Historische Romane

  • Was reizt Euch nur so an den historischen Romanen, ja was reizt die meisten Leser/innen daran so sehr?
    Wohin man schaut überall wimmelt es nur so von starken Frauen, die zu einer Zeit, als das noch nicht normal war: Goldschmiedin, Färberin, Ärztin, Juristin, Schriftstellerin usw. waren.


    Ich finde diese Bücher durch die Bank recht langweilig und nachdem ich ein Dutzend angelesen habe, habe ich es aufgegeben.
    Also auch wirklich gute Bücher haben keine Chance mehr und das ist eigentlich schade.
    Außer *die Päpstin* und der *Medicus* hat mir bisher kein historisches Buch richtig gut gefallen.


    Bitte überzeugt mich doch von der Qualität einiger historischer Bücher und schildert mir, warum ihr sie so gerne lest!


    lg Bea

    Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden.

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  • Hi Bea!


    Warum lese ich gerne historische Romane? Hui, schwer zu beantworten. Ich versuche es mal. Ich finde vergangene Zeiten einfach prinzipiell interessant, wobei es ein paar gibt, die es mir besonders angetan haben, zB Zeit der Kreuzzüge, mein ein und alles, aber auch ein paar andere. Ich lese da gerne Sachbücher, genieße es aber umso mehr, das ganze auch romanhaft erzählt zu "erleben" und richtig hineinzustürzen in das Buch und die Zeit. Was natürlich nur bei guten Romanen funktionert. Und gut ist subjektiv.
    Interessant ist auch der Vergleich von mehreren Romanen die die gleichen Personen, Begebenheiten behandeln.


    Natürlich ist die Auswahl unter all dem Angebot am Markt nicht immer leicht. Mit historischen Romanen über "starke Frauen" kann ich selber gar nichts anfangen, sowas interessiert mich einfach nicht. Wenn ich am Klappentext "Die junge XYZ ..." lese, lege ich das Buch sofort zurück. Was aber auch daran liegt, daß ich prinzipiell männliche Hauptpersonen bevorzuge. Kein Werturteil, sondern Geschmackssache.
    Es gibt auf dem Markt aber sehr viel mehr als Bücher dieser Art, man muß nur die richtigen finden. Und die finden sich GSD immer wieder.


    Ist schwer, konkret etwas zu empfehlen. Meine Lieblingsautoren im historischen Bereich sind zB Peter Berling, Dorothy Dunnett, Edith Pargeter, Hanny Alders, Waldtraut Lewin, Mary Renault, Patrick O'Brian etc.
    die die Fähigkeit, ihre Geschichte perfekt in die Geschichte einzupassen besitzen und gleichzeitig faszinierende und spannende Geschichten mit interessanten Personen erzählen. Und da gibt es noch sehr viel mehr, kann ich jetzt nicht alle aufzählen.


    Historische Romane sind mein Lieblingsgenre, muß aber nicht jedermanns Sache sein.


    Bye,


    Grisel

  • Mich interessiert an historischen Romanen vor allem, wie die Menschen lebten, die gesellschaftlichen Hintergründe, der Zeitgeist. Ich will "sehen", wie die Menschen lebten, wie sie sich kleideten, was ihnen wichtig war. Ob weibliche oder männliche Protagonisten ist mir egal. Nur mag ich nicht so gerne diese "Superhelden und -innen". Durchschnittliche Leute mit einem interessanten Leben, das aber nicht spektakulär sein muss (soll) sind mir lieber.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Hallo Bea!


    Zitat

    Original von Bea
    Was reizt Euch nur so an den historischen Romanen <...>?


    Manchmal jedes Wort ... :bonk


    Zitat

    Wohin man schaut überall wimmelt es nur so von starken Frauen, die zu einer Zeit, als das noch nicht normal war: Goldschmiedin, Färberin, Ärztin, Juristin, Schriftstellerin usw. waren.


    Grausig, nicht wahr? Dazu das Mittelalter als Horrorkabinett, das Römische Reich als eine einzige Gladiatorenveranstaltung ...
    Man könnte unentwegt


    Zitat

    Ich finde diese Bücher durch die Bank recht langweilig und nachdem ich ein Dutzend angelesen habe, habe ich es aufgegeben.


    Und ich, nachdem ich etliche davon auf wärmste Empfehlung hin gelesen hatte, kramte eine uralte Skizze aus meiner Schublade und fing an, daran zu arbeiten, weil ich mir dachte: "Was die können, kann ich anders -- besser!!!"


    Etwa 12 Jahre später war dann mein erstes Buch in den Läden, auch ein historischer Roman, aber keiner über eine Supertusse, erst recht kein Kulissenschinken und ähnlicher Schmonzes. Mich hat diese Zeit fasziniert, wie es damals zugegangen ist, was wir wirklich darüber wissen ...
    Außerdem interessiere ich mich nun einmal für Männer -- Frau bin ich selbst. :grin


    Zitat

    Außer *die Päpstin* und der *Medicus* hat mir bisher kein historisches Buch richtig gut gefallen.


    Offen gestanden haben mir nicht einmal diese beiden gefallen -- rein aufgrund der für einen historisch versierten Leser wirklich unerträglichen Schlamperei!


    Zitat

    Bitte überzeugt mich doch von der Qualität einiger historischer Bücher und schildert mir, warum ihr sie so gerne lest!


    Leon Feuchtwanger (Die Jüdin von Toledo, Goya, Die Josephus-Trilogie) kann ich ohne Abstriche empfehlen -- wo er nicht historisch korrekt ist, hat er Gründe, die in einer wirklich sauberen literarischen Intention liegen, und nicht darin, die Vorurteile seiner Leser zu befeuern.
    Thomas Mann (Joseph und seine Brüder, Der Erwählte) ist sicherlich nicht leicht zu lesen, aber sprachlich und erzählerisch immer wieder ein Hochgenuß, für den man sich gerne Zeit läßt.
    Umberto Eco (Der Name der Rose, Die Insel des vorigen Tages, Baudolino) nimmt Geschichte auseinander, um sie vor unseren Augen wieder neu zusammenzusetzen; er schafft es, eine Geschichte zu erzählen und zugleich unser Bild von dem, was Geschichte ist, völlig zu verändern -- man muß sich allerdings darauf einlassen.
    Gore Vidal (Julian, Ich, Cyrus, Enkel des Zarathustra, Lincoln) beschreibt historische Umbrüche auf der Basis intensiver Recherchen; seine hochpräzisen, in die Handlung integrierten Analyse wirken immer zugleich wie ein Spiegel unserer Zeit.


    Das alles sind Romane, die ich ohne jede Einschränkung als gewinnbringende Lektüre empfehlen kann. Darüberhinaus möchte ich mich lieber der Empfehlungen enthalten ... da könnte ich es nur falsch machen.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Hallo,


    Historische Romane, liebe Bea, sind keine reine Unterhaltungsliteratur.


    Sie sind dazu gemacht, zu unterhalten + eine Geschichte zu erzählen, die weit in der Vergangenheit spielen.


    Ein Historischer Roman ist nicht ein Roman, nur weil er in der Vergangenheit spielt.


    Bei einem guten Historischen Roman lernt man neben Unterhaltung viel Wissen, wie die Menschen früher gelebt haben. Das ist das interessante daran. Bei keiner anderen Trivialliteratur kann man soviel lernen, nämlich über unsere eigenen Geschichte.


    Leider gibt es viele schwarze Schafe in diesem Genre, und leider gehört da auch die "Päpstin" dazu. Auch wenn dir das Buch gefallen hat, darin stimmt leider absolut nichts, so viele historische Fehler, eine reine Leserverarschung! Schade, dass so viele Leser an diese Geschichte auch noch glauben.
    Das ist eher ein Historic Fantasy, kein Historische Roman, dass reale damalige Lebensumstände beschreibt.


    Aber an sich ist der Historische Roman ein wundervolles Genre, wenn man Geschichte mag, und auf "Infotainment" steht. Nur muss man als Historischer Roman-Leser kritisch zur Geschichte sein, sonst wird man laufend vom Autor "veräppelt". ;-)


    mfg

  • PMFJI.


    Auch historische Romane sind Fiktion. Wenn sie es nicht wären, würden sie "Biographie" oder "Geschichtsbuch" heißen. Ich wage mal zu behaupten, daß es selbst im ultragenaust recherchierten historischen Roman Fehler gibt - geschichtliche Fehler, sprachliche Fehler, Fehler hinsichtlich der Überlieferung - man legt als Autor Figuren Sätze in den Mund und läßt sie agieren. Ob es wirklich ganz genau so war, ist praktisch nie zu ermitteln. Dabei würde ich zwei Arten von historischen Romanen unterscheiden, nämlich den nacherzählenden historischen Roman (der also eine "echte", weitgehend wahre Geschichte erzählt) und den denjenigen, der irgendeine Geschichte in einem bestimmten historischen Umfeld ansiedelt. Bei keiner Art von historischem Roman kann man sich bis aufs letzte i-Tüpfelchen darauf verlassen, daß alles stimmt, was erzählt wird, oder stimmen könnte. Es sind Romane. Fiktion. Das darf und sollte man nie vergessen - und man sollte davon Abstand nehmen, sie als unterhaltsame Geschichtsbücher zu betrachten, das sind sie nämlich i.d.R. nur sehr eingeschränkt. Kein Autor ist verpflichtet, die Wahrheit zu schreiben. Er kann sie sich auch zurechtbiegen, ausschmücken, seine eigene Phantasie nutzend leicht umdichten.


    Trotzdem kann man bei der Lektüre historischer Romane etwas lernen, über die Zeit, die Verhaltensweisen, die ganze Sozialstruktur, über die kulturellen Umstände usw. usf. - aber, wie gesagt, bis aufs letzte Detail darauf verlassen, daß das stimmt, was uns erzählt wird, würde ich nie. Der Autor war einfach nicht dabei. Er kann viele Quellen studiert haben, aber auch die stimmen erstens nicht immer und zweitens legt uns der Autor, wie gesagt, eine Fiktion vor. Der Anspruch, geschichtliche Umstände wahrheitsgetreu wiederzugeben, besteht in den seltensten Fällen.


    Und der Reiz? Man lernt ja immer bei der Lektüre eines Buches, mal mehr, mal weniger, eben über das Sujet, das der Autor gewählt hat, über Menschen und ihre Art(en), miteinander umzugehen. Bei historischen Romanen wird man sehr viel stärker aus dem Alltag gerissen, als bei Gegenwartsliteratur. Die beschriebenen Geschehenisse haben eine fantastische Komponente, auch, wenn sie auf wahren Ereignissen beruhen. Nostalgische Gefühle werden befriedigt, zumal viele historische Romane stark vereinfachen und das Klischee von der "guten alten Zeit" kolportieren. Aber es gibt noch sehr viel mehr Aspekte. Auf mich üben historische Romane einen nur sehr geringen Reiz aus, weil sie oft eben sehr vereinfachen oder ganz im Gegenteil in einer Detailverliebtheit schwelgen, die die eigentliche Geschichte unterdrückt. Und das gezeichnete Heldenbild (insbesondere der starken Frau, die sich in patriarchalischen Gesellschaften durchsetzt) ist mir zuweilen zu stark abgenudelt.

  • Hallo Tom!


    Das mit der Fiktion ist eine verdammt zweischneidige Sache ... Ich bin ja in der Branche, ich wieß um die Friktionen in diesem Zusammenhang: Selbstverständlich wird historische Realität durch die Fiktion erst lebendig, es werden Lücken mit Erschlossenem gefüllt -- aber das macht, nebenbei bemerkt, auch das historische Sachbuch zur Genüge. Was ich schon in solchen gelesen habe, hat mir gelegentlich die Zehennägel aufgerollt!


    Es gibt meiner ansicht nach zwei grundsätzliche Gruppen von historischer Literatur:
    * Die einen nehmen irgendein historische Ereignis oder eine Person oder eine Gegend mit ihren Eigenheiten und verarbeiten das in einem - weitgehend fiktionalen Text auf der Basis einer angemessenen Recherche (wobei man sich darüber streiten kann, was angemessen ist ... :grin)
    * Die anderen haben eine Geshichte und pflanzen sie in ein buntes Umfeld, diese Texte strotzen meist vor kruden Vorurteilen und mangelnden Kenntnissen der Verfasser, was im besten Fall durch eine wuchernde Phantasie kaschiert wird.
    Die letzteren nenne ich lieber "historicals".


    Natürlich ist auch ein ambitionierter historischer Roman der ersten Gruppe Fiktion, aber er verbiegt nicht die geschichtliche Realität zugunsten des Plots -- es sei denn, es gibt ein wohlbegründetes poetisches Konzept, das solche möglichst geringfügigen Verbiegungen rechtfertigt, wie bei de Costers Thyl Ulenspiegel, Feuchtwangers Jüdin von Toledo und Schillers Don Carlos).
    In meinen Augen ist Fiktion kein Freibrief für alles. In einem Wissenschaftsthriller erwarte ich auch, daß der Autor sich gut informiert hat und nicht nur herumfabuliert. Und ein Krimi, in dem nicht im geringsten auf die tatsächlichen Verhältnisse bei der Polizei und die Ermittlungsmethoden Bezug genommen wird, ist für mich schlichtweg Schund! :grin


    Wie gesagt: Ausnahmen bilden Beispiele von überragender literarischer Qualität, das ist schon klar, aber wer unterhalten will, sollte nicht einfach drauflostippen. Denn Unterhaltung ist nun einmal kein Selbstzweck. Jede Geschichte vermittelt durch die Art, wie sie erzählt wird, etwas, das über sie selbst hinausweist -- da beißt die Maus keinen Faden ab!


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Ich kann nicht beurteilen, wann ich als Leser vera... werde, dazu ist mein Wisse, spez. über das Mittelalter zu gering.
    In der Schule war Geschichte mein Lieblingsfach und meine Lieblingszeit ist bis heute noch die Antike.


    Liebe Iris, Deinen Roman meinte ich damit nicht. Ich meinte die Romane die jetzt zu (fast) hunderten aufgelegt werden und meist im Mittelalter spielen und meist eine weibliche Superprotagonistin haben.


    Ich hofft hier ein paar gute Tipps zu bekommen und der Anfang ist ja schon gemacht.


    Ich lese in erster Linie zur Unterhaltung und es ist erstaunlich wieviel Wissen im Laufe der Zeit ganz von selbst rüber kommt.


    lg Bea

    Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden.

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  • Zitat von Iris:


    Und ich, nachdem ich etliche davon auf wärmste Empfehlung hin gelesen hatte, kramte eine uralte Skizze aus meiner Schublade und fing an, daran zu arbeiten, weil ich mir dachte: "Was die können, kann ich anders -- besser!!!"


    Das kann ich doppelt unterstreichen. Zum einen kannst du es besser, zum anderen war es auch mein Beweggrund, historische Romane zu schreiben. Viele von denen, die ich gelesen habe, waren schlicht und einfach langweilig und ich war und bin der Meinung, dass man auch einen historischen Roman farbig und spannend schreiben kann, ohne den geschichtlichen Hintergrund zu verfälschen.


    Meine Frau und ich gehören auch zu jenen AutorInnen mit den Titeln "Die ...in", allerdings ist das die Sache des Verlages und nicht die Unsere.


    Uns macht es Spaß, Romane über Frauen in jenen Zeiten zu schreiben. Viele LeserInnen wollen ebenso wie Grisel lieber Männer als Hauptpersonen, doch ich habe in inzwischen fast vier Jahrzehnten genug "Männerromane" gelesen, um ihrer ein wenig überdrüssig zu sein. Außerdem sehe ich es als eine besondere Herausforderung an, Romane über Frauen zu schreiben.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Zitat

    Original von Bea
    Ich lese in erster Linie zur Unterhaltung und es ist erstaunlich wieviel Wissen im Laufe der Zeit ganz von selbst rüber kommt.


    Das ist aber eines der "Probleme", die hier immer wieder mal diskutiert werden. Genausowenig, wie bei einem historischen Roman, kannst/wirst Du bei sogenannter Unterhaltungsliteratur, die vermittelten "Tatsachen" prüfen. Du übernimmst entweder bewusst oder unbewusst Informationen aus solchen Büchern und setzt einfach voraus, dass die vermittelten "Tatsachen" auch wirklich der Wahrheit entsprechen. Ein Trugschluss, dem leider sehr sehr viele Leser immer wieder unterliegen (mich eingeschlossen). Bei sogenannten Historischen Romanen wird schon allein durch das Etikett "historisch" eine Richtigkeit vorgegaukelt, die in vielen Fällen eben leider nicht vorhanden ist.


    Gruss,


    Doc

  • Hi Doc,


    100 % Zustimmung.


    Ich kenne im wahren Leben keinen Menschen, der sich gerne freiwillig zum Kasper halten lässt, nur weil er unterhalten werden will.


    Bei Historischen Romanen braucht man kein großartiges Wissen, um große Fehler herausfiltern zu können.


    Allgemein sollte man schon vorher aussortieren, Emanzenschmöker mit Amazonen-Heldinnen gar nicht anfassen, wie zB Ayla, denn das sind meist jene, die dann die böse Männerwelt beschreiben, und plötzlich eine völlig neu entworfene Weltgeschichte konstruieren.


    Ich war zutiefst schockiert, wie viele Menschen manchen Historischen Romanen bedingungslos glauben schenken, falsche gesellschaftliche Zusammenhänge übernahmen und dies in ihre noch mehr verrückten Argumentationen verwendeten.


    Nur ein Beispiel. Einmal diskutierte ich mit einer Person über die Rolle der Frau im Mittelalter. Natürlich kamen wir auf den Bestseller "Päpstin", wo ein völlig falsches Frauenbild (Cross stellt Frauen als arme Persönchen da, die kein Recht auf Bildung hatten. Dabei war es genau umgekehrt) aufgezeigt wird. Voller Hass weil sie dieses Buch gelesen hat, griff sie die ach so böse Männerwelt an, die selbst hochbegabten wie die so wunderbar perfekten "Johanna" (die es natürlich gab und Päpstin war weil es ja die Cross gesagt hat) unterdrückt haben. Die Person war einfach nicht davon zu überzeugen, dass Johanna eigentlich nur eine Sage wie zB "Frau Holle" ist, Cross eine Geschichte völlig erfunden hat, Ingelheim geographisch falsch dargestellt hat, ein neues Gesellschaftsbild zu Gunsten der Amazonen-Geschichte erfunden hat. Die Person machte ihren Hass mit Hilfe der Crosschen Bibel über den Vatikan lautstark luft.
    Und das erschreckende ist: Jene Person ist gar nicht so dumm. Ein Durchschnittsbürger wie du und ich.


    Also da hört sich für mich der Spaß auf, wenn Menschen durch Bücher negativ manipuliert werden. Da braucht man gar nicht zu sagen, Inhalt ist mir wurscht, Hauptsache Unterhaltung. Nein, jeder Leser nimmt gleichzeitig Informationen auf, dadurch wird immer auf irgendeine Art und Weise seine Meinung beeinflusst. Da ist eine Gefahr dahinter, die mich an Orwells "1984" erinnert.


    mfg

  • Zitat

    Original von Historikus
    Bei Historischen Romanen braucht man kein großartiges Wissen, um große Fehler herausfiltern zu können.


    Hm...ich bin mir nicht sicher, ob Du da vielleicht nicht Deine eigenes Wissen zu sehr auf die Allgemeinheit überträgst. Wenn ich an den Medicus denke, den ich mit Begeisterung verschlungen habe, dann sind mir keine "großen" Fehler aufgefallen (was vielleicht an meiner Allgemeinbildung liegen mag ;-) ). Laut Iris hat aber der Medicus anscheinend ebenso hanebüchene Fehler, wie Deine verteufelte Päpstin. Ich akzeptiere diese Ansicht, weil ich Euch einfach mal unterstelle, dass Ihr da sehr viel mehr Ahnung habt, als ich. Trotzdem hat mir der Medicus als Roman unheimlich gut gefallen und sehr viel Freude beim Lesen bereitet.


    Gruss,


    Doc

  • Hallo Bea!


    Zitat

    Original von Bea
    Liebe Iris, Deinen Roman meinte ich damit nicht. Ich meinte die Romane die jetzt zu (fast) hunderten aufgelegt werden und meist im Mittelalter spielen und meist eine weibliche Superprotagonistin haben.


    Ich fühlte mich auch gar nicht auf den Schlips gerteten -- im Gegenteil, du hast Wasser auf meine Mühlen gegossen! Deshalb habe ich ja so losgelegt. :lache


    Zitat

    Ich lese in erster Linie zur Unterhaltung und es ist erstaunlich wieviel Wissen im Laufe der Zeit ganz von selbst rüber kommt.


    Das ist auch der Punkt, den His und Doc ansprechen. Die Tatsache, daß Romane Fiktion sind, schützt den Verfasser nicht vor seiner Verantwortung ...


    Zumindest sehe ich das so.


    Liebe Grüße,


    Iris

  • Hallo Gheron und Sysai!


    Zitat

    Original von Gheron
    <...> und ich war und bin der Meinung, dass man auch einen historischen Roman farbig und spannend schreiben kann, ohne den geschichtlichen Hintergrund zu verfälschen.



    Zitat

    Meine Frau und ich gehören auch zu jenen AutorInnen mit den Titeln "Die ...in", allerdings ist das die Sache des Verlages und nicht die Unsere.


    Wie so vieles ... <seufz>


    Zitat

    Uns macht es Spaß, Romane über Frauen in jenen Zeiten zu schreiben.


    Und solange solche Romane nicht den Rahmen des historisch und menschlich Möglichen verlassen, finde ich das völlig okay! Diese Superweiber gehen mir allerdings -- offen gestanden -- gewaltig auf den Zünder.


    Zitat

    Außerdem sehe ich es als eine besondere Herausforderung an, Romane über Frauen zu schreiben.


    Siehste: So geht es mir mit den Männern! :knuddel1


    Und was stellt "frau" fest? Eigentlich seid ihr gar nicht so anders -- ihr tut bloß immer so.
    Oder besser: Viele Frauen erchaffen sich auch Männer nach ihren oft absonderlichen Vorstellungen von Männlichkeit. Man denke nur daran, wieviele Mutter-Sohn-Beziehungen an diesem weiblichen Gestaltungswillen kranken ...
    Liebe Grüße! :knuddel1


    Iris

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Wäre es für eine Frau nicht leichter über eine Frau zu schreiben?


    Also unentwegt vom Spinnen, Weben, Kochen, Spülen, Stillen und Kinder erziehen zu erzählen? Wer zur Hölle will das lesen? Ich nicht! :grin


    Ganz im Ernst: Ich habe nichts dagegen, mir eine Frau zur Hauptfigur zu wählen, in meinem aktuellen Arbeitsprojekt ist das auch so. Aber bei besagter Trilogie hab ich nunmal keine hochrangige römische Offizierin gefunden, der sowas hätte passieren können.
    Naja, man könnte es in den Irak des Jahres 2004 verpflanzen ... aber besonders hochrangig wäre die Frau dann auch nicht. :grin


    Noch was: Kein Autor kommt umhin, in einem Roman sowohl Männer als auch Frauen auftreten zu lassen. Das "Problem", einen Menschen vom anderen Geschlecht zu schildern, besteht sowieso.
    Außerdem sind einige der bewegendsten und besten weiblichen Hauptfiguren der Weltliteratur von Männern entworfen worden: Madame Bovary, Effi Briest, Thérèse Raquin, Eugénie Grandet und Julie D'Aiglement, um nur ein paar zu nennen. Ich sehe da einfach kein Problem. :grin


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Zitat

    Original von Tom
    Hier ein sehr interessanter Artikel aus "Die Zeit" zum Thema "historische Romane" (von 1999).


    Dem Artikel ist fast nichts hinzuzufügen. :grin


    Liebe Grüße,


    Iris
    (die auch in der Tradition von Sir Walter Scott arbeitet, und nicht nur Doku-Dramen basteln will :grin)

  • Zitat

    Original von Iris
    Außerdem sind einige der bewegendsten und besten weiblichen Hauptfiguren der Weltliteratur von Männern entworfen worden: Madame Bovary, Effi Briest, Thérèse Raquin, Eugénie Grandet und Julie D'Aiglement, um nur ein paar zu nennen.


    Heisst das, dass Männer am Ende doch die Frauen besser verstehen, als die Frauen sich selbst?? :grin


    Gruss,


    Doc