Sharon Bolton: Schlangenhaus

  • "Schlangenhaus“ von Sharon Bolton ist ein feinsinniger und packender Krimi aus dem Süden Englands.


    Die Tierärztin Clara Benning lebt zurückgezogen in einem kleinen Ort in der Grafschaft Dorset. Hauptsächlich und mit viel Hingabe kümmert sie sich um die Wildtiere in ihrem Bezirk. Menschen meidet sie meist; sie schämt sich wegen einer großen Narbe, die ihre linke Gesichtshälfte entstellt. Als einige Bewohner im Dorf von Schlangen attackiert werden, glauben Clara und auch die Polizei zunächst noch an einen Zufall. Als allerdings eine hochgiftige tropische Natter gefunden wird und außerdem Einbrecher ihr Haus heimsuchen, fängt die Tierärztin an, auf eigene Faust zu recherchieren. Bald stößt Clara auf ein Geheimnis, das 50 Jahre in die Vergangenheit zurück reicht und von den Dorfbewohnern eisern verschwiegen wird ...


    Mein Fazit:


    Wie „Todesopfer“ ist auch Sharon Boltons zweiter Roman „Schlangenhaus“ wieder ein feinsinniger und packender Krimi, der diesmal im Süden Englands spielt. Bolton baut eine komplexe Geschichte auf, die sich mit Schlangenpredigern, dunklen Geheimnissen, mystischen Ritualen, aber auch mit Claras traumatischer Vergangenheit beschäftigt.


    Im Besonderen setzt sie sich dem ambivalenten Verhältnis vieler Menschen gegenüber Schlangen auseinander. In der Mythologie haben diese Tiere viele Bedeutungen, vom Sündenfall in der christlichen Religion bis hin zur Schlange im Aesculapstab der Mediziner. Sharon Bolton räumt in ihrem Krimi mit Vorurteilen auf und erzählt viele interessante Details über die Reptilien ohne Beine. Ein fesselnder Krimi aus England.

  • Das ist doch mal eine positive Rezi eines interessanten Thrillers - der bei mir schon zuhause steht und mich jetzt natürlich ganz heftig anzwinkert. :wave

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe das Buch letztes Wochenende in einem Rutsch durchgelesen. Mir gefiel es noch besser als Todesopfer. Es bekommt volle 10 Punkte, und ich freue mich darauf noch mehr Bücher von ihr zu lesen.

    Manchmal ist es besser durch Schweigen den Eindruck von Inkompetenz zu erwecken, als durch Reden letzte Zweifel daran auszuräumen.


  • Danke für die eingehende gute Rezi.
    Ich habe das Buch in einem Zug gelesen und bin wirklich begeistert.
    Es ist ein sehr gelungenes Werk und sei jedem Interessierten wärmstens empfohlen. Es lohnt sich.


    Von mir gibt es volle 10 Punkte.

  • Schlangen gehörten noch nie zu meinen Lieblingstieren und nach der Lektüre dieses Buches hat sich das auch nicht geändert. :grin
    Aber spannend und interessant war es. Die Lebens- und Verhaltensweisen der Schlangen, verpackt in einem Thriller. Genial. So macht lernen Spass. Von mir erhält das Buch 9 Punkte.

  • Sharon Bolton sollte man auf jeden Fall auf seiner Liste haben, wenn man Thriller mag.
    Hier wendet sie sich Schlangen zu und entwickelt durch sie eine verwickelte Geschichte um Glauben, Liebe zu Tieren, verletzten Menschen und der englischen Landschaft.


    Schlangen sind schöne und faszinierende Geschöpfe. Ich gebe zu, ich fand sie und alle anderen Reptilien schon immer sehr interessant. Und seid diesem Buch noch mehr.


    Boltons Heldin, Clara, ist eine verletzte Person. Entstellt seid Kindesalter, hat sie Verhaltensformen entwickelt, die sie vor zuviel Interaktion mit anderen Menschen bewahrt. Leider geht das, wie so oft, nach hinten los. Plötzlich ist sie der Mittelpunkt in einem sehr ungewöhnlichen Kriminalfall.


    So interessant die Geschichte und die Krimihandlung ist, so genervt hat mich die Heldin. Clara ist im Gesicht durch eine Narbe entstellt. Erst sehr spät erfahren wir, wie es dazu kam und wie stark die Entstellung ist. Aber Clara verhält sich einfach dumm. Sie macht ständig sehenden Auges die dümmsten Dinge, ist super verklemmt und gehemmt wegen ihrer Narbe, dabei kann es gar nicht so arg sein, denn 2 ziemlich interessante Kerle hegen plötzlich Absichten bei ihr. Wenn sie trotz Narbe so interessant und attraktiv ist, wäre ihr das bestimmt in ihrem knapp 30jährigen Leben schon früher begegnet.
    Aber so ist es nunmal wohl in der literarischen Welt ;-)


    Nichts destro trotz liest sich das Buch weg wie nichts. Es ist spannend, interessant und mal was anderes. Daumen hoch für Sharon Bolton. Und ungeduldiges Warten auf ihr nächstes Buch.

  • Seit Greg Iles hat sich mein zufälliger Griff in das Regal mit den Thrillern nicht mehr als so glücklicher Fund heraus gestellt. Da ich in den letzten Jahren vermehrt Thriller gelesen habe, hatte ich irgendwann das Gefühl vieles zwei Mal zu lesen. Umso erfreuter war ich über 'Schlangenhaus'. Die schmale Schneise zwischen Fantastischem und Realem, die die Autorin immer wieder antippt, aber doch nie überschreitet, macht das Ganze interessant und ihre Themenwahl hat immer auch etwas von Schatzsuche. Das hat mich auch bei 'Todesopfer' begeistert. Eine sympathische, aber nicht 0815 Hauptperson (was ich bei weiblichen Hauptcharas inzwischen nicht mehr so häufig erlebe), ein fesselndes Thema und viel Spannung. Mich spricht auch das 'paradisische' Ambiente an und auch wenn ich kein besonders großer Schlangenfan bin, so gibt das Buch doch zumindest den Anreiz, die Tiere faszinierend zu finden.


    Ich werde Bolton Werdegang auf alle Fälle weiter verfolgen ;)

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Mmmhh.. Habe bisher noch nichts von Sharon Bolton gehört.. Aber für mich als Thriller-Fan werde ich das wohl mal ausprobieren..

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Mir hat das Buch, nachdem ich schon "Todesopfer" gern gelesen hatte, auch wieder gut gefallen. Die Geschichte ist interessant und es gibt nicht nur viele Verwicklungen, sondern auch viele interessante Charaktere, denen sich die Autorin mit psychologischem Interesse widmet. Das und die Beschreibungen einiger schön schauriger Schauplätze hat mir an dem Buch am besten gefallen. Zum Ende hin zog es sich aber für meinen Geschmack enorm, Clara war mir einfach zu lange allein und auf eigene Faust unterwegs und es war vieles enorm detailliert geschildert. sodass ich regelrecht genervt war. Auch wusste ich manchmal gar nicht mehr, wer jetzt wie in alles verstrickt war. Dennoch war es insgesamt ein sehr unterhaltsames Buch!


    Zitat

    Original von Darcy
    So interessant die Geschichte und die Krimihandlung ist, so genervt hat mich die Heldin. Clara ist im Gesicht durch eine Narbe entstellt. Erst sehr spät erfahren wir, wie es dazu kam und wie stark die Entstellung ist. Aber Clara verhält sich einfach dumm. Sie macht ständig sehenden Auges die dümmsten Dinge, ist super verklemmt und gehemmt wegen ihrer Narbe, dabei kann es gar nicht so arg sein, denn 2 ziemlich interessante Kerle hegen plötzlich Absichten bei ihr. Wenn sie trotz Narbe so interessant und attraktiv ist, wäre ihr das bestimmt in ihrem knapp 30jährigen Leben schon früher begegnet.
    Aber so ist es nunmal wohl in der literarischen Welt ;-)


    Clara hat ihre Narbe zum Ende hin einmal genau betrachtet und da scheint sie sie zum ersten mal so wie alle anderen gesehen zu haben. Das war möglich, nachdem jemand zu ihr sagte: 'Es ist nur eine Narbe.' Dieser eine Satz hat alles verändert. Vorher hatte sie sich selbst als entstelltes Monster wahrgenommen, wie sie selbst feststellt. Ich kann mir schon vorstellen, dass auch vorher Männer Interesse an ihr gezeigt haben, aber jetzt waren vielleicht zum ersten Mal welche hartnäckig und auch feinfühlig genug, sich nicht von ihrer Abwehrhaltung abschrecken zu lassen. Sie hat sich plötzlich selbst mit ganz anderen Augen gesehen, als vorher.


    8/10

  • Ich bin ohne große Erwartungen an dieses Buch rangegangen und muss sagen, ich wurde angenehm überrascht.
    Der Roman liest sich recht flüssig und ist spannend und interessant geschrieben, bis auf einige wenige Stellen, die ich persönlich ein wenig zu ausschweifend beschrieben fand. :-]


    Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass die Beschreibungen der Schlangen ekelig sein könnten, was aber nicht der Fall war. Im Gegenteil. Die Autorin hat das, was die Schlangen angeht, interessant (u. scheinbar auch größtenteils wahrheitsgetreu) in einen spannenden Kriminalfall verpackt. Die Charaktere fand ich alle sehr interessant, auch wenn der ein od. andere eher blass geblieben ist. Die Dorfgemeinschaft konnte ich mir sehr gut vorstellen.


    Das ein oder andere Detail in der Handlung fand ich schon ein wenig vorhersehbar, aber wie das Ganze zum Schluss letztendlich aufgelöst wurde, war zumindest für mich, nicht vorhersehbar.
    Schön fand ich auch, wie Clara zum Ende hin mit ihrer Einstellung zu ihrer Narbe umgegangen ist und wie sie ihre Zukunft angeht.


    Ich finde es allerdings schade, dass man nicht erfährt, wie sich die Dinge um Matt und Sean entwickelt haben / hätten. Da hätte ich mir schon 2-3 Seiten mehr dazu gewünscht. :-(
    Ich, an Claras Stelle, hätte Matt schon am Ende (bei der Beerdigung) gefragt, wie es Rachel geht. ;-)



    Ich vergebe 8 von 10 Punkten.

    Liebe Grüße :schuechtern


    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne. -Jean Paul-


    :lesend

  • Bisher bin ich von Sharon Boltons Büchern noch nie enttäuscht worden, so auch nicht von diesem.


    Was ich besonders mag, ist die bereits oben angesprochene Grenze zwischen Realität, Mysterium und Phantastischem, mit den entsprechenden Themen, welche die Autorin immer mal wieder antippt, aber nicht zu Tode reitet.
    Ich entdecke auch gerne Neues und Originelles in Büchern. Hier hat mir besonders der Ausflug in die religiöse Gedankenwelt der Sektierer und das Snake Handling gefallen.
    Das neuste Werk steht bereits auf meiner Wunschliste.