Kritische Diskussion zu den "Biss-Romanen"

  • Was mich an diesem Buch gefesselt hat ist seine "einfachheit" die es aber trotzdem ermöglicht in diese Welt abzutauchen.
    Ein entscheidener Punkt ist dabei glaube ich die Fragestellung.
    Möchtest du WIE Bella sein?
    -nein, manchmal geht sie mir sogar gewaltig auf den Keks :-). Ihr verhalten ist für mich oft unverständlich und gleicht nicht im geringsten meinem Wesen.



    Möchtest du Bella sein?


    - ja!!! zumindest solange ich in diese Welt abtauche. Was im wahren Leben unerträglich wäre läßt sich da so einfach leben.
    Und für die Zeit in der ich das Buch lese hätte ich nichts lieber als einen Edwart.
    Irgentwo hab ich mal gelesen: Ich will nicht den Prinzen auf dem weißen Pferd,sondern einen Vampir der Volvo fährt.
    Das trifft es ganz gut. Der atemberaubende schöne Beschützer der aus Liebe alles tut.Ist doch wunderbar!!!


    Im realen Leben nennt man sowas Liebeskasper (der dann auch selten so gutaussehend ist).

  • Ein interessanter Punkt: schöne Männer sind heute begehrt. Und good old Edward erfüllt diese Anforderung par excellence.


    Früher legte man vor allem Wert auf einen anständigen Charakter, Ideale, gern etwas Kerniges - und Humor. ;-) Die Franzosen scheinen das auch heute noch so zu halten, wenn man sich ihre großen Helden im Film ansieht.


    In den Verunreinigten Staaten und hierzulande hat sich diese Vorstellung offensichtlich gewandelt. Gut aussehen muss der Kerl, das ist das Mindeste!
    Vielleicht spiegelt sich da ein bisschen unsere Zeit wider: auf das Äußere kommt es an, vorzeigbar muss es sein, dann erträgt man auch die übrigen Macken leichter.


    Ehrlich gesagt, würde mich das aber über die Macke des Vampirseins auch nicht hinwegsehen lassen: allein, was dem Kerl alles an tollen Speisen entgeht - mit dem macht Kochen oder Essen gehen ja keinen Spaß mehr. In gewissem Sinn ist der nichts anderes als ein behinderter Mensch, statt blind oder taub eben geschmacklos (sic!). Handicapped eben.
    Da tröstet es auch nicht viel, wenn man sich dank seiner Stärke den Wagenheber beim Reifenwechseln spart und sich der Mann in 1000 Jahren noch an die Augenfarbe der Liebsten erinnern kann, wenn schon die Akte im Altersheim seit ewigen Zeiten im Schredder ist.
    Nun, so etwas schafft eben gewisse Differenzen.


    Tröstlicherweise können (und müssen) die meisten auch glücklich werden, wenn sie ein weniger optisch ansprechendes Exemplar auf dem Männermarkt ergattern.
    Da kann man es letztlich nur mit Peter Alexander halten: "ein Mann muss nicht immer schön sein".


    Also lieber her mit Jean Reno, Vincent Cassel oder Daniel Auteuil.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ach, naja, man muss die Kirche im Dorf lassen. Ich glaube nicht, dass Mädels unbedingt das Frauenbild der Bücher teilen, auch wenn sie auf die stehen.
    Ich kann eine ganze Menge End-Zwanzigerinnen, die die Bücher toll finden. Kluge, selbstbewusste Frauen, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen und jeden Typen, der nur halb so possessiv wie Edward ist, auf den Mond schießen würden. Wahrscheinlich stimmt es, dass ein bestimmtes Bedürfniß nach Schutz und sich-fallen-lassen dahinter steckt, dass heißt aber nicht, das sie das wirklich umsetzten wollen.
    Hausmütterchen-Typen hat es auch 68 gegeben, ich würde vermuten sogar mehr als heute. Ich finde es auch schade, dass viele Mädchen und junge Frauen heute so wenig politisiert sind und emanzipiert schon fast ein Schimpfwort ist. Aber wir sind jetzt auch nicht auf dem Weg ins 19. Jahrhundert...

  • Zumal ja immer 2 Herzen in einer Brust schlagen. Die meisten Frauen müssen in der jetzigen Zeit arbeiten und ihren "Mann" stehen. Viele wollen das auch und müssen umso mehr taff sein. Sich durchstzen, selbstständig und stark sein.
    Sicher ein Punkt den die meisten Frauen mehr als positiv gegenüber stehen.
    Trotzdem ist da aber der Wunsch nach dem Helden und Beschützer und der läßt sich doch durch Geschichten wie Bis(s) wunderbar herzaubern.
    Vielleicht ist die begeisterung für Edwart nicht Ausdruck davon das Mädchen/Frauen doch (zu)wenig emanzipiert sind als vielmehr wie stark sie es sind?!

  • Noreia : also quasi, dass (überspitzt gesagt) alle Männer solche Waschlappen sind, dass man von einem Edward nur noch träumen mag/kann?


    Mag sein, manchmal habe ich auch die Schnauze voll davon, immer meine "Frau stehen" zu müssen.


    Alice : immer her mit Vincent Cassel. :mahlzeit


    Clio : ich finde die Bücher ja auch unterhaltsam. Es hatte mich halt gewundert, dass das Frauenbild nirgendwo thematisiert wird.

  • @ Clio:


    Achtung! Ironie!



    noreia04


    Die Frauen - und auch Mädchen - der heutigen Zeit, haben das Privileg, einer Tätigkeit nachzugehen, die sie sich selber aussuchen können und bei der sie ihr eigenes Geld verdienen. In früheren Zeiten war es selbstverständlich, dass die Frau den Mann bei der Arbeit unterstützt hat. Da war nichts mit Auswahl oder Geld verdienen, sondern knochenharte Schufterei auf Feld und zu Hause, um das Überleben einer meist vielköpfigen Familie zu sichern.
    Das Bild von der Frau, die nur zu Hause sitzt und die Kinderlein wiegt, kam erst sehr viel später auf.


    Dass Frauen einen "starken" Mann suchen, hängt wohl in erster Linie damit zusammen, dass instinktiv ein Familienernährer und -beschützer gesucht wird. Kaum eine Frau wünscht sich einen schwächeren Partner. Natürlich steigt der Beschützer-Faktor des Mannes je schwächer eine Frau selbst ist.
    Die Suche nach einem Beschützer hat aber meines Erachtens nichts mit Emanzipation oder deren Fehlen zu tun. Das eine schließt das andere nicht aus. Auch als starke Frau und Persönlichkeit kann man sich nach einem dominanten Partner sehnen.


    Die Edward-Begeisterung rührt wahrscheinlich daher, weil er ein altes, aber erfolgreiches Muster bedient, das viele Leserinnen in aktueller Literatur nicht finden. Es ist dann vielleicht eine Art Aha-Erlebnis. Dabei ist dieser Typus Held sehr häufig. Bei der "Biss-Serie" wird das dann noch in ein vertrautes Umfeld (Schule, Kleinstadtalltag, Teenager) verpackt - fertig ist die mundgerechte Mischung.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Cookiemonster, du hast schon recht. Ich finde es total gut, dass du die Frage aufgeworfen hast. Ich kriege immer die Krise, wenn ein Film oder Buch rassitsich oder sexistisch oder sonst irgend etwas ist und dann nur gesagt wird "Wieso, ist doch nur ein Film/Buch." :fetch
    In dem Fall habe ich nur ein konkretes Beispiel, dass es manchmal gar nicht so einen großen Einfluß hat, wie man denkt. Ich fand sowohl Bella als auch Edward übrigens genau aus diesem Grund superanstrengend....
    P.S.: Und an alle Männer da draußen. Nein, ihr seid nicht alle Schlappschwänze und Weicheier, eine gleichberechtigte Partnerschaft zu leben ist nämlich viel schwieriger und braucht viel mehr Mut als ein Weibchen an der Leine zu führen!!!

    :lesend Walter Kempowski "Das Echolot"

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  • Cookiemonster : so würde ich es nicht nennen wollen :-)


    Eher das der normale Mann selten die Möglichkeit hat die Welt -oder zumindest das Leben seiner Liebsten- zu retten.
    Und Frauen für gewöhnlich nicht weich und zart durch die Weltgeschichte tippeln wollen/können.


    Zudem sind Männer halt auch nur Menschen und besitzen nicht die Überirdischen fähigkeiten wie Edwart.
    Wäre im waren Leben ja auch sehr anstrengend.

  • Zitat

    Original von Clio
    Ich kriege immer die Krise, wenn ein Film oder Buch rassitsich oder sexistisch oder sonst irgend etwas ist und dann nur gesagt wird "Wieso, ist doch nur ein Film/Buch." :fetch


    Danke, Clio! Du hast auf den Punkt gebracht, was mich an der ganzen Sache so beschäftigt hat. Dabei muss es nicht mal unbedingt dieses Buch sein - es gibt einfach gewisse Tendenzen, auf die ich sehr hellhörig reagiere und mich dann immer wundere, ob das sonst niemandem auffällt.
    Nehmen wir mal an, da gäbe es ein Buch, in dem einer der Hauptcharaktere Tiere quält -mir persönlich würde es einfach sehr schwer fallen, so etwas zu abstrahieren. Damit wäre mir wohl der ganze Rest vom Buch verleidet.
    Bei Folletts "Säulen der Erde" z.B. fand ich die Vergewaltigungsszene dermaßen abstoßend, dass ich den Rest des Buches nur noch überflogen habe. :yikesDa konnten der Rest des Buches oder die Charaktere auch nichts mehr rausreißen...
    Ich will aber nicht in Abrede stellen, dass es sehr wohl Leute geben mag, die das trennen und ein Buch trotz dieser Ärgernisse mit Gewinn lesen können, ohne dass man daraus irgendwelche Rückschlüsse auf ihr Privatleben ziehen müsste. Das ist ja in der Diskussion hinreichend deutlich geworden.

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Clio und Regenbogenratte: eben das war ja für mich ausschlaggebend bei der Frage: natürlich ist es nur ein Buch...aber: für Frau Meyer ist es eben auch Weltanschauung, und nicht nur eine Wendung des Plots. :wave

  • Cookiemonster : Ja, sicher. Allerdings spielen doch bei allen Büchern die unterschiedlichen Weltanschauungen, Grundeinstellungen, Frauen-und Männerbilder etc. der Autorinnen und Autorinnen mehr oder weniger im Hintergrund eine Rolle.
    Das kann dann auch mal so deutlich sein, dass bestimmte Leser sich davon gestört fühlen - so geht es mir in diesem Fall, während andere darüber hinwegsehen können.
    Daher finde ich deine Ausgangsfrage sehr wichtig. Wenn Grundeinstellungen des Autors in einem Buch dermaßen deutlich rüberkommen, darf man auch schon mal öffentlich darüber diskutieren. Man muss ja nicht alles schlucken, nur, weil es "ja bloß ein Buch" ist.

    Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte "Wo kämen wir hin" und niemand ginge, um zu sehen, wo wir hinkämen, wenn wir gingen.
    :fechten

  • Naja viele mögen das Buch sehr gern, und ich versteh nicht was da in dem Buch irgendwen stören könnte.


    Bella ist nun mal nich grad die intelligenteste, vl is sie auch ein klein wenig tollpatschig...


    Aber was solls?
    Und Stephenies Männerbild, Edward, trifft ja anscheinend den Geschmack von ziemlich vielen :D

    Wenn man vom dem getötet wird, den man liebt, hat man keine Wahl. Wie kann man fliehen, wie kämpfen, wenn man damit dem Geliebten wehtun würde?

  • Wie man solche Bücher einschätzt berührt die ganz grundlegende Frage: Was für einen Einfluss hat Kultur auf uns? Beeinflussen uns die Bücher, die wir lesen, die Filme, die wir sehen? Das ist eine ziemliche schwere Frage. Ich glaube, dass sie uns sehr stark beeinflussen, vor allem dort, wo wir uns dessen nicht bewusst sind. Um zum Beispiel meiner Freundinnen zurückzukommen, die die Biss-Bücher zu lesen. Die sind sehr wohl in der Lage dieses Frauenbuch kritisch zu hinterfragen, auch wenn sie die Bücher toll finden. Wenn aber jemand nur Liebesromane dieser Art liest (und die ganze Nackenbeißer-Literatur funktioniert ja nach diesem Schema), kann ich mir schon vorstellen, dass er (oder eher sie :grin) das dann als Idealvorstellung von Beziehung ansieht.

    :lesend Walter Kempowski "Das Echolot"

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  • Zitat

    Original von Clio
    Beeinflussen uns die Bücher, die wir lesen, die Filme, die wir sehen?


    Eine interessante Frage, die ich persönlich mit "Jein" beantworten würde. Auf der einen werden wir sicher von Büchern und noch mehr von Filmen beeinflusst, schaue ich z. B. Gruselfilme gehe ich sicher nachts nicht alleine in der Gegend rum. Andererseites kann ich mir nicht vorstellen, dass z. B. jemand (Mädchen) aufgrund der Lektüre der Biss-Bücher auf die Idee kommen, sie müssten jetzt sich für den erstbesten Mann "opfern". Ich kann mir da nicht vorstellen, sich so mit Bella zu identifizieren. Liest Mädchen allerdings nur solche Bücher, könnte es natürlich Schwierigkeiten geben, da stimme ich Clio zu.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Zitat

    Original von Manu*


    Bella ist nun mal nich grad die intelligenteste,


    Da möchte ich dir widersprechen, ich habe zwar erst den ersten Band gelesen (+ Film), aber hier wird Bella als sehr intelligent, klug, belesen und fleißig beschrieben (z. B. 2. Biologiestunde als sie irgendwelche Stadien zuordnen müssen oder eine Hausarbeit über Shakespeares Frauenbild, die sie sehr schnell bearbeitet hat).


    In der Hinsicht würde ich sie als sehr positives Vorbild sehen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zum Frauenbild von Meyer hab ich kürzlich ein interssantes Kurzinterview mit Nicola Bardola gehört, der zu den Biss-Romanen auch ein Buch geschrieben hat (Bestseller mit Biss: Liebe, Freundschaft und Vampire - alles über die Autorin Stephenie Meyer). Neben dem hier angesprochenen reaktionären Frauenbild spricht er davon, dass Bella ein sehr, sehr starker Charakter ist mit einem Ziel, das sie rücksichtslos anpeilt.


    (Link zum Nachhören: http://www.br-online.de/podcas…iwan-buechermagazin.shtml
    Die Sendung vom 14.02.2009, Beginn des Interviews nach ca. 14:00 Minuten. )


    Dieser Meinung kann ich mich nach der Lektüre des 1. Bandes durchaus anschließen: auf der einen Seite ist sie wahnsinnig naiv, auf der anderen weiss sie sehr genau, was sie will. Daneben ist sie auch wahnsinnig mutig, fast schon zu mutig! Ich denke, Bella ist sehr vielschichtig, es wäre falsch, sie einseitig als "Heimchen am Herd" zu sehen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • verwirrent finde ich dass die hochzeitnacht so keusch übergangen wir- später aber erwähnt wird das rose und ihr typ(mir ist der name entfallen) bei ihren sexuellen ausschweifungen meherer häuser zerstört haben. man möge sich das bildlich vorstellen. da fände ich ansätze der hochzeitsnacht doch keuscher :grin

  • Ich bin auch schon nah am Verfallsdatum und habe die Bücher verschlungen! Ich fands einfach gut zu lesen, wenn ich mich in alle Bücher so reindenken würde - würde ich gar nix lesen, denn es gibt immer irgendwo einen Haken.

  • noreia04 Rosalies Partner heißt Emmett



    Generell finde ich das diese Bücher die "altmodische Lovestory" ins Moderne übertragen. Ich finde viele Verhaltensweisen der Charaktere sehr reaktionär, so dieses Beschützerhafte und auch dieses in sich geschlossener derRomane: Bella ist irgendwie die klassische Jungfer in Nöten: sie ist nicht unbedingt dumm, aber ein naives Mädchen, das eben wirklich noch sehr wenig Lebenserfahrung hat (mal abgesehen davon das sie sich um ihre Mutter kümmerte, aber das fördert lediglich das Verantwortungsbewusstsein), Edward hingegen ist herrlich Antiquiert und zeigt halt eben den klassichen, wohlerzogegen Gentleman seiner Zeit. Weist aber eben ein ganzes Jahrhundert mehr Lebenserfahrung auf als Bella.
    Und es gab mal einen Beirtag in einem Kulturmagazin, das sich mit dem Glauben der Autorin beschäftugte (ich weis nicht mehr genau wann) auf alle Fälle tauchen viele Regeln der Mormonen auch in den Büchern auf. Ich will das aber nicht pauschalisieren in dem ich sage das es ein spießiges Weltbild ist, es gibt auch eben Abweichungen, wie die Kämpfe oder die Brutalität der Volturi. Aber generell ist das Paar Edward/Bella schon ein echt spießiges Paar - leben mit Großfamilie,Hochzeit, Kind....