Firmin - Sam Savage

  • Ich hatte mir das Buch schon vor einiger Zeit gewünscht, aber es hat mich sehr beeindruckt und auch sehr gerührt. Für ein Lieblingsbuch ist es mir allerdings zu traurig... Ich kann es aber jedem nur empfehlen und der abgefranste Rand macht es auch zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Wäre schade, falls es das im Taschenbuch nicht mehr gibt.

  • Meins war das Buch irgendwie so gar nicht. Ich hatte recht hohe Erwartungen, auch weil ich viele gute Rezensionen dazu gelesen hatte, aber irgendwie hat es mich zu keiner Zeit gepackt oder gefesselt. Firmin war mir zu depressiv und das Buch zu ereignislos oder zu wenig tiefgründig.
    Aber vielleicht waren auch meine Erwartungen einfach zu hoch.
    Das Cover, der Klappentext und die Lektüre der ersten drei Seiten vor dem Kauf haben mich gutes hoffen lassen, aber leider wurde ich enttäuscht.

  • Meine Meinung


    Dieser Roman, der in den 1960er Jahren in Boston spielt, hat als Hauptrolle die Ratte Firmin. Aus seiner Ich-Perspektive wird die Geschichte erzählt, seine Lebensgeschichte, die in einer Buchhandlung beginnt. Firmin liest sehr gerne, angefangen hat es damit, dass er als Nahrungsergänzung Bücher gefressen hat und schließlich auch beginnt, in den Büchern zu lesen.
    Immer wieder gibt es Verweise auf die Bücher, die er verschlingt und philosophische Gedanken. Firmin versucht immer wieder, mit den Menschen in Kontakt zu treten, die Umwandlung des Stadtteils, in dem er lebt, ist nicht unbedeutend und macht einen Teil der Geschichte aus. Eine Ratte, die sehr menschliche Züge hat, isoliert ist und depressiv wirkt. Ein nettes Buch und etwas ungewöhnlich, aber es wird mir nicht lange im Gedächtnis verbleiben.

  • Inhalt:


    Dazu muß auf Seite 5 des Threads wohl nicht mehr viel gesagt werden. Die Lebensgeschichte einer höchst ungewöhnlichen Ratte, die lesen kann und sich zu Menschen hingezogen fühlt, vor dem Hintergrund eines zum Abriß freigegebenen Stadtviertels in Boston.


    Persönliche Meinung:


    Ich bin nicht sicher, was das über mich und meinen literarischen Geschmack aussagt, aber ich mochte es. Sehr. Traf irgendwie genau einen Nerv, in ganz verschiedenen Aspekten.


    Erstens: was bisher in den Besprechungen m.E. ein bißchen zu kurz kam, ist das Schicksal des Scollay Square. Je länger das Buch dauerte, desto mehr habe ich die Geschichte gelesen als eine Reminiszenz und eine Liebeserklärung an dieses heruntergekommene, gammelige, zum Sterben verdammte und trotzdem unheimlich lebendige Viertel von Boston. Und die Geschichte vom Abriß eines ganzen Viertels aus der Sicht einer Ratte zu erzählen (deren bloße Existenz mit ein Grund für die Einebnung gewesen sein dürfte), ist natürlich eine geniale Idee. Ich mochte die Beschreibungen der Lebenskünstler und sonstigen seltsamen Gestalten, die das Viertel bevölkerten, und der etwas morbiden (ist das das richtige Wort?) Atmosphäre, die dort herrscht. Hat mich an meine ersten Kindheitseindrücke vom Wiener Prater erinnert. Das drohende Ende prägt die etwas melancholische Grundstimmung des gesamten Buchs. Man weiß, was kommt, und es kommt unaufhaltsam.


    Zweitens: Firmin, der Kopf-Schriftsteller. Gefiel mir auch unheimlich gut. Diese klare, schonungslose Einschätzung des Autors als Voyeur, der seine Umgebung akribisch beobachtet und seziert, der fremder Leute Leben lebt und dessen Job es ist, seine Figuren zu prostituieren und ihr Seelenleben ans Licht zu zerren und zu verkaufen. Auch nett, wie Firmins Ansicht über seine eigenen schriftstellerischen Fähigkeiten sich ab und zu nicht ganz mit der Wirklichkeit deckt (wenn er sich für irgendwelche Schundromane begeistern kann, nur weil darin als Ratten getarnte Außerirdische auftreten), und wie sich, je länger das Buch dauert, die Wirklichkeit immer häufiger mit seiner Traumwelt mischt.


    Drittens: der brennende Wunsch und die gleichzeitige Unmöglichkeit, mehr zu sein, als man ist, Firmins Sehnsucht nach Anerkennung in einer Welt, die ihm verschlossen bleiben muß. Aus Sicht der Menschen, unter denen er so gerne akzeptiert wäre, wird er selbst im günstigsten Fall nicht mehr sein als ein amüsantes Spielzeug. Er wünscht sich sehnlichst, zu schreiben, aber ihm fehlt jede Möglichkeit, Worte zu Papier zu bringen. Ich will schreiben, habe aber die Worte nicht - in diesem Punkt habe ich mich dieser Ratte unheimlich verbunden gefühlt.


    Ich habe allerdings auch ein paar Kritikpunkte. Die Sprache des Autors fand ich grundsätzlich großartig; in einigen Passagen gerade am Anfang übertreibt er es aber und wurde mir zu geschwätzig. Da hätte etwas weniger Verliebtheit in die eigene Sprachbeherrschung dem Leser sicher die Lektüre erleichtert. Der andere Punkt sind einige Wesenszüge Firmins, insbesondere seine ständige Selbstanklage als "Perverser" und als "hinterhältiges Monster" etc. Das war auf die Dauer sehr nervig. Auch Firmins Neigung zu menschlichen Frauen hat mich zunächst mal schwer stutzen lassen. Aber die war wohl notwendig für die Geschichte.


    In Summe: vergnügliche Lektüre. Für volle zehn Punkte war das Thema der Geschichte mir denn doch zu harm- und belanglos. Und mit einem weiteren Punkt Abzug für die genannten Kritikpunkte komme ich auf acht von zehn Punkten.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Die Idee des Buchs fand ich toll und habe es mir ertauscht, weil ich es unbedingt lesen wollte. Leider hat es mir nicht gefallen.


    Firmin ist mir zu depressiv, ich mag vor allem Einschübe im Text ("Da wusste ich noch nicht, was kommen würde") gar nicht. Die Referenzen zu den von ihm gelesenen Büchern bleiben mir zu oberflächlich. Auch Firmin bleibt für mich blass, gewinnt keinen Charakter und ist recht geschwätzig.


    Von mir gab es 2 von 10 Punkten.

  • Ohne jetzt alle Posts gelesen zu haben, finde ich es spannend, wie sehr das Buch polarisiert. Ich gehöre zu der Fraktion, der es gefällt :-)


    "Auf Wiedersehen Reißverschluss" - das ist einer der tragischsten Sätze, die ich je gelesen habe.

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Am 9. November 1960 wird Firmin im Keller der Buchhandlung Pembroke Books geboren. Doch er hat noch 12 Geschwister, Sweeny, Chucky, Luweena, Feenie, Mutt, Peewee, Shunt, Pudding, Elvis, Elvina, Humphrey und Honeychild, die allesamt größer und stärker sind als er, sodass er so gut wie keine Milch von seiner Mutter Flo bekommt, da diese naturgegeben nur 12 Zitzen hat. Flo, die alles andere als eine gute Rattenmutter ist, hat ihrem Nachwuchs ein Nest aus Buchseiten gebaut und da Firmin irgendwie überleben muss, frisst er halt diese Buchseiten.


    Doch diese "Nahrung" scheint in zu verändern, denn Firmin kann lesen und könnte, wenn er richtige Stimmbänder hätte, sogar sprechen. Mit der Zeit werden seine Geschwister immer größer und stärker, Firmin hingegen bekommt nur einen großen Kopf, ansonsten bleibt er sehr schmächtig. Eines Tages kommt Flo nicht mehr zu ihren Jungen und auch diese verlassen nach und nach den Keller, da es dort keine anständige Nahrung gibt. Nur Firmin bleibt, denn dies ist sein Zuhause und er fühlt sich dort wohl


    Mit der Zeit erkundet er nicht nur den Keller, sondern über die Abwasserleitung auch den Rest des Hauses. Am liebsten hält er sich natürlich im Buchladen auf, aber das geht nur nachts, tagsüber schaut er immer von der Decke herunter in die Buchhandlung. Norman Shine, der Besitzer der Buchhandlung weiß nichts von seinem illegalen Untermieter, er hat auch so schon zu tun, den Laden am Laufen zu halten. Firmin ist fasziniert von der Buchhandlung und eines Tages sieht er sogar einen echten Autoren: Jerry Magoon. Noch ahnt er es nicht, aber dieser Autor wird sein Leben nachhaltig verändern ...


    Wenn Sheldon Cooper eine Ratte wäre ...! Der Plot wurde detailliert erarbeitet, wobei ich es schon etwas irritierend fand, das ganze Buch aus der Sicht einer Ratte zu lesen. Firmin wurde bedauerlicherweise nur recht oberflächlich dargestellt, was mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, ist sein ständiges Gejammer über sein Schicksal und die Ungerechtheit der Welt. Den Schreibstil empfand ich teilweise als zu langatmig, sodass ich am Ende kaum glauben konnte, wie lange man an so ein paar Seiten sitzen kann. Alles in allem hatte ich mir von dem Buch doch deutlich mehr versprochen, zumal mich der Klappentext sehr angesprochen hatte. Die Romanidee an sich finde ich sehr gut, die Umsetzung derselben leider nicht.

  • Dieses Buch ist ja fast ein Klassiker bei den Buechereulen.


    Am 17.Januar 2019 ist der Autor leider mit 78 Jahren verstorben.


    Über den Autor: Sam Savage wurde in South Carolina geboren und lebte später in Madison, Wisconsin. Er promovierte in Philosophie, unterrichtete auch kurzfristig, arbeitete als Tischler, Fischer, Drucker und reparierte Fahrräder. Firmin war sein erster Roman.