Titel der englischsprachigen Originalausgabe: "The consequences of love"
Die Handlung spielt in den 80er Jahren in Jeddah, Saudi-Arabien. Der 20-jährige Naser ist vor etwa 10 Jahren von seiner Mutter zusammen mit seinem kleinen Bruder aus einem Flüchtlingslager im Sudan zu seinem Onkel nach Jeddah geschickt worden. Als Flüchtling aus Eritrea hat Naser es nicht leicht. Alle Einwanderer müssen einen saudi-arabischen Sponsor haben, der einmal im Jahr die Aufenthaltsgenehmigung verlängert und sich das gut bezahlen lässt, unter Umständen auch mit Sex. Immigranten wie Naser steckt ständig die Angst vor der Deportation im Nacken, und so haben sie nicht viele Möglichkeiten als möglichst nicht anzuecken und den Saudis zu Diensten zu sein.
Nasers Onkel ist irgendwann mit Nasers Bruder nach Riyadh umgezogen, ohne eine Adresse zu hinterlassen oder sich Gedanken zu machen, was aus Naser wird. In die Schule oder in die Moschee geht Naser schon lange nicht mehr, da er die Hasspredigten nicht mehr hören möchte. Der Zugang zu Universitäten bleibt Ausländern verwehrt. Naser arbeitet in einer Autowäscherei. In einer Gesellschaft, in der es eine strikte Trennung der Geschlechter gibt und es keine Möglichkeit gibt, zu daten, nehmen sich viele Männer einen Liebhaber bis sie heiraten. Naser fällt es ihm schwer, die Avancen anderer Männer abzuwehren. Tief im Inneren ist er einsam und sehnt sich nach einer Frau, ohne jedoch eine Chance zu sehen, unter diesen Bedingungen jemals eine Beziehung zu haben. Sein Leben kommt ihm vor wie ein Schwarz-Weiss-Film. Weissgekleidete Männer und schwarzverhüllte Frauen wandeln durch die von weißen Häusern gerahmten Straßen von Jeddah.
Doch eines Tages wirft eine verschleierte Frau eine Botschaft vor seine Füße. In einer Stadt, in der alle Frauen gleich aussehen, werden ihre pinkfarbenen Schuhe zu ihrem Erkennungszeichen und sein Leben bekommt Farbe. Beide nehmen ein großes Risiko auf, ihre Beziehung aufrechtzuerhalten. Sich treffen, miteinandere reden, selbst Briefe auszutauschen ist praktisch unmöglich in einem Land, in dem die Religionspolizei streng auf die Geschlechtertrennung achtet und in dem es täglich öffentliche Enthauptungen und Steinigungen gibt. Wer nur ausgepeitscht und deportiert wird, kommt noch gut weg. Dass es für Einwanderer mit UN-Pass (Flüchtlinge aus Kriegsgebieten) nahezu unmöglich ist, legal an ein Visum für Europa zu kommen, weil sie ja nun in einem "sicheren Land" sind, ist unter diesen Umständen wirklich ein schlechter Witz.
Das Buch wird in der Ich-Form von Naser erzählt. In Rückblenden erfährt man auch etwas über seine Vergangenheit. Außerdem werden die Briefe von Fiore, der Frau mit den pinkfarbenen Schuhen, immer wieder eingestreut, es ist aber kein Briefroman.
Das Buch ist nicht nur eine wunderschöne Liebesgeschichte, sondern der Autor thematisiert viele Probleme mit denen Männer und Frauen in Saudi-Arabien täglich konfrontiert sind und die Unmenschlichkeit der Gesetzgebung und die Folgen unterdrückter Sexualität.
Ich habe das Buch in 1 1/2 Tagen verschlungen und es ist eins der schönsten und traurigsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe. Ich hoffe, noch mehr von diesem Autoren lesen zu können.
Über den Autor
Sulaiman Addonia wurde als Sohn einer eritreischen Mutter und eines äthiopischen Vaters in Eritrea geboren. In seiner Kindheit verbrachte er nach dem Om-Hajar-Massaker von 1976 etliche Jahre in einem Flüchtlingscamp im Sudan. Später lebte und studierte er in Dschidda, Saudi-Arabien. Seit 1990 lebt er in London. »Die Liebenden von Dschidda« ist sein erster Roman.
Weitere Informationen zum Buch und zum Autor gibt es unter: www.theconsequencesoflove.co.uk
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