt Kunden der Buchhandlung und den Besitzer, sowie einige Begebenheiten mit anderen Ratten/seiner Familie. Alles ist dabei sehr trocken und langweilig erzählt, ohne Humor oder besonderen Charme. Spannung kommt nichtmal ansatzweise auf. Wirklich schade, dass der Autor wohl der Meinung ist, es würde ausreichen einen neuartigen Hauptcharakter für sein Buch zu wählen, ohne selbst ein besonderes schreiberisches Talent zu besitzen. Schon mit dem Anfang macht er es sich schwer, wenn darauf hingewiesen wird, dass ein gutes Buch immer mit einem bedeutungsvollen/einprägsamen Satz beginnen sollte, denn dieses Buch selbst tut dies nicht.


    Mit der Aufmachung, die wirklich sehr gelungen ist (schöne(r) Covergestaltung/Einband, Buchschnitt im Rough Cut) soll das Buch wohl einen bibliophilen Eindruck bekommen, was ja auch prinzipiell zum Thema passen würde. So sollen Liebhaber bibliophiler Bücher gelockt werden (und bei mir hat es ja auch geklappt), aber dies kann nicht über die Belanglosigkeit des Inhalts und den faden Schreibstil hinwegtäuschen. Firmin wird somit keinen bleibenden Platz in meinem Regal erhalten.

  • Ich habe "Firmin" nun schon vor der Leserunde gelesen, werde aber natürlich trotzdem mitdiskutieren :-)


    Hier ist meine Rezension:
    Firmin, die kleine Kanalratte aus Boston, wird als 13. Rattenbaby und lästiges Anhängsel in ein trauriges und kurzes, aber vom Glück gespicktes Leben geboren. Kam es zur täglichen Raubtierfütterung Rattenmamas Brust mit nur 12 Zitzen, die alle den großen Geschwistern vorenthalten waren, blieb Firmin nichts weiter übrig, als sich eine alternative Nahrungsquelle zu suchen. Da er unter einer Buchhandlung aufwächst, werden Bücher die heißersehnte und notwendige Nahrung. Anfangs noch sättigendes Beiwerk, erkennt Firmin schnell, dass in Büchern noch viel mehr steckt - die Kanalratte wird zur Leseratte und lebt fortan in einer Traumwelt von Menschwerdung und Literatur.


    Der Autor Sam Savage ist Philosoph und man wird den Eindruck nicht los, dass er hier über sich selbst erzählt und die Rattengeschichte als verarbeitende Maßnahme für ein gebeuteltes Leben nutzt. Zunächst einmal möchte ich die Aufmachung des Buches lobend hervorheben. Neben der kreativen Umschlaggestaltung wird der Leser auch noch mit dem sogenannten Rough Cut überrascht, der hier als außergewöhnliches Stilmittel fungiert, da damit die angeknabberten Ecken dargestellt werden sollen (ich muss zugeben, dass ich das Prinzip des Rough Cuts nicht kannte und zu Beginn dachte, ich hielte einen Fehldruck in den Händen; jetzt, wo ich es kenne, ist es jedoch wunderbar). Doch leider hielt das Buch inhaltlich nicht, was es versprach. Die Leseprobe war für mich eine Art Einführung, wie das bei Anfangskapiteln halt so ist. Doch die Geschichte kommt nicht in Gang, es fehlt an Spannung, es passiert einfach nichts. Nach der letzten Seite frage ich mich immer noch, was mir dieses Buch jetzt sagen soll. Vielleicht erschließt sich mir der philosophische Gehalt auch nur einfach nicht. Ich habe Firmin trotzdem beendet und das ist den vier Übersetzern zu verdanken. Sprachlich ist dieser Roman nämlich ein absoluter Volltreffer, bezaubernd und reichhaltig. Auch die eingearbeiteten Zitate aus Werken der Weltliteratur wirken passend und sind den jeweiligen Situation (falls man das wenige, was geschieht, denn so nennen kann) perfekt angepasst.


    Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich das Buch nur an Leser weiterempfehle, die Lust auf ein kleines sprachlich gelungenes Werk haben, aber nicht denjenigen, die eine spannende Geschichte über eine vermenschlichte Ratte lesen möchten.


    Es gab 6 von 10 Punkten für das Buch.

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