Erinnerung an einen Mörder - Petra Hammesfahr

  • Wunderlich Verlag, August 2008, Gebunden, 442 Seiten


    Kurzbeschreibung (lt. amazon)
    Es gab für Felix nie einen Grund, seinen Vater zu fürchten. Vor seiner Mutter hat der Achtjährige dagegen panische Angst, denn Charlotte Meller will unbedingt ein Genie aus ihrem Sohn machen, koste es, was es wolle. Für seinen Vater, das weiß Felix, sind ein paar Fehler nicht so schlimm. Deshalb geht er mit einem verhauenen Diktat lieber zu der Baustelle, auf der sein Vater arbeitet - doch der ist bereits nach Hause gefahren, und auch Felix tritt erleichtert den Heimweg an. Stunden später wird er in der Stadt aufgegriffen - mit einer Stichverletzung im Hals. Es ist nicht nur sein Blut, mit dem er über und über besudelt ist ...


    Über den Autor
    Petra Hammesfahr schrieb mit 17 ihren ersten Roman. Mit ihrem Buch Der stille Herr Genardy kam der große Erfolg. Seitdem schreibt sie einen Bestseller nach dem anderen, u.a. Die Sünderin, Die Mutter und Der Puppengräber. Petra Hammesfahr lebt in der Nähe von Köln.


    Meine Meinung
    Schon die Entscheidung, ob nun Belletristik oder Krimi fiel mir schwer. Es handelt sich um eine blutige Familientragödie, wobei auch Kindesmisshandlungen nicht fehlen, und ich habe mich deshalb für Krimi entschieden.


    Erzählt wird aus der Ich-Perspektive, aus der Sicht des zu Beginn der Geschichte 8-jährigen Felix.
    Alle anderen Familienmitglieder liegen ermordet in der Küche und Felix irrt erinnerungslos durch die Straßen.
    Man verfolgt nun den weiteren Lebensweg von Felix bis zu einem Alter von Ende zwanzig. In dieser Zeit kommen immer mehr (vermeintliche) Erinnerungen zu Tage.


    Jedem Protagonisten ist ein Kapitel gewidmet und durch diese unterschiedliche Darstellung, reimt sich der Ich-Erzähler die Geschehnisse im Jahr 1978 mehr und mehr zusammen.
    Durch die, z.T. auch von außen, herausgezogenen Erinnerungsfetzen, zieht Felix allerdings fatale Fehlschlüsse.


    Spannend sind vor allem die letzten 150 Seiten, als nach und nach die Wahrheit ans Licht kommt, wobei dies auch über viele Irrwege führt.
    Gestört hat mich dabei, dass die Autorin manche Wendung der Ereignisse schon vorher andeutet, was etwas die Spannung nimmt, auch wenn man nicht weiß, was nun genau passieren wird.


    Fazit
    Ein lesenswertes Buch, sicher besonders für Fans von Petra Hammesfahr. Meiner Meinung nach kann man aber ruhig auf die TB-Ausgabe warten (wenn man soviel Geduld hat ;-)).


    7 von 10 Punkten

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

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    Dass Zeit sich lohnt

  • Danke für die Rezi Sigrid :wave
    Erst heute wieder bin ich um das Buch herumgeschlichen, mich fragend ob ich es kaufen soll... Ich denke, ich werde auf das TB warten.

  • Da danke ich ebenfalls für diese Rezi. Ich schleiche auch schon ne Weile um das Buch herum und überlege, ob ich es mir für das Geld holen soll. Ich werd dann aber wohl auch auf die TB Ausgabe warten. Steht dafür schon ein Erscheinungstermin fest?

  • @ Sigrid2110
    Danke für die Rezi! Ich freue mich schon sehr auf die Lektüre, daher habe ich deine Rezi nur überflogen, will mich nicht beeinflussen lassen. :zwinker Aber ich werde es bald lesen. :-]


    @ LilStar
    Für gewöhnlich dauert es 1 - 2 Jahre, bis eine Taschenbuchausgabe erscheint. Das ist von Verlag zu Verlag unterschiedlich, feste Zeiten gibt es nicht.

  • Meine Meinung


    Die letzten Jahre habe ich einige Romane von Petra Hammesfahr gelesen und fand fast alle gut bis sehr gut. Dieses neue Buch von ihr ist für mich eins der besten von ihr. Es zeichnet sich durch eine wunderschöne Sprache aus, die klar und doch ehrlich die Ereignisse schildert, die passiert sind. Selten hat mich ein Buch mehr ergriffen als dieses hier, auch wenn die Geschichte eher traurig ist.


    Für mich war es während des Lesens so, als würde der erwachsene (unbekannten alters) Felix mir gegenübersitzen und mir seine Lebensgeschichte erzählen. Angefangen dabei, wie sich seine Eltern kennen gelernt haben und geheiratet haben. Die ersten acht Jahre sind keine schönenen Jahren, geprägt von der schlechten Behandlung seitens der Mutter. Dann kommt der Bruch: Er ist der einzige Überlebende eines blutigen Familientragödie, seine Eltern und Schwestern sind tot.
    Seinen weiter Lebensweg zeichnet sich dadurch aus, dass er immer wieder zu diesem Ereignis zurück kommt, immer wieder etwas in Frage stellt und es immer wieder neue Kleinigkeiten zum Vorschein kommen, die das eine oder andere in Frage stellen.
    Teilweise war ich verwirrt, wem kann man glauben, wer sagt die Wahrheit? Gibt es die überhaupt? Felix versucht zu leben, weiterzuleben – und kommt doch immer wieder zurück zu diesem Thema.


    Die Autorin verzichtet weitestgehend auf Spannungssteigernden Beschreibungen, das Buch lebt durch die Geschichte und seiner Sprache. Mich hat es sehr interssiert, wer wirklich für die Familientragödie verantwortlich war. Bis kurz vor Schluss war ich felsenfest davon überzeugt, den Täter zu kennen.


    Die Geschichte wird durch einen Epilog abgerundet, den ich zunächst nicht sehr gelungen fand. Erst nach einiger Zeit wurde mir klar, dass es sehr passend ist und das Bild abrundet. Es nimmt dem ganzen die Traurigkeit und gibt einen Blick in die Zukunft frei.


    Vielleicht ist es ein Buch, den man in seiner vollen Tiefe erst versteht, wenn man eine gewisse Reife hat. Vielleicht muss man auch offen für ein trauriges Thema sein, welches es mir teilweise schwer gemacht hat, weiter zu lesen. Es hat mich unendlich traurig, wütend und betroffen gemacht. Den das, was beschrieben wird, ist nicht fiktiv, es passiert leider viel zu häufig.


    Diesen neuen Roman kann ich nur empfehlen, allerdings sollte man keinen nervenzerfetzenden Thriller erwarten, es wird eine Lebensgeschichte mit allen seinen Gesichtspunkten erzählt.
    Da ich nichts zum kritisieren finde gibt es von mir die volle Punktzahl. Volle 10 Punkte.

  • Schöne Rezi, Wiggli.


    Ich fand das Buch auch sehr traurig und leider viel zu aktuell. Aber im Gegensatz zu Dir habe ich da wohl ein Problem mit der Sprache von Petra Hammesfahr gehabt. Denn, wie Du schreibst, lebt das Buch nicht unbedingt von atemraubender Spannung.


    Was mich auch gestört hat, war, dass die Autorin manchmal in Andeutungen Ereignisse schon vorweg nahm, so dass man zumindest wusste, jetzt passiert gleich wieder etwas.


    Aber die Geschmäcker sind halt verschieden, obwohl ich oft ähnliche Bücher lese wie Du :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

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  • Schön, dass dir die Rezi gefällt. :-) Es ist eins der Bücher, die mich einfach nur beeindruckt haben, das ist eher selten der Fall.


    Zitat

    Original von Sigrid2110
    Ich fand das Buch auch sehr traurig und leider viel zu aktuell. Aber im Gegensatz zu Dir habe ich da wohl ein Problem mit der Sprache von Petra Hammesfahr gehabt. Denn, wie Du schreibst, lebt das Buch nicht unbedingt von atemraubender Spannung.


    Ich mag den Stil und die Sprache von ihr sehr sehr gerne, genau kann ich es nicht beschreiben. Mir gehen ihre Erzählungen einfach nur unter der Haut und bleiben da. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht jedem gefällt.


    Zitat

    Original von Sigrid2110
    Was mich auch gestört hat, war, dass die Autorin manchmal in Andeutungen Ereignisse schon vorweg nahm, so dass man zumindest wusste, jetzt passiert gleich wieder etwas.


    Hier würde mich interessieren, welche Andeutungen du genau meinst. Vielleicht als Spoiler? Mir ging es so nicht, ich war auf dem ganz falschen Dampfer, weil ich mir etwas anderes als das von mir vermutete nicht wirklich vorstellen konnte.


    Anfangs hatte ich etwas Angst, dass auch diese Autorin zu denen dazugehört, die mir nach ein paar Jahren nicht mehr gefallen könnte. Aber dem war nicht so. Die Geschichte ist einfach beklemmend. Gerade ist mir noch aufgefallen, dass Felix wohl in seiner eigenen Welt lebt und anderes nicht so mitbekommt. Selbst große deutsche Ereignisse finden in seiner Erzählung nicht mal am Rande eine Erwähnung, aber das hätte wohl alles etwas aufgeplustert.


    Interessant ist es schon, wie verschieden man ein Buch sehen kann, daran ist ja nichts schlimmes. Mir ist auch schon aufgefallen, dass wir teilweise ähnliche Bücher lesen. :-)

  • Petra Hammesfahr - Erinnerung an einen Mörder


    Sehr eindringlich werden zu Beginn des Buches die Kindesmisshandlungen am Protagonisten und seinen Geschwistern dargestellt - für mich fast ein Grund, das Buch abzubrechen, weil es mich so mitgenommen hat.
    Letztendlich habe ich die Geschicht dann doch weiterverfolgen wollen, da ich letztendlich auch wissen wollte, was nun passiert war. Im letzten Drittel des Buches war ich allerdings nicht mehr so in der Lage, wirklich allen Beweggründen und Darstellungen zu folgen, es war für mich nur noch verwirrend, deshalb von mir nur 7 Punkte.


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Ich habe dieses Buch gestern beendet und mir hat es sehr gut gefallen. Ich kann gar nicht verstehen, dass das Buch insgesamt so schlecht abschneidet.


    Ich habe die ganze Zeit mit überlegt, wie es nun gewesen sein könnte und hatte schon schlimme Vorahnungen, die zum Glück nicht Wirklichkeit wurden.


    Von mir 9 Punkte.

  • @ Primavera: ich dachte mir schon, dass es Dir, als Fan von Petra Hammesfahr, gefallen würde. Aber warum auch nicht?


    Ich habe schon bessere Romane von ihr gelesen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    @ Primavera: ich dachte mir schon, dass es Dir, als Fan von Petra Hammesfahr, gefallen würde. Aber warum auch nicht?


    Ich habe schon bessere Romane von ihr gelesen.


    Ja, das stimmt, es gibt bessere. Aber auch schlechtere. Zumindest wurde ich zum Weiterlesen angeregt und es hat sich nicht so gezogen. Aber schön, dass jeder nen anderen Geschmack hat. :wave

  • Hallo an alle,
    die Rezi habe ich noch nicht gelesen, um mir quasi selbst nicht vorzugreifen; ich bin auf Seite 92.
    Aber ich muß sagen, das Buch ist echt krass! Das mußte ich erstmal zwischendurch weglegen.


    Ist das jetzt alles dick aufgetragen, sozusagen, alles, was man einem Kind antun kann, auf einmal oder laufen solche Vernachlässigungen und solche Gewalt wirklich so geballt ab? Ich fürchte schon, oder?



    Viele Grüße

    Sylvia und die Kuschelbande


    When you think that you lost everything
    You find out you can always lose a little more


    B. Dylan: Tryin´to get to Heaven

  • Zitat

    Original von Melindora
    Ist das jetzt alles dick aufgetragen, sozusagen, alles, was man einem Kind antun kann, auf einmal oder laufen solche Vernachlässigungen und solche Gewalt wirklich so geballt ab? Ich fürchte schon, oder?


    Da muss man nur regelmäßig die Nachrichten verfolgen, um deine Frage mit Ja beantworten zu müssen. Kinder werden vernachlässigt, teilweise bis zum Tod. Einzelfälle? Die extremen bestimmt, nicht jedoch die leichten, eher nicht wahrnehmbaren Fälle.


    Aber sei so gut, die weiteren Entwicklungen des Buch zu spoilern. Sonst verrätst du, unbeabsichtigt, noch zu viel. ;-) :wave